Islamische Jurisprudenz

Die islamische Jurisprudenz (arabisch: فقه) ist das Wissen in dem Gesetze und Regelungen oder religiöse Pflichten der Muslime praktisch beschrieben wird. Gegenstand der Jurisprudenz sind optionale Tätigkeiten. Zu den Themen gehören beispielsweise Gebet, Fasten, Zakat, rituelle Pilgerfahrt (arabisch: حج), Kauf und Verkauf, Ehe und Scheidung in denen die Rechtsprechung diskutiert wird.

Juristen betrachten den Zweck der Zusammenstellung der Rechtsprechung darin Fragen zur Organisation des weltlichen Lebens der Gläubiger und ihres Glücks im Jenseits darzustellen basierend auf Quellen wie den Koran und den Traditionen der Ahl Al-Bait (arabisch: سنة, ausgesprochen: Sunnah). Nach Ansicht einiger ist die Rechtswissenschaft neben der Erkenntnis Gottes eine der besten und edelsten Wissenschaften. Einige Juristen sehen das Studium der islamischen Jurisprudenz als gesellschaftliche Pflicht (arabisch: واجب کفایی) angesehen.

Unter muslimischen Juristen und Experten gibt es unterschiedliche Ansichten über den Umfang der islamischen Jurisprudenz: Für einige befasst sich die islamische Jurisprudenz mit allen sozialen, politischen, militärischen und kulturellen Aspekte der Gläubigen ist und für umfasst die Jurisprudenz nur einen Teil der Fragen des Lebens der Gläubigen.

Es ist zu bemerken dass Muslime zu Lebzeiten des edlen Propheten Muhammad (s.) die Ära der «Etablierung der Rechtsprechung» oder ‪«Ära der Gesetzgebung» bezeichnet wird und die Muslime die Jurisprudenz aus dem Koran und den Traditionen des Propheten (s.), die Worte, Taten und Bestätigen durch Nicht-Reaktion (arabisch: تقریر) umfassen, ableiteten. Nach dem Tod des Propheten (s.) und mit der damit zusammenhängenden Zerstreuung entstanden zwei Hauptrichtungen des Islam, nämlich Schiiten und Sunniten und jeweils im Detail unterschiedliche islamische Rechtsprechungen:

Die Schiiten betrachteten Imam Ali (a.) und die nach ihm folgenden schiitischen Imame (a.) seiner Nachkommenschaft als Nachfolger und Stellvertreter des Propheten (s.) im Bezug auf die islamische Regierung und Gesetzgebung. Koran-Exegeten bezeichnen die Worte, Taten und Bestätigung durch Still-Bleiben (arabisch; تقریر) als Sunna des Propheten und leiten die islamische Rechtsprechung (arabisch: احکام شرعی) aus deren Entscheidungen ab. Sunniten sehen die Gefährten (arabisch: اصحاب) des Propheten als Fortsetzung an und bestimmen die islamische Jurisprudenz aufgrund des Koran, den Traditionen des Propheten (arabisch: سنت النبی) und durch Ijtihad (arabisch: اجتهاد), das eine Art der logischen Analyse ist die angewendet wird wenn die anderen Quellen keine Antwort liefern.

Die schiitische Rechtswissenschaft fand nach der Ära der Gesetzgebung und der Ära der Anwesenheit der unfehlbaren Imame (a.) in den Rechtsschulen von Qom und Ray, Bagdad, Hilla, Jabal-Amal, Isfahan, Karbala, Najaf und Qom bis in die heutige Ära sowohl Stagnation als auch Fortschritt. Die sunnitische Rechtsprechung wurde nach den Gefährten (arabisch: اصحاب) und dessen Folgegeneration (arabisch: تابعین) vom Beginn des zweiten Jahrhunderts bis zum Beginn des vierten Jahrhunderts unter vielen Rechtsprechungen in die vier bekannten Rechtsprechungen unterteilt: Hanafi, Maliki, Shafi'i und Hanbali.

Neben der schiitischen und der sunnitischen Rechtsschule verfügen auch die Rechtsschulen Abaditen (arabisch: اباضیه) und Zaiditen (arabisch: زیدیه) kodifizierte Rechtswissenschaften und haben noch heute Anhänger.

