Maschhad

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Maschhad (مشهد) oder Maschhad ar-Riḍā (مشهد الرضا) ist eine der wichtigsten religiösen schiitischen Städte im Iran, die sich im Nordosten des Landes befindet und die Hauptstadt der Provinz Razavi Khorasan ist. Zur Zeit der Afschariden-Ära war sie die Hauptstadt des Irans. Maschhad ist nach Teheran die zweitgrößte Stadt. Laut der Volkszählung im Jahre 2011 leben in Maschhad zwei Millionen und siebenhundertsechzigtausend Menschen. Da sich der heilige Schrein von Imam ar-Rida (a.) in dieser Stadt befindet, besuchen jedes Jahr etwa dreißig Millionen Ausländer und Iraner Maschhad. 2009 wurde Maschhad als spirituelle Hauptstadt des Irans bezeichnet. Auch die ISESCO[1] wählte Maschhad 2017 zur Hauptstadt der islamischen Kultur.

Name

Der Begriff Maschhad bedeutet "Ort des Martyriums". Imam ar-Rida (a.) wurde auf dem Harun-Friedhof von Sanabad begraben, nachdem er durch al-Maʿmun, dem abbasidischen Kalifen, den Märtyrertod erlitten hatte. Danach wurde der Name Sanabad in Maschhad ar-Rida (Ort des Martyriums von Imam ar-Rida (a.)) geändert. In der Zeit von Shah Tahmasab, dem safawidischen König, wanderten nach und nach Menschen von Tus nach Maschhad aus. Maschhad wird in historischen Quellen als Maschhad-e Tus und Maschhad-e Noqan bezeichnet.[2]

Geschichte

9. Jahrhundert: Gründung der Stadt

Es gibt keine genauen Daten über die Zeit, als die Menschen begannen sich in der Nähe der Grabstätte von Imam ar-Rida (a.) niederzulassen, aber basierend auf historischen Quellen ließ sich eine Gruppe von Alavis, Sayyids und ihren Verwandten in der Nähe von Imam ar-Ridas (a.) Begräbnisort nieder und zwar in den letzten Jahren des 3./9. Jahrhunderts.[3] Nach und nach wurden Rastplätze und Einkaufszentren für Pilger und Reisende gebaut. Nach einiger Zeit entwickelte sich Maschhad al-Rida in eine Stadt in der Nähe von Noqan, wo eine große Anzahl Schiiten und Anhänger der Ahl al-Bait (a.) lebten oder den heiligen Schrein besuchten.[4]

10. Jahrhundert: Zerstörung durch Sabuktigin

Im vierten/zehnten Jahrhundert besuchten zahlreiche muslimische Religionsgelehrte und Hadith-Überlieferer Maschhad, sogar Scheich as-Saduq reiste mehrmals von Rey nach Maschhad. Er schrieb drei Teile seines Buches Al-Amali in der Nähe des heiligen Schreins von Imam al-Rida (a.).[5] Da die Buyiden in dieser Zeit im Iran regierten wurden auch Moscheen und Schulen in Maschhad gebaut, während schiitische Faqihs und Gelehrte die Theologie der Ahl al-Bait (a.) predigten.[6] Als Ghaznawiden im Jahre 370/980 – 380/990 an die Macht kamen, befahl Sabuktigin Maschhad zu zerstören. Er war ein erbitterter Feind der Schiiten, außerdem wurde er von den Feinden der Ahl al-Bait (a.) ermutigt sie zu unterdrücken. Die Kuppel des Schreins von Imam ar-Rida wurde zerstört, Pilgern wurde der Zutritt zum Schrein verboten und die Einwohner von Maschhad wurden verbannt, sogar ihre Häuser wurden abgerissen, wodurch die Stadt jahrelang verlassen blieb.[7] Nach dem Tod von Sabuktigin wurde der heilige Schrein des Imam auf Befehl von Sultan Mahmud, dem Ghaznawiden-König und dem Sohn von Sabuktigin, wieder aufgebaut. Maschhad blühte wieder auf und in der Stadt wurden sogar Freitagsgebete verrichtet. Die Stadt war während der Ghaznawiden-Ära im Frieden.[8]

