Kinder Israels
Die Kinder Israels (Arabisch: بنو إسرائيل) sind die zwölf Kinder, die nach ihrem Vorfahren Jakob, auch bekannt als Israel, benannt sind. Im Koran wird dieser Begriff 41 Mal erwähnt, und es werden die Segnungen Gottes sowie Seine Gebote und häufigen Tadelungen an die Kinder Israels erwähnt.
Aufgrund einer Hungersnot in Kanaan zog Israel mit seinen Söhnen nach Ägypten, wo deren Nachkommen bis zur Zeit Moses (a) verblieben. Mittlerweile verließen sie wegen der Unterdrückung den Pharaos Ägypten. Als Mose (a.) am Berg Sinai war, wandten sich die Kinder Israels der Anbetung des Kalbes zu.
Nach dem Ableben von Mose (a.) und Josua trat die Ära der Richter der Israels ein. Diese Richter waren keine Könige und beschäftigten sich lediglich mit der Strichtung von Konflikten. Jahre später begann die Königsära von Israel mit Talut, gefolgt von David und Salomo (a.). Nach Salomo wurde dessen Sohn zum König ernannt, doch zehn der zwölf Stämme von Israel leisteten ihm keine Gefolgschaft, nur die Stämme Benjamin und Juda gehorchten ihm. Diese siedelten sich in einer Region namens Juda in Jerusalem an. Der Name „Jude“ leitet sich von diesem Stamm ab.
Während der Herrschaft Salomos wurde ein Tempel zur Anbetung errichtet, der als Salomontempel bekannt war. Dieser wurde aufgrund interner Streitigkeiten zwischen den Stämmen von Israel und der Besetzung Jerusalems mehrfach zerstört.
== Terminologie== „Bani Israel“ bedeutet wörtlich „die Kinder Jakobs (a.)“, bezieht sich jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch auf das jüdische Volk,[1] welches auch als „die Kinder Israels“ bezeichnet wird.[2] Im Hebräischen steht Israel für Gottes Auserwählten oder Seine Diener.[3]
==Geschichte==
Jakob (Israel) und seine Söhne flohen aufgrund einer Hungersnot in Kanaan nach Ägypten.[4] Ihre Nachkommen blieben bis zur Zeit Moses (a) dort. Zu dieser Zeit entkamen sie unter der Führung von Mose (a.) dem Druck der Herrschaft des Pharaos und kehrten nach Kanaan zurück. Sie wanderten etwa vierzig Jahre lang durch die Sinai-Wüste,[5] bis Josua nach dem Tod Moses sein Nachfolger wurde und Kanaan nach und nach eroberte.[6]
Aus Sicht vorislamischen Araber war dieses Volk aufgrund seiner himmlischen Bücher, besonderen religiösen Rituale und seines historischen Hintergrunds eine kulturell fortschrittlicher Minderheit. Trotz der koranischen Kultur des frühislamischen Zeit wurden die Israeliten als eine Gemeinschaft mit einer rivalisierenden Identität wahrgenommen[7]
Die Richter Israels
Nach Josua übernahmen mehrere Persönlichkeiten die Führung Israeliten, bekannt als Richter der Israeliten. Es waren keine Könige, sondern beschäftigten sich überwiegend mit der Beilegung interner Konflikte des Volkes. Der letzte Richter der Israeliten war Samuel. Nach ihm begann das Zeitalter der Könige Israels mit Talut, gefolgt von David und Salomo (a.).[8]
Laut dem Alten Testament übernahm nach dem Tod Salomos (a.) sein Sohn die Herrschaft. Aufgrund seiner Unterdrückung weigerten sich jedoch zehn der zwölf Stämme von Israel ihm Gefolgschaft zu leisten, und lediglich blieben ihm die Nachkommen von Juda und Benjamin in einem kleinen Land namens Juda, zu dem auch die Stadt Jerusalem gehörte. Die Bezeichnung jüdisch stammt daher. Die restlichen zehn Stämme gründeten unter der Führung eines der Generäle Salomos eine eigenständige Regierung namens Israel.[9]
Der Tempel Salomos