Wichtigkeit

Die Jurisprudenz gehört zu den Wissenschaften, die für alle islamischen Gruppierungen und Sekten von besonderem Interesse sind. Hajjavi Tha'alabi (Jurist (arabisch: مجتهد) / Usuli Maliki Madhhab (arabisch: اصولی مالکی مذهب)) betrachtet die Wissenschaft der Jurisprudenz als eine der großen Auszeichnungen der islamischen Welt und ist der Meinung dass das Leben der islamischen Gesellschaft von der Jurisprudenz abhängt und es ohne dies nicht weitergehen kann. Allamah Hilli schrieb in der Einleitung des Buches „Tahrir al-Ahkam Al-Sharia Ali Madhhab Al-Imamiyah“ (arabisch: تحریر الأحکام الشریعة علی مذهب الإمامیة) als er die Bedeutung und Würde der Jurisprudenz zum Ausdruck brachte „Die tugendhafteste Wissenschaft nach der Erkenntnis Gottes ist die Wissenschaft der Jurisprudenz weil es den Lebensunterhalt und die Wiederauferstehung der Menschen organisiert.“ Laut Ayah Nafar hielt er auch das Studium der Jurisprudenz für eine ausreichende Notwendigkeit (arabisch: واجب کفایی).

Hasan bin Zain al-Din Ameli betrachtete auch die Wissenschaft der Rechtswissenschaft als edelste und höchste Wissenschaft nach der Erkenntnis Gottes da mit dieser Wissenschaft auch die Kenntnis der Gebote Gottes erlangt wird und das edelste Wissen darstellen, denn die Wissenschaft der Jurisprudenz regelt das praktische Leben des Menschen sowohl im individuellen als auch im sozialen Aspekt und ist Quelle der Vollkommenheit und des Fortschritts des Menschen.

Sayyed Ruhullah Mousawi Khomeini drückte die Bedeutung und Stellung der Jurisprudenz so aus dass er diese Wissenschaft als die wahre und vollständige Theorie der menschlichen Verwaltung von der Geburt bis zur Beerdigung ansieht.

Definition

Muslimische Juristen definieren die Jurisprudenz als Wissenschaft der abgeleiteten Gesetzgebung (arabisch: شرعي فرعي) auf Grundlage ihrer ‌Begründungen. Unter Begründungen werden der Koran, Traditionen des Propheten (s.) und der Imame (a.) (arabisch: سنت), Konsens (arabischL اجماع), gesunder Menschenverstand (arabisch: عقل) und praktische Prinzipien wie Überzeugungserhalt (arabisch: استصحاب), freie Wahl (arabisch: تخییر), Unschuldsannahme (arabisch: برائة) und Vorsicht (arabisch: احتیاط) akzeptiert.

Gemäß einer anderen Definition beschäftigt sich die islamische Jurisprudenz mit zwei Arten von Themen:

• Gottesdienst, der die Beziehung der Gläubigen zum Schöpfer zum Ausdruck bringt wie zum Beispiel: Gebet, Fasten, Pflichtalmosen (arabisch: زکات) und die rituelle Pilgerfahrt (arabisch: حج)

• Gesellschaftliche Beziehungen zu anderen Menschen wie z. B. Kauf und Verkauf, Heirat und Scheidung.

Thema islamischen Jurisprudenz und Zweck

Die Wissenschaft der islamischen Jurisprudenz besteht aus den fünf Arten von Regeln bzw. Gesetzen wie folgt: Pflicht (arabisch: واجب), Verbot (arabisch: حرام), Empfohlen (arabisch: مستحب), Abgeraten bzw. Verhasst (arabisch: مکروه), erlaubt (مباح) und diskutiert Gültigkeit und Ungültigkeit der entsprechenden Tatbestände. Aus diesem Grund wird als Gegenstand der Jurisprudenz die abgeleiteten Tatbestände und Verhaltensweisen der Gläubigen betrachtet und analysiert.

Nach Auffassung der Juristen besteht das Ziel der Rechtswissenschaft darin Sachverhalte darzustellen um das weltliche Leben (individuellen und sozial) zu regeln um das Glück im Jenseits zu erreichen.

