Al-Wilaya-Vers

Aus wikishia

Der Al-Wilaya-Vers (Arabisch: آية الولاية) (Sure al-Ma'ida: 55) (Vers der Vormundschaft) verweist auf die Wilaya (Vormundschaft) Gottes, Seines Gesandten (s.) und auf die das Gebet Verrichtenden und auf die Zakat Entrichtenden. Angesichts des Offenbarungsanlasses dieses Verses, wonach Imam Ali (a.) im Gebet während der Verneigung (ruku') seinen Ring spendete, beziehen sich die Schiiten auf diesen Vers, um seine Wilaya zu beweisen.

Vers

إِنَّما وَلِيُّكُمُ اللَّهُ وَرَسولُهُ وَالَّذينَ آمَنُوا الَّذينَ يُقيمونَ الصَّلاةَ وَيُؤتونَ الزَّكاةَ وَهُم راكِعونَ

Eure Führer [wali] sind einzig und allein Allah und Sein Gesandter und die Gläubigen, die das Gebet verrichten und die Zakat zahlen, während sie die Verneigung [ruku] vollführen (Qur᾽ān: 5: 55)

Dieser Vers wurde in Bezug auf Imam Ali (a.) offenbart. Alle schiitischen Exegeten sind sich in dieser Hinsicht einig. Unter den Sunniten herrscht überwiegend die gleiche Meinung. Qazi Iji deutet nachdrücklich in seinem Buch al-Mawaqif darauf hin, dass unter den Koranexegeten der Konsens besteht, dass dieser Vers über Imam ʿAli (a.) offenbart wurde.[1] al-Jurjani in seinem Kommentar zu dem Buch al-Mawaqif[2], Sa'd ad-Din in seinem Kommentar zu dem Buch al-Maqasid[3] und Allama al-Hilli in seinem Kommentar zu dem Buch at-Tajrid[4] behaupten auch, dass darüber Konsens besteht. Ibn Rustam at-Tabari schreibt in seinem Buch al-Mustarschid fi al-Imama, dass Imam ʿAli (a.) am Tag des Rates den Anwesenden schwor, dass dieser Vers über ihn herabgesandt wurde.[5] Allerdings liegen in einigen sunnitischen Koranexegesen vier Meinungen über den Offenbarungsanlass des Verses vor:

  1. Über Imam ʿAli (a.)
  2. Über ʿUbada b. Samit
  3. Abu Bakr
  4. Über alle Muslime.[6]

Das Ereignis

Einigen Überlieferungen zufolge betrat eines Tages ein Bedürftiger die Prophetenmoschee und bat um Hilfe, aber niemand spendete ihm etwas. Während er seine Hände zum Himmel erhob, sagte er: "Oh, Allah! Sei Zeuge, dass ich in der Moschee deines Gesandten um Hilfe bat, aber niemand gab mir etwas." Genau in diesem Moment während ʿAli (a.) in der Verneigung war, machte er mit dem kleinen Finger seiner rechten Hand eine Bewegung, der Mann sah diese, kam näher und zog ihm einen Ring von diesem Finger. Anschließend wurde der Vers offenbart.[7]

Überlieferer des Offenbarungsanlasses

Dieser Offenbarungsanlass wurde nicht nur von den Imamen (a.)[8]wie Imam al-Baqir (a.)[9] und Imam Sadiq (a.)[10] überliefert, sondern auch von den Gefährten (Sahaba) und den Tabi'un.

Ibn Abbas[11], Abu Rafi' Madani,[12] Ammar Yasir,[13]Abu Dhar al-Qifari.[14] Anas b. Malik[15] und Migdad b. al-Aswad sind einige der Gefährten des Propheten, die es überliefert haben.[16] Von den Tabiʿun Muslima b. Kuhail,[17] Utba b. Abi Hakim,[18], as-Suddi[19] und Mujahid[20]

Authentizität der Überlieferungen

Ibn Schuuba al-Harrani stuft in seinem Werk Tuhaf al-Uqul die Überlieferungen über den Offenbarungsanlass des al-Wilaya-Verses als sahih ein, was von den Gelehrten einstimmig bestätigt wird.[21] Allama Tabatabai führt viele dieser Überlieferungen in seinem Tafsir al-Mizan[22] an und schreibt über ihre Authentizität, sollten wir all diese Überlieferungen über den Herabsendungsanlass dieses Verses ignorieren, so müssten wir die gesamte Koranexegese beiseite legen, denn wenn wir so vielen Hadithen nicht vertrauen, wie können wir ein oder zwei Überlieferungen, die uns für die Auslegung anderer Koranverse tradiert wurden Vertrauen schenken.[23] Tabatabai betrachtet diese Überlieferungen als mit dem Koran übereinstimmend und sagt, dass die Koranverse diese Überlieferungen bestätigen.[24] Nach Tabatabai tradierten große Koranexegeten und Hadith-Gelehrte diese Überlieferungen und erhoben keine Einwände dagegen und die es taten - wie Ibn Taymiyya - erreichten den Höhepunkt ihrer Feindseligkeit.[25]

