Rede von Dame Zainab (a.) in Kufa

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Die Rede oder Ansprache von Zainab (a.) in Kufa bezieht sich auf das tragische Ereignis in Karbala. In dieser Rede übte Zainab (a.) scharfe Kritik an den Menschen von Kufa, die sich in ihrer Unterstützung für Imam al-Husain (a) in Karbala nicht ausreichend engagiert hatten. Diese Rede wird als eine der bedeutendsten historischen Dokumente angesehen, die sich mit der Unterdrückung der Familie des Propheten befassen und die Gesichter der Gegner entlarven.

Nach dieser Ansprache bezeichnete Imam al-Sajjad (a.) seine Tante als eine wissende Nicht-Gelehrte (Alimat ghair Mu'allimat), was für einige ein Hinweis auf Zainabs umfassendes Wissen bezüglich weltlicher Wissenschaften ist. Aufgrund ihrer Ausdruckskraft, Eloquenz und rhetorischen Fähigkeiten zog diese Rede das Interesse der Forscher auf sich.

Es wird berichtet, dass 'Ubaidullah b. Ziyad einen Disput mit Zainab (a.) suchte, um ihrer Ansprache entgegenzuwirken, doch sie entblößte ihn mit ihren logischen und stichhaltigen Argumenten. In dieser Rede zeigte Zainab (a.) verschiedene Verse des Korans auf, um das Gewissen der Menschen in Kufa zu wecken. Historiker glauben, dass das Wecken des schlafenden Gewissens der Kufaner, das Verhindern einer Verzerrung des Karbala-Ereignisses durch Ibn Ziyad und die Schaffung einer Grundlage für die Rache an den Mördern von Imam al-Husain (a) zu den wesentlichen Errungenschaften dieser Rede gehören.

Vorstellung der Rede bzw. Predigt und ihre Stellung in der islamischen Geschichte

Die Predigt von Zainab (a.) in Kufa ist nur eine ihrer Predigten, die nach dem Ereignis von Karbala mit dem Ziel gehalten wurde die Menschen von Kufa auf ihre eigenen Verfehlungen aufmerksam zu machen.[1] Diese Rede ist der Höhepunkt der Sprachgewandheit, der Eloquenz.[2]

Ayatollah Khamenei, das Oberhaupt der Islamischen Republik Iran, vertritt die Auffassung, dass die Predigt von Zainab (a.) in der Stadt Kufa und in der Levante so eindrucksvoll vorgetragen wurde, dass selbst die Gegner sie nicht ignorieren konnten.[3]

Javad Mohaddithi, Autor des Buches "Die Kultur von Aschura", hält diese Rede für eines der wertvollsten historischen Dokumente, worin die Unterdrückung der Familie des Propheten (s) stark zum Ausdruck kommt, sowie das Verhalten von Imam al-Husain (a.) am Tage von Aschura und das wahre Gesicht der Feinde.[4] Er ist der Meinung, dass diese Rede auch aufzeigt über welches tiefgründige Wissen die Familie von Imam al-Husain (a.) verfügte.[5]

Scheich Mufid berichtet, dass Zuhörer nach der Darbietung dieser Predigt den Eindruck hatten Imam Ali (a.) hätte eine seiner fesselnden Reden gehalten.[6] Tabrisi ergänzt, dass während dieser Predigt der Atem der Anwesenden stockte und die Glocken der Kamele verstummten.[7] Scheich Tussi berichtet, dass die Menschen nach der Rede dermaßen gebannt waren, dass sie sich vor Staunen in die Lippen bissen.[8]

Die Autoren sind höchst erstaunt über die Wiedergebung einer solchen eloquenten Predigt, gehalten von einer Frau in Trauer, welche erst kurz davor ihre Brüder, ihre Kinder und mehrere Verwandte verloren hatte.[9] Nachdem sie diese Predigt gehalten hatte nannte Imam al-Sajjad (a.) seine Tante eine Wissende, die keinen Lehrer erfuhr und bat sie ihre Predigt nicht fortzusetzen, woraufhin Zainab (a.) schwieg.[10] Einige Forscher nehmen diese Bezeichnung von Imam al-Sajjad (a.) über seine Tante als Beweis für Zainabs (a.) umfangreiches Wissen bezüglich weltlicher Wissenschaften.[11] Die Predigt von Zainab (a.) in Kufa zog aufgrund ihrer Wirksamkeit, Eloquenz und Rhetorik stets die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich.[12]

Diese Predigt kommt in verschiedenen Quellen vor: Schiitische Quellen: Amali Scheich Mufid,[14] Amali Scheich Tussi,[15] Manaqib Ibn Schahr Aschub,[16] Ihtijaj Tabrisi,[17] Muthir al-Ahsan[18] und in Luhuf von Seyyed Ibn Tawus[19]. Sunnitische Quellen: Balaqat an-Nisa'[20], al-Buldan[21], at-Tazkirat al-Hamduniyya[22], Nathr ad-Durr fi al-Muhazirat[23] und Maqtal al-Husain Kharazmi,[24]. In einigen sunnitischen Quellen wird diese Predigt ihrer Schwester Umm Kulthum (a.) und nicht Zainab (a.) zugeschrieben.[25]

