Wunder des Propheten (s.)
Die Wunder des Propheten (s.) oder die außergewöhnlichen Taten des Propheten des Islam (s.) dienen dem Beweis seines Prophetentums. Es wird gesagt, dass es sich um 4.440 Wunder handelt, von denen 3.000 in den verschiedenen Lebensabschnitten des Propheten (s.) aufgezeichnet wurden. Der Koran ist das größte Wunder des Propheten (s.), das als Wort Gottes gilt und aufgrund der Botschaften aus dem Verborgenen sowie dessen Herausforderung als ewig und einzigartig präsentiert wird.
Neben dem Koran, der als spirituelles Wunder gilt, vollbrachte der Prophet (s.) auch andere Wunder, mit den Sinnen wahrnehmbare Wunder, wie die Mondspaltung, das Sonnenwunder, das Baumwunder, die Lobpreisung der Kieselsteine und das Wasserwunder. Diese Wunder waren für die breite Öffentlichkeit verständlich. Vor der Bi’tha (Muhammads Berufung zum Propheten) fanden außergewöhnliche Ereignisse statt, wie die Erschütterung der Vorhalle von Kasra, oder seine Identifizierung durch den Mönch Buhaira, welches als Auftakt zu seinem Prophetentum gilt und mit Irhas bezeichnet wird.
Der Koran hat durch seine Herausforderung (tahaddi) seine Wahrhaftigkeit bewiesen, und ist in den Augen aller Muslime universell und für alle Zeiten gültig. Muslimische Gelehrte schrieben im Laufe der Geschichte viele Bücher über die Wunder des Propheten (s.). In Werken, die als wichtig gelten, wurden diese Wunder gesammelt, analysiert und festgehalten wie zum Beispiel in al-Khara'ij und al-Jara‘ih von Qutb ad-Din al-Rawandi, in Ibn al-Huda von Scheich al-Hurr al-'Amili und in Dala'il an-Nubuwwah von Ahmad al-Baihaqi.
Definition
Weitere Informationen finden Sie unter: Wunder Die Wunder des Propheten (s.) umfassen auch die außergewöhnlichen Taten, die vom Propheten (s.) mit der Erlaubnis Gottes durchgeführt wurden, um seinen Anspruch auf das Prophetentum zu beweisen.[1] In der Definition eines Wunders handelt es sich um eine außergewöhnliche Tat, die von einem Anspruch auf das Prophetentum und einer Herausforderung begleitet wird, die andere nicht ausführen können,[2] es sind also außergewöhnliche Werke, die nur anhand Gottes besonderer Gunst und Erlaubnis vollbracht werden können und dazu dienen das Prophetentum zu bestätigen.[3]
Gemäß dessen, was im Buch al-Manaqib von Ibn Schahrashub erwähnt wird, vollbrachte der Prophet (s.) 4.440 Wunder, von denen aber nur 3.000 in verschiedenen Lebensperioden des Propheten (s.) aufgezeichnet wurden, d.h. vor seiner Geburt, nach seiner Geburt, vor seiner Berufung, nach seiner Berufung und auch noch nach seinem Tod.[4] Die Wunder des Propheten (s.) wurden in einigen Hadithwerken und historischen Quellen gesammelt[5]. In Glaubensdiskussionen, in denen die Wahrhaftigkeit seiner prophetischen Mission behandelt wird, werden diese Wunder als Beweise herangezogen.[6]
Der Koran, das Wunder des Propheten (s.)
Hauptartikel: Der Koran als Wunder Für Muslime stellt der Koran das zeitlose Wunder des Propheten des Islams (s.) dar.[7] Die Bezeichnung des Korans als Wunder bedeutet, dass es für die Menschen unmöglich ist etwas Vergleichbares oder gar eine ganze Sure zu verfassen, da dieses Werk die Worte Gottes verkörpert, dessen Wesen, Eigenschaften und Handlungen einzigartig sind. Gottes Worte unterscheiden sich grundlegend von den menschlichen Ausdrücken. [8] Im Kommentar von at-Tibyan hebt Scheich at-Tussi den Koran als eines der bemerkenswertesten und bekanntesten Wunder des Propheten hervor.[9]
Es wird oft betont, dass der Koran ein Wunder ist, was sich durch seine übernatürlichen Merkmale, die sich in der Konsistenz von Inhalt und Stil, in der Gesetzgebung, in Botschaften über das Verborgene, in unerschütterlichen Wahrheiten sowie im Ausdruck der Geheimnisse der Schöpfung widerspiegeln, sodass die Menschheit nie fähig sein wird eine vergleichbare Schöpfung hervorzubringen.[10] Der Koran fordert in zahlreichen Versen die Ungläubigen heraus doch etwas Ähnliches hervorzubringen, sollten sie dieses Werk nicht als das Wort Gottes anerkennen. Muslime argumentieren, dass die Authentizität des Wort Gottes bewiesen ist, da es niemandem bisher gelang etwas Vergleichbares zu schaffen.[11]
Ist der Koran das einzige Wunder des Propheten (s.)?
