Istighfar
Istighfar (Arabisch:الإستغفار) bedeutet bei Gott um Vergebung der Sünden zu bitten, sowohl verbal, indem man den Satz „Astagfirullah“ (arabisch: استغفرالله) ausspricht, als auch auf praktische Art und Weise. Im Koran und in den Überlieferungen gibt es zahlreiche Fälle, in denen Istighfar geboten und dazu angespornt wird, unter anderem geht es in 30 Versen des Heiligen Korans um das Istighfar der Propheten. Abwendung der Strafe Gottes, die Vergebung von Sünden und die Vermehrung des Lebensunterhalts gehören zu den Auswirkungen von Istighfar. Um Vergebung zu bitten gilt als das beste Bittgebet und als bester Gottesdienst und wird strengstens empfohlen. In einigen Fällen wird es sogar zur Pflicht als Sühneleistung für eine Person, die sich im Ihram-Zustand befindet. Gemäß den Lehren des Korans ist es dem Propheten (s.) nicht gestattet für Polytheisten um Vergebung zu bitten. Als Bedingung für die Gültigkeit des Istighfars erwähnte Imam Ali (a.) die Reue für vergangene Sünden, die Entscheidung, nicht zu diesen zurückzukehren, die Erfüllung der Rechte der anderen und das Nachgehen der Pflichten.
Istighfar ist jederzeit und an allen Orten angeordnet; Mehr Wert wird jedoch darauf gelegt, dies im Morgengrauen zu tun. Istighfar wird gelegentlich wegen persönlicher Dinge wie Sünden bzw. als Wiedergutmachung eines Unrechts sich gegenüber ausgesprochen, manchmal auch wegen der Verletzung der Rechte anderer und gelegentlich aufgrund sozialer Sünden.
Definition
Das Wort Istighfar bedeutet mündlich oder praktisch[1] bei Gott um Vergebung der Sünden[2] zu bitten und um den Schutz vor den negativen Auswirkungen der Sünde und der Strafe Gottes.[3] Istighfar erfolgt entweder verbal, wie durch das Aussprechen von „Astagfirullah“ oder in Form von Handlungen, welche die Vergebung herbeiführen [4]
Position
Begriffe bezüglich der Bitte um Vergebung werden im Heiligen Koran 68 Mal erwähnt, 43 davon sind Ableitungen von Istighfar, siebzehn davon in der Form „Ighfir“ (arabisch: إغفر), drei in der Form „yaghfir“ (arabisch: یغفر), zwei in der Form „taghfir“ (arabisch: تغفر) und einmal in der Form „Maghfirat“ (arabisch: مغفرة).[5]
In zahlreichen Versen des Korans wird man zur Bitte um Vergebung ermutigt und sogar dazu aufgefordert,[6] und in einigen Fällen tadelt der Koran diejenigen, die nicht um Vergebung bitten.[7]
Nach den Lehren des Korans bitten auch die Engel um Vergebung für die Gläubigen[8] und für alle Menschen auf Erden.[9] Das Bitten um Vergebung der Sünden wird als eine Eigenschaft der Frommen dargestellt. Die Bitte des Sünders an den Propheten, damit er für ihn bei Gott um Vergebung bittet, weist den Verdacht zurück, jemanden außer Gott um Vergebung zu bitten wäre Beigesellung. Den Versen des Heiligen Korans zufolge betrachten auch sunnitische Gelehrte die Bitte um Vergebung durch den Propheten nicht als Schirk.[10] Die Kinder des Propheten Ya'qub baten ihren Vater nach den Ereignissen im Zusammenhang mit ihrem Bruder Yusuf für sie um Vergebung bei Gott zu bitten, und er versprach ihnen es zu tun.[11] Außerdem lesen wir über den Propheten des Islams (s.) in den Versen des Heiligen Korans,[12] dass die Sünder, die sich selbst Unrecht taten Gott um Vergebung bitten sollen und dass der Prophet Gottes (s.) auch für sie um Vergebung bittet.
