Hadith at-Taschbih

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Ḥadīth at-Tashbīh (Arabisch: حديث التشبيه, Hadith der Ähnlichkeit) oder Ḥadīth al-Aschbāh (Arabisch: حديث الأشباه) ist ein Hadith des Propheten des Islams (s.), in dem Imam Ali (a.) in einigen seiner Tugenden mit dem Propheten verglichen wird. Diesem Hadith zufolge werden Vorzüge wie das Wissen Adams (a.), die Frömmigkeit und Friedfertigkeit Noahs (a.), die Tapferkeit Abrahams (a.), die Ehrfurcht und Klugheit Moses (a.), die Enthaltsamkeit Davids (a.) und der Gottesdienst Jesu (a.) Imam Ali (a.) zugesprochen. Dieser Hadith wurde in schiitischen und sunnitischen Quellen von Gefährten des Propheten wie Abdullah b. Abbas, Abdullah b. Mas'ud, Abul Hamra' und Anas b. Malik überliefert.

Aus Sicht schiitischer Gelehrter impliziert der Hadith von Taschbih die Gleichheit Imam Alis (a.) mit den Propheten und seine in den oben genannten Eigenschaften seine Überlegenheit hin. Dementsprechend sehen sie diesen Hadith auch als Beweis für das Recht Imam Alis (a.) auf das Imamat und Kalifat an. Manche bedienen sich dem Hadith, um die Überlegenheit Imam Alis gegenüber den Propheten, mit Ausnahme des Propheten des Islams (s.) zu belegen.

Dieser Hadith ist laut schiitischen Gelehrten authentisch, wobei einige Sunniten diesen nicht akzeptieren. Der 16. Band des Buches Abaqat al-Anwar ist der Überprüfung der Überlieferungskette dieses Hadithes und dessen Implikationen gewidmet und wurde unter dem Titel „Zusammenfassung von Abaqat al-Anwar; Hadith Tashbih“ veröffentlicht.

Text

Der Hadith von Taschbih ist ein Hadith des Propheten des Islams (s.), in dem einige der Vorzüge von Imam Ali (a.) mit den Tugenden der Propheten verglichen werden. Dieser Hadith wurde in schiitischen[1] und sunnitischen[2] Quellen unterschiedlich überliefert.

Der Wortlaut des Hadithes ist, je nach den Propheten mit denen Imam Ali (a.) verglichen wird, unterschiedlich. In einigen Quellen wurde Imam Ali (a.) mit den Ulu l-Azm Propheten und mit Noah (a.) verglichen.[3] In dem Buch Kamal ad-Din von Scheich as-Saduq kommt neben diesen Propheten auch der Name des Propheten David (a.) vor.[4] In weiteren Überlieferungen wurde Imam Ali (a.) mit Adam (a.), Abraham (a.), Moses (a.), Johannes (a.), Jesus (a.), Set (a.) und Idris (a.) gleichgesetzt.[5]

Einige sunnitische Quellen sprechen von der Ähnlichkeit Alis (a.) mit Adam, Noah, Abraham, Johannes und Moses (a.).[6] In Manaqib von Ibn al-Maghazili wurde er nur mit Adam und Noah verglichen.[7] In einigen Überlieferungen wurden Alis (a.) Eigenschaften mit Israfils Ehrfurcht, Gabriels Großartigkeit und Michaels Rang verglichen.[8] Dieser Hadith wird auch Hadith al-Aschbah genannt.[9] Qazi Nurullah Schuschtari[10] und Mirhamed Hosein[11] sammelten die Namen der verschiedenen Überlieferer, die Überlieferungsketten und die Formulierungen des Hadith al-Taschbih.

Aspekte des Vergleichs

Der Hadith at-Taschbih besagt, dass Ali (a.) die Charaktereigenschaften der Propheten besitzt und sich durch diese Eigenschaften der Auserwählten auszeichnete.[12]

Mohammad b. Yusuf Ganji Shafi'i, ein schafiitischer Gelehrter des 7. Jahrhunderts n.H. erklärte, die Ähnlichkeiten zwischen Ali (a.) und Adam (a.) gehen auf Vers 31 der Sure al-Baqarah zurück, in dem Gott die Eigenschaften von allem offenbarte und Adam (a.) lehrte. Auch Ali (a.) war über jedes Ereignis und Geschehen wissend.[13] Das Gleichnis von Ali (a.) mit Noah (a.) über Weisheit oder Herrschaft rührt daher, dass Imam Ali (a.) wie Noah (a.)[14] hartnäckig und streng gegenüber den Ungläubigen war, aber freundlich zu den Gläubigen.[15] Da Abraham (a.) im Koran mit sanftmütig beschrieben wird,[16] wird Ali (a.) mit ihm in seiner Toleranz verglichen.[17]

