Al-Wudu' Vers

Aus wikishia

Al-Wuḍu' Vers (Arabisch: آية الوضوء), dieser Vers ist der sechste Vers der Sure al-Ma'idah und einer der Ayat al-Ahkam (Verse des Korans aus denen Rechtsurteile entnommen werden). Anhand dieses Verses erklären die Rechtsgelehrten wie die rituelle Gebetswaschung durchzuführen ist, wobei diese Regel auch beweist, dass die Waschung für das Gebet obligatorisch ist. Die Muslime werden hier angewiesen auf eine bestimmte Art und Weise zuerst das Gesicht und die Arme zu waschen, angefangen von den Ellbogen bis zu den Fingerspitzen und dann den Kopf und die Füße feucht zu überstreichen.

Es gibt unterschiedliche Meinungen zwischen schiitischen und sunnitischen Rechtsgelehrten darüber, wie die Waschung durchzuführen ist, teilweise aufgrund der unterschiedlichen Interpretationen dieses Verses und auch angesichts der Traditionen, an denen jede Gruppe festhält.

Beispielsweise sind schiitische Rechtsgelehrte, die sich auf diesen Vers und die Sunna des Propheten (s.) und der Unfehlbaren Imame (a.) beziehen, der Meinung, dass das Händewaschen bei der Waschung vom Ellenbogen bis zu den Fingerspitzen erfolgen sollte, aber die meisten sunnitischen Rechtsgelehrten sagen unter Berufung auf diesen Vers und auf die Sunna des Propheten und seiner Gefährten, dass das Händewaschen von den Fingerspitzen bis zu den Ellbogen vollzogen werden sollte.

Außerdem vertritt die Imamiyya (Zwölferschia) die Ansicht, dass es gemäß dem Vers obligatorisch ist die Füße feucht zu überstreichen und das Waschen der Füße anstelle des Überstreichens die Gebetswaschung ungültig macht. Während die Sunniten es für obligatorisch halten die Füße zu waschen.

Text und Übersetzung

Bedeutung und Stellung

Der al-Wudhu Vers ist der sechste Vers der Sure Al-Ma'idah auf den sich muslimische Rechtsgelehrte beziehen, um die Obligation der Waschung für das Gebet[1] zu bestätigen und auch wie sie auszuführen ist zu erklären.[2] Ebenso bedienen sie sich dieses Verses, um zu beweisen, dass Wasser zur Reinigung von hadath asqar und hadath akbar (Stuhl und Urin) nötig ist.[3]

Der Vers impliziert die Notwendigkeit der Gebetswaschung für das Gebet

In dem Vers ordnet der Satz „Wenn ihr das Gebet verrichten wollt, dann wascht ...“,[Koran 1] die Gebetswaschung an, was nach Ansicht der Rechtsgelehrten die Obligation der Gebetswaschung impliziert.[4]

Aus der Sicht der Rechtsgelehrten zeigt dieser Vers deutlich an, dass Reinheit eine Bedingung für die Gültigkeit des Gebets ist[5] und es versteht sich, dass die Verpflichtung zur Reinheit oder zur Waschung keine eigenständige ist, sondern eine untergeordnete Verpflichtung;[6] Das heißt, die Waschung ist für jemanden, der das Gebet nicht verrichten möchte auch nicht verpflichtend und wenn er es daher unterlässt, wird er auch nicht bestraft.[7]

Das Waschen des Gesichts und der Hände

Nach den Rechtssprüchen (Fatwas) schiitischer und sunnitischer Rechtsgelehrter ist dem Vers zufolge das Gesicht der erste Teil, der bei der Waschung gewaschen werden muss. Weil zuerst erwähnt wird: „Wascht euch das Gesicht.“[8] Nach dem Konsens der muslimischen Rechtsgelehrten, angesichts dessen was dieser Vers weiterhin besagt: „Wascht euch das Gesicht und die Hände bis zu den Ellbogen“ ist das Händewaschen bei der Gebetswaschung auch obligatorisch.[9] Es gibt zwischen den imamitischen und sunnitischen Rechtsgelehrten unterschiedliche Meinungen darüber in welchem Maße die Hände gewaschen werden müssen und in welcher Art und Weise.[10]

Die imamitischen Rechtsgelehrten stimmen darin überein, dass es obligatorisch ist auch die Ellbogen bei der Gebetswaschung zu waschen, und es ist auch Pflicht, dass die Waschung von den Ellbogen bis zu den Fingerspitzen verläuft[11], denn erstens impliziere das Wort „ila“ (إلی) in „ila al-Marafiq“ (bis zu den Ellbogen) mit „ma'a“ (مَعَ/zusammen), dass bei der Waschung auch das Waschen der Ellbogen notwendig ist[12] und zweitens erfolgt das Händewaschen sowohl bei der Gebetswaschung als auch auf natürliche Weise von oben nach unten.[13] Drittens kann man aus der Sunna (Tradition) des Propheten (s.) und der Unfehlbaren Imame (a.) die Verpflichtung entnehmen die Hände vom Ellbogen bis zu den Fingerspitzen zu waschen, ebenso das Waschen der Ellbogen selbst.[14]