Quellen der islamischen Jurisprudenz

Nach Ansicht aller muslimischen Juristen ist der Koran die wichtigste Quelle zur Ableitung der islamischen Rechtsprechung. Bezüglich anderer Quellen der Rechtswissenschaft gibt es unterschiedliche Ansichten zwischen den verschiedenen islamischen Gruppierungen:

Schiiten

Zusätzlich zum Koran stützen sich schiitische Juristen auch auf die Traditionen (arabisch: سنة) des Propheten (s.) und der sündlosen Imame (a.), Konsens (arabisch: اجماع) und gesunden Menschenverstand (arabisch: عقل) um Regelungen und Gesetze der islamischen Jurisprudenz abzuleiten. Zwar gehören die Akhbari zu den schiitischen Juristen betrachten jedoch ausschließlich den Koran und die Tradition der Sündlosen (arabischj: معصومین) als Quellen zur Ableitung der islamischen Jurisprudenz. Einige von ihnen wie etwa Muhammad Amin Estrabadi (arabisch: محمدامین استرآبادی) vermeiden es ebenfalls sich an offensichtliche Inhalte des Korans (arabisch: ظواهر قرآن) zu halten und glauben dass nur die Ahl al-Bayt (a.) die Fähigkeit besitzen die islamische Jurisprudenz aus dem Koran abzuleiten und islamische Autoritäten bzw. Mujtahid (arabisch: مجتهد) dürfen sich nicht auf offensichtliche Inhalte des Korans berufen und daher sind für sie ausschließlich Traditionen der sündlosen Ahl Bait (a.) als Quelle der islamischen Jurisprudenz legitim. Andererseits betrachten einige wie Mohammed Sadeghi Tehrani (arabisch: محمد صادقی تهرانی) (schiitischer Jurist und Koranexeget 1305-1390 nach iranischem Kalender) den Koran als einzige Quelle zur Herleitung der islamischen Jurisprudenz und hält die Traditionen nur mittels Abgleich mit dem heiligen Koran als Grundlage für gültig.

sunnitische Jurisprudenz und Unterschied zur schiitischen

Zusätzlich zum Koran verwenden die Juristen der vier sunnitischen Schulen Traditionen (arabisch: سنة), Konsens (arabisch: اجماع) und Analogie (arabisch: قیاس) um islamische Gesetze abzuleiten. Laut den Juristen der Sunniten gilt als Tradition ausschließlich Aussagen, Taten und unfehlbare Rede des Propheten (s.) während die schiitischen Juristen zusätzlich die Aussagen, Taten und Interpretationen der schiitischen Imame (a.) als authentisch und gültig wie die Traditionen des Propheten (s.) ansehen und somit als zuverlässige Quelle zur Erlangung der Gesetze Gottes sind. Sunnitische Juristen glauben dass der Konsens an sich ein Beweis und unabhängige Quelle zur Ableitung eines islamischen Gesetzes ist wobei dies laut schiitischen Juristen nur dann gültig ist wenn Konsens durch Worte eines Imams bestätigt ist.

Sunniten stützen sich auch auf andere Sekundärquellen wie Gesetzesabschwächung zum sozialen Erhalt (arabisch: استحسان), Gesetzesabschwächung zur Erhalt der Religion (arabisch: مصالح مرسلة) und Verbotsbarriere (arabisch: سد ذرایع) um eine Entscheidung gemäß der Jurisprudenz abzuleiten wobei Muhammad bin Idris Shafi'i, Gründer der sunnitischen Schafi'i-Rechtsschule) von diesen dreien nur die Verbotsbarriere akzeptiert. Aus Sicht schiitischer Juristen ist keines davon stichhaltig genug um ein islamisches Gesetz (arabisch: حکم شرعي) herzuleiten.

Laut Muhammad Abu Zahra (gestorben 1395 n.H.), einem sunnitischen Juristen und Historiker folgen Zaidiyyah-Juristen, die den Schiiten zugerechnet werden der Hanafi-Rechtsprechung und nutzen Analogie (arabisch: قیاس), Gesetzesabschwächung zum Sozialerhalt (arabisch: استحسان) und Gesetzesabschwächung zum Religionserhalt (arabisch:مصالح مرسلة) um einige Urteile abzuleiten.

Gebiet der islamischen Jurisprudenz

Laut Mehdi Mehrizi (geb. 1341 nach iranischer Zeitrechnung), einem iranischen Juristen besteht kein Zweifel daran dass die Jurisprudenz sowohl individuelle Handlungen als auch soziale Handlungen der Gläubigen umfasst. Es besteht jedoch eine Meinungsverschiedenheit darüber ob zu allen gesellschaftlichen Angelegenheiten der Menschheit die Gesetze gelten oder nur in einigen.