In etwa 30 Versen des Heiligen Korans geht es um die Bitte der Propheten zur Vergebung.[13] Allameh Tabatabai, der sich auf die Unfehlbarkeit der Propheten bezog, sieht das Begehen von Sünden durch die Propheten als widersprüchlich zu ihren prophetischen Pflichten an und legt nahe, dass die Propheten zum Teil auch erlaubte Handlungen als Sünden betrachteten und dafür um Vergebung baten.[14] In den Versen des Heiligen Korans sowie in den von den Unfehlbaren (a.) überlieferten Worten werden einige Auswirkungen der Vergebung genannt; Dazu gehören: Sicherheit vor göttlicher Strafe,[15] Vergebung der Sünden,[16] mehr Lebensunterhalt und mehr Kinder[17] sowie ein langes Leben.[18]
In einer Überlieferung heißt es, viel um Vergebung zu bitten bringt das Buch der Taten des Menschen zum Leuchten.[19] In einer anderen Überlieferung heißt es von Zurara b. A'yun über Imam as-Sadiq (a.), dass er sagte: "Eine Person, die eine Sünde begeht hat eine Frist hat von morgens bis abends, wenn sie in dieser Zeit um Vergebung bittet wird ihre Sünde nicht aufgezeichnet.[20]
Regeln
Es wird empfohlen um Vergebung zu bitten. Aber aus bestimmten Gründen kann es zu einer Pflicht werden oder auch verboten sein.
- Istighfar empfohlen: Istighfar gilt als das beste Bittgebet und als bester Gottesdienst und gilt unter allen Umständen als empfohlen; Unter anderem:[21] zwischen den beiden Niederwerfungen im Gebet,[22] nach dem Tasbihat al-Araba,[23] im Qunut, insbesondere im Qunut des Witr-Gebets,[24] im Morgengrauen,[25] und im Monat Ramadhan.[26]
- Istighfar als Pflicht: In manchen Fällen ist es Pflicht um Vergebung zu bitten wie als Sühne für einen sich im Ihram-Zustand befindenden, der ein- oder zweimal Verbotenes begeht.[27]
- Istighfar verboten: Gemäß dem Heiligen Koran ist es Gläubigen nicht gestattet, für Polytheisten um Vergebung zu bitten.[28]
Manieren
In den Überlieferungen der unfehlbaren Imame werden Verhaltensregeln für die Bitte um Vergebung erwähnt; Imam Ali (a.), welcher sich an einen Mann wandte, der ihn um Vergebung bei Gott bat, nannte sechs Merkmale, die ihn auf Vergebung hoffen lassen können, nämlich: Bedauern über die vergangene Tat, die ernsthafte Entscheidung nicht zur Sünde zurückzukehren, die Erfüllung der Rechte der Menschen, die Erfüllung unterlassener Verpflichtungen und Anstrengungen zu unternehmen, um das Fleisch schmelzen zu lassen aus dem das Verbotene wuchs, und den Schmerz des Gehorsams den Körper schmecken lassen.[29]
Um Vergebung bitten ist nicht unbedingt auf eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Ort beschränkt; Aber im Heiligen Koran wird betont, dass man im Morgengrauen um Vergebung bitten soll.[30]
Arten der Vergebung
Istighfar wird hinsichtlich der Art und des Gegenstands der Sünde in drei Typen unterteilt:
- Bitte um Vergebung für persönliche Sünden und also für das sich selbst unrecht tun.
- Bitte um Vergebung für Sünden und Verletzungen der Rechte gegenüber anderen Menschen.