Auch nach Ansicht der meisten sunnitischen Rechtsgelehrten ist das Waschen der Ellbogen während der Waschung eine Pflicht.[15] Einige sunnitische Rechtsgelehrte meinen jedoch aus dem Vers ginge hervor, dass die Richtung des Händewaschens von den Fingerspitzen bis zum Ellbogen verlaufen sollte.[16] Laut Fakhr Razi und den meisten sunnitischen Rechtsgelehrten hätte das Waschen der Hände von den Ellbogen bis zu den Fingerspitzen keinen Einfluss auf die Richtigkeit der Gebetswaschung, dennoch wäre es besser es von den Fingerspitzen bis hin zu den Ellbogen zu tun.[17]

Streichen

Nach Ansicht aller muslimischen Rechtsgelehrten ist laut dem Teil dieses Verses: „und streicht euch über den Kopf und die Füße bis zu den Knöcheln“[Koran 2] das Streichen über den Kopf und die Füße bei der Gebetswaschung eine Pflicht.[18] Es gibt jedoch unterschiedliche Meinungen zwischen imamitischen und sunnitischen Rechtsgelehrten darüber, wie das Überstreichen durchzuführen ist und welche Grenzen es hat.[19]

Das Streichen über den Kopf

Die Imamiten und Schafiiten glauben, dass das Streichen über einen Teil des Kopfes ausreicht, solange es Streichen genannt werden kann.[20] Ihrer Meinung nach bedeutet der Buchstabe „ba“ (بـ) in „beru'usikum“ (بِرُءُوسِكُمْ) „einige“ und das bedeutet wiederum über einen Teil des Kopfes zu streichen und nicht über den ganzen Kopf.[21] Natürlich glauben Zwölferschiiten unter Berufung auf einige Hadithe[22] und den Konsens[23], dass über den vorderen Teil des Kopfes gestrichen werden sollte[24], die Schafiiten jedoch sind der Meinung, dass im Vers nicht angegeben wird, um welchen Teil des Kopfes es sich handelt und es daher zulässig ist den Kopf überall zu überstreichen.[25] Außerdem wäre, statt des Überstreichens, das Waschen oder Besprühen des Kopfes mit Wasser ebenfalls zulässig; Aber die Imamiten halten es für nicht zulässig.[26]

Laut den Hanbaliten ist es obligatorisch den gesamten Kopf und sogar die Ohren zu überstreichen.[27] Die Malikiten sehen es als eine Pflicht an den gesamten Kopf mit Ausnahme der Ohren zu überstreichen. Laut den Hanafiten ist das Überstreichen eines Viertels des Kopfes obligatorisch, und zum Überstreichen reiche es aus den Kopf ins Wasser zu tauchen oder Wasser darauf zu gießen.[28]

Das Überstreichen der Füße

Es gibt unterschiedliche Meinungen zwischen den Rechtsgelehrten der Imamiyya und den Sunniten über das Waschen oder Überstreichen der Füße.[29] Die Imamiyya bezieht sich auf die Sunna des Propheten (s.) und der Unfehlbaren Imame (a.)[30] und auf den Konsens[31] bezüglich des Überstreichens der Füße und sagen, dass es obligatorisch ist es von den Zehenspitzen bis zu den Knöcheln zu tun und dass das Waschen der Füße anstelle des Überstreichens die Gebetswaschung ungültig macht. Allerdings sind die meisten sunnitischen Rechtsgelehrten unter Berufung auf die Tradition des Propheten[32] und den Konsens der Gefährten[33] der Meinung, dass es verpflichtend ist die Füße bis zu den Knöcheln zu waschen, anstatt über die Füße zu streichen.[34]