Folgende sunnitische Hadith-Gelehrte führten in verschiedenen Zeitperioden diese Überlieferung in ihren Büchern an:

  • Hafiz ʿAbd ar-Raziq Sanaani
  • Hafiz ʿAbd b. Hamid
  • Hafiz Razin b. Muawiya
  • Hafiz Nasaʿi
  • Muhammad b. Jarir at-Tabari
  • Ibn Abi Hatam
  • Ibn ʿAsakir
  • Abu Bakr b. Marduwai
  • Abulqasim at-Tabarini
  • al-Khatib al-Baqdadi
  • al-Haithami
  • Ibn al-Jawzi
  • Muhibb Tabari
  • as-Suyuti und al-Muttaqi al-Hindi

Vers als Beweis für die Wilaya von Imam ʿAli (a.)

Hauptartikel: Wilaya von Imam Ali (a.)

Die Schiiten bezieht sich hinsichtlich der Nachfolgerschaft und Wilaya (Vormundschaft) Imam ʿAlis (a.) auf diesen Vers.[26] Einige halten diesen Vers für den stärksten Beweis seines Imamats.[27] Der Vers beginnt mit "Innama" (Arabisch: إنّما), was laut arabischer Gelehrten die Exklusivität anzeigt, daher werden gemäß dieses Verses Allah, der Prophet (s.) und Imam ʿAli (a.) ausschließlich als Wali angesehen.[28]

Obwohl viele sunnitische Gelehrte sich eingestanden, dass dieser Vers über Imam ʿAli (a.) offenbart wurde, kam es aber, aufgrund des Unterschiedes in der Bedeutung des Begriffes Wilaya bei ihnen zu einer Sichtweise, die jede Argumentation hinsichtlich dessen ablehnt, schiitische Gelehrte jedoch betrachten diesen Vers als starken Beweis für die Vormundschaft und Führung Imam ʿAlis (a.).[29] Alle schiitische Gelehrten leiten das Wort wali von Wilaya ab, was Vormundschaft und dergleichen bedeutet.[30] Und da laut diesem Offenbarungsanlass mit wali ʿAli (a.) gemeint ist und der Prophet (s.) auch bei verschiedenen Anlässen die Vormundschaft ʿAlis betonte, so betrachten sie ʿAli (a.) auch als den Nachfolger des Propheten und den Inhaber der Position des Imamat und der Wilaya.[31] Dennoch versuchten viele sunnitische Gelehrte das Wort Wilaya in diesem Vers mit Freundschaft und Unterstützung zu interpretieren.[32]

