Sure al-Muddaththir

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Sure al-Muddaththir
Muzzammil
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Suren Nr74
Ǧuz29
Offenbarung
Offenbarungsreihenfolge4
Mekkanisch/MedinensichMekkanisch
Statistik
Versanzahl56
Wortanzahl256
Buchstabenanzahl1036

Die Sure al-Muddaṯṯir (arabisch: سورة المدّثّر) ist die 74. Sure des Korans und eine der mekkanischen Suren dieses heiligen Buches. Sie wurde zu Beginn der Bi᾽ṯa (also kurz nachdem Muḥammad (s.) zum Propheten (s.) auserwählt wurde) offenbart. Muddaṯṯīr bedeutet der Eingehüllte und bezieht sich auf den Propheten (s.) Zu Beginn der Sure fordert Gott den Propheten (s.) auf, welcher aufgrund der ersten Offenbarung seelisch sehr mitgenommen war und sich vor Kälte zitternd in einen Umhang gehüllt hatte, aufzustehen und die Menschen zu warnen.

Vielzähligen Überlieferungen nach beziehe sich der Offenbarungsanlass auf Walīd b. Muġeira. Er bezeichnete den Propheten (s.) als Zauberer. Gott hebt in dieser Sure die Größe und die Stellung des Korans hervor und warnt diejenigen, die die Wahrhaftigkeit des Korans bestreiten und ihm Zauberei zuschreiben.

Einer der bekanntesten Verse der Sure ist der 38., wonach jeder Mensch dem verpfändet ist, was er begangen hat. Bezüglich der Vorzüglichkeit des Rezitierens der Sure al-Muddaṯṯir heißt es, dass dem Rezitierenden jeweils gemäß der Zahl derjenigen, die in Mekka den Propheten (s.) bestätigt oder abgelehnt haben, 10 ḥasana als Lohn zuteil wird. Überliefert wurde auch, wer die Sure in seinen Pflichtgebeten liest, den belohnt Gott damit Gefährte des Propheten (s.) mit dem gleichen Rang desselben zu sein. Außerdem wird er im Leben kein Unglück und kein Leid erfahren.

Vorstellung

Benennung

Die Sure wird deshalb al-Muddaṯṯir genannt, da sie mit dem Vers ya ayyuhā al-Muddaṯṯir (du Eingehüllter) beginnt. Dieser Vers ist an den Propheten (s.) gerichtet, welcher durch die erste Offenbarung dermaßen schwach wurde, dass er zu frieren begann und seine Frau bat ihn zu bedecken. Daraufhin verlangte Gott von ihm, dass er sich erheben soll, um das Volk zu warnen.[1]

Offenbarungsort und Reihenfolge der Suren

Die Sure al-Muddaṯṯir zählt zu den mekkanischen Suren und ist in der Offenbarungsreihenfolge die 4. Sure, welche auf den Prophten (s.) herabgesandt wurde. In der jetzigen vorliegenden Koranversion, Muṣḥaf, ist sie die 74. Sure[2] und befindet sich im 24. Guz des Korans.

Anzahl der Verse und weitere Eigenschaften Die Sure enthält 56 Verse, 256 Wörter und 1036 Buchstaben. Sie zählt zu den Mufaṣṣalāt Suren bzw. zu denjenigen, welche kurze Verse haben und und selbst relativ kurz gefasst ist.[3]

Inhalt

Nach Ṭabāṭabāī hat die Sure al-Muddaṯṯir drei Gesichtspunkte:

  • Zum Einen befiehlt Gott dem Propheten (s.) sich zu erheben und die Menschen zu warnen. Der Stil des Befehls impliziert, dass es sich um eine der Anordnungen Gottes kurz nach der Biitha handelt.
  • Zum Zweiten verweist Gott auf die Stellung und die Größe (Macht) des Korans.
  • Und zum Dritten warnt Gott diejenigen, die die Wahrhaftigkeit des Korans leugnen und ihn als ein Zauberwerk abtun. Ebenso übt er Kritik an denjenigen, die gegenüber seinem Aufruf zum Islam aufbegehren.[4] In dieser Sure werden auch die Eigenschaften der Bewohner des Paradieses und der Hölle, sowie die der Hochmütigen geschildert.[5]

Die Bezeichnung des Propheten (s.) als Zauberer

Wie die Überlieferungen und exegetischen Quellen zeigen, beziehen sich manche Verse der Sure al- Muddaththir auf Walīd b. Muġaira. Es liegen hierüber zwei Erzählungen vor:

  1. Die Angehörigen des Qureiš-Stammes versammelten sich in Dār an-Nadwa, um Entscheidungen zu treffen, wie sie dem Propheten (s.) am Besten entgegenwirken können. Walīd, der wegen seiner Überzeugungsfähigkeit bekannt war, spornte sie an ihre Aussagen über den Propheten (s.) zu vereinen. Zuerst beschlossen sie den Propheten (s.) als Dichter, Priester oder Verrückten zu bezeichnen. Walīd lehnte dieses mit der Begründung ab, es wäre irrelevant. Schließlich einigten sie sich darauf den Propheten (s.) als einen Zauberer darzustellen. Stets riefen sie ihm zu: O du Zauberer! O du Zauberer! Dies kränkte den Propheten (s.), woraufhin Gott die Verse 11-25 herabsandte.[6]
  1. Der Prophet (s.) ließ sich zuweilen im Ḥiǧr Ismā᾽īl nieder und rezitierte dort den Koran. Als die Qureiš einst von Walīd wissen wollten, was er denn selbst von dem Propheten (s.) hielt, ging er zu ihm und bat ihn, ihm einige seiner Gedichte vorzulesen. Der Prophet (s.) sagte zu ihm, dieses hier sind die Worte Gottes, dann begann er Verse der Sure Fuṣṣilat zu rezitieren. Als Walīd sie hörte, fand er sie so haarsträubend, daß er eiligst nach Hause zurückkehrte. Die Qureisch glaubten schon er hätte den Islam angenommen, gingen eiligst zu Abū Ǧahl und erzählten ihm davon. Abū Ǧahl fragte daraufhin Walīd: Sind die Worte Muḥammads Gedichte oder ist alles nur Gerede? Walīd lehnte beides ab und bat für die Antwort um eine Frist bis zum nächsten Tag. Letztendlich bezeichnete Walīd b. Muġeira den Propheten (s.) als einen Zauberer, der die Herzen der Menschen entfesselt. Aufgrunddessen wurden die Verse 8-11 herabgesandt.[7]

Bekannte Verse

Jede Seele ist dem verpfändet, was sie begangen hat, mit Ausnahme derer zur Rechten.(Verse 38 und 39)

Im Tafsīr al-Mīzān heißt es, diese beiden Verse weisen darauf hin, daß das Dienerschaftsrecht Gottes, der Glaube an ihn und die guten Taten eine Verpflichtung ist, die alle Menschen betrifft. Glaubt der Mensch und verrichtet gute Werke, erfüllt er dieses Recht, ansonsten nicht.[8] Mit Aṣḥāb al-Yamīn (derer zur Rechten) in den Überlieferungen, die im Tafsīr al-Burhān angeführt sind, sind die Anhänger Imam ᾽Alī᾽s (a.) gemeint.[9]

"Was führte euch in die Höllenglut?" Sie sagen: "Wir waren nicht unter den Betenden und speisten nicht den Armen, sondern führten mit den Schwätzern lose Reden und bezeichneten den Gerichtstag als Lüge.(Verse 42-46)

Imam ᾽Alī (a.) bezieht sich in Rede 199 der Nahğ al-Balāġa auf diesen Vers, um die Wichtigkeit des Gebets hervorzuheben.[10] Laut Tafsir al- Mizan sei mit Gebet (Ṣalāt) im Wort Betenden nicht das Gebet im spezifischen Sinne gemeint, sondern die Aufmerksamkeit bei der Verrichtung der gottesdienstlichen Angelegenheit. Dies umfasst auch alle Arten von Gottesdienst anderer Religionen.[11] In einigen Überlieferungen ist der Betende im Sinne von Befolgung aufgefasst worden, wobei gesagt wurde, daß sich die Höllenbewohner in der Qual befinden, weil sie den Imamen nicht folgten.[12]

Vorzüglichkeiten

Hauptartikel: Vorzüglichkeiten der Suren

Bezüglich der Vorzüglichkeit des Rezitierens der Sure Muddaṯṯīr heißt es, daß dem Rezitierenden jeweils gemäß der Zahl derjenigen, die in Mekka den Propheten (s.) bestätigt oder abgelehnt haben, der Lohn von 10 Ḥasana zuteil wird.[13] Von Imam al-Bāqir (a.) wurde überliefert, jeder der die Sure al-Muddaṯṯīr in seinen Pflichtgebeten liest, den wird Gott zum Gefährten des Propheten (s.) machen, welcher gleichrangig ist mit seinen anderen Gefährten. Ebenso wird er im Leben kein Unglück und kein Leid erfahren.[14]