Laut Sayyed Ruhullah Mousavi Khomeini umfassen die islamischen Gesetze (arabisch: احکام فقهی ) alle Aspekte des sozialen Lebens der Gläubigen. Er betrachtet die Regierung als den praktischen Aspekt der Jurisprudenz bei der Bewältigung aller sozialen, politischen, militärischen und kulturellen Probleme. In dem Buch «Mausuat Al-Fiqhieat AlKuweitia» (arabisch: موسوعة الفقهیة الکویتیة), einer Enzyklopädie der sunnitischen Rechtswissenschaft in 45 Bänden, wird auch behauptet dass die islamische Jurisprudenz Lösungen für alle menschlichen Probleme und Fragen hat weil es keine Handlung von einem Menschen gibt außer dass es ein islamisches Gesetz dafür gibt und die Wissenschaft der islamischen Jurisprudenz für dessen Klärung verantwortlich ist.

Im Gegensatz zu dieser Ansicht bestreiten einige zeitgenössische religiöse Denker wie Abdulkarim Soroush und Mohammed Mojtahed Shabestari dass die islamische Rechtsprechung auf alle individuellen und sozialen Bedürfnisse des menschlichen Lebens eingeht. Laut Soroush sind nur ein Teil der gesellschaftlichen Probleme rechtswissenschaftliche Fragen. Es gibt aber auch andere Probleme wie zum Beispiel viele Probleme im Zusammenhang mit Politik und Wirtschaft für deren Lösung die Rechtswissenschaft keinen Plan hat und deren Lösung in der Gesellschaft Wissenschaften erfordert, die auf Rationalität und Erfahrung zurückgreifen.

Mujtahid Shabastari sagte auch dass religiöse Texte über Politik, d. h. Angelegenheiten im Zusammenhang mit gesetzlichen Grenzen (arabisch: حدود), Nichtmuslimen-Steuer (arabisch: دیة), Vergeltung (oder Schmerzensgeld/Schadenersatz) (arabisch: قصاص), Judikative (arabisch: قضاوت) und weiteres mit einem historischen Ansatz interpretiert werden, denn die meisten von ihnen beziehen sich auf die Fragen, die in der Ära des Tatbestandes gerichtet wurden und ihr Bezug auf Entscheidungen der Gegenwart ist ausgeschlossen.

Umfang der islamischen Jurisprudenz im Bezug auf Themen

Die Themen der islamischen Jurisprudenz (arabisch: حکم شرعي) ist in zwei allgemeine Kategorien unterteilt:

• Absolut-Themen (arabisch: «صِرفه» او «اَعیان»): Themen die keiner Begründung bedürfen weil sie so klar sind dass jeder sie versteht und keine Möglichkeit der Verbesserung des Verständnisses gibt. Wie der Begriff des Wassers, der jedem klar ist und Forschung nicht wirklich hilft diesen besser zu verstehen. Nach Ansicht aller muslimischen Juristen liegt die Klärung dieser Fragen nicht in der Verantwortung des Juristen (arabisch: مجتهد/فقیه).

• Abgeleitete Themen (arabisch: مستنبطة) Themen die nicht jedem klar sind und Belege, Begründungen oder Herleitungen benötigen um das Konzept zu bestimmen und dessen Grenzen zu spezifizieren. Diese Themen sind in drei Kategorien unterteilt:

1. religiöse Themen: Themen, die aufgrund der Religion des Islam entstand wie etwa Gebet, rituelle Waschung (arabisch: وضو), rituelle Dusche (arabisch: غسل) und rituelle Sandreinigung (arabisch: تیمم). Nach Ansicht aller Juristen liegt es in der Verantwortung der Juristen diese Fragen und ihre Gesetzmäßigkeit (arabisch: احکام شرعي) zu erläutern.

1. Konventionelle (arabisch: عرفی) Themen: Themen, deren Bedeutung und Grenzen als konventionell (arabisch: عرف) beschrieben werden.

1. Linguistische Themen: Themen, deren Grenzen nicht für jeden erkennbar sind und auf spezifische linguistische Regeln und Kriterien beruhen und Linguist-Spezialisten zu Rate gezogen werden müssen.

