Sure at-Tahrim

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Sure at-Tahrim
Talaq
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Suren Nr66
Offenbarung
Offenbarungsreihenfolge108
Mekkanisch/MedinensichMedinensisch
Statistik
Versanzahl12
Wortanzahl254
Buchstabenanzahl1105

Die Sure at-Taḥrīm (arabisch: سوره التحریم) ist die 66. Sure des Korans und eine der medinensischen Suren dieses heiligen Buches. Sie zählt zu den kurzen Suren und befindet sich im 28. Ǧuz᾽ des Korans. Der Titel dieser bezieht sich auf den ersten Vers. In diesem Vers tadelt Gott den Propheten (s.), weshalb er sich etwas verbietet, was ihm erlaubt und zur Zufriedenheit seiner Frauen ist. In dieser Sure wird von den Frevlern verlangt, sich in echter Reue Gott wieder zuzuwenden (Tauba Taṣūḥ). Zudem werden hier die Effekte des Glaubens am Tage der Auferstehung angesprochen und die Muslime zum Ǧihād (Jihad) gegen die Ungläubigen sowie die Heuchler aufgerufen. Die Frauen der Propheten Noa und Lot werden in dieser Sure als verworfene Frauen und Pharaos Frau, Asiya, und Maria (s.) als rechtschaffene betrachtet und vorgestellt.

Der sechste Vers der Sure at-Taḥrīm ist einer der bekannten Verse dieser Sure, in dem davon gesprochen wird, dass sich die Gläubigen und ihre Angehörigen vor einem Feuer in acht nehmen sollen, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind. Laut den Überlieferungen schafft derjenige, der die Sure at-Taḥrīm liest, sich wieder auf Gottes Weg zurück zu begeben und niemals mehr zur Sünde zurückzukehren. Für das Rezitieren der Sure sind in den Überlieferungen besondere Eigenschaften erwähnt, wie Verminderung der Qual des Verstorbenen und Erleichterung beim Sterben.


Vorstellung

  • Benennung

Der bekannte Titel der Sure ist at-Taḥrīm, welcher ihrem ersten Vers entnommen ist.[1] In diesem Vers wird der Gesandte Gottes gefragt, weshalb er etwas verbietet, was ihm Gott erlaubt hat, derweil er die Zufriedenheit seiner Frauen wünscht.[2] Dieser Sure wird auch "Sura an-Nabī", "Lima Tuḥram" und "al-Muḥtarram".[3]

  • Offenbarungsort und Reihenfolge der Suren

Die Sure at-Taḥrīm fällt in die Kategorie der medinensischen Suren und ist in der Offenbarungsreihenfolge die 108., die auf den Propheten (s.) herabgesandt wurde. Sie ist jedoch in der heute vorliegenden Koranversion (Muṣḥaf) die 66. Sure, welche sich im 28. Ǧuz᾽ des Koran befindet.[4]

  • Anzahl der Verse und weitere Eigenschaften

Die Sure at-Taḥrīm enthält 12 Verse, 254 Wörter und 1105 Buchstaben. Sie wird den Mufaṣṣalāt Suren (Suren mit kurzen Versen) zugeordnet.[5]

Inhalt

In der Sure at-Taḥrīm wird der Prophet (s.) ermahnt (obwohl in der Tat die Ermahnung eigentlich an die Frauen des Propheten gerichtet ist), da er etwas für die Zufriedenheit seiner Frauen verboten hatte, das von Gott eigentlich erlaubt war. Dann werden die Gläubigen dazu aufgerufen, sich vor einem Höllenfeuer zu hüten, dessen Treibstoff Menschen und Steine sind. Diese werden auch darauf aufmerksam gemacht, dass nur ihre guten Werke belohnt werden.[6]

