Scheich as-Saduq

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Muḥammad ibn ʿAlī ibn Ḥusain ibn Mūsā ibn Bābawaih al-Qummī (arabisch: محمد بن علی بن حسین بن موسی بن بابویه قمی) bekannt als Scheich Ṣadūq (geboren 305 nach der Hidschra, 923 n. Chr., gestorben 381/991) zählt zu den schiitischen Gelehrten des 4. Jahrhunderts (des 10. nach Christi Geburt). Er wird als größter Muhadith (Überlieferer) und Faqih (Gelehrter) im Bereich des islamischen Wissens in der Hadith-Schule von Qom betrachtet. Bis zu 300 wissenschaftliche Arbeiten werden ihm zugeschrieben, von denen die meisten heute nicht mehr vorhanden sind. Das Buch Man lā yaḥḍuruh al-faqīh, das zu den Vier Büchern (Kutub al-Arba'a: die Vier Bücher) zählt und zu den Hauptquellen der schiitischen Glaubensüberzeugungen gerechnet wird, gehört zu seinen Arbeiten. Zu seinen weiteren wichtigen und bekannten Werken zählen: Maʿānī al-akhbār, ʿUyūn al-akhbār, Al-khiṣāl, ʿIlal al-šarāʾiʿ und Ṣifāt al-šīʿa.

Einige seiner berühmtesten Schüler sind: Sayyid Murtaza, Scheich Mufīd, al-Talla'ukbari. Seine Grabstätte befindet sich in Iran in Rey (beim heutigen Teheran).

Abstammung

Sein vollständiger Name lautete: "Abū Ğaʿfar Muḥammad ibn ʿAlī ibn Ḥusain ibn Mūsā ibn Bābawaih al-Qummī". Er war bekannt als Scheich Ṣadūq und zählt zu den schiitischen Gelehrten des 4. Jahrhunderts (des 10. nach Christi Geburt).[1] Sein Vater, ʿAlī ibn Ḥusain, wurde in seiner Zeit mit dem arabischen Ehrentitel “Scheich“ bezeichnet und für sehr zuverlässig gehalten. Er war der führende Faqih bzw. Gelehrte in Qom, obwohl sich zu jener Zeit zahlreiche Größen und Experten in der Hadith-Wissenschaft in dieser Stadt befanden. Trotz seines wissenschaftlichen Stellenwerts machte er fromm und genügsam ein Geschäft in seinem Laden. In verschiedenen Bereichen hatte er Bücher und Abhandlungen verfasst, welche von Scheich Ṭūsī und Nağāšī in ihren Büchern erwähnt wurden. Ibn Nadīm schrieb im Buch Al-Fihrist, er habe die Handschrift des Sohnes ʿAlī ibn Ḥusains nämlich Scheich Ṣadūq hinter einer Abhandlung gelesen: “Ich habe die Bücher meines Vaters, deren Anzahl 200 beträgt, ebenso meine Bücher, die 18 an der Zahl sind, für Sohn von ... autorisiert.“[2]

Geburt und Tod

Es gibt keinen genauen Bericht über den Zeitpunkt seiner Geburt. Jedoch geht aus seinem Buch Kamāl ad-dīn und aus dem Buch Al-Ġaiba von Scheich at-Tusi und Al-Fihrist von Nağāšī hervor, dass er nach dem Ableben Muḥammad Ibn ʿUṯmān ʿAmrīs, des zweiten Abgeordneten Imam al-Mahdi (a.) 305 nach der Hidschra (923 n. Chr.) geboren wurde. D. h. am Anfang der Stellvertretung des dritten Abgeordneten, Ḥusain Ibn Rūḥ Nubaḫtī. (Siehe zu den vier Abgeordneten: Die Vier Stellvertreter).

