Güte zu Eltern

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Güte zu Eltern (arabisch: بر الوالدين) bedeutet die Eltern zu respektieren, sich ihnen zu beugen und ihnen alles Gute zu tun. Im Koran steht der Vers Güte zu Eltern-Vers neben dem Gebot, nur Gott Gottesdienst zu leisten. Gemäß Koranexegeten gilt dieses koranische Gebot für alle Eltern also sowohl Ungläubigen als auch für Muslime und Gut oder Böse. In den Überlieferungs-Quellen der Schia und Sunni wird Freundlichkeit gegenüber den Eltern als eine der besten und beliebtesten Taten vor Gott angesehen und verschiedene Wirkungen dafür aufgeführt, darunter: Steigerung des Lebensunterhalts, Langlebigkeit, Erleichterung des Todes, Vergebung der Sünden und Eintritt ins Paradies bei der Auferstehung. Gutes Benehmen und nicht hart zu den Eltern zu sein, freundlich zu sein und vor ihnen nicht die Stimme zu erheben sind Beispiele für Freundlichkeit gegenüber den Eltern.

Begriffsbestimmung und Position

«Güte zu den Eltern» ist eines der Gebote, die im Koran[1] hervorgehoben werden und in Versen des Korans wird es neben dem Gebot Gottesdienst zu leisten gestellt.[2] Koranexgeten betrachten dies als Zeichen für die Bedeutung der «Güte zu den Eltern»[3] und den hohen Stellenwert bei Gott dieses Gebot zu befolgen.[4] Juristen zogen auch in Betracht, dass es verpflichtend für die Kinder ist.[5] Außerdem wird in einigen Ethikbüchern die Güte zu den Eltern als das Beste erwähnt was Glück und Nähe zu Gott bringt.[6]

Im Tafsir Nemune wird unter dem Vers 23 der Sure Isra erwähnt, dass der Tauhid neben «Güte zu Eltern» steht, die den Schwerpunkt des Korans auf dieses Verhalten zum Ausdruck bringt. Das Gute liegt bei den Eltern.[7] Wohlwollen gegenüber den Eltern gilt als höchste Demut vor den Eltern[8] und umfasst alles Gute, das den Status beider Elternteile verdient.[9] Sie betrachten die Absolutheit von „Eltern“ auch so, dass es alle Eltern einschließt, seien es gute oder schlechte,[10] Ungläubige oder Muslime.[11]

Grund der Freundlichkeit gegenüber den Eltern und Vereinbarkeit mit dem Monotheismus

Hauptartikel: Vers Güte zu Eltern

Einige Koran-Exegeten legten die Vereinbarkeit zwischen Monotheismus und Güte zu den Eltern, die im Koran nebeneinander stehen so dar, dass Gott die wahre Ursache der menschlichen Existenz ist und die Eltern die scheinbare Ursache und der Lebensunterhalt von ihnen ist.[12] Ebenso wie die Dankbarkeit für Segnungen Gottes als wahrer Segen obligatorisch ist, so ist auch die Dankbarkeit für Segnungen der Diener obligatorisch und niemand hat Härten zu ertragen und verdient soviel Dankbarkeit wie die Eltern.[13] Allama Tabatabai erklärte den Grund für die Betonung der Freundlichkeit gegenüber Eltern im Koran, dass die emotionale Beziehung zwischen Eltern und Kindern dazu führt, dass die neue Generation eine starke Bindung zur vergangenen Generation aufbaut und die Familie stärkt. Als eines der wichtigsten Themen in den sozialen Beziehungen ist die Stabilität der Familie und dies der Grund für die Stabilität der menschlichen Gesellschaft im Gesamten.[14]

Güte gegenüber den Eltern aus Sicht der Überlieferungen

In Überlieferungen der 14 Unfehlbaren wird die besondere Stellung der Eltern und die Güte ihnen gegenüber betont.[15] In Quellen der Überlieferungen der Schiiten und Sunniten ist diesem ein eigener Abschnitt gewidmet.[16] Güte im Umgang mit den Eltern gilt gemäß Überlieferungen aus Gottes Sicht als eine der besten[17] und beliebtesten Taten[18] und ist eines der charakteristischen Merkmale der Schiiten.[19] Es wurde auch berichtet, dass es Gottesdienst ist die Eltern barmherzig anzublicken.[20] Und dass Freude und Zorn Gottes auf die Kinder an der Zufriedenheit und Unzufriedenheit ihrer Eltern gemessen werden[21] und es keine Entschuldigung gibt wenn man ihnen nicht in Güte ist.[22] In der Biographie des Propheten (s.) ist berichtet, dass er seine Pflegemutter besonders respektierte[23] sowie diejenigen ehrte, die sich ihre gegenüber freundlich waren.[24] In Überlieferungen wird den Muslimen befohlen freundlich zu ihren Eltern gegenüber zu sein und Strapazen zu ertragen, die sich aus der Fürsorge für sie ergeben,[25] selbst wenn die Eltern Polytheisten[26] oder gar Übeltäter sind.[27] Es wird auch empfohlen, wenn sie nicht am Leben sind für sie um Vergebung zu bitten, ihre Schulden zu begleichen und ihre zur Lebenszeit ausgelassenem Gottesdienste verrichten.[28]