Von den Frevlern wird in dieser Sure aufrichtige Reue verlangt, wobei dann über die Früchte des Glaubens am Tage des Gerichts gesprochen wird, wie über den Gihad gegenüber den Ungläubigen und den Heuchlern (Munāfiqīn). Die letzten Verse handeln von den Frauen des Propheten Noa und Lot, welche als ungerecht dargestellt werden und von den Frauen Asiyā (Frau des Pharaos) wie Maria (s.) (Tochter ᾽Imrāns), welche zu den Rechtschaffenen zählen.[7]

Herabsendungsanlass

Über den Offenbarungsanlass der ersten Verse der Sure at-Tahrīm besteht unter den Koranexegesen keine einheitliche Meinung. Überliefert wird von einigen, dass der Prophet (s.) jedesmal nach dem Morgengebet seine Frauen kurz besuchte. Einst gab eine seiner Frauen, Ḥafṣa, dem Propheten (s.) ein Honiggetränk, so blieb er ein wenig länger bei ihr als gewöhnlich. 'Ayiša war darüber verärgert und so machte sie mit den anderen Frauen des Propheten ab, dass, sollte er sie besuchen sie sagen sollten, er würde schlecht riechen. Der Prophet (s.), dem es sehr unangenehm war nicht gut zu riechen, entschied sich nie wieder diesen Honig zu sich zunehmen.[8] In einer anderen Überlieferung heißt es, es wäre Zeinab bint Ǧaḥš, und nicht Ḥafṣa gewesen, die das Honiggetränk zubereitet hätte.[9] In einer weiteren wird wiederum Umm Salama erwähnt.[10]

᾽Allāma Ṭabāṭabāī erwähnt in seinem Tafsīr al-Mīzān diese und weitere verschiedene Ansichten bezüglich des Herabsendungsanlasses, erklärt aber, dass diese zu den anderen Versen der Sure im Widerspruch stehen.[11]

Bekannte Verse

O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch in acht, euch und eure Angehörigen, vor einem Feuer dessen Brennstoff Menschen sind und Steine

᾽Allāma Maǧlisī schreibt im Hinblick auf diesen Vers, dass der Gläubige sich und seine Angehörigen vor dem Höllenfeuer schützen kann, wenn er Gott gegenüber gehorsam ist und auch seine Familie dazu aufruft, ihr die religiösen Pflichten beibringt, das Gute gebietet sowie das Verwerfliche verwehrt und sie dazu anspornt gute Werke zu verrichten.[12]

Wenn ihr euch beide wieder zu Gott wendet, da eure Herzen ja abgewichen waren ... Doch wenn ihr gemeinsame Sache gegen ihn macht, siehe, Gott ist ja sein Schutzherr. Und Gabriel und jeder fromme Gläubige und zudem die Engel, sie sind Helfer.

Laut einiger schiitischer wie sunnitischer Koranexegeten heißt es unter Berufung auf manche Überlieferungen, dass mit fromme Gläubige Imam ʿAlī (a.) gemeint sei.[13]

Vorzüglichkeit und Eigenschaften

Hauptartikel: Vorzüglichkeiten der Suren

Vom Propheten (s.) wurde überliefert, wer die Sure at-Taḥrīm rezitiert, dem gibt Gott die Möglichkeit ehrliche Reue abzulegen und nie wieder zur Sünde zurückzukehren.[14]

Von Imam aṣ-Ṣādiq (a.) wurde überliefert, wer die Sure aṭ-Ṭalāq und at-Taḥrīm in seinen Pflichtgebeten liest, den schützt Gott vorm Schrecken und Leid und führt ihn ins Paradies, denn beide Suren gehören dem Propheten (s.).[15] Über die Vorteile dieser Sure heißt es, laut Überlieferungen, dass der Tod eines im Sterbebett Liegenden erleichtert wird, wenn man ihm diese Sure aufschreibt. Sie führt ebenso zur Verminderung der Qual von Verstorbenen.[16] Sie wendet auch Not ab. Häufiges Rezitieren ist vorteilhaft für eine gottwollende Person, die Schulden hat.

Übersetzung

Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers.