Scheich Ṣadūq hat selber von Abū Ğaʿfar Muḥammad ibn ʿAlī ibn Aswad (dem Überlieferer dieses Berichts) gehört und wiedergegeben, dass sein Vater, ʿAlī ibn Ḥusain, der auch mit dem Titel “der erste Ṣadūq“ bezeichnet wird, den Abū Ğaʿfar darum gebeten hat, den dritten Stellvertreter Imam al-Mahdi (a.), (nach dem Ableben des zweiten), zu bitten und dieser den Imam Mahdi (a.), für ihn zu beten, dass ihm ein Kind (ein Sohn) geboren wird. Abū Ğaʿfar sagte, er habe die Bitte dem Ḥusain Ibn Rūḥ Nubaḫtī nämlich dem dritten Stellvertreter und dieser dem Imam Mahdi (a.) übermittelt. Nach drei Tagen teilte er ihm mit, dass der Imam für ʿAlī ibn Ḥusain (den Vater von Scheich Ṣadūq) gebetet habe und ihm ein gesegneter Sohn geboren wird.[3]

Ableben

Die Grab von Scheich as-Saduq

Scheich Ṣadūq war, als er in 381/991 starb, über 70 Jahre alt und wurde in Iran in Rey begraben. Seine Grabstätte auf dem Friedhof Ibn Babawaih ist bekannt und der Mittelpunkt seiner Besucher. Die Renovierung seines Grabes erfolgte in 1238/1848 zur Zeit des iranischen Königs Fatḥ ʿAlī Šāh Qāğār. Vor der Renovierung wurde sein Grab wegen einer Überschwemmung gespalten. Das Herauskommen seines gesunden Leichnams nach Jahrhunderten hat alle verwundert.[4]

Sein Leben

Er wuchs in Qom auf, wohnte 20 Jahre bei seinem Vater und wurde von ihm und anderen Gelehrten ausgebildet. Er verließ Qom in Richtung Rey auf Wunsch seiner Bewohner und blieb eine Weile dort und brach später mit der Erlaubnis des amtierenden Herrschers, Rukn ad-Daula nach Maschhad auf, um zum Mausoleum des achten Imam, Imam Riḍā (a.) zu pilgern. Auf dem Rückweg ließ er sich in Neyschabur nieder und ließ die Größen der Stadt von ihm lernen.

Der wissenschaftliche Stellenwert

Scheich Ṭūsī sagte: “Muḥammad ibn ʿAlī ibn Ḥusain (Scheich Ṣadūq) konnte Aḥādīṯ (Überlieferungen) auswendig hersagen. Er besaß ein großes Wissen in der Fiqh (Rechtswissenschaft) und Riğāl-Wissenschaft, sodass niemand wie er unter den Leuten von Qom gesehen wurde.“[5] Nağāšī beschrieb ihn wie folgt: “Unser Gelehrter war zwar jung, jedoch hat er für die Scheichs von Baġdād Überlieferungen Aḥādīṯ wiedergegeben.“

Seine Lehrer

In verschiedenen Städten ging er bei zahlreichen Gelehrten in die Lehre. Ihre Anzahl betrug 260 .[6] Einige seiner Lehrer sind zu nennen:

Seine Schüler

Aufgrund des Verschwindens mancher Bücher wie "Tārīkh Rey" (Die Geschichte von Rey) verfasst von Scheich Muntağab ad-Dīn, "Rijal al-Schia" von Ibn Biṭrīq und des Buches "Schuyukh al-Schia" von ʿAlī ibn Ḥakam sind die Namen all seiner Schüler und derjenigen, die von ihm Überlieferungen erzählt haben, nicht vorhanden. Das, was heute von den Namen existiert, lautet wie folgt:[12]