Laut Muhammad b. Talha Schafi'i, einem der schafiitischen Gelehrten des 6. und 7. Jahrhunderts n.H., erwähnte der Prophet (s.) in diesem Hadith bezüglich Ali (a.) ein Wissen ähnlich dem von Adam (a.), eine Frömmigkeit wie die von Noah (a.), eine Toleranz wie die von Abraham (a.), eine Ehrfurcht wie die von Moses (a.) und einen Gottesdienst wie der von Jesus (a.).[18]

Ahmad b. Muhammad Asami, ein sunnitischer Gelehrter aus dem vierten oder fünften Jahrhundert n.H., berichtete im Buch „Zain al-Fata“, nachdem er den Hadith at-Tashbih überliefert hatte, über die Ähnlichkeiten die Imam Ali (a.) mit Adam und Noah, Abraham, Yusuf, Moses, David, Salomo, Ayub, Johannes, Jesus und mit dem Propheten des Islams (s.) aufwies.[19]

Allameh al-Majlisi überlieferte und erörterte auch in dem Buch Kitab Bihar al-Anwar diese Überlieferungen und ihre Gemeinsamkeiten mit Ali (a.), mit den Vorzügen der Propheten unter demselben Titel.[20]

Implikation von Imam Alis (a.) Überlegenheit

Eine Gruppe schiitischer Gelehrter betrachtete den Hadith von Tashbih als Beweis für die Überlegenheit von Imam Ali (a.) über andere und als Beweis für die Rechtmäßigkeit seines Imamats und Kalifats.[21] Andere wiederum zählen den Hadith von Tashbih zu den Argumenten bezüglich der Überlegenheit Imam Alis (a.) gegenüber den Propheten außer gegenüber dem Propheten des Islams (s.), denn Ali (a.) besäße all die besonderen Eigenschaften eines jeden dieser Propheten und derjenige, der alle Tugenden besitzt, ist demjenigen, der nur einige davon besitzt überlegen.[22]

Mir Hamed Hossein glaubt, dass der Hadith von Tashbih die Gleichheit zwischen Imam Ali (a.) und den Propheten, aufgrund der genannten Merkmale, anzeigt und erwähnt zwanzig Apekte dahingehend.[23] Aus seiner Sicht ist diese Gleichheit ein Grund für die Überlegenheit Imam Alis (a.) gegenüber den Propheten und anderen, ausser dem Propheten des Islams (s.).[24]

Überlieferer und Authentizität

Dieser Hadith wurde von den Gefährten des Propheten (s.) wie Abdullah b. Abbas,[25] Abdullah b. Mas'ud,[26] Abu Hurairah,[27] Abu Hamra, dem Diener des Propheten (s.),[28] und Anas b. Malik[29] überliefert.

Authentizität

Schiitische Gelehrte sehen den Hadith von Tashbih als authentisch an und beziehen sich auf ihn. Laut Sultan al-Wa'izin Schirazi, dem Autor des Buches „Schahbha-ie Pischawar“, besteht in Bezug auf diesen Hadith ein Konsens zwischen schiitischen und sunnitischen Gelehrten.[30] Auch Mir Hamed Hossein überlieferte diesen Hadith von 40 sunnitischen Muhaddithen und bewies in dem Buch Abaqat al-Anwar seine Authentizität.[31] Nach Ansicht einiger Gelehrten ist dieser Hadith authentisch, da er auf vielen Wegen überliefert wurde, trotz Schwächen in den Überlieferungsketten.[32]

Einige sunnitische Gelehrte zweifeln an der Authentizität des Hadithes. Schams ad-Din adh-Dhahabi, ein salafistischer Historiker und Hadith-Gelehrter des 8. Jahrhunderts n.H.,[33] Ibn Hajar al-Asqalani, ein schafiitischer Historiker und Hadith-Gelehrter des 8. und 9. Jahrhunderts n.H.[34] und Ibn Kathir, ein sunnitischer Gelehrter des 8. Jahrhunderts n.H.[35] lehnen den Hadith von Tashbih mit der Begründung ab, er sei al-khabar al-munkar (eine Art der schwachen Überlieferungen). Ibn al-Jawzi, einer der sunnitischen Gelehrten des 6. Jahrhunderts n.H., hält den Hadith für gefälscht.[36]

Nachdem adh-Dhahabi[37] und Ibn Taymiyyah[38] einen Hadith aus Baihaqi ohne Beweise überliefert hatten, wiesen sie diesen als undokumentiert ab und sagten, der Hadith wäre laut Hadith-Gelehrter falsch und sei gefälscht worden. Deshalb überlieferten ihn die Hadith-Gelehrten nicht weiter; Allerdings überlieferte Muwafaq b. Ahmad Kharazmi, sunnitischer Gelehrter aus dem 6. Jahrhundert n.H., in seinem Buch Manaqib diesen Hadith und dessen Überlieferungskette von Baihaqi.[39] Dieser Hadith wurde auch mit anderen Ketten von den Sunniten überliefert.[40]

