Feldzüge ohne Prophetenbeteiligung

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Sariyya (arabisch: سَريَّه) oder Baath (arabisch: بَعْث) nennt man muslimische Feldzüge zu Lebzeiten des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) ohne seine Beteiligung unter Kommando eines seiner Gefährten. Der Hauptzweck dieser bestand darin Bereitschaft und Stärke der Muslime zu zeigen und auch anderen sekundären wie Ausbreitung des Islam, Verteidigung, Angriff und Feinderkundung.

In einer Überlieferung von Imam Hadi (a.) wird die Anzahl der muslimischen Operationen ohne Beteiligung des Propheten (Friede sei mit ihm) mit 55 angenommen. In historischen Büchern wird jedoch ihre Anzahl auch mit 35, 48 und 66 angegeben. Laut Jaafar Sobhani kommen die Diskrepanzen der Angabe der Anzahl dieser Feldzüge aufgrund Nichtzählung Feldzügen mit geringer Mannstärke.

Die Feldzüge Feldzug Hamza bin Abd al-Muttalib an die Küste des Roten Meeres in der Region 'Ais, Feldzug Ubaidah bin Harith bin Matalab in die Rabigh-Wüste und Feldzug Saad bin Abi Waqas nach Kharar werden als erste Operationen ohne Beteiligung des Propheten (s.) berichtet. Die Anzahl der islamischen Streitkräfte in diesen Feldzügen unterschied sich je nach Stärke und Anzahl der feindlichen Streitkräfte sowie nach Art der Mission. Manchmal wurden für einige Feldzüge nur wenige Kämpfer entsandt, für andere eine Truppenstärke von mehr als 1000 Mann aufgestellt.

Definition und Grund dere Benennung

In den Büchern der islamischen Geschichte werden Feldzüge des Propheten (s.) in zwei Kategorien unterteilt: Ghazwa und «Sariyya».[1] Zu den Feldzügen, an denen der Prophet (Friede sei mit ihm) teilnahm und selbst kommandierte werden mit Ghazwa bezeichnet und zu denen ohne Beteiligung des Propheten (s.) mit der Benennung eines Kommandeurs für diese Truppe «Sariyya» oder «Baath» genannt.[2] Einige Forscher sind jedoch der Ansicht, dass die erwähnten Definitionen für Ghazwa und «Sariyya» nicht korrekt sind. Ghazwa bezieht sich vielmehr auf Feldzüge des Propheten, die offen mit hoher Truppenstärke und Organisation geführt wurden, während Feldzüge des Propheten, die im Geheimen mit nur kleiner Truppenstärke ohne besondere Organisation «Sariyya» genannt werden.[3] Diese beiden Definitionen unterscheiden sich am Beispiel von Ghazwa und «Sariyya» nicht. Denn nach neuerer Definition beteiligte sich der Prophet nicht an Operationen mit kleiner Truppenstärke und deren Zweck war lediglich Zerstörung oder Informationen.[4] Laut Ibn Athir, Autor von «Al-Nahiya fi Gharib al-Hadith wa al-Athar» wurden diese Feldzüge in Anbetracht dessen, dass nur Auserwählte an diesen Feldzügen teilnahmen als «Sariyya» bezeichnet, denn diese Vokabel ist aus «Sarri» (arabisch: سریّ) abgeleitet mit der Bedeutung «exquisit».[5][Anmerkung 1]

Zweck der «Sariyya»

Es wird gesagt, dass das Hauptziel des Propheten in der «Sariyya» darin bestand, Bereitschaft und Stärke der Muslime zu zeigen.[6] Laut Sayyid Jafar Morteza Amili, Autor von Al-Sahih Min Sirah al-Nabi al-Azam wurden die «Sariyya» des Propheten aus zwei Gründen ausgeführt:

  • 1. Verbreitung der Religion des Islam
  • 2. Störung der Versammlung von Aufrührern, die Muslime angreifen wollten.[7]

Einige Forscher unterteilten die «Sariyya» des Propheten in vier Kategorien:[8]

  1. «Sariyyah» zur Feldzug Rajee,[9][Anmerkung 2] die je nach Umstand und Umgebung heimlich oder offen durchgeführt wurden;[10]
  2. Spezialoperationen zur Verteidigung, die durchgeführt wurden um Interessen der Muslime zu verteidigen oder einigen feindlichen Angriffen entgegenzuwirken;[11]
  3. Offensiv-Operationen, wie zum Beispiel Feldzug Hamzah bin Abd al-Muttalibs,[12] die zur Prävention vor Aktionen des Feindes und normalerweise in entfernten Regionen stattfanden;[13]
  4. Geheimdienst-Operationen wie etwa die Operation Abdullah Bin Jahsh,[14] die im Geheimen und dem Ziel Informationen von Personen oder Positionen des Feindes zu sammeln.[15]