- Bitte um Vergebung für soziale Sünden (Sünden von Administratoren, Politikern und Gemeindevorstehern).[Quelle benötigt]
Fußnoten
- ↑ Raqib Isfahani, Mufradat Alfaz al-Koran, S.609
- ↑ Iskandarani, Kaschf al-Asrar, B.2, S.46
- ↑ Ibn Aschur, Al-Tahrir wa Al-Tanwir, B.3, S.223; Raqib Isfahani, Mufradat Alfaz al-Koran, S.609
- ↑ Mu'sisat Da'irat al-Ma'arif al-Fiqh, Farhang-e Fiqh, B.1, S.439
- ↑ Markaz Farhang wa Ma'arif Koran, Da'irat al-Ma'arif al-Koran al-Karim, B.3, S.134
- ↑ Fuad AbdulBaghi, Al-Mu'jam al-Mufahris, S.500
- ↑ Sure al-Ma'ida, Vers 74
- ↑ Sure al-Qafir, Vers 7
- ↑ Sure Schaura, Vers 5
- ↑ «درسهایی در مورد وهابیت آیتالله سبحانی»
- ↑ Sure Yusuf, Vers 97
- ↑ Sure Nisa, Vers 64
- ↑ Markaz Farhang wa Ma'arif Koran, Da'irat al-Ma'arif al-Koran al-Karim, B.3, S.142
- ↑ Tabatabaee, Al-Mizan, B., S.367
- ↑ Sure al-Anfal, Vers 33; Ali al-Musawi, Scharh Nahj al-Balaqa, B.5, S.267; Sieht auch: Makarim Schirazi, Tafsir Nemune, B.7, S.154-155
- ↑ Sure Nuh, Vers 10
- ↑ Sure Nuh, Vers 10-12
- ↑ Tabrisi, Majma' al-Bayan, B.10, S.543; Fakhr Razi, Al-Tafsir al-Kabir, B.30, S.137
- ↑ Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.504
- ↑ Kulaini, Al-Kafi, B.2, S.437
- ↑ Hurr Amili, Wasa'il al-Schia, B.7, S.180
- ↑ Yazdi, Al-Urwat al-Wuthqa, B.1, S.683
- ↑ Yazdi, Al-Urwat al-Wuthqa, B.1, S.658
- ↑ Yazdi, Al-Urwat al-Wuthqa, B.1, S.699
- ↑ Najafi, Jawahir al-Kalam, B.7, S.33
- ↑ Hurr Amili, Wasa'il al-Schia, B.10, S.304
- ↑ Mahmudi, Manasik-e Umre Mufrade, S.69
- ↑ Sure Taube, Vers 113
- ↑ Ali al-Musawi, Scharh Nahj al-Balaqa, S.508
- ↑ Sure Al-Imran, Vers 17; Sure al-Zariat, Vers18
Quellenverzeichnis
- Ali al-Musawi, Abbas, Scharh Nahj al-Balaqa, Beirut, Dar al-Rasul al-Akram, 1418n.H
- Fakhr Razi, Muhammad b. Umar, Al-Tafsir al-Kabir, Beirut, Dar Ihya al-Turath al-Arabi
- Fuad AbdulBaghi, Muhammad, Al-Mu'jam al-Mufahris li Alfaz al-Koran al-Karim, Kairo, Dar al-Kotob al-Misriyya, 1364n.H
- Hurr Amili, Muhammad b. Hasan, Wasa'il al-Schia Ila Tahsil al-Masa'il al-Scharia, Qom, Mu'asisat Alulbait li-Ihya al-Turath, 1409n.H
- Ibn Aschur, Muhammad Tahir,Al-Tahrir wa Al-Tanwir, Beirut, Mu'asisat al-Tarikh, 1420n.H
- Iskandarani, Muhammad b. Ahmad, Kaschf al-Asrar al-Nuraniyyat al-Quraniyya, Beirut, Dar al-Kotob al-Ilmiyya, 2010
- Kulaini, Muhammd b. Ya'qub, Al-Kafi, Tehran, Dar al-Kotob al-Islamiyya, 1407n.H
- Mahmudi, Muhammad Riza,Manasik-e Umre Mufrade: Mutabiq ba Fatwa-e Imam Khomeini wa Maraji' Taqlid, Teheran, Masch'ar, 1387n.i.S
- Makarim Schirazi, Nasir, Tafsir Nemune, Teheran, Dar al-Kotob al-Islamiyya, 1380n.i.S
- Markaz Farhang wa Ma'arif Koran, Da'irat al-Ma'arif al-Koran al-Karim, Qom, Bustan Kitab, 1385n.i.S
- Najafi, Muhammad Hasan b. Baqir, Jawahir al-Kalam fi Scharh Scharayi' al-Islam, Beirut, Dar Ihya al-Turath al-Arabi, 136n.H
- Raqib Isfahani, Husain b. Muhammad, Mufradat Alfaz al-Koran, Damaskus, Dar al-Qalam, 1416n.H
- Tabatabaee, Sayyid Muhammad Husain, Al-Mizan fi Tafsir al-Koran, Beirut, Mu'asisat al-A'lami li-lmatbu'at, 1390n.H
- Tabrisi, Fazl b. Hasan, Majma' al-Bayan fi Tafsir al-Koran, Teheran, Nasir Khosro, 1372n.i.S