Im Tafsīr al-Burhān wurde von dem Gesandten Gottes überliefert, jedem, der diese Sure liest wird grosser Lohn zuteil, sollte er sich von Gott wünschen den ganzen Koran auswendig lernen zu können , wird er nicht sterben bevor er es kann. Ähnliches wurde auch von Imam aṣ-Ṣādiq (a.) überliefert.[15]

Übersetzung

Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers

  1. Du Eingehüllter!
  2. Steh auf und warne,
  3. und deinen Herrn, den preise,
  4. und deine Kleider, die reinige,
  5. und Unreinheit, die meide
  6. und sei nicht mildtätig, auf Gegengaben hoffend,
  7. und harre deines Herrn!
  8. Und wenn in das Horn geblasen wird,
  9. so wird das dann ein schwerer Tag,
  10. für die Ungläubigen kein leichter.
  11. Lass mich allein mit dem, dem ich verlieh das Leben!
  12. Ich habe ihm reichlich Gut gegeben
  13. und Söhne, die ihn umgeben,
  14. und machte die Bahn ihm eben.
  15. Doch nach Mehr ist dann sein Streben.
  16. O nein! Gegen unsere Zeichen war sein Widerstreben!
  17. Ich werde ihm Beschwernis geben.
  18. Siehe, er dachte und entschied.
  19. Doch verflucht sei, wie er entschied!
  20. Und nochmals: Verflucht sei, wie er entschied!
  21. Dann schaute er,
  22. dann runzelte er die Stirn und blickte starr umher,
  23. dann wandte er sich um, hochmütig,
  24. und sprach: "Das hier ist nichts als Zauber, wie gewohnt.
  25. Das hier ist nichts als Menschenwort."
  26. Ich werde Saqar ihn verbrennen lassen!
  27. Was lässt dich wissen, was Saqar ist?
  28. Sie lässt ganz und gar nichts übrig,
  29. da sie die Haut versengt.
  30. Über ihr sind neunzehn.
  31. Und nur Engel machten wir zu Höllenwärtern, und ihre Anzahl machten wir nur zur Versuchung für die Ungläubigen, damit Gewissheit die erlangen, denen das Buch gegeben wurde, und die Gläubigen in ihrem Glauben gestärkt werden und kein Zweifel die überkomme, denen das Buch gegeben wurde, und die Gläubigen. Und damit diejenigen, die krank in ihren Herzen sind, und die Ungläubigen sagen: "Was wollte Gott mit einem solchen Gleichnis? Auf diese Weise führt Gott in die Irre, wen er will, und er führt auf den rechten Weg, wen er will. Die Heerscharen deines Herrn kennt nur er selbst. Und es ist nichts als eine Mahnung für die Menschen.
  32. O nein! Beim Mond!
  33. Bei der Nacht, wenn sie weicht,
  34. beim Morgen, wenn er aufschneit!
  35. Siehe, sie ist eines der größten Übel,
  36. als Warnung für die Menschen,
  37. für den von euch, der vorausgehen oder nachkommen will.
  38. Jede Seele ist dem verpfändet, was sie begangen hat,
  39. mit Ausnahme derer zur Rechten.
  40. In Gärten weilend, fragen sie einander
  41. nach den Missetätern:
  42. "Was führte euch in die Höllenglut?"
  43. Sie sprechen: "Wir waren nicht unter den Betenden
  44. und speisten nicht den Armen,
  45. sondern führten mit den Schwätzern lose Reden
  46. und nannten den Gerichtstag Lüge,
  47. bis die Gewissheit zu uns kam."
  48. So nützt ihnen Fürsprache von Fürsprechern nichts.
  49. Was ist denn nur in sie gefahren, sich von der Mahnung abzuwenden?
  50. Ganz so, als ob sie scheue Wildesel wären,
  51. die vor einem Löwen fliehen?
  52. Doch ein jeder von ihnen möchte, dass man ihm ausgebreitete Blätter bringt!
  53. O nein! Doch führten sie das Jenseits nicht.
  54. O nein! Siehe, das ist eine Mahnung,
  55. wer will, der ruft sie in Erinnerung.
  56. Nur, wenn Gott es will, denken sie daran. Er ist es, den man fürchten muss, und er ist fähig zu vergeben.

