Furu' ad-Din

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Furūʿ ad-Dīn (Arabisch: فروع الدين) oder die Zweige der Religion umfassen die praktischen Urteile (Handlungsprinzipien) des Islam, nach denen der Muslim zu handeln hat. Furu ad-Din steht gegenüber Usul ad-Din (Prinzipien der Religion), welche die grundlegenden Überzeugungen der Religion betrifft und der Glaube an diese die Bedingung des Muslimseins darstellt. Die Furu ad-Din des Islam sind nach der Imamitischen Lehre folgende: Gebet, Fasten, Hajj, Zakat, Khums, Jihad, das Gute gebieten, das Schlechte verwehren, Tawalli (Der Liebesbeweis), Tabarri (Die Lossagung).

Die Furuʿ ad-Din werden anhand von Fiqh (islamische Rechtslehre) aus den vier Quellen, Koran, Überlieferungen des Propheten (s.) und der Imame (a.), Vernunft und Konsens (Ijma) gewonnen. Nach der Fatwa der Rechtsgelehrten ist das Erlernen jenen Teils der Furuʿ ad-Din, mit welchem wir meistens zu tun haben, eine Pflicht.

Definition

Muslimische Gelehrte teilten die religiösen Lehren in die Prinzipien (Usul ad-Din) - Stamm der Religion - und Nebensätze (Furuʿ ad-Din) - Zweige der Religion - ein:[1] Usul ad-Din umfasst die grundlegenden religiösen Überzeugungen, an die geglaubt werden muss, um als Muslim zu gelten.[2] Die Furuʿ ad-Din betreffen die islamischen Religionsgesetze in Bezug auf diverse Themen, einschließlich Anbetung und Handelsangelegenheiten.[3] Mit anderen Worten, Furuʿ ad-Din besteht in den Verpflichtungen, die jeder Muslim zu erfüllen hat.[4]

Ursprung der Kategorisierung

Die Kategorisierung religiöser Lehren in Prinzipien (Religionsstamm) und Nebensätze (Religionszweite) (Usul al-Din und Furuʿ ad-Din) findet sich weder im Koran noch in schiitischen wie sunnitischen Hadithen wieder.[5] Die Begriffe "Usul ad-Din" und "Furuʿ ad-Din" wurden angeblich von Theologen in dieser Bedeutung verwendet.[6] Allerdings gibt es in manchen Überlieferungen Hinweise darauf, dass einige Lehren des Islam fundamentaler sind als andere.[7] Zum Beispiel gibt es eine Überlieferung von Imam al-Baqir (a.), wonach der Islam auf fünf Dingen basiert: Gebet, Zakat, Fasten, Hajj und Wilaya, wobei letzteres unter diesen vorzüglicher ist.[8] Es gibt auch einen Bericht, in dem Imam as-Sadiq (a.) nach den Säulen des Islam gefragt wurde. Seine Antwort bestand aus einem Hinweis auf "die Anerkennung des Monotheismus, den Glauben an das Prophetentum des Propheten (s.), die Annahme dessen, was er im Namen Gottes brachte, die Annahme von Zakat und die Annn.H.me der Wilaya der Nachkommen von Muhammad (s.).[9]

Zweige des Glaubens

Obligation des Erlernens der Zweige der Religion

Die Rechtsgelehrten halten das Erlernen derjenigen Zweige der Religion, mit denen die Muslime zumeist zu tun haben, wie Gebet, Fasten, Khums und Zakat für eine Pflicht.[11] Gegenüber den Prinzipien der Religion (Usul ad-Din), bei denen Gewissheit erforderlich ist,[12] genügt bei den Furuʿ ad-Din die Mutmaßung.[13] Allerdings sind hier Mutmaßungen gemeint, die in der Religion für gültig erachtet werden.[14]

Nach der Fatwa (dem Erlass) der Maraja, ist es bei Furuʿ ad-Din für jeden Muslim Pflicht, entweder selbst ein Mujtahid zu sein und selbst Urteile aus den Quellen zu entnehmen oder einen Mujtahid nachzunahmen oder Vorsichtig walten zu lassen, d.h. so zu handeln, dass er sich sicher ist, seine religiöse Pflicht erfüllt zu haben. Z.B. wenn einige Maraja eine Handlung als obligatorisch betrachten und einige als empfohlen, so sollte man die Handlung ausführen. Ebenso, wenn eine Gruppe von ihnen eine Handlung für verboten erklärt und eine Gruppe nicht, so hat man sie zu unterlassen. [15]

