Al-Muraja'at (Buch)

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Al-Murājaʿāt (Arabisch: المُراجَعات) ist ein Buch auf Arabisch bezüglich der Beweisführung für die Wahrhaftigkeit der Schiiten und der Nachfolgeschaft von Imam Ali (a.) nach dem Propheten (s.), verfasst von Seyyed Abd al-Husain Scharaf ud-Din (gest. 1377 n.H.), einem libanesischen schiitischen Gelehrten. Inhalt des Buches: Eine Sammlung von Briefen, die zwischen Seyyed Abd al-Husain Scharaf ud-Din und dem damaligen Präsidenten der Al-Azhar-Universität Scheich Salim al-Bischri ausgetauscht wurden. Dieses Buch wurde im Libanon, in Ägypten, im Irak und im Iran veröffentlicht und ins Persische, Englische, Spanische, Deutsche etc. übersetzt. Starke Argumentationsweise und eloquenter Ausdruck, Verwendung zuverlässiger von Sunniten anerkannten Quellen sowie Fairness gelten als Merkmale dieses Buches.

Der Schriftsteller

Hauptartikel: Seyyed Abd al-Husain Scharaf ud-Din Seyyed Abd al-Husain Scharaf ud-Din Musawi al-Amili (1290–1377 n.H.) war schiitisches Vorbild der Nachahmung (Mujtahid) aus dem Libanon und Befürworter der Annäherung der Konfessionen des Islam sowie einer der Anführer der libanesischen Unabhängigkeitsbewegung.[1] Er war einer der Schüler von Akhund Khurasani und Seyyed Muhammad Kazim Tabatabai Yazdi.[2] Zunächst studierte er am Theologie-Seminar (Hawza) von Samarra und nach der Auswanderung der Gelehrten von Samarra nach Najaf setzte er seinen Bildungsweg an dem Theologie-Seminar von Najaf fort.[3]

Ende 1329 n.H. reiste Scharaf ad-Din nach Ägypten mit dem Ziel, die Spannungen zwischen den Muslimen abzubauen und Einheit zu schaffen.[4] In Kairo traf er Scheich Salim al-Bischri, den Präsidenten der Al-Azhar-Universität in Ägypten und erster Leiter des ägyptischen Gelehrtenausschusses und sprach mit ihm.[5] [6] Ihre Gespräche setzten sie durch Briefe fort, die dann unter dem Titel al-Muraja'at veröffentlicht wurden.[7]

Einleitung und Position

Das Buch al-Muraja'at (oder al-Munazirat al-Azhariya wa al-Mubaha al-Masriyya) handelt vom Glauben der Imamiten (Zwölferschia) an das Imamat und das Kalifat bzw. die Nachfolgeschaft nach dem Propheten (s.).[9] Dieses Buch zählt wie Abaqat al-Anwar, Ihqaq al-Haqq und Kitab al-Ghadir zu den Werken welche der Beweisführung hinsichtlich der Wahrhaftigkeit der Zwölferschia und der unmittelbaren Nachfolgeschaft Imam Alis (a.) dienen.[9] Starke Argumentationsmethodik und sprachgewandte Ausdrucksweise gehören zu den Merkmalen dieses Buches. [11]

Ebenso wird dieses Werk als das nützlichste auf dem Gebiet der Nachfolgeschaft des Propheten (s.) bezeichnet [12] und nach Ansicht einiger sunnitischer Gelehrten ist es eines der einflussreichsten Werke innerhalb verschiedener Schichten der Bevölkerung.[13] Laut Hanafi Dawud, Professor an der Ain asch-Schams Universität in Kairo lädt das Buch die Muslime zur Einheit, Brüderlichkeit und zur Liebe zueinander ein und zur Vertraulichkeit mit der Moral des Propheten (s.).[15] Es heißt, die Debatten in diesem Buch wurden ohne Beleidigungen und fair geführt.[16]

Die politischen Kämpfe von Allamah Scharaf ad-Din und die Besetzung des Libanon durch Frankreich sowie Verbrennung seiner persönlichen Bibliothek verzögerten die Zusammenstellung des Buches und führten zum Verlust von Dokumenten.[17] Einige sunnitische Gelehrte kritisierten dieses Buch zwecks Verteidigung ihrer Konfession worauf schiitische Gelehrte antworteten. Das Buch Taschid al-Muraja'at und Tafnid al-Mukabarat von Seyyed Ali Husaini Milani ist das wichtigste Werk bezüglich dieser Verteidigung.[19]