Themenverwandte Suchanfragen

Fußnoten

  1. Šarḥ al-Mawāqif, 405.
  2. Šarḥ al-Mawāqif, 405.
  3. Šarḥ al-Maqāṣid, B. 5, S. 207.
  4. Allāma al-Ḥillī, Kašf al-Murād, 1382 n.i.S., S.191
  5. at-Tabari, al-Mustaršid fī al-Imāma, 1415 n.H., S.353.
  6. Ibn al-Ğawzī, Zād al-Masīr, Dār al-Kitāb al-ʿArabī, B.1, S.561.
  7. Iḥqāq al-Ḥaq, B. 2, S. 399; Al-Tantsīl, B. 1, S. 209-239; Neyrang: Mağma‘ al-Bayān, B. 3, S. 324, 325.
  8. Imam ʿAlī (a.), Imam al-Ḥusain (a.), Imam as-Sağğād (a.), Imam al-Bāqir (a.), Imam aṣ-Ṣādiq (a.) und Imam al-Hādī (a.) (Tabātabāī, al-Mīzān, 1390 n.H., B.6, S.25, über den Vers 55 der Sure al-Maʿida.
  9. al-Qummī, Tafsīr al-Qummī, 1404 n.H., B.1, S.170.
  10. al-Kulainī, al-Kāfī, 1407 n.H., B.1, S.288-289.
  11. Ḥākim al-Ḥasakānī, Šawāhid at-Tanzīl, 1411 n.H., B.1, S.232.
  12. at-Tabarānī, al-Muʿğam al-Kabīr, Dār Iḥyā at-Turāṯ, B.1, S.320-321.
  13. as-Suyūtī, ad-Durr al-Manṯūr, 1403 n.H., B.3, S.106.
  14. Ibn Taymiyya, Tafsīr al-Kabīr, 1408 n.H., B.12, S.26.
  15. Ḥākim al-Ḥasakānī, Šawāhid at-Tanzīl, 1411 n.H., B.1, S.225.
  16. Ḥākim al-Ḥasakānī, Šawāhid at-Tanzīl, 1411 n.H., B.1, S.228.
  17. as-Suyūtī, ad-Durr al-Manṯūr, 1403 n.H., B.3, S.105.
  18. Ibn Abī Ḥātim, Tafsīr al-Qurʿān al-ʿAẓīm, 1419 n.H., B.4, S. 1162.
  19. at-Tabarī, Ğāmiʿ al-Bayān, 1420 n.H., B.10, S.425.
  20. at-Tabarī, Ğāmiʿ al-Bayān, 1420 n.H., B.10, S.426.
  21. al-Ḥarrānī, Tuḥaf al-ʿUqūl, 1404 n.H., S.459.
  22. Tabātabāī, al-Mīzān, 1390 n.H., B.6, S.16.
  23. Tabātabāī, al-Mīzān, 1390 n.H., B.6, S.8.
  24. Tabātabāī, al-Mīzān, 1390 n.H., B.6, S.20.
  25. Tabātabāī, al-Mīzān, 1390 n.H., B.6, S.25.
  26. al-Mufīd, al-Ifṣāḥ fī al-Imāmah, al-Muʿtamar al-ʿAlamī, li Alfiya aš-Šaiḫ al-Mufīd, S.134; at-Tūsī, at-Tybyān, Dār Iḥyā at-Turāṯ al-ʿArabī, B.3, S.559.
  27. at-Tūsī, Talḫīṣ aš-Šāfī, 1382 n.i.S., B.2, S.10.
  28. Ibn Hišām, Muġnī al-Labīb, 1410 n.H., B.1, S.39.
  29. at-Tūsī, Talḫīṣ aš-Šāfī, 1382 n.i.S., B.2, S.10; Iğī, Šarḥ al-Mawāqif, 1412 n.H., B.8, S.360; Muẓaffar, Dalāʿil aṣ-Ṣidq, 1396 n.H., B.2, S.74; Taftāzānī, Šarḥ al-Maqāṣid, 1409, B.5, S.270.
  30. Raḥīmī Iṣfahānī, Welāyat wa Rahbarī, 1374 n.i.S., B.3, S.119-121; Fayyūmī, al-Miṣbāḥ al-Munīr, 1414 n.H., B.2, S.672.
  31. Makārem Šīrāzī, Āyāt-e Welāyat dar Qurʿān, 1386 n.i.S., S.105.
  32. Iğī, Šarḥ al-Mawāqif, 1412 n.H., B.8, S.360; Muẓaffar, Dalāʿil aṣ-Ṣidq, 1396 n.H., B.2, S.74; Taftāzānī, Šarḥ al-Maqāṣid, 1409, B.5, S.270.

Quellenverzeichnis

  • Ibn abī Ḥātam, Abdurraḥmān ibn Muḥammad, Tafsīr al-Qur’ān al-‘Azīm Musnidān ‘an Rasūlullah wa al-Ṣaḥābati wa al-Tābi’īn, Taḥqīq As’ad Muḥammad al-Ṭayyib, Aufl. 2, Beirut, Al-Maktabat al-‘Aṣria, 1419 n.H.
  • Ibn Teyymīya, Aḥmad, Tafsīr al-Kabīr, Taḥqīq: Abu r-Raḥmān ‘Umaira, Aufl. 1, Beirut, Dar al-Kutub al-‘Ilmia, 1408 n.H.
  • Iğī, Abdu r-Raḥmān, Al-Mawāqif fī ‘Ilm al-Kalām, Beirut, Ālim al-Kutub, Bītā.
  • Ḥākim Ḥasakānī, ‘Ubaidullah, Šawāhid al-Tanzīl li Qawāʻid al-Tafḍīl, Taḥqīq: Ṣadafī Muḥammad Bāqir al-Maḥmūdī, Aufl.2, Qom, Iḥya al-Ṯiqāfat al-Islāmia Versammlung, 1411 n.H.
  • Ğiṣāṣ, Abu Bakr Aḥmad ar-Razī, Aḥkām al-Qurʻān, Taḥqīq: Ṣadaqī Muḥammad Ğamīl, Mekka, Al-Maktabat al-Tiğāria, Bītā.
  • Suyūtī, Ğalāl ad-Dīn, Al-Durr al-Manṯūr fī t-Tafsīr bil-Maʻṯūr, Beirut, Dar al-Fikr, 1403 n.H.
  • Šaiḫ Ṭūsī, Talḫīṣ al-Šāfī, Al-Muḥibīn-Publikationen, Qom, 1424 n.H., Aufl.1.
  • Ṭabarānī, Sulaimān Aḥmad, Al-Muʻğam al-Kabīr, Taḥqīq: Ḥamdī ʻAbd al-Mağīd as-Salafī, Aufl.2, Beirut, Dar al-Iḥyāu t-Turāb, Bītā.
  • Ṭabarī, Muḥammad ibn Ğurair, Ğāmiʻ al-Bayān ʻan Taʻwīl Āya ʻl-Qurʻān, Beirut, Dar al-Fikr, 1408 n.H.