Ajal
Ajal (Arabisch: الأجل) ist ein koranischer Begriff, der die Zeitspanne oder das Ende einer Periode beschreibt und auch die Todeszeit eines Menschen umfasst. Im Koran wird der Begriff „Ajal“ sowie damit verwandte Ausdrücke insgesamt sechsundfünfzig Mal in unterschiedlichen Kontexten verwendet. So wird beispielsweise im Koran dargelegt, dass jede Nation eine festgelegte Frist bzw. „Ajal“ hat, die nicht vorverlegt oder verschoben werden kann.
Koranexegeten führen aus, dass die Koranverse sich in Bezug auf den Menschen auf zwei Arten von Ajal beziehen: Ajal Musamma (definitive Frist) oder der unveränderliche Zeitpunkt des Todes, sowie Ajal Mu'allaq (veränderbare Frist) oder der variable Zeitpunkt des Todes. Die Frage rundum Ajal wird in der islamischen Theologie bezüglich des freien Willens und der Vorherbestimmung erörtert.
Definition und Bedeutung
„Ajal“ beschreibt eine Zeitspanne oder das Ende einer Zeitspanne.[1] In Bezug auf den Menschen handelt es sich um den Zeitpunkt seines Todes.[2]
Der Ausdruck „Ajal“ und damit verwandte Begriffe kommen im Koran insgesamt sechsundfünfzig Mal in unterschiedlichen Kontexten vor [3], darunter:
- Die Schöpfung von Himmel und Erde unterliegt einer festgelegten Dauer bzw. einer definitiven Frist (Ajal Musamma), sodass sie nach einer bestimmten Zeit verfallen.[4]
- Die Bewegungen von Sonne und Mond unterliegen einer definitiven Frist (Ajal Musamma).[5]
- Gott verschiebt die Bestrafung von Sünden auf einen bestimmten Zeitpunkt, z.B. bis zum Tod oder bis zur Auferstehung.[6]
- Die Tragzeit eines Fötus im Mutterleib ist zeitlich begrenzt (Ajal Musamma).[7]
- Nationen unterliegen spezifischen Bedingungen, und ihr Ende erfolgt, ohne dass es zu Verzögerungen oder Beschleunigungen kommt.[8]
- Gott hat für jeden Menschen eine spezifische Lebensspanne festgelegt.[9]
Arten von Ajal
Siehe auch: Ajal Musamma und Ajal Mu'alaq Exegeten berufen sich auf den zweiten Vers der Sure al-An'am: "Er ist es, Der euch aus Lehm erschaffen und hierauf eine Frist bestimmt hat. Und (es gibt) eine (andere) festgesetzte Frist bei Ihm; dennoch zweifelt ihr.", um darzulegen, dass es zwei Arten von Ajal gibt: Musamma und Mu'allaq.[10]
Ajal Musamma bezeichnet den unvermeidlichen, unveränderlichen Zeitpunkt des Todes eines Menschen, dessen Kenntnis allein Gott zusteht. Ajal Mu'allaq steht für den natürlichen Zeitpunkt des Todes, der veränderbar ist.[11] Sayyid Muhammad Husain Tabatabai erläutert diese beiden Arten von Fristen wie folgt: Ajal Mu'alaq bezieht sich auf den Zeitpunkt des Todes entsprechend des physischen Zustandes eines Menschen. Ajal Musamma hingegen steht für den unveränderlichen Zeitpunkt des Todes. Er führt an, dass jemand gemäß seines körperlichen Zustands hundert Jahre leben kann, was also unter Ajal Mu'alaq fällt, während der unausweichliche Zeitpunkt des Ablebens früher oder später als diese hundert Jahre eintreffen kann, was die festgelegte Frist (Ajal Musamma) darstellt.[12]
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In der islamischen Theologie
Muslimische Theologen diskutieren das Thema Ajal im Bereich des freien Willens und der Prädestination (Vorherbestimmung).[13] Die Verse über Ajal wurden erstmals von den Asch'ariten als Argument gegen die Mu'tazila benutzt, die den freien Willen akzeptierten.[14] Sie argumentieren, dass laut dieser Verse nur das zeitliche Ende jedes Dings von Gott bestimmt wurde und alle Handlungen dem Menschen zuzuschreiben sind. Andernfalls könnte behauptet werden, bei einem Mord besäße ja der Mörder keinen freien Willen, da der Ajal (Todeszeitpunkt) des Opfers bereits von Gott festgesetzt wurde.[15]
Mu'taziliten meinen also, dass Menschen unrechtmäßige Taten ausüben und solche nicht Gott zuzuschreiben sind, sondern dem Menschen selbst.[16]