Findungsmethode

Die Furuʿ ad-Din werden aus den vier Quellen, Koran, Überlieferungen des Prophet (s.) und der Imame (a.), Vernunft und Konsens (Ijma) gewonnen, die auch die "Vier Quellen" (al-Adillat al-Arbaʿa) genannt werden.[16] Fiqh (islamische Rechtstheorie) kommt die Pflicht für die Findung der Furuʿ ad-Din zu.[17] Dieses Wissen entnimmt man mithilfe von Wissenschaften wie arabische Literatur, Exegese, Hadith, Rijal und eben auch Usul al-Fiqh (Prinzipien der Rechtsfindung) den religiösen Urteilen aus den "Vier Quellen".[18] Das Wissen um die Prinzipien der Rechtsfindung stellt die Rechtstheorie (Fiqh) der korrekten Methodik zur Rechtsurteilsfindung zu Verfügung.[19]

Fußnoten

  1. ʿAlawī, ʿAqāʾid al-Muʾminīn, 1411 n.H., S. 13.
  2. Guzashta, Uṣūl-i Dīn, S. 282.
  3. Miṣbāḥ Yazdī, Āmūzish-i ʿAqāyid, 1384 n.i.S, S. 12. ʿAlawī, ʿAqāʾid al-Muʾminīn, 1411 n.H., S. 13.
  4. Muʾassisa-yi Dāʾirat al-Maʿārif-i Fiqh-i Islāmī, Farhang-i Fiqh, 1392 n.i.S, S. 689.
  5. Guzashta, Uṣūl-i Dīn, S. 282.
  6. Guzashta, Uṣūl-i Dīn, S. 282.
  7. Guzashta, Uṣūl-i Dīn, S. 282.
  8. al-Kulainī, al-Kāfī, 1407 n.H., B. 2, S. 18.
  9. al-Kulainī, al-Kāfī, 1407 n.H., B. 2, S. 19-20.
  10. Motahhari, Mağmūʿ Āṯār, 1390 n.i.S., B.26, S.257; ʿAlawī, ʿAqāʿid al-Muʿminīn, 1411 n.H., S.12.
  11. Muʿasese-ie Dāyirat al-Maʿāref Fiqh Eslāmī, 1392 n.i.S., B.1, S.689.
  12. Imam Ḫomainī, Tawḍīḥ al-Masāʿil (Muḥašā), 1392 n.i.S., B.1, S.12 und 13.
  13. Muʿasese-ie Dāyirat al-Maʿāref Fiqh Eslāmī, 1392 n.i.S., B.1, S.689.
  14. Muʿasese-ie Dāyirat al-Maʿāref Fiqh Eslāmī, 1392 n.i.S., B.1, S.689 und 690.
  15. Imam Ḫomainī, Tawḍīḥ al-Masāʿil (Muḥašā), 1392 n.i.S., B.1, S.11 bis 13.
  16. Motahhari, Mağmūʿ Āṯār, 1390 n.i.S., B.20, S.29.
  17. Motahhari, Mağmūʿ Āṯār, 1390 n.i.S., B.20, S.26.
  18. Motahhari, Mağmūʿ Āṯār, 1390 n.i.S., B.20, S.27.
  19. Motahhari, Mağmūʿeh Āṯār, 1390 n.i.S., B.20, S.29.

Quellenverzeichnis


  • ʿAlawī, ʿAdil, ʿAqāʾid al-Muʾminīn, Qom, Dār al-Dhakhāʾir, 1411 n.H.
  • Guzashta, Nāṣir, Uṣūl-i Dīn, Dānešnāme-ie Ğahān-e Eslām, B. 1. Teheran, Muʾassisat Dāʾirat al-Maʿārif al-Fiqh al-Islāmī, 1374 n.i.S.
  • Imām Khomeini, Sayyid Rūh Allāh, Tawḍīḥ al-Masāʾil, Qom, Daftar-i Intishārāt-i Islāmī, 1392 n.i.S.
  • Kulainī, Muḥammad b. Yaʿqūb, al-Kāfī, Teheran, Dār al-Kutub al-Islāmīyya, 1407 n.H.
  • Miṣbāḥ Yazdī, Muḥammad Taqī, Āmūzeš-e ʿAqāyid, Teheran, Amīr Kabīr, 1384 n.i.S.
  • Muʾassise-ie Dāʾirat al-Maʿārif-e Fiqh-e Eslāmī, Farhang-e Fiqh muṭābeq-e Maḏhab-e Ahl-e Bait ʿalaihim as-Salām. 1392 n.i.S,
  • Muṭahharī, Murtaḍā, Mağmūʿe-ie Āṯār, Teheran, Ṣadrā, 1390 n.i.S.