An-Nafs al-Mutma'inna

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Al-Nafs al-Mutma'inna (Arabisch: النفْس المُطمَئِنّه, "die Ruhe gefundene Seele") Die zuversichtliche menschliche Seele ist in einem Zustand, in dem sie Frieden und Gewissheit erlangt und nicht zur Sünde neigt. Dieses Wort kommt in Vers 27 der Sure al-Fajr vor.

Nafs al-Mutmainna steht im Gegensatz zu Nafs al-Ammara (arabisch: نفس الأمّارة) (die befehlende Seele) und zu Nafs al-Lawwama (arabisch: نفس اللوّامة) (die selbstkritische oder tadelnde Seele). Die befehlende Seele spornt den Menschen zur Sünde an. Nafs al-Lawwama tadelt den Menschen wegen seiner Fehler. Laut muslimischen Gelehrten besitzt der Mensch nur eine Seele, und die Existenz einer befehlenden Seele, einer tadelnden und einer Ruhe gefundenen Seele steht nicht im Widerspruch zur Einheit der Seele; Vielmehr zeigen diese Begriffe unterschiedliche Zustände und Ebenen der Seele auf.

In einigen Hadithen bezüglich Nafs al-Mutmainna werden auch Personen erwähnt, die ein Beispiel für diese Ruhe gefundene Seele darstellen. Unter ihnen sind Imam Ali (a.), Imam al-Husain (a.) und diejenigen, die an den Propheten (s.) und seine Familie (a.) glauben.

Definition

Nafs al-Mutmainna ist ein Zustand der Seele, der aufgrund ständiger Befolgung des Verstandes und der Distanzierung von Sünde entsteht und zu einer Gewohnheit des Menschen wird, insoweit dass sich in seiner Seele Sicherheit und Ruhe entwickelt.[1] Es ist ein koranischer Begriff, der in Vers 27 der Sure al-Fajr verwendet wird.

Nafs al-Mutmainna steht Nafs al-Ammara und Nafs al-Lawwama gegenüber und ist die höchste Ebene der Seele. Es heißt, die Seele hat mehrere Stufen: Die niedrigste Stufe ist Nafs al-Ammara bzw. die das Böse befehlende Seele, bei dieser Stufe der Seele neigt der Mensch zur Sünde statt seinen Verstand zu befolgen. Eine darüberliegende Stufe ist Nafs al-Lawwama, bei der die Seele wachsam ist und sich selbst tadelt, wenn sie etwas Böses begeht. Und über dieser Stufe liegt Nafs al-Mutmainna.[2] Allamah Tabatabai in al-Mizan definiert Nafs al-Mutmainna als eine Seele, die im Lichte des Gedenkens Gottes Ruhe gefunden hat und mit allem zufrieden ist, womit Gott zufrieden ist und sich nicht als Besitzer von Gut oder Böse, Nutzen oder Verlust betrachtet. Die Welt ist ein Ort des Übergangs und jede Art von Armut oder Reichtum ist als eine göttliche Prüfung zu verstehen. Und aus diesem Grund befindet sie sich immer im Grenzbereich der Dienerschaft, weltliche Gaben verderben sie nicht und Armut bzw. Knappheit führen sie nicht zum Unglauben und zur Undankbarkeit.[3]

Die Vereinbarkeit verschiedener Seelen mit der Einigkeit der Identität des Menschen

Muslimische Gelehrte sagen, dass ein Mensch nur eine Seele oder ein Selbst hat und das Vorhandensein des Nafs al-Ammara und al-Lawwama und al-Mutmainna nicht der Einheit der Seele widerspricht. Ihrer Ansicht nach implizieren diese Begriffe verschiedene Zustände und Stufen der Seele,[4] d.h. wenn die Seele Böses gebietet, nennen wir sie Nafs al-Ammara und wenn sie sich bei Verfehlungen tadelt, nennen wir sie Nafs al-Lawwama (die sich tadelnde Seele).[5]