Fußnoten

  1. Siehe: Khui, at-Tanqih fi Scharh al-Urwat al-Wuthqa, 1410 n.H., B.7, S.231.
  2. Siehe: Muhaqiq Ardibili, Zubdat al-Bayan fi Ahkam al-Quran, al-Maktabat al-Murtazawiya li Ihya’ al-Athar al-Ja’fariya, S.15-18.
  3. Siehe: Muhaqiq Ardibili, Zubdat al-Bayan fi Ahkam al-Qu-Murtazawiya li Ihya’ al-Athar al-Ja’fariya, S.15-18.
  4. Fazil Miqdad, Kanz al-Irfan fi Fiqh al-Quran, 1373 n.i.S., B.1, S.8.
  5. Fakhr Razi, at-Tafsir al-Kabir, 1420 n.H., B.11, S.297; Irawani, Durus Tamhidiya fi Tafsir Ayat al-Ahkam, 1428 n.H., B.1, S.56.
  6. Fakhr Razi, at-Tafsir al-Kabir, 1420 n.h., B.11, S.297; Irawani, Durus Tamhidiya fi Tafsir Ayat al-Ahkam, 1428 n.H., B.1, S.56.
  7. Irawani, Durus Tamhidiya fi Tafsir Ayat al-Ahkam, 1428 n.H., B.1, S.56.
  8. Muhaqiq Ardibili, Zubdat al-Bayan, al-Maktabat al-Murtazawiya li Ihya’ al-Athar al-Ja’fariya, S.16.
  9. Muhaqiq Ardibili, Zubdat al-Bayan, al-Maktabat al-Murtazawiya li Ihya’ al-Athar al-Ja’fariya, S.16; Mughniya, al-Fiqh ala al-Mazahib al-Khamsa, 1421 n.H., S.36.
  10. Fazil Jawad, Masalik al-Afham ila Ayat al-Ahkam, 1365 n.i.S., B.1, S.42-43.
  11. Scheich Tusi, at-Tibyan fi Tafsir al-Quran, Dar Ihya’ at-Turath al-Arabi, B.3, S.450-451; Sabzewari, Muhazzab al-Ahkam, Dar at-Tafsir, B.2, S.333.
  12. Scheich Tusi, al-Khalaf, 1407 n.H., B.1, S.78; Hamedani, Misbah al-Faqih, B.2, S.321.
  13. Tabatabai, al-Mizan, 1363 n.i.S., B.5, S.221.
  14. Siehe: Hurr Amili, Wasa’il asch-Schi’a, 1416 n.H., B.1, S.387 und 393; Fazil Miqdad, Kanz al-Irfan fi Fiqh al-Quran, 1373 n.i.S., B.1, S.10; Khui, at-Tanqih fi Scharh al-Urwat al-Wuthqa, 1410 n.H., B.5, S.81.
  15. Fakhr Razi, at-Tafsir al-Kabir, 1420 n.H., B.11, S.303; Eine Gruppe von Autoren, al-Mawsu’a al-Faqihiya al-Kuwaitiya, 1427 n.H., B.37, S.30.
  16. Fakhr Razi, at-Tafsir al-Kabir, 1420 n.H., B.11, S.303; Jaziri, al-Fiqh ala al-Mazahib al-Arba’a, 1424 n.H., B.1, S.63.
  17. Fakhr Razi, at-Tafsir al-Kabir, 1420 n.H., B.11, S.304.
  18. Ibn Qudama, al-Mughni, 1388 n.H., B.1, S.92; Khui, at-Tanqih fi Scharh al-Urwat al-Wuthqa, 1410 n.H., B.5, S.108.
  19. Ibn Qudama, al-Mughni, 1388 n.H., B.1, S.92; Khui, at-Tanqih fi Scharh al-Urwat al-Wuthqa, 1410 n.H., B.5, S.108.
  20. Fazil Miqdad, Kanz al-Irfan fi Fiqh al-Quran, 1373 n.i.S., B.1, S.10; Jaziri, al-Fiqh ala al-Mazahib al-Arba’a, 1424 n.H., B.1, S.62
  21. al-Kulaini, al-Kafi, 1430 n.H., B.5, S.96; Fakhr Razi, at-Tafsir al-Kabir, 1420 n.H., B.11, S.304; Fazil Jawad, Masalik al-Afham ila Ayat al-Ahkam, 1365 n.i.S., B.1, S.44.
  22. Scheich Tusi, Tahzib al-Ahkam, 1364 n.i.S., B.1, S.61.
  23. Muhaqiq Ardibili, Zubdat al-Bayan fi Ahkam al-Quran, al-Maktabat al-Murtazawiya li Ihya’ al-Athar al-Ja’fariya, S.17.
  24. Fazil Jawad, Masalik al-Afham ila Ayat al-Ahkam, 1365 n.i.S., B.1, S.44.
  25. Fakhr Razi, at-Tafsir al-Kabir, 1420 n.H., B.11, S.304-405.
  26. Mughniya, al-Fiqh ala al-Mazahib al-Khamsa, 1421 n.H., S.36; Jaziri, al-Fiqh ala al-Mazahib al-Arba’a, 1424 n.H., B.1, S.62.
  27. Mughniya, al-Fiqh ala al-Mazahib al-Khamsa, 1421 n.H., S.36.
  28. Mughniya, al-Fiqh ala al-Mazahib al-Khamsa, 1421 n.H., S.36.
  29. Fakhr Razi, at-Tafsir al-Kabir, 1420 n.H., B.11, S.305.
  30. Hurr Amili, Wasa’il asch-Schi’a, 1416 n.H., B.1, S.418-423.
  31. Muhaqiq Ardibili, Zubdat al-Bayan, al-Maktabat al-Murtazawiya li Ihya’ al-Athar al-Ja’fariya, S.18.
  32. Muslim, Sahih al-Muslim, Dar Ihya’ at-Turath al-Arabi,B.1, S.215.
  33. Eine Gruppe von Autoren, al-Mawsu’a al-Faqihiya al-Kuwaitiya, 1427 n.H., B.43, S.353.
  34. Eine Gruppe von Autoren, al-Mawsu’a al-Faqihiya al-Kuwaitiya, 1427 n.H., B.22, S.121 und B.43, S.353.

