Vers des Rizwan Treueids

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Vers des Treueids (Arabisch: آية بيعة الرضوان) (Sure al-Fath: 18 Allah hatte ja Wohlgefallen an den Gläubigen, als sie dir unter dem Baum den Treueid leisteten) verkündet Gottes Zufriedenheit mit den Gläubigen, die den Rizvan-Treueid leisteten. Sunnitische Gelehrte verwenden diesen Vers, um die Theorie der Gerechtigkeit aller Gefährten zu beweisen. Schiitische Kommentatoren (Exegeten) hingegen glauben, dass Gottes Zufriedenheit in diesem Vers abhängig ist von der Einhaltung des Bundes und nur jene miteinschließt, die ihrem Bund treu blieben. Schiitischen Kommentatoren zufolge wurde Vers 10 der Sure al-Fath nach diesem Vers offenbart, worin Gott die Bedingung stellt, dass die Gläubigen dem Befehl des Propheten (s.) zu gehorchen haben und den Bund mit ihm nicht brechen sollen. Gemäß dem Treueid Vers gab Gott den aufopfernden Gläubigen, die gegenüber dem Propheten (s.) den Rizvan Treueschwur ablegten große Belohnungen: Gottes Wohlgefallen für sie, Frieden und ein baldiger Sieg. Außerdem versprach Er ihnen im nächsten Vers viel Beute machen zu können, was Kommentatoren zufolge in der Schlacht von Khaibar erfolgte.

Benennung und Bedeutung

Der 18. Vers der Sure al-Fath, in dem das Ereignis des Rizwan Treueids dargelegt wird, wurde „Vers des Rizvan Treueids“ oder „Vers des Treueids“ genannt.[1]Sunnitische Gelehrte beziehen sich auf diesen Vers, um die Theorie der Gerechtigkeit aller Prophetengefährten zu beweisen.[2]

Text und Übersetzung

لَقَدْ رَضِيَ اللَّهُ عَنِ الْمُؤْمِنِينَ إِذْ يُبَايِعُونَكَ تَحْتَ الشَّجَرَةِ فَعَلِمَ مَا فِي قُلُوبِهِمْ فَأَنْزَلَ السَّكِينَةَ عَلَيْهِمْ وَأَثَابَهُمْ فَتْحًا قَرِيبًا
Allah hatte ja Wohlgefallen an den Gläubigen, als sie dir unter dem Baum den Treueid leisteten. Er wußte, was in ihren Herzen war, und da sandte Er die innere Ruhe auf sie herab und belohnte sie mit einem nahen Sieg

Der Treueid von Rizvan

Hauptartikel: Der Treueid von Rizvan und der Friedensbund von Hudaibiyah

Der Treueid von Rizvan oder der Treueid von Schajarah war der kollektive Bund einer Gruppe von Gefährten mit dem Propheten (s.), der im sechsten Jahr n.H. in der Nähe von Mekka geschlossen wurde. Laut Ibn Hischam, einem Historiker aus dem dritten Jahrhundert n.H., in seinem Al-Sirah an-Nabawiyyah (arabisch: السیرة النبویة), verließ der Prophet (s.) Medina mit einer Reihe von Gefährten, um die Umrah anzutreten. Aber die Polytheisten von Quraisch hinderten sie daran Mekka zu betreten. Boten wurden daraufhin zwischen dem Propheten und den Polytheisten der Quraisch hin und hergesandt. Das Gerücht, einer der Gesandten des Propheten (s.) wäre von den Quraisch getötet worden veranlasste den Propheten (s.) die Gefährten zusammenzurufen, damit sie ihm die Treue schworen, dahingehend ihn mit ihrem Leben zu verteidigen. Dieses Ereignis führte schließlich zum Friedensvertrag von Hudaibiya und es wurde beschlossen, dass die Muslime zwar in diesem Jahr die Hadsch nicht durchführen, doch das Jahr darauf nach Mekka gehen könnten, um das Haus Gottes zu besuchen.[3]

Inhalt: Der Lohn der Gläubigen

In diesem Vers drückt Gott seine Zufriedenheit mit den Gläubigen aus [4], die dem Propheten (s.) die Treue geschworen hatten.

  • Gottes Wohlgefallen an ihnen: „Allahs Wohlgefallen".
  • Ruhe: „Und da sandte Er die innere Ruhe auf sie herab“: Er sandte einen solchen Frieden auf sie herab, dass in ihnen, inmitten der Vielzahl von Feinden weit entfernt von ihrem Land, inmitten ihrer vorbereiteten Waffen, wovon sie nicht genug hatten, keine Angst aufkam und sie standhaft wie ein Berg waren;
  • Nahe am Sieg: „Und belohnte sie mit einem nahen Sieg“: Den meisten Kommentatoren zufolge war damit die Eroberung von Khaibar gemeint und das Wort „nah“ ist eine Bestätigung dessen. Die Eroberung von Khaibar erfolgte zu Beginn des siebten Jahres n.H. und nur einige Monate nach dem Friedensvertrag von Hudaibiya. Auch der Ausdruck im nächsten Vers „Und viel Beute, die sie machen werden.“ bezieht sich auf die Beute, die den Muslimen bei der Eroberung von Khaibar in nur kurzer Zeit in die Hände fiel.[5]