Weitere Empfehlungen gutes Benehmen gegenüber der Mutter

Im Vers 15, Sure Ahqaf werden nach der Anordnung der Güte zu den Eltern und der Darlegung ihrer Philosophie nur die Bemühungen der Mutter erwähnt. Laut muslimischen Gelehrten geht es bei diesem Thema um die Betonung des Rechts der Mutter und der Empfehlung sie mehr zu beachten.[29] Imam Sajjad (a.) wies im Schreiben der Rechte auf die Strapazen hin, die die Mutter während der Schwangerschaft, Geburt und danach während der Kindheit des Kindes erdulden muss und wie das Kind besonders angeordnet ist die Bemühungen der Mutter zu wertschätzen.[30] Auch Kulaini führt in Al-Kafi eine Überlieferung auf in der ein Mann den Propheten (s.) fragte wem er einen Gefallen tun soll? Der Prophet antwortete: „deiner Mutter!“ Dieser Mann wiederholte diese Frage noch zweimal und der Prophet antwortete immer wieder: „deiner Mutter!“ und als er zum vierten Mal fragte antwortete der Prophet: „deinem Vater!“[31] In einer anderen Überlieferung wird vom Propheten berichtet, dass Güte gegenüber der Mutter Sühne für frühere Sünden ist.[32]

Beispiele für Güte

In den Versen 23 und 24 der Sure Isra werden, nachdem zu den Eltern Freundlichkeit geboten wurde einige diesbezügliche Beispiele erwähnt, wie zum Beispiel das Verbot „Uff!“ zu sagen und die geringste Härte ihnen gegenüber.[33] In Überlieferungen ist aufgeführt, dass Imam Sadiq (a.) nach diesem Vers gefragt wurde was mit Güte gemeint ist und er antwortete, dass Güte gegenüber Eltern darin besteht sie gut zu behandeln und wenn sie etwas benötigen noch bevor sie darum bitten dieses zu besorgen selbst wenn sie es sich selbst leisten können.[34]

In der Fortsetzung dieser Überlieferung beschreibt der Imam den Vers weiter: „Sag nicht «Uff!» zu ihnen, das heißt selbst wenn sie dich verärgern nicht im Geringsten hart zu ihnen zu sein darfst und weiter: „Sprich mit ihnen mit Würde“, das heißt selbst wenn sie Sie schlagen sage „Möge Gott ihnen gnädig sein“ und weitert: „sei demütig vor ihnen aus Güte“, was bedeutet starre sie nicht an sondern vielmer blicke auf sie mit Güte, Freundlichkeit und Mitgefühl und erhebe die Stimme nicht lauter als die ihre. Lege deine Hand auch nicht auf die ihre wenn sie dir was geben und überhole sie nicht beim Gehen oder Sitzen.[35]

Wirkungen der Freundlichkeit gegenüber Eltern

In Überlieferungs-Quellen werden sowohl materielle und spirituelle Wirkungen der Güte zu den Eltern erwähnt, darunter: Beseitigung der Armut,[36] Mehrung des Gaben Gottes,[37] Langlebigkeit,[38] Erleichterung des Todeskampfes,[39] Gottes Wohlgefallen und Vergebung der Sünden,[40] wodurch die große Abrechnung leichter wird[41] und Empfang im Paradies nach der Auferstehung.[42] In Überlieferungen wird auch erwähnt, dass der freundliche Blick eines Kindes auf seine Eltern die Türen der Barmherzigkeit Gottes öffnen wird[43] und es die Belohnung der angenommenen rituellen Pilgerfahrt erhalten wird.[44] Im Buch Kafi wird von Imam Sadiq (a.) berichtet, dass eine Person als Gegenleistung für Freundlichkeit gegenüber den Eltern und gute Taten wie z.B. Verrichten des Gebetes und Almosen für seine verstorbenen Eltern die gleiche Belohnung erhalten wie für die an die Eltern geschenkten Taten.[45]