11. und 12. Jahrhundert: Langanhaltender Frieden und ein plötzlicher Aufstand

Obwohl die seldschukischen Könige, die im fünften/elften Jahrhundert regierten, der Hanafi-Denkschule folgten, respektierten sie den Schrein von Imam ar-Rida (a.) und pilgerten sogar dorthin. Es gibt Überlieferungen, die besagen, dass seldschukische Emire, einschließlich Malik Shah und Sultan Ahmad Sanjar, den Heiligen Schrein des Imams hoch schätzten.[9] Basierend auf historischen Berichten waren die Straßen nach Maschhad sicher und Banditen oder die Feinde der Ahl al-Bait (a.) wagten es nicht Pilger anzugreifen oder aufzuhalten.[10]

Eine Meinungsverschiedenheit zwischen einem Alavi Schiiten und einem sunnitischen Rechtgelehrten während ʿAshura 510/ 1116 brachte die Stadt unter Belagerung. Dann wurde Maschhad angegriffen, der heilige Schrein zerstört, Menschen getötet und ausgeplündert.[11] Der heilige Schrein von Imam ar-Rida (a.) wurde jedoch nicht abgerissen.[12] Eine Reihe von Historikern glaubt, dass der Streit zwischen dem Alaviten und dem sunnitischen Rechtsgelehrten beigelegt wurde, aber die Karramiyya-Anhänger die Situation nutzten, um die Menschen zu stimulieren.[13] Doch Sultan Sanjar Ghaznain befahl seinem Minister Majd al-Malik al-Qummi, den heiligen Schrein von Imam ar-Rida (a.) und die Stadt wieder aufzubauen sowie die Situation für die Pilger vorzubereiten.[14] Seitdem gab es in Maschhad keinen schiitisch-sunnitischen Konflikt mehr.[15]

13. Jahrhundert: Angriff der Mongolen

Dschingis Khan, der mongolische König, griff 617/1220-21 Khorasan an und setzte die Stadt in Brand. Er tötete zahlreiche Menschen und zerstörte Moscheen und Schulen.[16] Die alten Städte Noqan und Tabiran in der Nähe von Maschhad wurden abgerissen, nur die Überreste von Haruns Gebäuden sind noch erhalten geblieben. Laut Quellen war Maschhad ein sicherer Ort für die Menschen, denn Dschingis Khan befahl die Angriffe auf die Bewohner Maschhads einzustellen.[17] Im Kommentar der Nahj al-Balaqa erwähnt Ibn Abi l-Hadid den Vorfall der Zerstörung von Maschhad und des heiligen Schreins von Imam ar-Rida (a.). Jedoch erwähnt ʿAta al-Malik al-Juwaini in seinem Buch Tarikh-i Jahan Gusha nichts von der Zerstörung des Schreins von Imam ar-Rida (a.).

14. und 15. Jahrhundert: Heiliger Schrein von Imam ar-Rida (a.)

Maschhad wurde in den Epochen Ilchane (656/1258 bis 750/1349-50) und Timuriden (771/1369-70 bis 911/1505-6) erweitert, da diese Stadt von diesen beiden Regierungen hoch angesehen war.[18] Shahrokh, der Nachfolger von Amir Timur, der in Harat regierte, lebte nur einige Monate im Jahr in Maschhad. Seine Frau Goharshad baute eine prächtige Moschee in der Nähe des Schreins von Imam ar-Rida (a.), die derzeit Goharshad-Moschee genannt wird.[19]

16. und 17. Jahrhundert: Blüte und Erweiterung des Heiligen Schreins

Als die Safawiden in den frühen Jahrzehnten des 10./16. Jahrhunderts an die Macht kamen, wurde der Schiismus zur offiziellen Religion des Iran gewählt, was folglich die Bedeutung von Maschhad als zentrale schiitische Stadt im Iran hervorhob.[20] Die safawidischen Shahs widmeten dem heiligen Schrein von Imam ar-Rida (a.) und seiner Erweiterung große Aufmerksamkeit. In dieser Zeit wurde die Kuppel vergoldet, die Stadt aufgebaut, Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe entwickelt. Außerdem stieg die Zahl der religiösen schiitischen Gelehrten und Rijal-Experten (biografische Bewertung) an und neue Schulen wurden gebaut. All diese Aktionen trugen wesentlich zum Aufblühen von Maschhad bei.[21]