Ibn Ziyad entgegnet der Predigt

Siehe auch: Zainabs Debatte mit Ubeidullah b. Ziyad

Um dieser Predigt entgegenzuwirken hielt 'Ubaydullah b. Ziyad eine Versammlung ab, um die Gefangenen von Karbala abzuschrecken und sich selbst als Sieger zu deklarieren, wobei die Bewegung von Imam al-Husain (a.) durch kontroverse Argumente als Niederlage aufgezeigt werden sollte. Zainab (a.) jedoch widerlegte Ibn Ziyads Worte mit logischen und begründeten Aussagen. [27] Es heißt, dass, obwohl Zainabs Predigt gegen die Regierung gerichtet war sie nicht verhindert wurde, denn abgesehen davon, dass es für die Araber ein Vergnügen war der Predigt zuzuhören, war es das erste Mal, dass eine Frau eine solche in Kufa hielt und dazu eine Gefangene, was außergewöhnlich war.[28]

Inhalt

Einigen Forschern zufolge äußerte Zainab (a.) im Gegensatz zu ihrer argumentativen Predigt in der Levante hauptsächlich emotionale Themen in Kufa, um das Gewissen der Menschen in Kufa zu wecken.[29] Eines der Merkmale dieser Predigt sind die vielen Adaptionen von Versen und Gleichnissen aus dem Koran.[30] In dieser Rede stützt sich Zainab (a.) auf folgende Verse, um die Kufaner zu erwecken:[31]

  • Vers 92 der Sure al-Nahl: Bezugnehmend auf diesen Vers wurde das inkonsistente Verhalten der Menschen von Kufa bezüglich ihrer Briefsendungen an Imam Husain (a.) sowie ihr Wortbruch verurteilt.[32]
  • Vers 80 der Sure al-Ma'ida: Dieser Vers beschreibt die Irreführung des Volkes von Kufa und ihren Beitritt zur Armee Yazids als Resultat ihrer Befolgung des Unrechts.[33]
  • Vers 82 der Sure at-Tauba: Zainab (a.) rezitierte diesen Vers und verkündete, dass eine bittere Zukunft und ständiges Weinen die Kufaner aufgrund ihrer Handlungen erwartet.[34]
  • Vers 31 der Sure al-An'am: Laut diesem Vers ist der Wortbruch des Volkes von Kufa auf ihren Unglauben an den Tag des Gerichts zurückzuführen.[35]
  • Vers 61 der Sure al-Baqara: In Anlehnung an diesen Vers verglich Zainab ( a.) das Volk von Kufa mit den Kindern Israels, da sie sich nicht für Gott erhoben, nicht auf Seine Hilfe hofften und Seine Gesandten nicht unterstützten. Beide Gruppen wurden als würdig erachtet, bestraft und gedemütigt zu werden.[36]
  • Verse 89 und 90 der Sure Maryam: Durch die Erwähnung dieser Verse wurde das Verhalten des Volkes von Kufa mit dem der Ungläubigen in Verbindung gebracht.[37]

Errungenschaften der Predigt

Die Predigt von Zainab (a.) in Kufa bewirkte folgendes:

  • Das Erwachen des schlummernden Gewissens der Menschen von Kufa;
  • Eine Verzerrung des Ereignisses von Karbala durch Ibn Ziyad wurde verhindert[39];
  • Zerstörung der Pläne der Feinde[40], indem die Gefangenen von Karbala als khariji (Ausländer) bezeichnet wurden[41] ;
  • Aufdeckung der Entartung der islamischen Gesellschaft während der Umayyadenzeit[42];
  • Bodenbereitung für die Rache an den Mördern von Imam al-Husain (a.) und seinen Gefährten[43];
  • Die Kontrolle über die Gefühle und Gedanken der Menschen in Kufa übernehmen[44].

Auswirkung auf die Literatur

In der Aschura-Literatur wird die Rolle von Lady Zaynab (a.) als Botin des Ereignisses von Karbala dargelegt.[45] Obwohl die Gedichte, die sich auf Zainab (a.) beziehen früher ein trauriges und ständig weinendes Gesicht von ihr darstellten, so wurde Zainab (a.) später, beeinflusst von ihren Predigten, als Widerstand leistende und kämpferische Figur dargestellt.[46] Sayyid Ja'far Schahidi, ein schiitischer Historiker, glaubt, dass das Ausmaß des Aschura-Ereignisses vielen Menschen nicht bekannt geworden wäre, wenn Zainab (a.) ihre Predigt in Syrien und Kufa nicht gehalten hätte.[47] Mahdi Elahi Ghomsche'i,[48] Isma'il Mansuri Larijani[49] und Nir Tabrizi[50] schrieben diese Predigt in Gedichtsversen.