Rechte der Eltern
Die Rechte der Eltern sind Rechte, die Eltern gegenüber ihren Kindern haben. Die Einhaltung dieser Rechte gilt als eines der wichtigsten Gebote Gottes und nach dem Recht Gottes als das größte Recht, das auf den Schultern des Kindes liegt.
In religiösen Quellen werden Güte, Respekt und Gehorsam gegenüber den Eltern sowie die Befriedigung ihrer finanziellen Bedürfnisse als Rechte der Eltern seitens ihrer Kinder erwähnt. Im Koran werden Kinder, nach dem ihnen Güte gegenüber den Eltern anbefohlen wurde, dazu aufgefordert Misshandlungen und auch die geringste Härte gegenüber ihnen zu unterlassen, zu ihren Lebzeiten und nach ihrem Tod, in dem sie demütig sind und für sie beten. In den Hadithen der Unfehlbaren gilt der gute Umgang mit den Eltern als eine der besten und beliebtesten Taten bei Gott und als eines der charakteristischen Merkmale der Schiiten.
Rechtsgelehrte halten es für eine Pflicht den Eltern zu gehorchen, wenn Ungehorsam ihnen Schaden zufügt; Es sei denn, sie befehlen etwas, was eine Sünde ist. Gemäß ihres Rechtsspruches ist das Kind außerdem verpflichtet für die Kosten seiner bedürftigen Eltern aufzukommen, wenn es dazu in der Lage ist.
Die Stellung und Bedeutung des Elternrechts
Die Anerkennung der Rechte der Eltern gilt als eines der wichtigsten Gebote Gottes [1] und nach dem Recht Gottes als das größte Recht, das auf den Schultern der Kinder liegt.[2] Das Elternrecht [3] wird im Koran mehrfach betont.[4] Die Wiederholung dieses Gebots unmittelbar nach dem Gebot der Anbetung Gottes und dem Verbot Gott etwas beizugesellen [5], wurde als Zeichen der besonderen Bedeutung dieser moralischen und religiösen Lehre befunden. [6] In schiitischen und sunnitischen Hadith-Quellen wird ebenfalls die besondere Stellung der Eltern hervorgehoben und ihr ein eigener Abschnitt gewidmet [7]. Der Ungehorsam gegenüber den Eltern gilt als verboten und wird zu den größten Sünden gezählt. [8] Der Respekt vor den Eltern wird auch in anderen religiösen Schriften unterstrichen wie zum Beispiel im alten Testament.[9]
Welche Rechte haben Eltern?
Religiöse Quellen besagen, dass Güte und Respekt gegenüber den Eltern[10], ihnen zu gehorchen[11] und für ihre finanziellen Bedürfnisse zu sorgen [12] zu den Rechten der Eltern gehören.
Güte und Respekt
Hauptartikel: Güte gegenüber den Eltern
Wohlwollen und Respekt gegenüber den Eltern gehören zu den Rechten der Eltern. [13] Scheich Hurr al-Amili widmete im Buch Wasa'l einen ganzen Abschnitt dem Thema „Elternrechte“ und gab Hadithe über die Güte, Freundlichkeit und den Respekt gegenüber den Eltern an.[14] In den Hadithen der Unfehlbaren heißt es, dass Freundlichkeit im Umgang mit den Eltern eine der besten [15] und beliebtesten Taten bei Gott [16] ist und zu den charakteristischen Merkmalen der Schiiten gehört. [18] Es wird keine Entschuldigung dafür akzeptiert, nicht freundlich zu ihnen gewesen zu sein.[19]
Über das Leben des Propheten (s.) wird berichtet, dass er seine Pflegemutter sehr respektierte [20] und denjenigen Respekt zollte, die sich gegenüber ihren Eltern gut benahmen.[21] Auf dieser Grundlage sollten Muslime freundlich zu ihren Eltern sein, Schwierigkeiten ertragen, sich um sie kümmern [22], auch wenn ihre Eltern Polytheisten [23] oder Übeltäter sind.[24]
Beispiele für Güte
In den Versen 23 und 24 der Sure al-Isra' werden nachdem die Güte zu den Eltern anbefohlen wurde, einige Beispiele dafür erwähnt wie man sich nicht verhalten soll, zum Beispiel gilt es als verboten „Uff“ zu sagen oder ihnen auch nur die geringste Härte zukommen zu lassen.[25]
Die Kinder werden nicht nur dazu aufgefordert ihre alt gewordenen Eltern gut zu behandeln, sie sollen sich ihnen gegenüber auch demütig verhalten, als Gegenleistung für die Schwierigkeiten, die sie bei der Erziehung ihrer Kinder ertragen mussten, als auch sowohl zu ihren Lebzeiten als auch nach ihrem Tod für sie zu beten.[26]
Beispiele zu den Rechten der Eltern werden auch in den Überlieferungen erwähnt; Eines davon ist, dass das Kind sie nicht bei ihrem Namen nennen soll, nicht vor ihnen hergeht und weder vor noch hinter ihnen sitzen sollte.[27] Wenn sie ihr Kind rufen soll es schnell antworten, auch wenn es dabei ist sein Gebet zu verrichten[28]. Sollte ihr Verhalten und ihre Worte gegen seinen Willen sein, so möge er es vermeiden die Stirn zu runzeln oder sie zu beschimpfen.[29] Bewahrung der Privatsphäre der Eltern[30] und die Danksagung ihnen gegenüber[31] sind weitere Beispiele für die Güte gegenüber den Eltern.