18. und 19. Jahrhundert: Die Hauptstadt unter Attacke

Nach der Eroberung des Iran wählte Nader Shah, der Afshariden-König (1067/1656-57 bis 1126/1714), Maschhad als Hauptstadt seines Territoriums und begann die Stadt noch weiter erblühen zu lassen. Er befahl die Minarette des heiligen Schreins von Imam ar-Rida (a.) zu vergolden und die Wasserversorgung auszubauen.[22]

Als die Qajariten-Dynastie (1174/1760-61 bis 1304/1886-87) an die Macht kam, wurde die Hauptstadt des Iran von Maschhad nach Tehran verlegt. Die Entwicklung von Maschhad hörte jedoch nicht auf, da Einkaufszentren und Karawansereien gebaut und der heilige Schrein erweitert wurden.[23]

In den späten Jahren der Qajariten-Ära wurde Maschhad von den Russen angegriffen; Sie setzten, nach dem sie den heiligen Schrein geplündert hatten[24], ihn in Brand und töteten Menschen.

20. Jahrhundert: Ausbau von Maschhad

In der Pahlavi-Ära wurde Maschhad erheblich erweitert. Die Stadt wurde größer, Straßen und Plätze wurden gebaut, Transportmittel wurden verfügbar, Flughäfen, Straßen und Eisenbahnenschienen wurden gebaut bzw verlegt.[25]

Die spirituelle und kulturelle Hauptstadt

Maschhad wurde 2009 zur spirituellen Hauptstadt des Iran gewählt. Auch die ISESCO (Islamic Educational Scientific and Cultural Organization) wählte Maschhad 2017 zur Hauptstadt der islamischen Kultur. Die ISESCO wählt jedes Jahr drei Städte zur Hauptstadt der islamischen Kultur oder zur Kulturhauptstadt der Islamischen Welt.

Heiliger Schrein von Imam al-Rida (a.)

Hauptartikel: Schrein von Imam al-Rida (a.)

Imam al-Rida (a.) wurde auf Befehl von Maʿmun, dem abbasidischen Kalifen, im Haruniyya-Mausoleum begraben.[26] Doch mit der Zeit hieß der Ort Maschhad ar-Rida (a.).[27] Bis zu den Timuriden war es nicht üblich ein Mausoleum über dem Grab von Imam ar-Rida (a.) zu errichten.[28] Vor der islamischen Revolution im Iran betrug die Fläche des heiligen Schreins von Imam ar-Rida (a.) einhundertzwanzigtausend Quadratmeter, die 2013 auf eine Million Quadratmeter angewachsen war. Es hat achtundzwanzig Rawaqs (Portiken) und über dreiundsechzigtausend Quadratmeter überdachte Fläche, die hundertsechzigtausend Menschen zum Gebet aufnehmen kann.

AQR (Astan-e Quds Razavi) ist eine autonome gemeinnützige Stiftung, die für die Verwaltung des Heiligen Schreins von Imam ar-Rida (a.) verantwortlich ist. Es ist eine kulturelle, religiöse und wirtschaftliche Organisation, die eine große Anzahl von waqf (gespendeten) Ländern besitzt; Sie gilt als die größte Waqf- und Wohltätigkeitsorganisation in der islamischen Welt. Ihre Museen enthalten alte Korane, handgeschriebene Bücher, kostbare Besitztümer und prächtige Gemälde. Die AQR besitzt auch Grundstücke, Gärten und Gebäude. Ihre Wirtschaftsabteilung umfasst rund vierzig profitable Industrie-, Bergbau-, Landwirtschafts-, Bau- und Dienstleistungsunternehmen.