  1. Aḥmad ibn ʿAlī ibn Muḥammad ibn ʿAbbās ibn Nūḥ
  2. Aḥmad ibn Muḥammad ibn Turbak al-Rahāwī
  3. Abū Muḥammad Aḥmad ibn Muḥammad Maʿmarī
  4. Ğaʿfar ibn Aḥmad ibn ʿAlī Abū Muḥammad al-Qummī
  5. Ğaʿfar ibn Aḥmad Marīssī
  6. Ğaʿfar ibn Ḥasan ibn Ḥaska al-Qummī
  7. Ḥasan ibn Aḥmad ibn Muḥammad ibn Haiṯam ʿIğlī al-Rāzī
  8. Ḥasan ibn Ḥusain ʿAlī ibn Bābawaih
  9. Ḥasan ibn ʿAnbas ibn Masʿūd ibn Sālim
  10. Ḥasan ibn Muḥammad ibn Ḥasan Šaibānī al-Qummī, der Autor von "Tārīḫ Qom"
  11. Ḥusain ibn ʿUbaid Allāh ibn Ibrāhīm al-Ġaḍāʾirī
  12. Ḥusain ibn ʿAlī ibn Ḥusain ibn Mūsā ibn Bābawaih al-Qummī (Ṣadūqs Bruder)
  13. ʿAbd aṣ-Ṣamad ibn Muḥammad Tamīmī
  14. ʿAlī ibn Aḥmad ibn ʿAbbās Nağāšī, der Sohn von Nağāšī
  15. Sayyid Abu l-Barakāt ʿAlī ibn Ḥusain Ğauzī Ḥillī Ḥusainī
  16. Sayyid Murtaḍā ʿAlam al-Hudā
  17. ʿAlī ibn Ḥusain ibn Mūsā
  18. ʿAlī ibn Muḥammad Ḫazāz
  19. Abu l-Qāsim ʿAlī ibn Muḥammad Maqarī
  20. Muḥammad ibn Aḥmad ibn ʿAbbās ibn Fāḫir Daurīstī
  21. Muḥammad ibn Aḥmad ibn ʿAlī
  22. Muḥammad ibn Aḥmad ibn ʿAlī ibn Ḥasan ibn Šāḏān al-Qummī
  23. Muḥammad ibn Ğaʿfar ibn Muḥammad Qaṣṣār Rāzī
  24. Muḥammad ibn Ḥasan ibn Isḥāq ibn Ḥasan ibn Ḥusain ibn Isḥāq ibn Mūsā ibn Ğaʿfar (a.)
  25. Muḥammad ibn Sulaimān al-Ḥamrānī
  26. Muḥammad ibn Ṭalḥa ibn Muḥammad Naʿālī al-Baġdādī
  27. Muḥammad ibn Muḥammad ibn Nuʿmān bekannt als Scheich Mufīd
  28. Hārūn ibn Mūsā al-Tallaʿukbarī

Seine Werke

Die Anzahl seiner Niederschriften beträgt 300 Sammlungen. Scheich Ṭūsī hat 40 davon in seinem Buch Al-Fihrist aufgelistet. Eins dieser aufgelisteten Bücher heißt Man lā Yaḥḍuruh al-Faqīh,[13] welches zu den vier authentischsten schiitischen Hauptquellen zählt. (Siehe dazu: die Vier Bücher). Nağāšī hat 200 seiner Werke erwähnt, die allesamt wertvoll sind, sich vorteilhaft auswirken und unterschiedliche religiöse Angelegenheiten zum Thema haben. Allerdings existieren viele seiner Werke nicht mehr.[14] Im Folgenden werden einige seiner Bücher angeführt, welche Nağāšī in seinem Buch angegeben hat:

  • Das Buch "al-Tauḥīd"
  • Das Buch "al-Nubuwwa"
  • Das Buch "Iṯbāt al-waṣiyya li ʿAlī (a.)"
  • Das Buch "ʿIlal al-šarāʾiʿ"
  • Das Buch "Ṯawāb al-aʿmāl wa ʿIqāb al-aʿmāl"
  • Das Buch "Madīnat al-ʿilm"
  • Das Buch "al-ʿArḍ ʿala (fi) l-mağālis"
  • Das Buch "al-Awāʾil"
  • Das Buch "al-Awāḫir"
  • Das Buch "Iṯbāt al-naṣ ʿala l-Aʾimma"
  • Das Buch "al-Maʿrifa fī faḍl al-Nabī wa Amīr al-muʾminīn wa al-Ḥasan wa al-Ḥusain (a.)"
  • Das Buch "al-Awāmir"
  • Das Buch "al-Manāhī"
  • Das Buch "al-Firaq"
  • Das Buch "Ḫalq al-insān"
  • Das Buch "al-Risāla al-awwala fi l-ġaiba"
  • Das Buch "al-Risāla al-ṯāniya"
  • Das Buch "al-Risāla al-ṯāliṯa"
  • Das Buch "al-Risāla fī arkān al-Islām"
  • Das Buch "al-Mayāh"[15]