Der Prophet (Friede sei mit ihm) hatte in allen Operationen angeordnet, dass die Muslime, wenn sie siegreich wären den Feind nicht verfolgen sollten.[16] Der Entscheidungsprozess und Durchführung der Operationen erfolgten unter Aufsicht des Propheten und seiner engen Gefährten.[17] Bei der Wahl des Kommandeurs der Operation legte der Prophet Wert auf Eigenschaften wie Mut und Vertrautheit mit militärischen Techniken.[18]

Statistiken

Hauptartikel: Liste der Feldzüge des Propheten (s.)

Gemäß einer Überlieferung, die im Buch Tazkerat al-Khawas von Imam Hadi (a.) aufgeführt ist, liegt die Anzahl der «Sarriayya» des Propheten (s.) bei 55.[19] Historiker gaben die Anzahl dieser Operationen auf unterschiedliche Weise an: Muhammad Ibrahim Ayati zählte 82 im Buch «Tarikh Payambar Islam».[20] Masoudi berichtete in Moruj al-Dahhab von 35 Opeartionen von einigen Historikern, 48 von Muhammad bin Jarir Tabari und 66 von anderen.[21] Fazl bin Hasan Tabrisi schreibt von 36 Operationen in I'lam al-Wara.[22] Laut Jaafar Sobhani, Autor von Furugh abadiyat wurden einige Operationen aufgrund geringer Truppenstärke nicht gezählt und aus diesem Grund unterschiedliche Anzahlen genannt.[23] Laut Muhammad bin Umar Waqadi, Historiker des zweiten Jahrhunderts, sind Feldzug Hamzah bin Abdul Mutallib, Feldzug Ubaydah bin Harith bin Matalb und Feldzug Saad bin Abi Waqqas die ersten Feldzüge ohne Beteiligung des Propheten im ersten islamischen Jahr[24] Die Anzahl der islamischen Streitkräfte in diesen Opeartion unterschied sich je nach Stärke und Anzahl der feindlichen Streitkräfte sowie Art der Mission und manchmal waren es bei einigen Feldzügen nur ein paar Kämpfer und bei anderen dreitausend Soldaten (zum Beispiel im Feldzug Osama).[25] Laut Watar, Autor des Buches «Fan-al-Harb-e-Islami dar Uhde Rasul» war der Verlust der islamischen Streitkräfte in Feldzügen ohne Beteiligung des Propheten größer als in anderen.[26] Als Ursache hierfür kann Nachlässigkeit einiger Kommandeure, Überlegenheit der feindlichen Steritmacht und Unfähigkeit das Prinzip der Überraschung zu verwirklichen, zurückgeführt werden.[27] Außerdem war in einigen Operationen, die mit dem Ziel einer islamischen Einladung durchgeführt wurden der Verlust aufgrund Unachtsamkeit viel höher, sodass in einigen von ihnen alle Mitglieder der Islamischen Garde fielen.[28] Die meisten Feldzüge der ersten Jahre des islamischen Kalenders waren in der Nähe von Medina.[29] Einige dieser Feldzüge sind wie folgt:

Bezeichnung Feldzug Mannstärke Islam Ziel Feindliche Truppenstärke Ort Zeit Ergebnis
1 Feldzug Hamza bin Abdulmutallab 30 Auswanderer unter Kommando Hamzah bin Abdulmutallab Wirtschaftlicher Schlag gegen Feind 300 berittene unter Komamndo von Abu Jahl Ais (Küste des Roten Meeres) Ramadan, Jahr 1 Hijri Ende des Feldzuges ohne Konflikt.[30]
2 Feldzug Obaydah bin Harith bin Matalab 60 Auswanderer unter Kommando von Obaydah bin Harith Patrouillieren und Abwehr möglicher Gefahren 200 unter Befehl von Abu Sufian Wüste Rabigh Monat Schawwal Jahr 1 Flucht des Feindes.[31]
3 Feldzug von Saad bin Abi Waqas 8 oder 20 Auswanderer unter Kommando von Saad bin Abi Waqas Wirtschaftlicher Schlag gegen Feind Handelskarawane der Quraysch Kharar Jahr 1 / Dhi al-Qa'da Muslime konnten Handelskarawane nicht erreichen[32]
4 Feldzug Abdullah bin Jahsh 8 oder 12 Auswanderer unter Kommando von Abdullah bin Jahsh Identifizierung und Informationssammlung 4 (oder 39) unter Kommando von Amr Ibn al-Hadrami Nakhleh zwischen Mekka und Taif Jahr 2/ Monat Rajab Zum ersten Mal Beute für Muslime.[33]
5 Sariyye Zaid Bin Haritha 100 unter Kommando von Zayd bin Haritha Wirtschaftlicher Schlag gegen Polytheisten und Störung der Handelsroute der Quraysh von Irak nach Syrien Handelskarawane der Quraysh unter Kommando von Safwan bin Umayya Qarada (50 km von Medina) Monat Jumadi Akhir/ Jahr 3 Beute von 100.000 Dirham.[34]
6 Feldzug Abi Salama 150 Infanteristen und Kavalleristen unter Kommando von Abu Salama Vorbeugung militärischer Verschwörung des Feindes Bani Asad unter Kommando von Tulaiha Qatan (230 km von Medina entfernt) Muharram, Jahr 4 Bani Asad floh und die Muslime kehrten mit viel Beute nach Medina zurück.[35]
7 Feldzug Birr Ma'ouna 40 Koranlehrer Verbreitung des Islam in Najd Bürger von Najd unter Kommando von Amer bin Tufail Bi’r Ma'una Monat Safar, Jahr 4 Märtyrertum aller Lehrer bis auf einen.[36]
8 Feldzug Raji' Sechs Koran-Lehrer unter Kommando von Murshad bin Abi Murshad Ghanvi Verbreitung des Islam im Stamm Azal und Qara Gruppe aus den Stämmen Azal und Qara Raji' (280 km von Medina entfernt) Monat Safar, Jahr 4 Märtyrertum von vier und Gefangennahme der anderen beiden Koranlehrer.[37]
9 Feldzug Abu Ubaidah 40 unter Kommando von Ibn Ubaidah Ibn Ubaida Bestrafung der Stämme Banu Tha'labah, Bani Muhareb und Bani Anmar, die einen Angriff auf Medina planten Stämme Bani Thaalbah, Bani Anmar und Bani Muhareb Dhul Qasa Feind flüchtete in die Berge und zahlreiche Schafe wurden erbeutet.[38]
10 Feldzug Abdul Rahman bin Auf 700 unter Kommando von Abdul Rahman bin Auf Einladung des Stammes Bani Kalb zum Islam Bani Kalb Dumat al-Jandal Monat Scha'ban / Jahr 6 Stamm Bani Kalb konvertierte ohne Blutvergießen zum Islam[39]
11 Feldzug Abdullah bin Rawaha 30 unter Kommando von Abdullah bin Rawaha Sammeln von Informationen vom Feind 30 aus dem Ghatfan-Stamm unter Kommando von Asir bin Zaram Wadi al -Qura Monat Shawwal, Jahr 6 Bericht dem Propheten (Friede sei mit ihm) vorgelegt.[40]
12 Schlacht von Mutah 3000 unter Kommando von Jafar bin Abi Talib, dann Zayd bin Haritha und schließlich Abdullah bin Rawaha Bestrafung der Herrscher von Mutah Mehr als hunderttausend aus der römischen Armee Muta[Anmerkung 3] Monat Jumadi al-Awwal, Jahr 8 Rückzug der Muslime nach Medina.[41]
13 Feldzug Ali bin Abi Talib 150 unter Kommando von Imam Ali (a.) Zerstörung des Götzenhauses der Polytheisten Tay'ee-Stamm Hatam Gebiet der Ta'i-Familie Monat Rabi al-Thani, / Jahr 9 Zerstörung der Götzen von Fuls und große Beute.[42]
14 Jemen-Feldzug Imam Alin 300 unter Kommando von Imam Ali (a.) Einladung zum Islam im Jemen Menschen im Jemen Jemen Monat Ramadan / Jahr 10 Islamisierung Stamm Stamm Hamdanund Stamm Mazhij.[43]

Anmerkungen

  1. Nach dieser Definition könnte man diese Feldzüge auch als «Spezialoperationen» bezeichnen.
  2. Sieben Muslime gerieten Ende 3. oder Anfang 4. islamischen Jahres in einen Hinterhalt am Wasserloch, das Rajee genannt wird. Sie hatten den Auftrag den Koran zu lehren
  3. Kleines Dorf ind er Näne zu Scham (heutiges Syrien)