Es gibt unterschiedliche Meinungen über die Pflicht des Juristen Fragen der üblichen und linguistischen Schlussfolgerung zu klären. Juristen wie Mirzai Qomi, Sayyed Mohammad Kazem Tabatabai Yazdi, und Muhammad Hasan Najafi waren der Ansicht dass Klärung dieser Fragen über den Aufgabenbereich der Juristen hinausgeht. Andererseits betonten Juristen wie Sayyed Mohsen Tabatabai Hakim und Sayyed Abul Qasim Khoei die Rolle der Juristen bei Klärung solcher Fragen.

Ja'afar Kashif al-Ghata unterschied konventionelle und komplexe lexikalische Sachverhalte von trivialen und einfachen und sagte dass der erste Typ nur durch Bezugnahme auf Beweisführung der islamischen Jurisprudenz bestimmt werden können. Daher liegt es in der Verantwortung des Juristen, wie die Fragen der islamischen Jurisprudenz zu klären sind.

Rechtsschulen

Die beiden großen Rechtsschulen der islamischen Welt also die schiitische und die sunnitische haben jeweils unterschiedliche Schulen, die sich in ihren Grundprinzipien voneinander unterscheiden:

Schiitische Rechtsschulen

Schulen der schiitischen Rechtswissenschaft nach der Ära der Anwesenheit der unfehlbaren Imame (Ab Beginn der großen Verborgenheit (arabisch: غیبت کبرا)) sind:

Nr	Name der Rechtsschule	Datum der Gründung	bekannte Juristen	wichtigste juristische Werke	Eigenschften
1	Qom und Rai	Mitte erste Hälfte des 4. JH bis ersten Hälfte des 5. JH n.H.	Ali Bin Ibrahiem Qomi، Muhammad Bin Ya'qub Kulaini، Ali Bin Hussein Bin Musa Bin Babawiyye، Scheikh Saduq	Al-Kafi، Al-Scharai، Man La Yahdhara Al-Faqih، Al-Muqna	Tadwin wa Tabwib Monabe Riwaii، Riwaii Fiqh Riwayyi
2	Bagdad	4. JH n.H.	Ibn Aqil Amani، Ibn Janaid Eskafi، Scheikh Mufid، Sayyed Murtadha، Scheikh Tusi	Al-Ahmadi Fi Al-Fiqh Al-Muhammedi، Al-Mutamasak BiHabl Al Al-Rasul، Al-Muqniat، Al-Mabsut fi Fiqh Al-Imaiyye	Aghaz Tadwin Ilm Usul، Istefade az Delil Aqli Dar Istenbat Ahkam
3	Rechtsschule Hilli	Ende 6. Jahrhundert n.H.	Ibn Idris Hilli، Muhaqqaq Hilli، Sayyed Ahmed Bin Tawus Hilli، Yahya Bin Said Hilli، Allama Hilli	Al-Sarair Al-Hawa Lithrir Al-Fatwa، Al-Mutabir، Scharai Al-Islam fi Masail Al-Halal wa Al-Haram، AlJame Al-Scharrai، Tahrir Al-Ahkam Al-Schrai ala Madhhab Al-Imamiyye، Mukhtalif Al-Schia fi Ahkam Al-Scharia	Talif Mutun Fiqh Istidlali، Pischraft Danesch Usul Fiqh، Dast-Bandi Jadid Abwab Fiqhi
4	Rechtsschule Jabal Al-Amal	8. JH n.H.	Schahid Awwal، Schahid Thani، Hasan Bin Zain Al-Din Amili، Sayyed Muhammed Musawi Amili	Al-Luma’ Al-Demeschkia، Masalik Al-Afham fi Scharh Scharai’ AL-Islam، Madarik Al-Ahkam fi Scharh Scharai’ Al-Islam، Muntaqi Al-Juman	Tadwin Qawaid Fiqhi، Tanqih Ahadith، Tarh Mujaddat Mubaheth Rijali، Tanqih wa Tanthim Mubahith Usuli، Tamarkuz bar Sanad Ahadith
5	Rechtsschule Esfehan	10. JH n.H	Muhaqqaq Karaki، Scheikh Bahaii، Muhammed Taqi Majlisi، Muhammed Baqir Majlisi، Aqha Hussein Khansari، Muhammed Bin Hassan Esfehani، Muqadas Ardebili، Muhammed Muhsin Feidh Kaschani	Jame Al-Maqasid fi Scharh Al-Qawaid، Raudhe Al-Mutraqin، Majma' Al-Faida wa Al-Burhan fi Scharh Irschad Al-Idhhan، Mafatih Al-Scharaih، Kaschf Al-Litham	Tadwin MaudhuhHa Riwaii، Tawaje Beh Figh Siasi
6	Rechtsschule Karmbala	12. JH n.H.	Muhammed Baqir Behbahani، Sayyed Ali Tabataba’i، Sayyed Jawad Amili، Muhammed Mehdi Naraqi، Mulla Ahmed Naraqi، Mirza Qomi، Sayyed Muhsin A'raji	Riadh Al-Masail fi bayyan Al-Ahkam bil-Delail، Mustanad Al-Schia، Jame Al-Schatat، Miftah Al-Kirama fi Scharh Qawaid Al-Alame	Mubarze ba Akhbar-Giri، Ahiayye Fiqaht Ijtihadi، Balandegi Danesh Usul Fiqh
7	Rechtsschule Najef	13. JH n.H.	Muhammed Hasan Najafi، Scheikh Murtadha Ansari، Muhammed Kazim Khorasani، Sayyed Muhammed Kazim Tabataba’i Yazdi، Agha Ridha Hamdani، Sayyed Muhsin Tabataba’i Hakim, Sayyed Abul-Qasim Khu’i	Jawaher Al-Kalam fi Scharh Schara’i Al-Islam، Makasib، Al-Urwat Al-Wuthqa، Misbah Al-Faqih، Mustamasak Al-Urwat Al-Wuthqa، Al-Tanqih	Jahawwal dar Fiqahat Istidlali، Nu-Awari-Haye Fiqhi wa Usuli، meidayyesh Taqrirat dar Fiqh wa Usul Fiqh
8	Rechtschule Qom	JH 14. JH n.H.	Scheikh Abdul-Karim Hairi Yazdi، Sayyed Husein Tabataba’i Burujerdi، Sayyed Ruhullah Khomeini، Muhammed Ali Araki، Sayyed Muhammed Ridha Golpayyegani، Muhammed Fadhel Lankerani، Hussein Ali Muntazeri	Tahrir Al-Wasila، Al-Dur Al-Mandhud fi Ahkam Al-Hudud، dirasat fi Wilayat Al-Faqih wa Fiqh Al-Daulat Al-Islamia، Tafsil Al-Scharia	Tawaje beh Mubaheth Fiqh Siasi، Warud Masail Fiqhi dar Arse QanunGozari، Pardakhtan Beh Masail Nu Thuhur Manand Bank، Bime wa Masail Jadid Fiqh Pezeschki