  1. Prophet! Warum verbietest du, was dir Gott erlaubt hat, derweil du die Zufriedenheit deiner Frauen wünschst? Gott ist bereit zu vergeben, barmherzig.
  2. Gott hat euch die Lösung eurer Eide auferlegt. Gott ist euer Herr. Er ist der Wissende, der Weise.
  3. Damals, als der Prophet einer seiner Frauen etwas anvertraute. Als die es kundtat und Gott ihm dies offenbar machte, da gab er einiges davon bekannt, von einigem davon aber nahm er Abstand. Und als er es ihr dann kundtat, sprach sie: "Wer tat dir das kund?" Er sprach: "Kund tat es mir der Wissende, der Kundige."
  4. Wenn ihr euch beide wieder zu Gott wendet, da eure Herzen ja abgewichen waren... Doch wenn ihr gemeinsame Sachen gegen ihn macht, siehe, Gott ist ja sein Schutzherr. Und Gabriel und jeder fromme Gläubige und zudem die Engel, sie sind Helfer.
  5. Vielleicht tauscht ihm sein Herr, wenn er sich von euch scheiden lässt, bessere Gattinen ein, als ihr es seid: die gottergebene Frauen sind und gläubig, gehorsam und reumütig, dienstbar und sich kasteiend, vormals in Ehe lebend oder auch Jungfrauen.
  6. O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch in acht, euch und eure Angehörigen, vor einem Feuer, dessen Brennstoff Menschen sind und Steine, über ihm sind grimmige und starke Engel, die Gott in nichts trotzen, was er ihnen befohlen hat, und die tun, was ihnen befohlen wird.
  7. ihr, die ihr ungläubig seid: Entschuldigt euch heute nicht, euch wird nur das vergolten, was ihr je getan habt.
  8. O ihr, die ihr glaubt, wendet euch Gott in echter Reue wieder zu, vielleicht, dass euer Herr euch eure bösen Taten tilgt und euch in Gärten führt, unter denen Bäche fließen. An dem Tag, an dem Gott den Propheten und die Gläubigen, die mit ihm sind, nicht beschämen wird. Ihnen voraus und zu ihrer Rechten eilt dann ihr Licht, und sie sprechen: "Unser Herr! Mach unser Licht vollkommen! Und vergib uns! Siehe, du hast die Macht zu allem."
  9. O Prophet! Kämpfe gegen die Ungläubigen und die Heuchler, und sei unnachgiebig gegen sie! Denn ihr Zufluchtsort ist die Hölle, welch schlimmes Schicksal!
  10. Gott hat ein Gleichnis für die Ungläubigen geprägt: Die Frau von Noah und die Frau von Lot. Beide waren zweien von unseren frommen Knechten unterstellt - und betrogen sie. Da halfen ihnen beide nichts mehr gegen Gott. Und es ward gesagt: "Geht ein ins Feuer, zusammen mit den anderen!"
  11. 'Und Gott hat ein Gleichnis für die Gläubigen geprägt: Pharaos Frau, als sie sprach: "Mein Herr, baue mir bei dir ein Haus, im Paradies, und rette mich vor Pharao und seinem Tun, und rette mich vor dem frevlerischen Volk!"'
  12. Und Maria, die Tochter von Imran, die ihre Scham hütete. Da bliesen wir von unserem Geist in sie, und sie glaubte an die Worte ihres Herrn und an seine Bücher. Und sie war eine der demütig Ergebenen.

