Mutawatir

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Überlieferungen des Propheten Vielfach in Bedeutung: Ich bin die Stadt des Wissens und Ali ist ihr Tor

Mutawatir (deutsch: Vielfach überliefert) (arabisch: حديث متواتر) wird eine Überlieferung bezeichnet deren Kette aller Berichterstatter (arabisch: سند) bis hin zu einem der Unfehlbaren in jeder Ebene einer solchen Anzahl ist dass es praktisch unmöglich an der Herkunft zu zweifeln und diese absolute Gewissheit tragen. Sie stehen den vereinzelten Überlieferungen gegenüber also jede, die nicht als vielfach überliefert bezeichnet ist wird als vereinzelt bezeichnet. Vielfach überlieferte Überlieferungen sind selten tragen aber oft wichtige Inhalte wie zum Beispiel: Überlieferung Ghadir, Überlieferung Taqalain oder der Überlieferung des «Verbotes des absichtlichen Lügens». Es sind zur Bezeichnung «Vielfach überliefert» einige Bedingungen angegeben von denen sich einige auf die Hörer einige andere auf die Vermittler und Berichterstatter der Überlieferungen beziehen.

Es gibt zwei Arten von «Vielfach»-Überlieferungen: wörtlich und nach Bedeutung. Weil die meisten Zweige der Religion einschließlich der Anzahl der Gebetsabschnitte der Gebete, Aufhebung des Fastens, Säulen der rituellen Pilgerfahrt «Haddsch» usw. mit Begriffen mit spezieller Bedeutung beschrieben sind.

Die «Vielfach»-Überlieferungen sind aus einem anderen Blickwinkel in zusammenfassen und detailliert unterteilt.

wörtliche und idiomatische Bedeutung

Das Wort „mutawatir“ (hier im deutschen in etwa mit «vielfach» übersetzt) im Wort kommt vom Stamm „witr“ (arabisch: وتر) was aufeinanderfolgende und kontinuierliche oder eines nach dem anderen bedeutet.[1]

Die Überlieferungen der Unfehlbaren in den Überlieferungs-Werken werden entsprechend der Anzahl der Berichterstatter jedes einzelnen von ihnen in zwei Gruppen eingeteilt: «Vielfach» (arabisch: متواتر) und «vereinzelt» (arabisch: واحد) und jeder dieser beiden ist nochmals unterteilt.

Im Sinne der Ahl al-Hadith handelt es sich bei einer «Vielfach»-Überlieferung um einen Bericht dessen Anzahl der Berichterstatter in jeder Ebene so groß ist dass Zweifel praktisch ausgeschlossen sind und so den Inhalt dieser als Gewissheit angesehen kann.[2]

Mit anderen Worten ist die Zahl der Berichterstatter so groß, dass ein Absprechen dieser um einen Fake zu verbreiten praktisch unmöglich ist und somit die Herkunft im Prinzip eindeutig belegt ist.

Die Anzahl der aufeinanderfolgenden Erzählungen

Die Vielfach-Überlieferungen sind zwar selten haben aber oft einen wichtigen Inhalt wie zum Beispiel: die Ghadir-Überlieferung, die von mehr als 100 Berichterstattern ausschließlich in der ersten Ebene also diejenigen, die den Propheten Gottes mit eigenen Ohren hörten überliefert wurde und die Überlieferung Thaqalain, die in dieser ersten Ebene mehr als 80 Berichterstatter aufweist oder die Überlieferung „Verbot des absichtlichen Lügens“ das über mehr als 60 Personen direkt vom Propheten Gottes berichteten. Auch z.B.: Überlieferungen über die Anzahl der Abschnitte (Rakaat) der täglichen obligatorische Gebete sowie den obligatorischen Almosen (Zakat) sowie im Zusammenhang mit den Tugenden von Imam Alis (a.) wie zum Beispiel seinen Mut, Glauben, … .[3]