sunnitische Rechtsschulen

Auch in der sunnitischen Jurisprudenz gab es viele Rechtsschulen von denen einige nicht mehr existieren. Die vier heutigen existierenden Rechtsschulen sind Hanafi, Maliki, Schafi'i und Hanbali:

Nr.	Name Rechtsschule	Gründer	Juristen	Werke	Eigenschaften
1	Hanafi	Abu Hanifa (gestorben 150 n.H.	Abu Yusuf، Muhammed B A-Hasan Schibaii، Abdullah Bin Ahmed Nasafi، Muhammed Bin Ali Haskafi، Schams Al-Aima Sarkhasi	Al-Athar، Al-Mabdut، Kanz Al-Daqaiq (fi Al-Fiqh Al-Hanafi)، Al-Durr Al Mukhtar	Tawaje Beh Qiyas، Istihsan wa Musaleh Mursale، dar Surat nabudan Hukm dar Quran wa Sunat Qatii Rasul Khoda wa Sahabe
2	Maliki	Malik Bin Anas (gestorben 179 n.H.)	Abdul Rahman Bin Qasim، Asad Bin Furat Tunisi، Abu Bakr Baqelani، Ibn Ruschd، Schatabi، Abu Barikat Ahmed Bin Muhammed dar dir	Muwatta، Al-Asadiyya، Al_Insaf، Bidayya Al-Mujtahid wa Nihayyat Al-Muqtasad، Al-Muafaqat، Al-Scharh Al-Kabir	Tawaje beh Amal Ahl Mediana dar Kenar Quran، Sunat wa Ijma’ dar Istinbat Hukm wa dar Mutabe bad، beh Qiyyas wa Musaleh Mursalah
3	Schafi’i	Muhammed Bin Idris Schafi’i (gestorben 204 n.H.)	Ismail Bin Yahyah Muzani، Ibn Hijr Heithimi، Ibrahim Bin Muhammed Dasuqi، Jalal-Aldin Suyyuti، Ali Bin Muhammed Mawardi، Yahya Bin Scharaf nuwi	Al-Umm، Mukhtasar Al-Muzani، Al-Hawa Al-Kafir، Al-Iqnah’ fi Af-Fiqh Al-Schafi’i، Al-Tanbih fi Al-Fiqh Al-Schafi’i، Raudhat AL-Talibin	Amal bar Asas Qiyas dar Surat Keh Rische dar Quran wa Sunat Daschte Baschad، adam Hujjiat Istihsan wa Musaleh Mursale
4	Hanbali	Ahmad Bin Hanbbal (gestorben 241 n.H)	Abul-Khitab Bagdadi، Ibn Qudame Muqasasi، Ibn Teimiyye Herani، Mansur Bin Junus Bahuti	Al-Hedayyat، Al-Mughni، Keschaf AL-Qena’	Hadith-Gera’i wa Amal Beh Fatwa Sahabe، Tarjih Hadith، Hatta Hadith Dhaif wa Hadith Mursal bar Qiyas