Fußnoten

  1. Dānešnāmeh Qur᾽ān wa Qur᾽ānpažūhī, 1377 n.i.S., B.2, S.1259.
  2. Ma᾽refat, Āmūzeš-e ᾽Ulūm-e Qur᾽ān, 1371 n.i.S., B.1, S.167.
  3. Dānešnāmeh Qur᾽ān wa Qur᾽ānpažūhī, 1377 n.i.S., B.2, S.1259.
  4. Ṭabāṭabāī, al-Mīzān, 1974, B.20, S.79.
  5. Dānešnāmeh Qur᾽ān wa Qur᾽ānpažūhī, 1377 n.i.S., B.2, S.1259.
  6. Für eine ausführliche Schilderung dieser Geschichte siehe: Makārem Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, B.25, S.221 und 222.
  7. Für eine ausführliche Schilderung dieser Geschichte siehe: Ṭabāṭabāī, al-Mīzān, 1974, B.20, S.92.
  8. Ṭabāṭabāī, al-Mīzān, 1974, B.20, S.96.
  9. Baḥrānī, al-Burhān, 1416 n.H., B.5, S.530.
  10. Nahǧ al-Balāġa Ṣubḥī Ṣāliḥ, 1414 n.H., Rede 199, S.316.
  11. Ṭabāṭabāī, al-Mīzān, 1974, B.20, S.97.
  12. Kuleinī, al-Kāfī, 1429 n.H., B.2, S.382.
  13. aṭ-Ṭabarsī, Maǧma᾽ al-Bayān, 1415 n.H., B.10, S.171.
  14. aṭ-Ṭabarsī, Maǧma᾽ al-Bayān, 1415 n.H., B.10, S.171.
  15. Siehe: Baḥrānī, al-Burḥān, 1416 n.H., B.5, S.512.

Quellenverzeichnis

  • Qur᾽ān-e Karīm, übersetzt von Muḥammad Mahdī Fulādwand, Teheran, Dār al-Qur᾽ān al-Karīm, 1418 n.H.
  • Nahǧ al-Balāġa Ṣubḥī Ṣāliḥ, Qum, Hiǧrat Verlag, 1414 n.H.
  • Baḥrānī, Sayyid Hāšim, al-Burhān fī Tafsīr al-Qur᾽ān, Forschung: Qism ad-Dirāsāt al-Islāmiya Mu᾽asisa al-Bi᾽ṯa Qum, Teheran, Bi᾽ṯat, 1. Auflg. 1416 n.H.
  • Dānešnāme-ie Qur᾽ān wa Qur᾽ānpažūhī, B.2, Bahā ad-Dīn Ḫuramšāhī, Teheran: Dustān-Nāhīd, 1377 n.i.S.
  • Ṣafāī, Qur᾽ān wa Adab-e Fārsī, Sāyt-e Dānešnāmeh Mawḍū᾽ī Qur᾽ān, Besichtigungsdatum: 25 Ābān 1395.
  • Ṭabāṭabāī, Sayyid Muḥammad Ḥusein, al-Mīzān fī Tafsīr al-Qur᾽ān, Beirut, Mu᾽asisa al-A᾽lamī lil Maṭbū᾽āt, 2. Aufl., 1390 n.H.
  • Aṭ-Ṭabarsī, Faḍl b. Ḥasan, Maǧma᾽ al-Bayān, Korrektur Faḍlullah Yazdī Ṭabāṭabāī und Hāšem Rasūlī, Teheran, Nāṣir Ḫosrow, 3. Aufl., 1372 n.i.S.
  • Kuleinī, Muḥammad b. Ya᾽qūb, al-Kāfī, Forschung: Dār al-Ḥadīṯ, Qum, Dār al-Ḥadīṯ, 1.Auflg., 1429 n.H.
  • Ma᾽refat, Muḥammad Hādī, Āmūzeš-e ᾽Ulūm-e Qur᾽ān, Markaz Čāp wa Našr-e Sazmān-e Tabliġāt-e Eslāmī, 1. Auflg., 1371 n.i.S.
  • Makārem Šīrāzī, Nāṣer, Tafsīr Nemūneh, Teheran, Dār al-Kutub al-Islāmiya, 1.Auflg., 1374 n.i.S.