Bedingungen

Für die Bezeichnung «Vielfach»-Überlieferung werden einige Bedingungen angegeben, die sich teilweise auf die Hörer der Überlieferung beziehen und einige auf Berichterstatter und Träger der Überlieferung beziehen:

Bedingungen des Hörenden

Wenn «Vielfach»-Überlieferungen dem Hörer Wissen bringen soll müssen diese beiden Bedingungen erfüllt sein:

  1. Dem Hörer der «Vielfach»-Überlieferung sollte dieses nicht bereits vorher bekannt gewesen sein. Es wäre sonst kein neues Wissen sondern lediglich eine Bestätigung des Propheten.
  2. Der Hörer sollte nicht aufgrund falscher Überzeugung glauben dass die Nachricht falsch ist. Zum Beispiel glauben die Polytheisten nicht an den Propheten (s.) so akzeptieren sie daher auch nicht die häufigen Wunder des Propheten (s.).[4]

Bedingungen der Vermittler

Die Bedingungen, die für die Berichterstatter der «Vielfach»-Überlieferung aufgestellt wurden sind wie folgt:

  1. Anzahl der Vermittler in jeder Ebene muss so hoch sein dass es praktisch unmöglich ist sich bewusst auf Unwahrheiten zu einigen. Daher kann keine konkrete Zahl der Vermittler einer Ebene für «Vielfach»-Überlieferungen angegeben werden. Denn der Gewissheits-Grad der Vertrauenswürdigkeit ist nicht bei allen Personen gleich. Einige nannten zwar eine Anzahl aber dieses wurde jedoch von anderen kritisiert.[5]
  2. Der Vermittler muss es tatsächlich gehört oder gesehen haben und sich nicht auf Vermutungen oder Schlussfolgerungen beziehen.
  3. Die Bedingung der Anzahl der Vermittler muss in allen Ebenen erfüllt sein. Wenn die Bedingungen bis zu einer bestimmten Ebene erfüllt ist so ist es auch nur bis zu dieser Ebene belegt.[6]
  4. Vermittler müssen von den übertragenen Berichten selbst überzeugt und diese nicht mit Zweifeln weitergeben.[7]

Andere Bedingungen wie Gerechtigkeit, Islam, Schiit der Vermittler oder Anwesenheit von den unfehlbaren Imamen unter den Berichterstattern waren und sind keine Voraussetzung für die Gültigkeit der Überlieferungen.[8]

Unterteilung der «Vielfach»-Überlieferungen

Die «Vielfach»-Überlieferungen sind in zwei Gruppen unterteilt: wörtlich und nach Bedeutung sowie zusammenfassend und detailliert:

wörtlich und idiomatisch

«Vielfach»-Überlieferungen werden in wörtlich und idiomatisch unterteilt.

Wörtlich

Wörtlich vielfach bedeutet dass alle Berichterstatter in allen Ebenen den Inhalt dieser Überlieferung im gleichen Wortlaut weitergaben[9] wie der Satz: Ich hinterlasse euch die beiden Wertvollen[10] oder der Satz Wessen Vormund ich war dessen Vormund ist Ali/Man Kuntu Maul Fa Ali Maula[11] oder die Phrase Jede Tat entsprechend der Absicht/Innama al-Amal Bilniat[12][13]

Idiomatisch

Idiomatisch «vielfach» ist eine Überlieferung, wenn alle Berichterstatter in allen Ebenen ein einziges Thema in unterschiedlicher Ausdrucksweise weitergibt aber Bedeutung und Implikation garantiert ist[14] wie zum Beispiel die Überlieferung der Rezitation einer anderen Sure nach der Sure Fatiha im Gebet unter verschiedenen Umständen aber der Anfang der Überlieferung ist in allen gleich. Oder in der Bedeutung wie zum Beispiel die Überlieferungen über den Mut Imam Alis (a.), das zu unterschiedlichen Gegebenheiten in unterschiedlicher Form berichtet wurde so dass dies zweifellos belegt ist.[15]