Fußnoten

  1. Siehe: Al-Tafsir al-Mansub ila al-Imam al-Askari, S.497-498; Saduq, Kamal al-Din, B.1, S.25; Tabari, Al-Mostarschid fi al-Imama, S.287; Mofid, Al-Amali, S.14; Tusi, Al-Amali, S.417; Tabari, Bischarat al-Mustafa le Schia al-Morteza, S.83
  2. Siehe: Asemi, Al-Asal al-Mosaffa, B.1, S.124-126; Ibn Asakir, Tarjumat al-Imam Ali bin Abi Talib, B.2, S.280; Ibn Maghazeli, Manqib Ali b. Abi Talib, S.281; Kharazmi, Al-Manaqib, S.84,312; Haskani, Schawahid al-Tanzil, b.1, S.103; Tabari, Zakhaer al-Ughba, S.93-94; Hamuie, Fara'id al-Samatain, B.1, S.170
  3. Tabari, Al-Mostarschid fi al-Imama, S.287
  4. Saduq, Kamal al-Din, B.1, S.25
  5. Al-Tafsir al-Mansub ila al-Imam al-Askari, S.497-498
  6. Asemi, Al-Asal al-Mosaffa, B.1, S.125; Ibn Mardweyh, Manqib Ali b. Abi Talib, S.147; Haskani, Schawahid al-Tanzil, b.1, S.103; Tabari, Zakhaer al-Ughba, S.93-94
  7. Ibn Maghazeli, Manqib Ali b. Abi Talib, S.281
  8. Schuschtari, Ihghagh al-Hagh, B.4, S.392-405, B.5, S.4-6 und B.15, S.610-622
  9. Amini, Al-Ghadir, B.3, S.486
  10. Schuschtari, Ihghagh al-Hagh, B.4, S.392-405, B.5, S.4-6, B.15, S.610-622, B.22, S.296-300 und B.31, S.317-318
  11. Mir Hamed Hossein, Abaqat al-Anwar, B.16, S.15-454
  12. Ganji Schafi'i, Kifayat at-Talib, S.122
  13. Ganji Schafi'i, Kifayat at-Talib, S.122
  14. Sure Nuh, Vers 26
  15. Ganji Schafi'i, Kifayat at-Talib, S.122
  16. Sure Tauba, Vers 114
  17. Ganji Schafi'i, Kifayat at-Talib, S.122
  18. Nasibi Schafi'i, Matalib as-Su'ul, S.98
  19. Sehen Sie: Al-Asimi, Al-Asal al-Mosaffa, B.1, S.124-503 und B.2, S.5-286
  20. Majlisi, Bihar al-Anwar, B.39, S.35-82
  21. Sehen Sie: Tabari, Tohfat al-Abrar, S.140 & 263; Fazil Miqdad, Irschad at-Talibin, S.354; Mozafar, Dalail as-Sidq, B.6, S.329
  22. Sehen Sie: Tabari, Tohfat al-Abrar, S.140 & 263; Mozafar, Dalail as-Sidq, B.6, S.330; Schuschtari, Ihqaq al-Haqq, B.3, S.279; Soltan al-Wa'izin, Schabhaye Pischawar, S.478-479
  23. Mir Hamed Hossein, Abaqat al-Anwar, B.16, S.77-118
  24. Mir Hamed Hossein, Abaqat al-Anwar, B.16, S.154-157
  25. Saduq, Kmal ad-Din, B.1, S.25; Haskani, Schawahid al-Tanzil, B.1, S.137; Tabari, Zakhair al-Ughba, S.94; Ganji Schafi'i, Kifayat at-Talib, S.121-122
  26. Tusi, Al-Amali, S.417
  27. Tabari, Al-Mostarschid, S.287
  28. Asemi, Al-Asal al-Mosaffa, B.1, S.124-126; Ibn Asakir, Tajomat al-Imam Ali b. Abi Talib, B.2, S.280; Haskani, Schawahid al-Tanzil, B.1, S.100 & 103; Kharazmi, Al-Manaqib, S.84 & 312; Tabari, Zakhair al-Ughba, S.93
  29. Ibn Maghazili, Manaqib, S.281; Tabari Amoli,Bischarat al-Mostafa, S.83
  30. Soltan al-Wa'izin, Schabhaye Pischawar, S.478
  31. Mir Hamed Hossein, Abaqat al-Anwar, B.16, S.15-454
  32. Mozafar, Dalail as-Sidq, B.6, S.329
  33. Zahabi, Al-Montagha, S.344
  34. Asqalani, Lisan al-Mizan, B.6, S.24
  35. Ibn Kathir, Al-Bidaya wa an-Nihaya, B.11, S.89
  36. Ibn Jozi, Al-Mauzu'at, B.1, S.370
  37. Zahabi, Al-Montagha, S.344
  38. Ibn Taymiyyah, Minhaj as-Sunna, B.5, S.510-511
  39. Kharazmi, Al-Manaqib, S.83-84
  40. Asemi, Al-Asal al-Mosaffa, B.1, S.124-126; Tabari, Al-Mostarschid, S.287; Ibn Asakir, Tajomat al-Imam Ali b. Abi Talib, B.2, S.280; Haskani, Schawahid al-Tanzil, B.1, S.103

Quellenverzeichnis