Struktur der Rechtswissenschaft (arabisch: فقه)

Hauptartikel: Kapitel der Jurisprudenz

Die islamische Jurisprudenz umfasst verschiedene Themen daher wurden um diese Themen systematisch und präzise darzustellen in juristischen Werken die Themen in Kapiteln über Themen der «Jurisprudenz» oder separaten Werke über Jurisprudenz vorgestellt.

Mohaqqiq Hillis Kapitelklassifizierung im Buch „Shari'e al-Islam Fi Masal al-Halal wa Haram“ ist eine der bekanntesten Gliederungen der schiitischen Jurisprudenz und beeinflusste die Juristen nach ihm. Er unterteilte die gesamte islamische Jurisprudenz in vier allgemeine Kategorien Gottesdienst (arabisch: عبادة), Verträge (arabisch: عقود), einseitige Verträge (arabisch: ایقاعات) und Gesetze (arabisch: احکام) und unter jeder dieser Kategorie Teilbereiche der islamischen Jurisprudenz zusammengestellt.

Abu Hamid Ghazali im Buch „Ahia Ulum Aldin“ (arabisch: اِحیاء علوم الدین) , Ibn Jezi Kalbi (malikitische Jurist des 8. JH) im Buch „Al-Qawanin al-Fiqhiyyah“, Mahmud Schaltut im Buch „Al-Islam Aqeedat Wa Schariat“, Mostafa Ahmad al-Zarqa im Buch „Madkhal al-Fiqhi al-Aam“ und Wahbah Zuhaili im Buch „Al-Fiqh al-Islami wa Adlata“ sind sunnitische Gelehrte und Juristen, die rechtswissenschaftlichen Fragestellungen in separaten Kapiteln verfassten.

Geschichte der islamischen Jurisprudenz

Mit dem Erscheinen des Islam entstand auch dessen Jurisprudenz und die zeitgenössischen Muslime um den edlen Propheten Muhammad, möge Gott ihn segnen und ihm Frieden schenken handelten gemäß den Geboten Gottes im Koran und den Traditonen (arabisch: سنة) (Worte, Taten und stille Bestätigung(arabisch: تقریر)). Während dieser Zeit galt der Prophet (SAS) als die einzige Autorität für den Empfang der islamischen Gesetzgebung. Daher bezeichneten einige Gelehrte die Ära des Propheten als Ära der Etablierung der islamischen Jurisprudenz oder Ära der islamischen Gesetzgebung. Nach dem Tod des Propheten (Friede sei mit ihm) und im Laufe der Zeit und Aufkommen neuer Themen bezogen sich Sunniten auf die Gefährten des Propheten (arabisch: اصحاب) und deren direkte Nachfolgegeneration (arabisch: تابعین) und brachten auch die islamische Gesetzgebung (arabisch: احکام شرعی) durch Bezugnahme auf den Koran und die Tradition des Propheten (arabisch: سنة النبی) zum Ausdruck. Wenn ein Thema im Koran und Traditionen keine Regelung finden konnten machten sie machten sie sorgfältige Bemühungen (arabisch: اجتهاد) und bestimmten eine Regelung bzw. Gesetz (arabisch: فتوا).

Zusätzlich zum Koran und den Traditionen des Propheten bezogen sich die Schiiten auch auf die schiitischen Imame (AS) und sehen dessen Worte als Worte des Propheten (Friede sei mit ihm). Ab hier entstanden zwei große Schulen der islamischen Rechtswissenschaft nämlich die schiitische Imami-Jurisprudenz (arabisch: فقه امامیة) und die sunnitische.

