Al-Mubahala Vers

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Der Mubahala-Vers (Arabisch: آية المباهلة) ist der 61. Vers der Sure Al ʿImran, der davon berichtet, wie der Prophet (s.) den Christen von Najran gegenübertritt. Schiitische und einige sunnitische Exegeten betrachten diesen Vers als einen Verweis auf die Leute des Umhangs (Ashab al-Kisa), vor allem auf Imam ʿAli (a.). Imam ʿAli (a.) wurde in diesem Vers als Seele des Propheten (s.) vorgestellt. Imam al-Rida (a.) bezeichnet diesen Vers als größten Hinweis auf Imam ʿAli (a.) im heiligen Qur’an.

Text

فَمَنْ حَاجَّكَ فِيهِ مِن بَعْدِ مَا جَاءَكَ مِنَ الْعِلْمِ فَقُلْ تَعَالَوْا نَدْعُ أَبْنَاءَنَا وَأَبْنَاءَكُمْ وَنِسَاءَنَا وَنِسَاءَكُمْ وَأَنفُسَنَا وَأَنفُسَكُمْ ثُمَّ نَبْتَهِلْ فَنَجْعَل لَّعْنَتَ اللَّـهِ عَلَى الْكَاذِبِينَ
„Und wenn man mit dir darüber streitet nach dem, was zu dir an Wissen gekommen ist, dann sprich: Kommt her, laßt uns unsere Söhne und eure Söhne, unsere Frauen und eure Frauen, uns selbst und euch selbst zusammenrufen und dann den Gemeinschaftseid leisten und den Fluch Gottes auf die Lügner herabkommen lassen.“ Qur’an 3:61

Anlass der Herabsendung

Schiitische und sunnitische Kommentatoren sind der Meinung, dass dieser Vers von dem Zusammentreffen zwischen dem Propheten (s.) und den Christen von Najran handelt, bei dem diese darauf bestanden, dass Jesus einer der drei Personifikationen Gottes ist und die Offenbarung des Qurʾan, der Jesus als einen frommen Diener und Gesandten Gottes vorstellt. Als sie die Argumente des heiligen Propheten (s.) zurückwiesen, lud er sie dazu ein, an einer Mubahala teilzunehmen. Sunnitische Kommentatoren wie al-Zamakhshari, Fakhr al-Din al-Razi, al-Baydawi, etc. sagten, dass sich das Wort „Abnāʾanā“ (unsere Söhne) in diesem Vers auf al-Hasan (a.) und al-Husayn (a.) bezieht, das Wort „Nisāʾanā“ (unsere Frauen) auf Fatima al-Zahra (a.) und „Anfusanā“ (unsere Seelen/unser Selbst) auf Imam ʿAli (a.). Das sind die vier Personen, die mit dem Propheten (s.) die Ashab al-Kisaʾ bilden. Als die Christen von Najran die Aufrichtigkeit und die Tapferkeit des Propheten (s.) und denen, die mit ihm erschienen, sahen, fingen sie an, sich vor einer göttlichen Strafe zu fürchten und akzeptierten die Mubāhala nicht. Sie schlossen Frieden mit dem Propheten (s.) und fragten ihn, ob sie Christen bleiben dürften und Ǧizya zahlen könnten. Der Prophet (s.) akzeptierte dieses Angebot.

Kommentar

Hauptartikel: Mubahala

Mubāhala war zu Beginn eine Angelegenheit zwischen dem Propheten (s.) und christlichen Männern, jedoch wurden dann auch Kinder und Frauen zu der Mubāhala gebracht, um der Behauptung des Einladenden entgegenzuwirken. Aus diesem Grund brachte der Prophet (s.) die mit, die er am meisten liebte und die ihm am nächsten stehen. Dazu erwähnt ʿAllama Tabatabaʾi einen weiteren Aspekt für die Involvierung der Familie des Propheten (s.). Eine Mubāhala sieht vor, die gegenüberliegende Partei zu verfluchen und ihr eine göttliche Strafe zu wünschen. Um den Feind komplett auszulöschen, wurden somit auch Frauen, Kinder und die „eigene Seele“ (hier: Imam ʿAli (a.)) mitgebracht. Basierend auf dieser Meinung war es für die beiden Parteien nicht notwendig, mehr als zwei Personen mitzubringen, damit die Pluralform in diesem Vers seine Anwendung findet, da, der genannten Meinung folgend, die Pluralform meint, dass durch wechselseitiges verfluchen die falsche Partei komplett ausgelöscht wird. Exegeten, Erzähler und historische Berichte weisen einstimmig auf, dass der Prophet (s.) niemand anderen als ʿAli (a.), Fatima (a.), al-Hasan (a.) und al-Husayn (a.) mit zur Mubāhala nahm. Somit galt die göttliche Offenbarung als erfüllt. Es lassen sich im heiligen Qurʾan weitere Verse finden, in denen die Pluralform auf nur eine Person verweist, wie zum Beispiel der Vers Zihar in der Sure al-Mujadala.

Al-Kashshaf

In den Kommentaren zu diesem Vers schreibt al-Zamakhshari in seinem al-Kashshaf: „Das Bringen von Frauen und Kindern zu der Mubāhala ist ein Zeichen von mehr Vertrauen, als ginge der Prophet (s.) allein und da der Prophet (s.) seine meist geliebten mit sich zu dieser Auseinandersetzung brachte, in der Gottes Fluch über eine von beiden Parteien kommen sollte und da Gott in dem Vers Söhne und Frauen vor „der Seele/dem Selbst“ nennt, wird hier auf ihre Söhne und Frauen) vorrangige Stellung hingewiesen.“ Dann schreibt al-Zamakhshari: „Das ist der Beweis für die hohe Stellung der Aṣḥāb al-Kisaʾ und hierfür gibt es keinen stärkeren Grund als diesen.“

das Verhältnis zu den al-Baraʾa-Versen

Als die Baraʾa-Verse, die sich an die Polytheisten in Mekka richteten, offenbart wurden, beauftragte der heilige Prophet (s.) Abu Bakr damit, den Polytheisten von Mekka diese Verse zu verkünden. Dann kam jedoch Gabriel mit einer Nachricht von Gott zum Propheten (s.), dass „diese Verse entweder von dir oder von jemandem, der von dir ist, verkündet werden sollen.“ Aus diesem Grund wählte der Prophet (s.) Imam ʿAli (a.) aus, der im Mubāhala-Vers als Seele und Selbst des Propheten (s.) vorgestellt wurde, diese Verse den Polytheisten von Mekka zu verkünden.

Die größte Tugend Imam ʿAlis (a.) im heiligen Qurʾan

Al-Maʾmūn fragte Imam al-Rida (a.) nach der größten Tugend von Imam ʿAli (a.) im Qurʾan. Der Imam (a.) sagte: Seine Tugend während der Mubāhala. Der Prophet (s.) rief al-Hasan (a.) und al-Husayn (a.), die seine Söhne waren, er (s.) rief Fatima (s.), die die Stellvertretung der Frauen in diesem Vers ist und er rief ʿAli (a.), der, der heiligen Verordnung nach, die Seele des Propheten (s.) ist. Der heiligen Verordnung nach, gibt es kein höheres Geschöpf als den Propheten (s.). Somit gibt es auch kein höheres Geschöpf als die Seele des Propheten (s.).