Der Tempel Salomos bezeichnet den Tempel, den Salomo (a.) in siebeneinhalb Jahren errichtete. Dieser Tempel wurde in Jerusalem auf dem Berg Moriah erbaut.[10] Nach der Spaltung der Israeliten wurde der Tempel von Bakht al-Nasr, dem König von Babylon, zerstört, woraufhin das Volk nach Babylon verschleppt wurde.[11] Später erstarkte Persien, und Kyros eroberte Babylon. Er erlaubte den Israeliten, in ihr Heimatland zurückzukehren. Dort errichteten sie den Tempel erneut; jedoch kam es bald zu Konflikten mit den Römern, die sich durch deren Anwesenheit bedroht fühlten. Im Jahr 70 n. Chr. nahmen sie Jerusalem ein und demolierten den Tempel Salomos (a.) ein zweites Mal. In der Folge wurden die Israeliten über verschiedene Regionen verstreut.[12]
Die Kinder Israels im Koran
Im Koran wird der Begriff "Bani Israel" 41 Mal verwendet.[13] Dieser Name richtet sich hauptsächlich an die Anhänger Moses (a.), also an die Nachkommen Jakobs nach Moses.[14] Zu den Themen, die im Koran über die Kinder Israels behandelt werden, zählen unter anderem: die Nuqaba der Israeliten, Gottes Segnungen für die Israeliten, das Überqueren des Meeres durch sie, Gottes Gebote an sie sowie ihre Tadelung:
===Zwölf Naqib===
Hauptartikel: Die Nuqaba der Israeliten
Im Koran werden zwölf „Nuqaba“ den Nachkommen Israels zugeschrieben, für die islamische Exegeten verschiedene Bedeutungen angeführt haben:[15] Daruter:
- Die Anführer der Kinder Israels[16]
- Die Zeugen, vor denen Gott oder Moses (a.) den Kindern Israels Treue leisteten[17], werden als Naqib bezeichnet. Scheich al-Tusi hat vier Bedeutungen für al-Naqib überliefert: Garant, Treuhänder, Zeuge und Hauptvertreter.[18]
- Garantien, mit denen Gott oder Moses (a.) einen Bund geschlossen haben.[19]
- Die Kinder Jakobs (Israel).[20]
Der Segen Gottes für die Kinder Israels
Die Nachkommen Israels gehören zu den Völkern, für die der Koran in verschiedenen Kontexten Segnungen erwähnt hat, die ihnen zuteil wurden.[21]Diese Gaben sind:
- Erteilen des Urteils (Unterscheiden zwischen Gut und Böse), der Prophetie und das Buches.[22]
- Profitieren von einem reinen Lebensunterhalt.[23]
- Eine Wolke wirft Schatten zum Schutz der Nachkommen Israels vor der Hitze der Wüste.[24]
- Überlegenheit über die Weltbewohner.[25]
- Rettung vor Feinden.[26]
- Den besten Lebensraum schaffen.[27]
- Offenbarung göttlicher Wunder.[28]
- Der Abstieg von Manna und Salwa.[29] (Salwa = Vogel ähnlich einer Taube)[30] Im Tafsir Nemuneh wird darauf hingedeutet, dass "Manna" eine Art von natürlichem Honig war, der in den naheliegenden Bergen vorkam, oder eine spezielle Pflanze, die in den Bäumen wuchs, die in der Wüste der Israeliten florierten, und dass "Salwa" eine Art erlaubter Vogel war, der dem Fleisch einer Taube ähnelte.[31]
Gottes Gebote an die Kinder Israels
Im Koran erteilte Gott den Nachkommen Israels Gebote, als Gegenleistung für die Segnungen, die Er ihnen gewährte, darunter:
- Das Einhalten von Versprechen.[32]
- Gott zu fürchten.[33]
- An die Offenbarung zu glauben.[34]
- Die Wahrheit nicht mit der Lüge zu vermischen und die Wahrheit nicht zu leugnen.[35]
- Das Gebet zu verrichten und Zakat zu zahlen.[36]
- Gott zu verehren, freundlich zu den Eltern zu sein und sich um Waisen und Bedürftige zu kümmern.[37]
- Freundliche Worte zu verwenden.[38]
- Maßhalten.[39]
Tadel an den Kindern Israels
Die Kinder Israels werden in vielen Versen getadelt, wobei in diesen auf Qualen wie Flüche, Blindheit und Schande im Diesseits und im Jenseits verwiesen werden und begründen diese Strafen mit den Sünden dieses Volkes.[40]