Anderen Überlieferungen zufolge ist die Nichtbeachtung der Güte zu den Eltern eine Abweichung vom Gehorsam gegenüber Gott, Undankbarkeit und Unglaube an Segnungen, Ungültigkeit des undank, Kappen der Generation[46] und Verlust des Empfangs im Paradies.[47]

Themenbezogene Anfragen

Fußnoten

  1. Makarim Schirazi, Tafsir Nemune, B.12, S.74
  2. Sehen Sie: Sure Nisa, Vers 36; Sure An'am, Vers 151; Sure Asra, Vers 23
  3. Fakhr Razi, Mafatih al-Ghaib, B.3, S.586; Qasemi, Mahasin at-Ta'wil, B.6, S.453
  4. Fakhr Razi, Mafatih al-Ghaib, B.20, S.232; Sayed Qutb, Fi Zilal al-Quran, B.4, S.2222
  5. Najafi, Jawahir al-Kalam, B.21, S.24; Muassisa Dairat al-Ma'arif Fiqh Islami, MAusuat al-Fiqh al-Islami, B.3, S.85
  6. Naraghi, Jame al-sa'adat, B.3, S.273; Naraghi, Mi'raj al-Saada, S.553; Qommi, Akhlaq wa Adab, S.152
  7. Makarim Schirazi, Tafsir Nemune, B.12, S.74
  8. Gonabadi, Tafsir Bayan as-Sa'adah, B.2, S.438
  9. Thaqafi Tehrani, Tafsir Rawan Jawid, B.3, S.351
  10. Ibn Schu'ba Harrani, Tuhaf al-Uqul, S.367
  11. Makarim Schirazi, Tafsir Nemune, B.12, S.74; Mirzaye Qommi, Jame al-Schattat, B.1, S.241
  12. Beizawi, Anwar al-Tanzil, B.3, S.252; Qommi Maschhadi, Kanz ad-Daghayegh, B.7, S.381; Feyz Kaschani, Tafsir al-Safi, B.3, S.185
  13. Fakhr Razi, Mafatih al-Ghaib, B.20, S.321
  14. Tabatabaee, Al-Mizan, B.7, S.374 und B.13, S.80
  15. Tajlil Tabrizi, Mu'jam al-Mahasin wa al-Masawi, B.1, S.389
  16. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.157; Majlisi, Bihar al-Anwar, B.71, S.22; Bukhari, Sahih Bukhari, B.8, S.2; Moslim, Sahih Moslim, B.8, S.1
  17. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.158
  18. Bukhari, Sahih Bukhari, B.8, S.2
  19. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.74
  20. Kulaini, Al-Kafi, B.4, S.240
  21. Tirmidhi, Sunan Tirmidhi, B.3, S.207; Kulaini, Al-Kafi, B.1, S.428
  22. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.162
  23. Abu Dawud, Sunan Abu Dawud, B.2, S.5047-508
  24. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.161
  25. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.162; Saduq, Man La Yahzuruh al-Faqih, B.4, S.407-408
  26. Bukhari, Sahih Bukhari, B.8, S.4
  27. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.162
  28. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.158; Mazandarani, Scharh Usul al-Kafi, B.9, S.19
  29. Makarim Schirazi, Tafsir Nemune, B.17, S.40; Ibn Moflih, Al-Adab al-Schar'iyya, B.1, S.338
  30. Saduq, Man La Yahzuruh al-Faqih, B.2, S.621
  31. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.158; Mazandarani, Scharh Usul al-Kafi, B.9, S.19
  32. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.162
  33. Fakhr Razi, Mafatih al-Ghaib, B.20, S.324
  34. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.157
  35. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.158; Mazandarani, Scharh Usul al-Kafi, B.9, S.19
  36. Saduq, Al-Amali, S.389
  37. Tabrisi, Mischkat al-Anwar, S.166
  38. Tabrisi, Mischkat al-Anwar, S.166
  39. Saduq, Al-Amali, S.389
  40. Kufi Ahwazi, Az-Zuhd, S.35
  41. Rawandi, Ad-Da'awat, S.126
  42. Scha'iri, Jame al-Akhbar, S.106
  43. Scha'iri, Jame al-Akhbar, S.101
  44. Ibn Abi ad-Dunya, Makarim al-Akhlaq, S.74
  45. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.159
  46. Feyz Kaschani, Al-Wafi, B.5, S.1059
  47. Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.349

Quellenverzeichnis