Usul arba'a mia
«Usul Arba'a mia» (deutsch: 400 Originale) bezieht sich auf vierhundert schiitische Überlieferungs-Bücher, deren Überlieferungen direkt oder über einen einzigen Vermittler von den schiitischen Imamen hörten und schrieben. Diese Eigenschaft hat gegenüber anderen Überlieferungs-Büchern das Privileg, dass es nicht aus einem anderen Buch übernommen wurde und daher die Möglichkeit von Fehlern oder Verzerrungen in seinen Überlieferungen gering ist. Die «Usul Arba'a mia» waren unter schiitischen Gelehrten sehr wichtig und eines der Kriterien für die Identifizierung authentischer Überlieferungen.
Laut schiitischen Gelehrten wurden die meisten dieser Bücher mit Ausnahme einiger weniger zur Zeit von Imam Sadiq (a.) oder kurz danach oder davor geschrieben. Es ist die bekannte Sicht schiitischer Gelehrter, dass die Zahl der «Usul Arba’a mia» vierhundert betrug und einige Forscher gehen davon aus, dass ihre Zahl geringer ist.
Die Schiiten waren sehr daran interessiert, die «Usul Arba'a mia» aufrechtzuerhalten. Da jedoch später die meisten ihrer Überlieferungen in Kutub Arba’a aufgezeichnet wurden, wurde «Usul Arba'a mia» weniger Aufmerksamkeit geschenkt und viele von ihnen gingen verloren. Heute sind nur noch sechzehn davon übrig, die in einem Buch namens «Al-Usul al-Sittah Aschr» (Sechzehn Usul/arabisch: الاُصولُ السِّتَّه عَشَر) gedruckt sind.
Grundsatzdefinition
Usul ist ein Überlieferungs-Buch, dessen Autor die Überlieferungem direkt oder über einen einzigen Mittler von den schiitischen Imamen hörte und schrieben.[1] Das Original stammt nicht aus einem anderen Buch. Es enthält vielmehr Überlieferungen, die der Autor selbst vom Unfehlbaren hörte und schrieb oder von jemandem, der dieses direkt vom Unfehlbaren zitiert.[2]
Laut dem Autor des Buches «Dirasah Hawl al-Usul al-Arba'a mia» wurde der Begriff «Usul»=«Prinzip» erstmals in der Literatur schiitischer Gelehrter ab dem fünften Jahrhundert des Mondkalenders erwähnt.[3] Insbesondere in den Werken von Sheikh Mufid, Ahmad bin Ali Najashi und Sheikh Tusi.[4]
Gültigkeit von Usul Arba’a mia
Laut Muhammad Mohsen Faid Kashani waren die «Usul arba’a mia» eines der Kriterien für die Bewertung von Überlieferungen und die früheren Juristen betrachteten eine Überlieferung, die in mehreren «Usul arba’a mia» aufgeführt war oder in einem oder zwei «Usul» erwähnt wurde, mit einer Kette mehrerer und gültiger Überlieferungswege, oder der sas Original stammte von den Gefährten des Konsens für richtig und akzeptierten diese.[5] Es wird gesagt, dass schiitische Gelehrte darin übereinstimmen, dass diese Bücher die Grundlage für die Zusammenstellung der wichtigsten schiitischen Überlieferungs-Sammlungen bildeten und dass die meisten Überlieferungen der «Kutib Arba’a» aus ihnen entnommen wurden.[6]
Aghabozorg Tehrani, schiitischer Bibliograph, schrieb über die Bedeutung der «Usul Arba’a mia», dass Fehler und Vergesslichkeit in ihnen viel weniger vorkommen als in anderen Überliefrungs-Büchern. Der Grund dafür ist, dass ihre Überlieferungen direkt oder nur über einen einzigen Mittler von Unfehlbaren bezogen wurden. Daher sind sie zuverlässiger als andere. Vor allem wenn ihr Autor einer der zuverlässigen Überlieferer ist und über die Voraussetzungen verfügt Überlieferung korrekt wiederzugeben. In diesem Fall werden ihre Überliefrungen definitiv als authentisch angesehen.[7] Wenn die Kenner der Überlieferer in der Rezension eines Berichterstatters sagen, er war der ursprüngliche Autor, wird dies daher als positive Eigenschaft dieses Berichterstatters angesehen. Denn es zeigt, dass er versuchte die Überlieferungen in der richtigen Form aufzuzeichnen und denselben vom Unfehlbaren gesagten Satz zu schreiben.[8]
Geschichte