Fußnoten

  1. Dā᾽irat al-Ma᾽ārif Qur᾽ān Karīm, 1382 n.i.S., 7:335.
  2. Dānešnāme-ie Qur᾽ān wa Qur᾽ānpažūhī, 1377 n.i.S., 2:1257.
  3. Dā᾽irat al-Ma᾽ārif Qur᾽ān Karīm, 1382 n.i.S., 7:335.
  4. Ma᾽rifat, Āmūzeš-e ᾽Ulūm-e Qur᾽ān, 1371 n.i.S., 2:168.
  5. Dānešnāme-ie Qur᾽ān wa Qur᾽ānpažūhī, 1377 n.i.S., 2:1257.
  6. Ṭabāṭabāī, al-Mīzān, 1974, 19:329.
  7. Dānešnāme-ie Qur᾽ān wa Qur᾽ānpažūhī, 1377 n.i.S., 2:1257.
  8. aṭ-Ṭabarsī, Maǧma᾽ al-Bayān, 1372 n.i.S., 10:5.
  9. Suyūṭī, ad-Durr al-Manṯūr fī at-Tafsīr bi al-Ma᾽ṯūr, 1404 n.H., 6:239.
  10. aṭ-Ṭabarsī, Maǧma᾽ al-Bayān, 1372 n.i.S., 10:5.
  11. Qūmī, Tafsīr Qumī, 1363 n.i.S., 2:375.
  12. Maǧlisī, Biḥār al-Anwār, 1403 n.H., 71:86.
  13. Ṭabāṭabāī, al-Mīzān, 1974, 19:332.
  14. aṭ-Ṭabarsī, Maǧma᾽ al-Bayān, 1372 n.i.S., 10:468
  15. Ṣadūq, Ṯawāb al-A᾽māl, 1406 n.H., S.118.
  16. Nūrī, Mustadrak al-Wasā᾽il, 1408 n.H.,2:241.

Quellenverzeichnis

  • Qur᾽ān Karīm, übersetzt von Muḥammad Mahdī Fulādwand, Teheran, Dār al-Qur᾽ān al-Karīm, 1418 n.H.
  • Baḥrānī, Sayyid Hāšim, al-Burhān fī Tafsīr al-Qur᾽ān, Forschung: Qism ad-Dirāsāt al-Islāmiya Mu᾽asisa al-Bi᾽ṯa Qum, Teheran, Buniyād Bi᾽ṯat, 1. Auflage, 1416 n.H.
  • Rāmiyār, Maḥmūd, Tārīḫ-e Qur᾽ān, Teheran, Intāšārāt-e ᾽Ilmī wa Farhangī, 1362 n.i.S.
  • Dā᾽irat al-Ma᾽ārif Qur᾽ān Karīm, Pažūhešgāh-e ᾽Ulūm wa Farhang-e Islāmī, Markaz-e Farhang wa Ma᾽ārif-e Qur᾽ān, Qum, Mu᾽asisa-ie Bustān-e Kitāb, 1382 n.i.S.
  • Dānešnāme-ie Qur᾽ān wa Qur᾽ānpažūhī, B.2, Bahā᾽ ad-Dīn Ḫuramšāhī, Teheran, Dustān-Nāhīd, 1377 n.i.S.
  • Suyūṭī, ᾽Abdurraḥmān b. Abī Bakr, ad-Durr al-Manṯūr fī at-Tafsīr bi al-Ma᾽ṯūr, Qum, öffentliche Bibliothek Ayatullah al-᾽Uẓmā Mar᾽ašī Naǧafī, 1404 n.H.
  • Scheich Ṣadūq, Muḥammad b. ᾽Alī, Ṯawāb al-A᾽māl wa ᾽Iqāb al-A᾽māl, Qum, Dār aš-Šarīf ar-Raḍī, 2. Auflage, 1406 n.H.
  • Ṭabāṭabāī, Muḥammad Ḥusain, al-Mīzān fī Tafsīr al-Qur᾽ān, Beirut, Mu᾽asisa al-A᾽lamī lil Maṭba᾽ū᾽āt, 2. Auflage, 1974.
  • Aṭ-Ṭabarsī, Faḍl b. Ḥasan, Maǧma᾽ al-Bayān fī Tafsīr al-Qur᾽ān, Korrektur: Faḍlullah Yazdī Ṭabāṭabāī, Teheran, Nāṣer Ḫosrow Verlag, 3. Auflage, 1372 n.i.S.
  • Farhangnāme-ie ᾽Ulūm-e Qur᾽ān, Qum, Daftar Tablīġāt-e Islāmī Ḥawza ᾽Ilmiya Qum.