Fußnoten

  1. Ġaffārī, ʿAlī Akbar, Muqaddama Man lā Yaḥḍuruh al-Faqīh (Einführung ins Buch "Man lā Yaḥḍuruh al-Faqīh"), 1404 n. H. S. 8.
  2. Ġaffārī, ʿAlī Akbar, Muqaddama Man lā Yaḥḍuruh al-Faqīh (Einführung ins Buch "Man lā Yaḥḍuruh al-Faqīh"), 1404 n. H. S. 9.
  3. Kamāl ad-dīn, S. 276; das Gleiche hat Scheich al-Ṭūsī in seinem Buch al-Ġaiba auf der Seite 209 geschrieben; al-Rabbānī al-Šīrāzī, ʿAbd al-Raḥīm, Muqaddama Maʿānī al-aḫbār (Einführung ins Buch "Maʿānī al-aḫbār"), 1361 nach Sonnenkalender, S. 73.
  4. Al-Rabbānī al-Šīrāzī, ʿAbd al-Raḥīm, Muqaddama Maʿānī al-aḫbār, 1361 nach Sonnenkalender, S. 74.
  5. Ġaffārī, ʿAlī Akbar, Muqaddama Man lā Yaḥḍuruh al-Faqīh, 1404 n. H. S. 8.
  6. Ġaffārī, ʿAlī Akbar, Muqaddama Man lā Yaḥḍuruh al-Faqīh, 1404 n. H. S. 8.
  7. Al-Rabbānī al-Šīrāzī, ʿAbd al-Raḥīm, Muqaddama Maʿānī al-aḫbār, 1361 nach Sonnenkalender, S. 40.
  8. Al-Rabbānī al-Šīrāzī, ʿAbd al-Raḥīm, Muqaddama Maʿānī al-aḫbār, 1361 nach Sonnenkalender, S. 42.
  9. Al-Rabbānī al-Šīrāzī, ʿAbd al-Raḥīm, Muqaddama Maʿānī al-aḫbār, 1361 nach Sonnenkalender, S. 56.
  10. Al-Rabbānī al-Šīrāzī, ʿAbd al-Raḥīm, Muqaddama Maʿānī al-aḫbār, 1361 nach Sonnenkalender, S. 62.
  11. Al-Rabbānī al-Šīrāzī, ʿAbd al-Raḥīm, Muqaddama Maʿānī al-aḫbār, 1361 nach Sonnenkalender, S. 66.
  12. Al-Rabbānī al-Šīrāzī, ʿAbd al-Raḥīm, Muqaddama Maʿānī al-aḫbār, 1361 nach Sonnenkalender, S. 69-72.
  13. Al-Ṭūsī, al-Fihrist, S. 238.
  14. Al-Rabbānī al-Šīrāzī, ʿAbd al-Raḥīm, Muqaddama Maʿānī al-aḫbār, 1361 nach Sonnenkalender, S. 72.
  15. Nağāšī, S. 389-392.

Quellenverzeichnis

  • Al-Scheich al-Ṣadūq, Man lā Yaḥḍuruh al-Faqīh, Forschung von ʿAlī Akbar Ġaffārī, Qom: Ğāmiʿa al-Mudarrisīn, die 2. Auflage, 1404 n. H.
  • Scheich Ṣadūq, Maʿānī al-aḫbār, Ed. ʿAlī Akbar Ġaffārī, Qom, Intišārāt Islāmī , 1361 nach Sonnenkalender.
  • Al-Ṭūsī, Muḥammad ibn al-Ḥasan, al-Fihrist, Forschung von Ğawād al-Qayyūmī, Bīğā, al-Fiqāha-Verlag, 1417 n. H.
  • Nağāšī, Aḥmad ibn ʿAlī, Riğāl al-Nağāšī, Qom: al-Našr al-islāmī-Institut, 1365 nach Sonnenkalender.