Die schiitischen Gelehrten glauben alle, dass die «Usul Arba’a mia» in der Zeitspanne der schiitischen Imame, d. h. von der Zeit von Imam Ali (a.) bis zur Zeit von Imam Hasan al-Askari (a.) geschrieben wurden.[9] Über den Zeitpunkt ihrer Entstehung sind sie sich jedoch nicht einig. Es gibt zwei bekannte Sichten auf diesem Gebiet:[10] Nach der ersten Ansicht begannen ihre Schriften mit der Zeit von Imam Ali und dauerten bis zur Zeit von Imam Hasan Askari. Gelehrte wie Syed Mohsen Amin und Sheikh Mufid unterstützen diese Ansicht. Der zweite Standpunkt besagt, dass die Originale zur Zeit von Imam Sadiq oder kurz davor und danach verfasst wurden. Schahid Awwal, Muhaqqaq Hilli und Mirdamad vertreten diese Sicht.[11]
Muhammad Hossein Hosseini Jalali betonte in seinem Buch «Dirasah Hawl al-Usul al-Arba’a mia» die Richtigkeit des zweiten Standpunkts.[12] Agha Bozorg Tehrani schrieb in Al-Dharia ila Tasanif al-Shi'a, dass es ist nicht genau bekannt ist wann die «Usul arba’a mia» niedergeschrieben wurden. Aber man weiß, dass bis auf wenige Ausnahmen alle von den Gefährten von [[Imam Sadiq (a.)] geschrieben wurden. Entweder seine besonderen Gefährten oder die Gruppe seiner Gefährten, die auch Schüler von Imam Baqir (a.) oder Imam Kazim (a.) waren.[13]
Majid Maarif, Autor des Buches «Tarihk Amumi», vertritt einen anderen Standpunkt, nämlich dass die «Usul» zur Zeit von Imam Baqir (a.), Imam Sadiq (a.) und Imam Kazim (a.) geschrieben wurden.[14] Sein Beleg ist, dass die meisten Überleiferungen in «Usul» von diesen drei Imamen stammen.[15]
Grund für die Verbreitung der Originalschrift während der Zeit von Imam Sadiq (a.)
In Bezug auf den Grund, warum Schiiten auf das Schreiben der «Usul» achten, sagten sie, dass die Zeit des Imamats von Imam Baqir (a.), Imam Sadiq (a.) und eine Zeit von Imam Kazim (a.) zeitgleich mit der Schwäche der Umayyaden-Regierung zusammenfiel und dann kamen die Abbasiden an die Macht. In dieser Zeit hatten die Herrscher aufgrund politischer Konflikte keine Möglichkeit streng mit den Imamen umzugehen. Aus diesem Grund waren die Hände der Imame offen für Veröffentlichung religiöser Lehren und die Überlieferre konnten ruhig an öffentlichen und privaten Versammlungen der Unfehlbaren teilnehmen und schrieben die von ihnen gelernten Überlieferungen nieder.[16]
Vergleich mit den Musnad der Sunniten
Die «Usul arba’a mia» werden mit Büchern verglichen, die „Musnad“ genannt werden. Unter den Sunniten war das Schreiben der Musnad sehr beliebt.[17] Ihre Ähnlichkeit liegt darin, dass sowohl in den «Usul» als auch in den Musnad das Kriterium für die Einheit der Überlieferungen der Berichterstatter ist und nicht das Thema der Überliefrungen.Das heißt in beiden Fällen sammelte ein Berichterstatter Überlieferungen ohne Kategorisierung zu unterschiedlichen Themen. Außerdem basierten beide auf dem Hören von Überlieferungen und diese waren nicht aus anderen Büchern übernommen. Eine weitere Ähnlichkeit besteht darin, dass die «Usul arba’a mia» bei den Schiiten die Grundlage für die Zusammenstellung der wichtigsten Überlieferungs-Sammlungen (persisch:جامع حدیثی) bildeten. So wie die die Überlieferungs-Sammlungen der Ahl al-Sunnat aus den Musnads geschrieben wurden.[18]
Natürlich gibt es in den Augen der schiitischen Gelehrten Unterschiede zwischen diesen beiden. Einschließlich der Tatsache, dass die «Usul arba’a mia» direkt oder nur über einen Mittler direkt vom Imam gehört wurden. Daher ist die Möglichkeit von Fehlern und Verzerrungen geringer. Aber der Überlieferungsweg der Musnads zum Prophet Muhammad (s.) manchmal über vier, fünf oder sechs Mittlern und es handelt sich nicht um erstklassige Bücher.[19]
Anzahl der Usul