Laut Ibn Kathir, einem sunnitischen Gelehrten, und laut Scheich at-Tussi, einem schiitischen Juristen und Exegeten, vollbrachte der Prophet (s.) neben dem Koran zahlreiche weitere Wunder.[12] Der schiitische Exeget 'Abd Allah Jawadi Amoli teilt die Wunder des Propheten (s.) in zwei Hauptkategorien ein: sprachliche Wunder und praktische Wunder. Der Koran zählt zu den sprachlichen Wundern des Propheten (s.).[13] Der Prophet (s.) bediente sich aber auch praktischen Wundern, um die Menschen zu überzeugen. Seine engsten Anhänger begnügten sich mit dem Koran, der als verbales und rationales Wunder galt und baten nicht um praktische Wunder.[14] Ibn Kathir hingegen unterteilte in seinem Werk "Die Wunder des Propheten", also die Wunder, die dem Propheten (s.) zugeschrieben werden, in spirituelle und sinnliche Wunder[15] und sieht in dem Koran das spirituelle Wunder des Propheten (s.).[16] Zudem betrachtet Ibn Kathir die herausragenden ethischen Eigenschaften des Propheten (s.) als ein weiteres spirituelles Wunder und als ein Beweis für sein Prophetentum.[17]
In seinem Buch "I’jaz al-Quran" betrachtet Baqalani, ein asch'aritischer Theologe des vierten und fünften Jahrhunderts n.H., das Wunder des Koran als Grundlage des Prophetentums von Muhammad (s.). Er präsentiert es als ein universelles und zeitlos gültiges Phänomen.[18] Zudem erwähnt er auch weitere Wunder des Propheten (s.), die sich auf bestimmte Personen und spezielle Umstände sowie Zeiten beziehen.[19]
Die mit den Sinnen wahrnehmbaren Wunder des Propheten (s.)
Diese Wunder betreffen im Gegensatz zu den spirituellen Wundern des Propheten (s.) die außergewöhnlichen Werke des Propheten (s.), die über die menschlichen Sinne wahrzunehmen sind.[20] Den Hadithen und historischen Berichten zufolge zählten muslimische Gelehrte Angelegenheiten wie das Vorhersehen von Ereignissen[21], Mubahala (Selbstverfluchungsordal) mit den Christen von Nadschran[22], Mi'raj (Himmelfahrt)[23], Gebetserhörung[24], Heilung von Kranken[25] und die Auferstehung von Toten[26] zu den Wundern und außergewöhnlichen Taten des Propheten (s.). Einige der bekanntesten sinnlich wahrnehmbaren Wunder des Propheten (s.) sind:
Mondspaltung
Hauptartikel: Schaqq al-Qamar Berichten zufolge teilte der Prophet (s.) den Mond in zwei voneinander getrennte Hälften und befahl ihm dann in seinen ursprünglichen Zustand zurückzukehren.[27]Diese außergewöhnliche Begebenheit soll auf Bitte der Polytheisten hin geschehen sein, um die Authentizität seiner prophetischen Ansprüche zu belegen.[28] Laut Scheich at-Tussi heißt es, das Geschehen dieses Wunders wird durch den Konsens der muslimischen Gelehrten bestätigt.[29] Einige Exegeten, darunter Scheich at-Tussi, at-Tabarsi und Fakhr ar-Razi, glauben, dass sich die Verse 1 bis 3 der Sure al-Qamar auf dieses Ereignis beziehen.[30] Sayyid Muhammad Husain Tabatabai, ein schiitischer Gelehrter und Philosoph, führt in seinem Tafsir al-Mizan einige Überlieferungen an und erklärt, dass diese Begebenheit in der Nacht des vierzehnten Dhu l-Hijjah im fünften Jahr nach Hidschra stattfand.[31]
Das Sonnenwunder
Hauptartikel: Radd asch-Schams Radd asch-Schams oder das Zurückhalten der Sonne wird ebenfalls zu den Wundern des Propheten (s.) gezählt.[32] Laut schiitischen Hadith-Quellen ließ der Prophet (s.) eines Tages die schon untergegangene Sonne so weit zurückkehren, dass Imam 'Ali (a.) das 'Asr-Gebet in seiner bevorzugten Zeit verrichten konnte, was natürlich mit der Erlaubnis Gottes geschah.[33]
Das Baumwunder
