Vers al-Isti'adha

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Vers al-Isti'ādha (Arabisch: آية الاستعاذة) ist der Vers 98 der Sure an-Nahl, in dem es heißt, man soll beim Rezitieren des Korans Zuflucht bei Gott vor den Versuchungen Satans suchen, um vor Fehlern und Irrtümern geschützt zu sein. Isti'aza bedeutet Zufluchtssuche, eine Zufluchtssuche im Herzen, das heißt, ein Mensch sollte von ganzem Herzen spüren, dass er Zuflucht bei Gott genommen hat. „Rajim“, was „vertrieben“ bedeutet, erinnert uns daran, dass Satan aufgrund seiner Bigotterie und seines Stolzes von Gott vertrieben wurde.

Rechtsgelehrte, die sich auf diesen Vers beziehen betrachten das Aussprechen des Satzes: „Ich suche Zuflucht bei Gott vor Satan“ beim Rezitieren des Korans und zu Beginn des Gebets als empfohlen. In einigen Hadithen gibt es auch andere Ausdrücke für die Zufluchtssuche, wie zum Beispiel „Ich suche Zuflucht bei Allah, dem Allhörenden, dem Allwissenden vor dem Schaitan“.

Text und Übersetzung

Der Vers 98 der Sure an-Nahl, der als Vers der Isti'aza bezeichnet wird [1] besagt, dass man beim Rezitieren des Korans Zuflucht bei Gott vor Satan suchen soll. Aufgrunddessen beginnen die Muslime ihre Koranrezitation und einige andere Angelegenheiten mit diesem Vers: „Wenn du nun den Qurʾān vorträgst, so suche Schutz bei Allah vor dem gesteinigten Satan.“ (Sure an-Nahl, Vers 98)

Deutung

Laut Scheich at-Tabarsi (gest.: 548 n.H.) ist die Zufluchtssuche hier eine demütige Bitte um Zuflucht der niedrigeren Stellung bei der höheren Stellung. Die Bedeutung von Isti'aza in diesem Vers ist, dass man beim Rezitieren des Korans Zuflucht bei Gott vor den Versuchungen des Teufels suchen sollte, um vor Ausrutschern und Fehlern geschützt zu sein.[2] Allameh Tabatabai (1360-1281) erwägt diese Zuflucht als Zuflucht im Herzens [3]; Das heißt, ein Mensch sollte in seinem Herzen auch wirklich spüren, dass er Zuflucht bei Gott genommen und sich von Gelüsten und dem Verlangen getrennt hat, die das richtige Verständnis behindern und nicht nur ein Lippenbekenntnis zustande kommt.[4] Allerdings gilt die verbale Zufluchtsuche als eine Einleitung für das Erschaffen dieses Herzeszustands [5]

Einige Kommentatoren begründen die Bezeichnung des Satans mit dem Adjektiv „rajim“ (vertrieben) als eine Erinnerung an seine Arroganz und an seine Auflehnung gegen Gottes Gebot. Das heißt, wenn der Koran rezitiert wird, sollte man sich von Arroganz, Stolz und Vorurteilen fernhalten, damit man nicht ein Schicksal wie das von Satan zu erleiden hat.[6]

Ist Isti'aza obligatorisch oder empfohlen?

Islamische Gelehrte erachten den Befehl „Suche“ in diesem Vers für wünschenswert und empfehlen für die Rezitation des Korans das Aussprechen von „So suche Schutz bei Allah ...“.[7] Laut Muqaddas Ardabili (gest.993 n.H.), ein Rechtsgelehrter aus dem 10. Jahrhundert n.H., ist der Konsens der Gelehrten über die Unverbindlichkeit der Zufluchtsuche, da keine Überlieferung von einer Notwendigkeit spricht, dass dieser Vers als eine Empfehlung verstanden wird.[8] Einige glauben jedoch an die Notwendigkeit beim Rezitieren des Korans Zuflucht zu suchen und berufen sich dabei auf das Imperativ „suche“.[9]

Laut Scheich Tusi [10] (460-385 n.H.) und Allameh Hilli [11] (648-726 n.H.) zitieren schiitische und sunnitische Rechtsgelehrte diesen Vers und betrachten das Aussprechen: „Ich suche Zuflucht bei Gott...“ in der ersten Gebetseinheit (nach Takbir Al-Ahram) als empfohlen. Es wurde berichtet, dass unter den imamitischen Rechtsgelehrten nur Abu Ali, der Sohn von Scheich Tusi, an die Pflicht der Zufluchtssuche glaubte [12] und der Anführer der Malikiten dies nur im Nafilah-Gebet für zulässig hielt. [13]