Die Rechtswissenschaft der Sunniten (arabisch: اهل‌ سنة) nach den Gefährten (arabisch: اصحاب) und dessen direkte Nachfolgegeneration (arabisch: تابعین) vom Beginn des zweiten Jahrhunderts bis zum Beginn des vierten Jahrhunderts) sind in viele Rechtsschulen verzweigt und schließlich blieben die vier bekannten Rechtsschulen der Hanafi, Maliki, Schafi’i und Hanbali übrig. Danach, vom Beginn des 4. bis zum 13. Jahrhundert stagnierte die Bewegung der sorgfältigen Bemühung (arabisch: اجتهاد) in der sunnitischen Rechtsprechung aufgrund der Nachahmung der vier Denkschulen und trotz der Tatsache dass in dieser Zeit neue Juristen auftauchten und begannen rechtswissenschaftliche Werke zu verfassen machten sie keine großen Fortschritte.

Mit der Machtergreifung der osmanischen Regierung im 13. Jahrhundert (ab 1387 n.H.) und aufgrund des Umfangs der Gesetzgebung zur Regelung der Angelegenheiten der Gesellschaft und der Regierung wurde mit der Gründung der Zeitschrift „Al-Ahkam Al-Adliyya“ die hanafitische Rechtsprechung offiziell eingeführt und wuchs und sich entwickelte. Diese Zeitschrift enthält 1851 juristische Artikel und 16 Bücher über Themen wie Verkauf, Miete, Bürgschaft, Überweisung, Hypothek, Treuhand, Schenkung, Usurpation, Verschwendung, Beteiligung, Vertretung, Frieden, Entschuldigung, Fürbitte, Beschlagnahme (arabisch: حجر), Zurückhaltung, Geständnis, Klage, Urteil, Eid und Schwur umfasst. Diese Zeitschrift wurde im Auftrag der osmanischen Regierung gegründet um juristisches Material und zivilrechtliche Disziplinargesetze aus hanafitischen Rechtstexten zu extrahieren und sie in Gerichten und Tribunalen zu verwenden. Viele Jahre lang erließen Rechts- und gesetzgebende Räte Regelungen und Gesetze (arabisch: فتوا) innerhalb der Grenzen der Hanafi-Religion, die die offizielle Religion der osmanischen Regierung geworden war bis eine Gruppe von Reformern und Denkern diese Einschränkung durchbrach und alle islamischen Religionen zur Gesetzgebung nutzte.

Einigen Forschern zufolge durchlief die schiitische Rechtsprechung sieben historische Epochen nach der Ära der Gesetzgebung.Diese sieben Epochen sind: Ära der Entstehung (arabisch: تبویب) der islamischen Jurisprudenz (ab Mitte des 4. Jahrhunderts bis Mitte des 5. Jahrhunderts n.H.), Ära der Entwicklung auf dem Gebiet der Jurisprudenz und der sorgfältigen Bemühungen (arabisch: اجتهاد) im 5. Jahrhundert, Ära der Stagnation und Nachahmung (ab zweiter Hälfte des 5. Jahrhunderts bis Ende des 6. Jahrhunderts n.H.), Ära der Wiederbelebung der Jurisprudenz (Ende 6. Jahrhunderts bis Beginn 11. Jahrhundert n.H.), Entstehung der Akhbari-Bewegung (11. Jahrhundert bis Ende des 12. Jahrhunderts n.H.), Ära der Wiederbelebung der sorgfältigen Bemühungen (arabisch: اجتهاد) (13. Jahrhundert n.H.), Ära der Innovationen in der islamischen Jurisprudenz (ab 13. Jahrhundert n.H.) und Ära der Ankunft der Rechtswissenschaft in verschiedene gesellschaftliche Bereiche (14. Jahrhundert n.H. bis heute).

Zusätzlich zu den beiden Rechtsschulen der Schiiten und Sunniten haben auch Abadiyyah und Zaydiyyah kodifizierte Rechtsschulen und sind bis heute erhalten. Der sunnitische Gelehrte und Jurist Mustafa Ahmed al-Zarqa ist der Ansicht dass die Rechtsschulen Abadi und Zaidiyya der sunnitischen Rechtsprechung nahestehen.