Verweis auf den Vers, um die Gerechtigkeit aller Gefährten zu beweisen

Einige sunnitische Gelehrte betrachten diesen Vers als Beweis für die Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit aller Gefährten.[6]Die sunnitischen Gelehrten betrachten Gottes Wohlgefallen an den Gefährten als Beweis für die Gerechtigkeit aller Gefährten und sie behaupten, dass eine Person, an der Gott sein Wohlgefallen hat Er ihm gegenüber niemals zornig sein wird.[7]Laut schiitischen Gelehrten impliziert dieser Vers jedoch nicht die Gerechtigkeit aller Gefährten, da in diesem Vers nur die Gefährten gemeint sind, die beim Treueschwur von Rizvan anwesend waren und standhaft blieben in ihrem Bund und das waren nicht alle Gefährten.[8]Auch ist die Gerechtigkeit aller Gefährten nicht mit dem Vers 101 der Sure At-Tawbah vereinbar, denn der erwähnte Vers bezeichnet einige der Gefährten als Heuchler.[9]

Die schiitischen Kommentatoren betrachten die göttliche Zufriedenheit in dem Vers als abhängig von der Standhaftigkeit bei der Befolgung des Propheten (s.).[10]Laut Ali Ibn Ibrahim Qumi, dem Autor von Tafsir Qumi, wurde Vers 10 der Sure al-Fath nach diesem Vers offenbart, worin Gott seine Zufriedenheit mit den Gläubigen vom Gehorsam gegenüber dem Propheten (s.) und von der Einhaltung des Bundes mit ihm abhängig macht.[11]

Fußnoten

  1. Daftar-e Tabliqat Islami, Farhangnameh Ulum-e Quran, S.347.
  2. Siehe: Ibn Hajar Asaqalani, al-Isaba, 1415 n.H., B.1, S.162-163.
  3. Ibn Hischam, as-Sira an-Nabawwiya, Dar al-Ma’rifa, B.2, S.308-316.
  4. Qumi, Tafsir al-Qumi, Dar as-Surur, B.2, S.315.
  5. Makarem Schirazi, Tafsir Nemuneh, 1374 n.i.S., B.22, S.66-68.
  6. Khatib Baqdadi, al-Kifaya, al-Maktabat al-Ilimiya, B.1, S.64; Ibn Hajar Asqalani, al-Isaba, 1415 n.H., B.1, S.162-163.
  7. Ibn Abdulbarr, al-Isti’ab, 1412 n.H., B.1, S.4.
  8. Tusi, at-Tibyan, Dar Ihya at-Turath al-Arabi, B.9, S.329.
  9. Sure at-Tauba, Vers 101.
  10. Qumi, Tafsir al-Qumi, 1404 n.H., B.2, S.316; Tabatabai, al-Mizan, Isma’ilian, B.18, S.292.
  11. Qumi, Tafsir al-Qumi, 1404 n.H., B.2, S.315.

Quellenverzeichnis


  • Ibn Hajar Asqalani, Ahmad b. Ali, al-Isaba fi Tamyyiz as-Sahaba, Forschung Adil Ahmad Abdulmawjud, Ali Muhammad Mu'awaz, Beirut, Dar al-Kutub al-Ilmiya, 1415 n.H.
  • Ibn Abdulbarr, Yusuf b. Abdullah, al-Isti'ab fi Ma'rifat al-Ashab, Forschung Ali Muhammad al-Bajawi, Beirut, Dar al-Jail, 1992/1412 n.H.
  • Ibn Hischam, Abdulmalak b. Hischam, as-Sira an-Nabawwiya, Dar al-Ma'rifa, ohnen Datum.
  • Khatib Baqdadi, Ahmad b. Ali, al-Kifaya fi Ilm ar-Riwaya, Forschung Abu Abdullah as-Suraqi und Ibrahim Hamdi al-Madani, Medina, al-Maktabat al-Ilmiya, ohne Datum.
  • Tabatabai, Seyyed Muhammad Husain, al-Mizan fi Tafsir al-Quran, Isma'iliyan, ohne Datum.
  • Tusi, Muhammad b. Hasan, at-Tibyan fi Tafsir al-Quran, Forschung Ahmad Qasir Amili, Einleitung Aqa Bozorge Tehrani, Beirut, Dar Ihya' at-Turath al-Arabi, ohne Datum.
  • Qumi, Ali b. Ibrahim, Tafsir al-Qumi, Korrektur Tayyib Musawi Jaza'iri, Qom, Dar al-Kitab, 3. Auflg., 1404 n.H.
  • Makarem Schirazi, Naser, Tafsir Nemuneh, Teheran, Dar al-Kutub al-Islamiya, 32 Auflg., 1374 n.i.S.