Inhalt

Das Buch al-Muraja'at besteht aus 112 Briefen, die zwischen Seyyed Abd al-Husain Scharaf ud-Din und Scheich Salim al-Bischri ausgetauscht wurden.[20] Der Inhalt dieses Buches wird in zwei Teilen präsentiert[21]:

Der erste Teil des Buches

Im ersten Teil des Buches werden das Imamat und die islamischen Konfession innerhalb von 16 Briefen diskutiert. In diesem Abschnitt werden folgende Themen behandelt:

  • Der Grund, warum Schiiten nicht den vier Rechtsschulen der Sunniten folgen, sondern der Rechtsschule der Ahl al-Bait (a.).
  • Dass die Ansichten der sunnitischen Gelehrten keinen Vorzug vor dem Schiitentum haben;
  • Die Stellung der Ahl al-Bait (a.) im Islam;
  • Beiseitigung der Unstimmigkeiten zwischen Schiiten und Sunniten;
  • Beweise aus dem Koran und den Überlieferungen für die Überlegenheit der Schule der Ahl al-Bait;
  • Der ath-Thaqalain Hadith und dessen tawatur.
  • Überlieferungen vom Propheten (s.), einschließlich des Hadithes as-Safina zwecks Beschreibung des Status der Ahl al-Bait (a.);
  • Was mit Ahl al-Bait in den Versen des Korans und in den Überlieferungen gemeint ist;
  • 12 Sunniten, die sich auf schiitische Überlieferer in ihren sechs für sie als authentisch geltenden Büchern berufen;
  • Vorstellung von einhundert schiitischen Überlieferern, die sich in den Überlieferungsketten der von Sunniten akzeptierten Hadithen befinden;
  • Scheich Salims Geständnis darüber, das es ausreicht neben den sunnitischen Rechtsschulen die Schule der Ahl al-Bait (a.) zu befolgen.[22]

Zweiter Teil des Buches

Im zweiten Teil des Buches geht es um das Imamat und die Nachfolgeschaft des Propheten (s.), welches in 93 Briefen anhand zahlreichen Überlieferungen von Sunniten darunter der Hadith al-Inzar, der Hadith al-Manzila, die Sache mit dem ersten und zweiten Bruderschaftspakt und die Angelegenheit mit dem Schließen der Türen aller Gefährten zur Prophetenmoschee, außer der Tür von Alis Haus diskutiert und erörtert wird.

  • Überlieferungen des Belegs der Überlegenheit Alis (a.) gegenüber anderen;
  • Der al-Wilaya Vers und Bedeutung des Wortes „Wilaya“ in den Versen des Korans und Überlieferungen;
  • Der Hadith Ghadir und seine tawatur (vielfach überliefert);
  • Vierzig Hadithe in schiitischen Quellen und der Grund warum die Sunniten sie nicht überlieferten;
  • Ali (a.) ist der Erbe und „wasi“ (Nachfolger) des Propheten (s.);
  • Die Frauen des Propheten und der Grund dafür warum Überlieferungen von Aisha akzeptiert aber von Umm al-Salamah abgelehnt werden;
  • Fehlender Konsens der Gefährten über die Nachfolge von Personen außer Ali ibn Abi Talib;
  • Grund des Schweigens einiger Zeit Imam Alis (a.)bezüglich seines Rechts über das Kalifat;
  • Überlieferung von Qartas und die Respektlosigkeit einiger Gefährten gegenüber dem Propheten (s.) in den letzten Tagen seines Lebens;
  • Weigerung einiger Gefährten sich Osamas Armee anzuschliessen und Fluch des Propheten auf sie;
  • Unwahrscheinlichkeit dass die Gefährten nach dem Tod des Propheten seine expliziten Aussagen über die Nachfolge von Ali (a.) ignorierten und die Antwort darauf;
  • Imam Alis (a.) und Fatimas (a.) Argumentationen sowie einiger Gefährten nach der Usurpation des Kalifats;
  • Vorrang der Schiiten bei der Zusammenstellung wissenschaftlicher Arbeiten.[23]