Hawza Maschhad

Maschhad hat eine alte Hawza. Basierend auf Quellen begannen wissenschaftliche Arbeiten im heiligen Schrein von Imam ar-Rida (a.) schon Jahrhunderte vor der Safawiden-Ära. Große Gelehrte wie Ibn Babawayh, Scheich at-Tusi, Abu ʿAli Fadl b. Hasan al-Tabarsi, Abu al-Barakat Muhammad b. Ismaʿil al-Maschhadi, Ibn Abi Jumhur und Nasir ad-Din at-Tusi lebten in Maschhad, gaben wissenschaftlichen Unterricht und führten Diskussionen. In der Safawiden-Ära begannen Religionsgelehrte von Jabal ʿAmil nach Maschhad zu migrieren, einschließlich Husain b. ʿAbd al-Samad al-Harithi, Scheich Hurr al-ʿAmili und Scheich Lutf Allah al-Maisi. Als die Safawiden-Könige der religiösen Erziehung, der Förderung religiöser Lehren, dem Bau religiöser Schulen in Khorasan, wissenschaftlichen Versammlungen und Diskussionen große Aufmerksamkeit schenkten blühte das Seminar von Maschhad auf.

In der Qajariten-Ära wurde die Entwicklung des Seminars von Maschhad fortgesetzt. Seine Bedeutung nahm nach dem Goharshad-Vorfall in der Pahlavi-Ära und der Migration dreier großer Gelehrter Mirza Ahmad Khorasani, dem Sohn von Akhund Khorasani, Husain Qumi aus Najaf und Scheich Murteza Ashtiani, stark zu. Fiqh und Rijal verbesserten sich ebenfalls sehr.

Das Seminar von Maschhad wurde in der Pahlavi-Ära von namhaften Gelehrten wie Husain Qumi und Mirza Ahmad Khorasani geleitet. Sie waren aber an verschiedenen politischen und sozialen Maßnahmen der Regierung beteiligt, die sich den religiösen Überzeugungen der Gesellschaft widersetzten.

Nach dem Sturz von Reza Shah wurde das Seminar von Maschhad durch die Bemühungen großer Gelehrter wie Ahmad Kifayi, Scheich Murteza Ashtiyani und Mahdi Isfahani wiederbelebt. Darüber hinaus führte die Migration von Ayatullah Milani nach Maschhad zur wissenschaftlichen und religiösen Entwicklung der Hawza von Maschhad. Er versuchte die inneren Angelegenheiten des Priesterseminars zu organisieren. Er spielte eine entscheidende Rolle bei sozialen Bewegungen und Ereignissen, darunter die Verstaatlichung der Ölindustrie, der Aufstand vom 15. Juni 1963, der Widerstand gegen die Landreform und das Exil von Imam Khomeini sowie die Islamische Revolution im Iran.

Fußnoten

  1. Islamic Educational Scientific and Cultural Organization
  2. Mīrmuḥammadī, Pazhūhishī dar makānhā-yi mulaqqab bi Maschhad, S. 66.
  3. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 42.
  4. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 42-43.
  5. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 44.
  6. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 44-45.
  7. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 48.
  8. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 50.
  9. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, p. 51-52.
  10. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 51-52
  11. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 52-53.
  12. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 59.
  13. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 54.
  14. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 55.
  15. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 61.
  16. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 57.
  17. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 58.
  18. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 60-61.
  19. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 61.
  20. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 61.
  21. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 62-63.
  22. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 65.
  23. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 65.
  24. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 65-66.
  25. ʿAṭārudī, Farhang-i khurāsān, B. 1, S. 66.
  26. Jaʿfarīyān, Aṭlas-i Shīʿa, S. 93.
  27. Jaʿfarīyān, Aṭlas-i Shīʿa, S. 97.
  28. Jaʿfarīyān, Aṭlas-i Shīʿa, p. 97.

Quellenverzeichnis

  • ʿAṭārudī, ʿAzīz Allāh, Farhang-i khurāsān, Teheran: Intishārāt-i ʿAṭārud, 1381 n.i.S.
  • Jaʿfarīyān, Rasūl, Aṭlas-i Shīʿa, Teheran: Intishārāt-i Sāzmān-i Jughrāfīyāyī-yi Nīrūhā-yi Muṣallaḥ, 1387 n.i.S.
  • Mīrmuḥammadī, Ḥamīdriḍā. 1374 n.i.S. Pazhūhishī dar makānhā-yi mulaqqab bi Maschhad dar Iran. Faṣlnāma-yi Mishkāt 48:62-70.