- Irregang trotz zahlreicher Verse und Zeichen.[41]
- Ungehorsam gegenüber den Propheten.[42]
- Leugnung des Prophetentums des Propheten des Islam (s.).[43]
- Nicht nach den Schriften zu praktizieren.[44]
- Verschwendung.[45]
- Schirk.[46]
- Den Propheten Schaden zuzufügen und sie zu verleugnen. [47]
- Spaltungen und Streitigkeiten trotz Gottes Segen.[48]
- Unheilstiftung auf der Erde.[49]
- Anderen zu gebieten, Gutes zu tun, gleichzeitig jedoch selbst davon abzusehen.[50]
- Anbetung des Goldenen Kalbs.[51]
- Gott bitten, sich zu zeigen.[52]
- Mäkeln.[53] [Anmerkung 1]
- Geldgier und Prahlerei[54]
- Blutfliessen.[55]
- Arroganz im Angesicht Propheten Gottes.[56]
==Die Israeliten in der Bibel== Das Wort "Bani Israel" wird erstmals in einer zusammengesetzten Form im Koran verwendet,[57] wobei die Kinder und Nachkommen von Jakob (a.) an verschiedenen Stellen der Bibel Erwähnung finden werden.[58] In der biblischen Überlieferung werden die Israeliten als Kinder Israels (Jakobs) eine glaubensbasierte Gemeinschaft, die als geistliche Kinder Gottes gelten erwähnt. Allerdings war die erste Bezeichung üblicher.[59]
Im Alten Testament beginnt die Erzählung über die Kinder Israels und ihren Vater Israel mit der Hungersnot in Kan'an, Jakobs (a.) Auswanderung nach Ägypten und dessen Begegnung mit Josef.[60] Im Folgenden werden die Herausforderungen aufgegriffen, denen sie gegenüberstanden, sowie die Vielzahl an Propheten, die unter ihnen lebten.[61]
Die Propheten unter den Kindern Israels
Laut einigen schiitischen Überlieferungen hatten die Kinder Israels insgesamt 600 Propheten, wobei Moses (a.) als der erste und Jesus (a.) als der letzte zählt.[62] Unter ihnen werden Moses (a.) und Jesus (a.) als Ul ul-'Azm klassifiziert, was bedeutet, dass sie Propheten waren, die ein neues Gesetz erhielten, das ihnen von Gott offenbart wurde.[63] Einige der weiteren Propheten von den Kindern Israels sind: Jakob, Joseph, Josua, Aaron, David, Salomo, Elias, Elisa, Jona, Uzair und Sacharja.[64]
==Passachfest== Laut des Alten Testaments, versammelte Mose (a.) auf Befehl Gottes, nach den Ermordungungen durch Ägyptens Herrscher und der Druckausübung auf die Israeliten die Führer des Volkes und forderte sie auf, in die Region Kanaan zurückzukehren, um ihre Rettung und die Möglichkeit der Teilhabe an deren Segnungen zu sichern. Moses und sein Bruder Aaron reisten nach Ägypten und bewirkten auf wunderlicher Weise Schwierigkeiten für den Pharao, woraufhin er sich letztlich gezwungen sah, die Israeliten freizulassen. Juden halten diesen Tag der Befreiung als Pessachfest ab.[65] [Anmerkung 2]
==Anbetung des Kalbes== Hauptartikel: Das Samariterkalb Die Erzählung über die Anbetung des Kalbes durch die Israeliten findet sich sowohl im Koran als auch in der Bibel. Laut dem Alten Testament verzögerte Mose (a.) seine Rückkehr vom Sinai-Berg. Die Israeliten wandten sich an Aaron (a.) und forderten ihn auf, ihnen einen Gott zu schaffen. Schließlich formte der Samariter ein Kalb aus Gold, dem sie huldigten. Mose (a.) war erschüttert, als er die Anbetung des Kalbes durch die Israeliten sah; er zerbrach die Steintafeln und betete vierzig Tage erneut, um sie zu empfangen, bis sie ihm wieder übergeben wurden.[66] Der Koran schildert diese Episode ähnlich, befreit jedoch Aaron (a.) von der Behauptung würde für den Götzen anfertigen und stellt den Kalbeschaffenden als Samariter vor.[67]