Quellenverzeichnis

  • Ibn Qudama, Abdullah b. Ahmad, al-Mughni, Kairo, Maktabat al-Qahira, 1388 n.H.
  • Irawani, Muhammad Baqir, Durus Tamhidiya fi Tafsir Ayat al-Ahkam, Qum, Dar al-Fiqh lil Taba'a wa an-Naschr, 3. Auflg., 1428 n.H.
  • Dehkhoda, Ali Akbra, Farhang Loghat Dehkhoda, Teheran, Rosane Verlag, 1377 n.i.S.
  • Fakhr Razi, Muhammad b. Umar, at-Tafsir al-Kabir, Beirut, Dar Ihya' at-Turath al-Arabi, 1420 n.H.
  • Jaziri, Abdurrahman, al-Fiqh ala al-Mazahib al-Arba'a, Beirut, Dar Ihya' at-Turath al-Ilmiya, 2. Auflg., 1424 n.H.
  • Eine Gruppe von Autoren, al-Mawsu'a al-Faqihiya al-Kuwaitiya, Kuwait, Dar as-Salasil, 1427 n.H.
  • Khui, Seyyed Abulqasim, at-Tanqih fi Scharh al-Urwat al-Wuthqa, Mirza Ali Ghirawi Tabrizi, Qum, Mu'asisa Al-e al-Bait, 1410 n.H.
  • Scheich Tusi, Muhammad b. Hasan, al-Khalaf, Qum, Mu'asisa an-Naschr al-Islami, 1407 n.H.
  • Scheich Tusi, Muhammad b. Hasan, Tahzib al-Ahkam, Teheran, Dar al-Kutub al-Islamiya, 4. Auflg., 1364 n.i.S.
  • Fazil Jawad, Jawad b. Sa'id, Masalik al-Afham ila Ayat al-Ahkam, Teheran, Murtazawi Verlag, 1365 n.i.S.
  • Kulaini, Muhammad b. Ya'qub, al-Kafi, Qum, Itescharat Dar al-Hadith, 1430 n.H.
  • Muslim, Muslim b. Hajjaj, Sahih al-Muslim, Beirut, Dar Ihya' at-Turath al-Arabi, o.D.
  • Mughniya, Muhammad Jawad, al-Fiqh ala al-Mazahib al-Khamsa, Beirut, Dar at-Tiyar al-Jadid, 1421 n.H.
  • Najafi, Muhammad Hasan, Jawahir al-Kalam, Beirut, Dar Ihya' at-Turath al-Arabi, 1362 n.i.S.
  • Hamedani, Aqa Reza, Misbah al-Faqih, Qum, al-Mu'asisa al-Ja'fariya li Ihya' at-Turath, 1418 n.H.
  • Hurr Amili, Muhammad b. Hasan, Wasa'l asch-Schi'a, Qum, Mu'asisa Al-e al-Bait, 1416 n.H.
  • Scheich Tusi, Muhammad b. Hasan, at-Tibyan fi at-Tafsir al-Quran, Qum, Ismailian Verlag, 1363 n.i.S.
  • Safai Buschehri, Ghulamali, Bidaya an-Nahw, Qum, Markaz-e Muduriat-e Hawze-ha-ie Ilmie, 1396 n.i.S.
  • Tabatabai, Seyyed Muhammad Husain, al-Mizan fi at-Tafsir al-Quran, Qum, Ismailian Verlag, 1363 n.i.S.
  • Fazil Miqdad, Miqdad b. Abdullah, Kanz al-Irfan fi Fiqh al-Quran, Teheran, Murtazawiya Verlag, 1373 n.i.S.
  • Muhaqiq Ardibili, Ahmad b. Muhammad, Zubdat al-Bayan fi Ahkam al-Quran, Teheran, al-Maktabat al-Murtazawiya li Ihya' al-Athar al-Ja'fariya, o.D.


Referenzfehler: Es sind <ref>-Tags für die Gruppe „Koran“ vorhanden, jedoch wurde kein dazugehöriges <references group="Koran" />-Tag gefunden.