Gehorsam und Unterhalt
Gehorsam gegenüber den Eltern gilt als eines ihrer Rechte [32], es sei denn sie rufen das Kind zu Schirk bzw. Beigesellung auf oder zur Sünde.[33] In den Überlieferungen der Unfehlbaren wird Gehorsam gegenüber den Eltern als Zeichen des Glaubens [34] und als ein rationales Verhalten [35] angesehen.
Laut Mirzai Qomi, einem schiitischen Juristen, ist die Verpflichtung den Eltern zu gehorchen in einigen Fällen unter den Rechtsgelehrten Konsens. [36]
Einige Juristen wie Sahib Jawahir, Seyyed Muhsin Hakim und Naser Makarem Schirazi sind der Ansicht, dass die Verpflichtung den Eltern zu gehorchen, erst dann gilt, wenn der Ungehorsam des Kindes ihnen Schaden zufügt.[38]
Zu den weiteren Rechten der Eltern gehört auch die Deckung ihrer finanziellen Bedürfnisse. [39] Wenn Eltern in Not sind ist das Kind verpflichtet für ihren Unterhalt aufzukommen und ihre Ausgaben zu bezahlen, sofern es dazu in der Lage ist. [40] In einigen Versen des Korans [41] wird Kindern geraten den Anteil ihrer Eltern an ihren finanziellen Testaments zu berücksichtigen und von ihrem Eigentum den Eltern zu spenden.[42]
Rechte der Eltern nach ihrem Tod
In religiösen Quellen werden Kinder angewiesen ihren Eltern nach ihrem Tod Gutes zu tun [43], indem sie für sie den Koran lesen, um Vergebung bitten, für ihre Eltern beten, Almosen zahlen, ihre finanziellen Schulden und andere Verpflichtungen begleichen, die Freunde und Bekannten der Eltern respektieren und Beziehungen mit Verwandten pflegen [44] sowie das Verrichten von Gebeten, Fasten und der Hajj im Namen der Eltern.[45]
In Rechtsbüchern gilt es als eine Pflicht für den ältesten Sohn die versäumten Gebete und Fastentage des Vaters zu verrichten.[46] Einige Vorbilder der Nachahmung, wie Ayatullah Khamenei, Makarem Schirazi und Nuri Hamedani bezogen auch die Mutter in diese Regelung mitein.[47] In der Sahifa as-Sajjadiyya gibt es eine Reihe von Pflichten der Kinder gegenüber ihren Eltern in Form von Gebeten.[48]
Der Grund für die Betonung der Wahrung der elterlichen Rechte
Allamah Tabatabai erklärte den Grund, warum der Koran die Freundlichkeit gegenüber den Eltern so sehr betont damit, dass die emotionale Beziehung zwischen Eltern und Kindern auch eine starke Bindung zwischen den neuen Generationen und den älteren Generationen schafft, was die Familie stärkt. Als einer der wichtigsten Aspekte sozialer Beziehungen gilt die Stabilität der Familie, die zur Stabilität einer menschlichen Gesellschaft führt.[49] Ibn Maskawaih (320–420 n.H.), ein schiitischer Gelehrter, analysierte den Aspekt, warum in den religiösen Lehren Freundlichkeit gegenüber den Eltern und die Achtung ihrer Rechte gefordert werden, dies aber nicht von den Eltern bezüglich ihrer Kinder abverlangt wird und meint, dass käme daher, dass Eltern ihre Kinder nicht als etwas von sich Getrenntes ansehen. So wie sie sich selbst lieben, so lieben sie sie auch und betrachten den Fortschritt der Kinder als ihren Fortschritt. Aber Kinder empfinden ihren Eltern gegenüber nicht derart.[50]
Besonderes Augenmerk auf das Recht der Mutter
In den Hadithen wird die Aufmerksamkeit gegenüber der Mutter betont [51] und ihr wird das größte Recht zugeschrieben[52], in einem Maße, dass es sogar für unmöglich gehalten wird dieses Recht, also gegenüber der Mutter, zu erfüllen.[53] Vom Propheten wurde berichtet, dass Freundlichkeit gegenüber der Mutter die Sühne von Sünden ist.[54]
Im 15. Vers der Sure al-Ahqaf wird, nachdem die Freundlichkeit gegenüber den Eltern angeordnet wurde, die Philosophie, die dahinter steckt zum Ausdruck gebracht, dahingehend, dass nur die Bemühungen der Mutter erwähnt werden. Laut muslimischen Gelehrten geht es bei diesem Thema um die Hervorhebung des Rechts der Mutter.[55]
Imam Sajjad (as) wies in Risal al-Hawq auf die Nöte hin, die die Mutter während der Schwangerschaft und danach während der Kindheit des Kindes ertragen muss, und wies das Kind ausdrücklich an die Bemühungen der Mutter zu würdigen.[56]