Fußnoten

  1. Sobhani, Farazhayi Az Tarikh Payambar Islam, S.216
  2. Sobhani, Farazhayi Az Tarikh Payambar Islam, S.216
  3. Qaidan, «Sazmandehi Jangi Dar Ghazawat Asr Payambar», S.79-80
  4. Qaidan, «Sazmandehi Jangi Dar Ghazawat Asr Payambar», S.80
  5. Ibn Athir, An-Nihayah, B.2, S.363
  6. Watar, Fan al-Harb al-Islami fi Ahd ar-Rasul, S.187
  7. Amili, Al-Sahih Min Sirah al-Nabi al-Azam, B.26, S.192
  8. Rezaee und Andere, «Guneschinasi Sariyehaye Doreh Payambar», S.24
  9. Rezaee und Andere, «Guneschinasi Sariyehaye Doreh Payambar», S.34
  10. Rezaee und Andere, «Guneschinasi Sariyehaye Doreh Payambar», S.24
  11. Rezaee und Andere, «Guneschinasi Sariyehaye Doreh Payambar», S.24
  12. Rezaee und Andere, «Guneschinasi Sariyehaye Doreh Payambar», S.29
  13. Rezaee und Andere, «Guneschinasi Sariyehaye Doreh Payambar», S.24
  14. Rezaee und Andere, «Guneschinasi Sariyehaye Doreh Payambar», S.25
  15. Rezaee und Andere, «Guneschinasi Sariyehaye Doreh Payambar», S.24
  16. Watar, Fan al-Harb al-Islami fi Ahd ar-Rasul, S.80
  17. Rizaee und Andere, «Tabyin wa Tahlil Ruykard Payambar Dar Intikhab Farmandehan Sariyehaye Asr Nabawi», S.60
  18. Rizaee und Andere, «Tabyin wa Tahlil Ruykard Payambar Dar Intikhab Farmandehan Sariyehaye Asr Nabawi», S.61
  19. Ibn Jauzi, Tazkerat al-Khawas, S.322
  20. Ayati, Tarikh Payambar Islam, S.240-247
  21. Masoudi, Moruj az-Zahab, B.2, S.282
  22. Tabrisi, I'lam al-Wara, S.69-70
  23. Sobhani, Forugh Abadiyat, S.460
  24. Waqidi, Al-Maghazi, B.1, S.2
  25. Watar, Fan al-Harb al-Islami fi Ahd ar-Rasul, S.237
  26. Watar, Fan al-Harb al-Islami fi Ahd ar-Rasul, S.296
  27. Watar, Fan al-Harb al-Islami fi Ahd ar-Rasul, S.296
  28. Watar, Fan al-Harb al-Islami fi Ahd ar-Rasul, S.296
  29. Rezaee und Andere, «Guneschinasi Sariyehaye Doreh Payambar», S.23
  30. Waqidi, Al-Maghazi, B.1, S.9; Ibn Saad, At-Tabaqat al-Kobra, B.2, S.3-4
  31. Waqidi, Al-Maghazi, B.1, S.10-11; Ibn Saad, At-Tabaqat al-Kobra, B.2, S.4
  32. Waqidi, Al-Maghazi, B.1, S.10-11; Ibn Hischam, As-Sirat an-Nabawiyyah, B.1, S.591-592
  33. Ibn Saad, At-Tabaqat al-Kobra, B.2, S.7; Ibn Hischam, As-Sirat an-Nabawiyyah, B.1, S.601-604
  34. Waqidi, Al-Maghazi, B.1, S.197-198; Ibn Saad, At-Tabaqat al-Kobra, B.2, S.27
  35. Waqidi, Al-Maghazi, B.1, S.340-343; Ibn Saad, At-Tabaqat al-Kobra, B.2, S.38-39
  36. Waqidi, Al-Maghazi, B.1, S.346-349; Ibn Hischam, As-Sirat an-Nabawiyyah, B.1, S.183-185
  37. Ibn Saad, At-Tabaqat al-Kobra, B.2, S.42-43; Tabari, Tarikh at-Tabari, B.2, S.538
  38. Waqidi, Al-Maghazi, B.2, S.552; Ibn Saad, At-Tabaqat al-Kobra, B.2, S.66
  39. Waqidi, Al-Maghazi, B.2, S.560-562
  40. Waqidi, Al-Maghazi, B.2, S.566-568
  41. Ibn Saad, At-Tabaqat al-Kobra, B.2, S.97-99
  42. Waqidi, Al-Maghazi, B.3, S.984; Ibn Saad, At-Tabaqat al-Kobra, B.2, S.124
  43. Ibn Saad, At-Tabaqat al-Kobra, B.2, S.128-129; Tabari, Tarikh at-Tabari, B.3, S.131-132