In den Überlieferungen

In den Überlieferungen gibt es Beispiele für das Wort „Nafs al-Mutmainna“, welches in Vers 27 der Sure al-Fajr vorkommt. al-Kulaini führt einen Hadith von al-Kafi an, wonach er Nafs al-Mutmainna als die Seele betrachtet, die an den Propheten (s.) und seine Ahl al-Bait (a.) glaubt.[6] Gemäß einer Überlieferung im Buch Schawahid at-Tanzil ist Imam Ali (a.) ein Beispiel für das Nafs al-Mutmainna[7] und in einer anderen Überlieferung in Tafsir al-Qummi wird Nafs al-Mutmainna mit Imam al-Husain (a.) verbunden.[8] Hossain Ali Montazeri sieht diese Auslegung darin begründet, dass Imam al-Husain (a.) mit seiner Standhaftigkeit auf dem Wege Gottes wahrhaftig gezeigt hat, dass er eine Ruhe gefundene Seele besitzt und der Ansprache Gottes würdig ist.[9]

Einige Gelehrte verbinden die Seele des Menschen bei der Stufe von Nafs al-Mutmainna mit ethischen Fragen. Allamah Tabatabai interpretiert Vers 28 Sure ar-Ra'd bezüglich des Nafs al-Mutmainna folgendermaßen, dass sie Gott als Besitzer von allem wahrnimmt und dadurch wird sie sich nie durch weltliche Gaben oder durch Armut dem Unglauben oder der Undankbarkeit zuwenden.[10]

Fußnoten

  1. Misbah Yazdi, A'yin-i Parwaz, S.27.
  2. Misbah Yazdi, A'yin-i Parwaz, S.26-27; Mutahhari, Majmu'a-yi Athar, B.3, S.595.
  3. Tabatabaee, Al-Mizan, B.20, S.285
  4. Majlisi, Bihar al-Anwar, B.67, S.36-37; Mutahhari, Majmu'a-yi Athar, B.3, S.595; Misbah Yazdi, "Akhlaq wa Irfan Islami", S.8.
  5. Misbah Yazdi, "Akhlaq wa Irfan Islami", S.8.
  6. Kulaini, al-Kafi, B.3, S.127-128.
  7. Haskani, Shawahid al-Tanzil, B.2, S.429.
  8. Qummi, Tafsir al-Qummi, B.2, S.422.
  9. Montazeri, Islam Din-i Fitrat, B.1, S.317
  10. Tabatabaee, Al-Mizan, B.20, S.477

Quellenverzeichnis

  • Haskani, Ubayd Allah b. Abd Allah ,Shawahid al-Tanzil li-Qawa'id al-tafzil,Teheran: Majma' Ihya' Farhang-i Islami, 1411n.H.
  • Kulaini, Muhammad b. Ya'qub, Al-Kafi, Tehran: Dar al-Kutub al-Islamiyya, 1407n.H.
  • Majlisi, Muhammad Baqir, Bihar al-Anwar al-Jami'a li-Durar Akhbar al-A'immat al-Athar, Beirut: Dar Ihya' al-Turath al-Arabi, 1403 AH.
  • Misbah Yazdi, Muhammad Taqi, A'yin-i Parwaz, Qom: Intisharat-i Mu'assisa-yi Amuzishi wa Pazhuhishi-yi Imam Khomeinii, 1399n.i.S.
  • Misbah Yazdi, Muhammad Taqi, "Akhlaq wa Irfan Islami", Ma'rifat Journal, N.127, 1387n.i.S.
  • Mutahhari, Murtaza. Majmu'a-yi Athar, Tehran: Intisharat-i Sadra, 1389n.i.S.
  • Qummi, Ali b. Ibrahim, Tafsir al-Qummi, Qom: Dar al-Kitab, 1404n.H.
  • Tabatabaee, Sayyid Muhammad Husain, Al-Mizan fi Tafsir al-Qur'an, Qom: Daftar-i Intisharat-i Islami, 1417n.H.