Die bekannte Sicht unter Gelehrten ist, dass es vierhundert Bücher gab [20] oder laut Aghabozorg Tehrani waren es nicht weniger als vierhundert Bücher [21]. Scheich Mufid (gemäß Zitat von ihm, das im Buch Maalam al-Ulama steht und nicht in seinen eigenen Werken zu finden ist), sowie Fadl bin Hasan Tabarsi, Sheikh Bahai, Sheikh Hurr Amoli und Mirdamad sagten dies.[22]
Beispielsweise wird in dem Buch Ma'alam al-Ulama von Scheich Mufid erwähnt, dass die Imamiyya in der Zeit von Imam Ali (a.) bis zur Zeit von [[Imam Hasan Askari (a.)] vierhundert Bücher schrieben, die Usul.[23] Auch Syed Mohsen Amin, Autor von Ayyn al-Shia, sagte, dass Schiiten seit der Zeit von Imam Ali bis Imam Hassan Askari sechstausend Bücher schrieben, davon waren vierhundert anderen überlegen und laut Schiiten waren diese als die «Usul arba’a mia» bekannt.[24]
Entgegengesetzte Ansicht der populären Meinung
Die Meinung von Jalali Hosseini im Buch Dirasa Hawl al-Usul al-Arba’a mia widerspricht der landläufigen Sicht. Die Zahl der Usul schätzte er auf nicht mehr als einhundert.[25] Einer der Gründe dafür ist, dass er insgesamt nicht mehr als 70 Originale in den Werken von Sheikh Tusi und Ahmad Bin Ali Najashi fand. Während die Beschäftigung dieser beiden darin bestand die Bücher der Schiiten aufzulisten und insbesondere, dass Scheich Tusi versprach sie alle zu sammeln.[26]
Seiner Meinung nach führte die unterschiedliche Definition von «Usul» unter schiitischen Gelehrten dazu, dass sie die Zahl der «Usul» mit vierhundert annahmen. Eine Gruppe von ihnen betrachtete jedes zuverlässige Buch als «Usul» und eine andere Gruppe betrachtete jedes Buch, das nicht aus einem anderen Buch übernommen wurde als «Usul». Dann kam er zu dem Schluss, dass wenn man sagt dass Schiiten sechstausend Überlieferungs-Bücher schrieben von denen vierhundert Originale waren bedeutet dies, dass diese zuverlässig waren.[27]
Übereinstimmende Sicht
Majid Maarif, Autor von «tarikh Amumi Hadith» akzeptierte die bekannte Sicht und führte viele Belegea auf, die dies bestätigt. Unter ihnen werden in den beiden Büchern von Najashi und Sheikh Tusi mehr als fünfhundert der Gefährten von Imam Baqir bis Imam Kazem erwähnt, die direkt von ihnen die Berichterstatter von diesen Büchern waren.[28] In diesem Buch wird ein Wort aus dem Buch Al-Fehrest von Sheikh Tusi zitiert, das besagt, dass er eine Liste der «Usul» und Werke der Schiiten zusammenstellte. Es ist jedoch nicht garantiert, dass er alle identifizierte.[29]
Schicksal der «Usul Arba’a mia»
Es wird gesagt, dass es den Schiiten sehr wichtig war die «Usul arba’q mia» aufrechtzuerhalten. Aber nach dem Aufkommen der Überlieferungs-Sammlungen sahen sie keine große Notwendigkeit diese zu bewahren. Aus diesem Grund sind heute nur noch wenige «Usul» übrig und die meisten davon sind verschwunden.[30] Allerdings waren die meisten «Usul arba’a mia» vorhanden, als Kutub arba’a geschrieben wurde und ihre Überlieferungen werden in diesen erwähnt[32], die die wichtigsten Überlieferungs-Sammlungen der Schiiten sind[31].
Bei den übrig gebliebenen «Usul» handelt es sich um sechzehn Usul, die zusätzlich zu ihren Manuskripten in einem Buch namens Al-Usul al-Sittah Aschar gedruckt wurden.[33] Diese «Usul» sind[33]:
- Asl Zaid Zarrad Kufi
- Asl Abu Said Abbad Usfuri
- Asl Asim bin Humaid Hannat Kufi
- Asl Zayd Narsi Kufi
- Asl Jafar bin Muhammad bin Schuraih Hadrami
- Asl Muhammad bin Muthni Hadrami
- Asl Abdul Malik bin Hakim Khatami
- Asl Muthni bin Waleed Hanat
- Asl Khallad Sindi
- Asl Hussein bin Uthman Amiri
- Asl Abdullah bin Yahya Kahili
- Asl Salam bin Abi Umrah
- Asl Ali ibn Asbat Kufi
- Auszug aus Asl Alaa bin Razin al-Qala
- Asl Darast Ibn Abi Mansour Muhammad Wasiti
- Buch von Abdullah bin Jabir, bekannt als «Diyat Tharif bin Nasih Kufi[34]