Im Vergleich sind die idiomatischen «Vielfach»-Überlieferungen häufiger und die meisten davon über Detail-Fragen der Religion wie z.B.: Anzahl der Gebetsabschnitte des Gebets, Brechen des Fastens, Säulen der rituellen Pilgerfahrt, rituelle Almosen und so weiter.[16]

Vielfach im Gesamten oder ausführlich

Die «Vielfach»-Überlieferung ist auch in «ausführlich» (arabisch tafsili: تفصیلی) und «gesamt» (arabisch; Ijmali/ اجمالي) unterteilt. Die ausführliche «Vielfach»-Überlieferung ist genau wie oben beschrieben. Bei der Gesamt-«Vielfach»-Überlieferung wird zwar in unterschiedlichen Überlieferungen mit unterschiedlichen Themen und Ausdrucksformen vielfach überliefert aber es gibt einen gemeinsamen Kern der in der nach Bedeutung in allen Überlieferungen enthalten ist. Dieser gemeinsame Kern wird als Gesamt-«Vielfach»-Überlieferung bezeichnet.[17]

Fußnoten

  1. Raqib Isfahani, Mofradat, S.548
  2. Schahid Thani, Al-Ri'aya fi Ilm al-Diraya, S.62; Scheich Bahaie, Al-Wajiza fi Ilm al-Diraya, S.4; Mirzaye Qommi, Qawanin al-Usul, S.421
  3. Amini, Al-Ghadir, B.1, S.61; Schahid Thani, Al-Ri'aya fi Ilm al-Diraya, S.66
  4. Siehe: Sahib Ma'alim, Ma'alim al-Din, S.186
  5. Mamqani, Miqbas al-Hidaya fi Ilm al-Diraya, B.1, S.112
  6. Siehe: Sahib Ma'alim, Ma'alim al-Din, S.186
  7. Sayed Morteza, Al-Zakhira, S.345
  8. Mamqani, Miqbas al-Hidaya fi Ilm al-Diraya, B.1, S.109
  9. Mamqani, Miqbas al-Hidaya fi Ilm al-Diraya, B.1, S.115
  10. إني تارك فيكم الثقلين
  11. من كنت مولاه فعلي مولاه
  12. إنما الاعمال بالنيات
  13. Sobhani, Usul al-Hadith wa Ahkamoh, S.131; Horr Ameli, Wasail al-Schia, B.18, S.19
  14. Mamqani, Miqbas al-Hidaya fi Ilm al-Diraya, B.1, S.115-117
  15. Sobhani, Usul al-Hadith wa Ahkamoh, S.35
  16. Mamqani, Miqbas al-Hidaya fi Ilm al-Diraya, B.1, S.115-117
  17. Sobhani, Usul al-Hadith wa Ahkamoh, S.36

Quellenverzeichnis

  • Mamqani, Abdullah, Miqbas al-Hidaya fi Ilm al-Diraya, Qom, Muassisa Al al-Bait, 1411n.H
  • Mirzaye Qommi, Abul-Qasim, Qawanin al-Usul, Qom, Maktaba al-Ilmiyya al-Islamiyya, 1378n.H
  • Raqib Isfahani, Hossein b. Mohammad, Mofradat Alfaz al-Quran, Dar al-Kitab al-Arabi
  • Sahib Ma'alim, Hasan b. Zain al-Din, Ma'alim al-Din, Qom, Muassisa al-Naschr al-Islami
  • Sayed Morteza, ali b. Hossein, Al-Zakhira, Qom, Muassisa al-Naschr al-Islami, 1411n.H
  • Schahid Thani, Zain al-Din b. Ali, Al-Ri'aya fi Ilm al-Diraya, Qom, Maktaba Ayatullah Mar'aschi, 1407n.H
  • Scheich Bahaie, Al-Wajiza fi Ilm al-Diraya, Qom, Naschr Basirati, 1390n.H
  • Sobhani, Ja'far, Usul al-Hadith wa Ahkamoh, Qom, Dar Ihya al-Turath al-Arabi