In Imam Alis Predigt Qasi‘a wird erwähnt, dass eine Gruppe von den Ältesten der Quraisch den Propheten (s.) aufsuchte und sie ihn darum baten, einen Baum zu sich zu rufen, um sein Prophetentum zu beweisen. Der Prophet (s.) sprach einen Baum an und befahl ihm, sich mit Gottes Erlaubnis in ihre Nähe zu bewegen. Plötzlich kam der Baum mit all seinen Wurzeln aus der Erde heraus und bewegte sich auf sie zu. Trotz dieses offensichtlichen Wunders blieben die Quraisch-Ältesten ungläubig und bezeichneten ihn als Zauberer.[34]
Das Lobpreisen der Kieselsteine
Das Lobpreisen einiger Kieselsteine in den Händen des Propheten (s.) und ihr Zeugnis bezüglich seines Prophetentums ist ebenfalls eines seiner Wunder.[35] Aber bezüglich dieses Ereignis liegen unterschiedliche Berichte vor.[36]
Einer Überlieferung zufolge besuchte eine Gruppe von Hadramaut-Führern den Propheten (s.) und fragten: "Woher wissen wir, dass du der Gesandte Gottes bist?" Der Prophet (s.) nahm eine Handvoll Kieselsteine vom Boden auf und sagte: "Diese Kieselsteine werden bezeugen, dass ich der Gesandte Gottes bin." Daraufhin lobpriesen die Kieselsteine in den Händen des Propheten (s.) Gott und bezeugten, dass Muhammad sein Gesandter ist.[37]
Das Wasserwunder
Das Hervorquellen von Wasser zwischen den Fingern des Propheten (s.) stellt eines seiner bemerkenswertesten Wunder dar.[38] In schiitischen und sunnitischen Quellen wurden jedoch unterschiedliche Ereignisse dafür angegeben.[39] Einigen schiitischen und sunnitischen Quellen zufolge waren der Prophet (s.) und seine Gefährten auf dem Rückweg von einer Reise. Die Gefährten waren dermaßen durstig, dass sie dehydrierten. Sie gingen zum Propheten (s.) und baten um Wasser. Der Prophet (s.) steckte seine Hand in einen Wasserbeutel, worin sich nur etwas Wasser befand, als er seine Hand wieder herauszog und er sie seinen Gefährten hinhielt floss soviel Wasser durch seine Finger, dass jeder von ihnen gesättigt wurde.[40]
Außergewöhnliche Ereignisse vor der Berufung
Hauptartikel: Irhas Irhas sind außergewöhnliche Ereignisse, die vor der Berufung geschahen und mit Mohammad (s.) in Verbindung standen, um den Boden für sein Prophetentum zu bereiten.[41] In Hadithen und historischen Texten werden einige dieser außergewöhnlichen Ereignisse, die dem Propheten (s.) zugeschrieben wurden erwähnt:
Ereignisse während der Geburt
Gemäß dem, was in den Büchern Dala’il an-Nubuwwah von Abu Na'im Isfahani und Baihaqi [42] erwähnt wird, fanden während der Geburt des Propheten (s.) einige besondere Ereignisse statt, die Irhas genannt werden.[43] Es wird erzählt, dass in der Nacht seiner Geburt die Vorhalle von Kasra bebte und ihre 14 Kongresse einstürzten, der Feuertempel von Fars nach tausend Jahren erlosch, der Saveh-See austrocknete und die sassanidischen Priester und Könige in dieser Nacht seltsame Träume hatten.[44]
Ereignisse nach der Geburt bis vor der Berufung zum Prophetentum
In der Predigt Qasi’a wird von Imam Ali (a.) überliefert, dass Gott nach der Entwöhnung des Propheten (s.) den größten Seiner Engel zu ihm sandte, um ihn Tag und Nacht auf die Wege der Tugend und der moralischen Vorzüge der Weltenbewohner zu führen.[45]
Es wird auch überliefert, dass während einer Reise des Propheten (s.) mit einer Gruppe der Quraisch in die Levante, vor der Berufung Muhammads zum Propheten, sie in der Nähe des Klosters von Bahira einen christlichen Mönch trafen, der sich mit der Tora und dem Evangelium auskannte. Bahira lud sie zum Essen ein. Leider fand er keine der Eigenschaften des Verheißenen Propheten in den Menschen, die zu ihm kamen und fragte: "Fehlt noch jemand von eurer Karawane?" Sie zeigten auf den Propheten (s.), eine Wolke beschattete ihn und bewegte sich, wenn er lief. Sofort erkannte Buhira in ihm den Propheten (s.) und sagte zu den Leuten der Karawane: "Bald wird unter euch jemand (zum Propheten) berufen."[46]