Fußnoten

  1. Ibn Aschur, at-Tahrir wa at-Tanwir, Mu’asisa at-Tarikh, B.13, .222.
  2. Tabarsi, Majma’ al-Bayan, 1372 n.i.S, B.6, S.593.
  3. Tabatabai, al-Mizan, 1417 n.H., B.12, S.343-344.
  4. Makarem Schirazi, Tafsir Nemuneh, 1374 n.i.S., B.11, S.397.
  5. Tabatabai, al-Mizan, 1417 n.H., B.12, S.343-344.
  6. Najafi Khomeini, Tafsir Asan, 1398 n.H., B.9, S.292.
  7. Siehe: Tabarsi, Majma’ al-Bayan, 1372 n.i.S., B.6, S.593; Suyuti, 1394 n.H., al-Itqan, B.1, S.364; Abd, al-Mizan fi Ahkam Tajwid al-Quran, 2005, S.37.
  8. Ardibili, Zubdat al-Bayan, al-Maktabat al-Ja’fariya, S.92-93.
  9. Suyuti, al-Itqan, 1394 n.H., B.1, S.364; Abd, al-Mizan fi Ahkam Tajwid al-Quran, 2005, S.37.
  10. Scheich Tusi, al-Khalaf, 1407 n.H., B.1, S.324.
  11. Allamah Hilli, Tazkarat al-Fuqaha, 1414 n.H., B.3, S.307.
  12. Schahid Awwal, ad-Durus asch-Scharia, 1417 n.H., B.1, S.174.
  13. Scheich Tusi, al-Khalaf, 1407 n.H., B.1, S.324; Husaini Amili, Miftah al-Karama, Dar Ihya’ at-Turath al-Arabi, B.2, S.399.

Quellenverzeichnis

  • Abd, Farial Zakaria, al-Mizan fi Ahkam Tajwid al-Quran, Kairo, Dar al-Iman, 2005.
  • Ardibili, Ahmad b. Muhammad, Zubdat al-Bayan fi Ahkam al-Quran, Korrektur: Muhammad Baqir Behbudi, Teheran, al-Maktabat al-Ja'fariya li Ihya' al-Athar al-Ja'fariya, 1. Auflg., o.D.
  • Allamah Hilli, Hasan b. Yusuf, Tazkarat al-Fuqaha, Mu'asisa Al-i al-Bait aleihum as-salam, Qum, 1. Auflg., 1414 n.H.
  • Ja'fari, Ya'qub, Kauthar, Qum, Hejrat, 1. Auflg., 1376 n.i.S.
  • Husaini Amili, Seyyed Jawad, Miftah al-Karama fi Scharh Qawa'id al-'Allamah, Beirut, Dar Ihya' at-Turath al-Arabi, 1. Auflg., o.D.
  • Humairi, Abdullah b. Ja'far, Qurb al-Asnad, Mu'asisa Al-I al-Bait aleihum as-Salam, Qum, 1. Auflg., 1413 n.H.
  • Schahid Awwal, Muhammad b. Maki, ad-Durus asch-Scharia fi Fiqh al-Imamiya, Daftar-e Intescharat-e Islami, Qum, 2. Auflg., 1417 n.H.
  • Scheich Tusi, Muhammad b. Hasan, al-Khalaf, Korrektur: Ali Khorasani, Ali, Seyyed Jawad Balaghi, Teheran, Naser Khosrwo, 3. Auflg., 1372 n.i.S.
  • Ibn Aschur, Muhammad b. Tahir, at-Tahrir wa at-Tanwir, Beirut, Mu'asisa at-Tarihk, 1. Auflg., o.D.
  • Faiz Kaschani, Muhammad Muhsin, al-Wafi, Isfahan, Ketabkhaneh Imam Amir al-Mu'minin Ali (a.), 1. Auflg., 1406 n.H.
  • Kulaini, Muhammad b. Ya'qub, Bihar al-Anwar, Beirut, Mu'asisa at-Tab' wa an-Naschr, 1. Auflg., 1374 n.i.S.
  • Najafi Khomeini, Muhammad Jawad, Tafsir Asan, Itescharat Islamiya, Teheran, 1. Auflg., 1398 n.H.