Muʿjiza

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Muʿjiza (Arabisch: معجزة, Wunder) ist ein Begriff aus der Kalam-Wissenschaft, welcher eine außergewöhnliche Handlung bezeichnet, die mit der Prophetie im Zusammenhang steht und eine Herausforderung an andere darstellt, selbst etwas in dieser Art und Weise doch zu vollbringen. Im Koran sind zahlreiche Wunder von Propheten dokumentiert, die laut muslimischer Gelehrter in der Zeit des jeweiligen Propheten geschahen. Besonders bedeutende Wunder waren: die Wiederbelebung der Toten durch Jesus (a.), die Verwandlung von Moses' Stock in eine Schlange, das Wunder der Yad Baiza' sowie das unversehrte Überleben Abrahams im Feuer.

Islamische Gelehrte betrachten den Koran als das ewige Wunder von Muhammad (s.). In einigen schiitischen Überlieferungsquellen werden zudem auch die Wunder der Imame der Schia (a.) angeführt, die sie vollbrachten, um ihr Imamat (Führungsauftrag) zu belegen. Schiitische Kalam-Gelehrte vertreten die Auffassung, dass Wunder nicht im Widerspruch zum Kausalitätsprinzip stehen. Vielmehr sind es außergewöhnliche Ereignisse, mit denen der Mensch bezüglich dessen worauf er vertraut und was er kennt geprüft bzw. herausgefordert wird. Unbegründet geschehen diese Dinge nicht, sie erfolgen entweder durch natürliche oder übernatürliche Ursachen oder durch eine Kombination beider.

Konzept und Stellung

Mu'zija ist ein Fachbegriff in der Kalam-Wissenschaft, der eine außergewöhnliche Handlung beschreibt, die mit der Behauptung einer prophetischen Mission einhergeht und mit der Aufforderung an andere verbunden ist, diese ebenfalls zu vollbringen.[1] Laut Abd ar-Razzaq Lahiji, ein Gelehrter der Kalam-Wissenschaft und schiitischer Theosoph, kann die Wahrhaftigkeit der Einladung eines Propheten ausschließlich durch die Vollbringung von Wundern nachgewiesen werden.[2] Ja'far Sobhani betrachtet Wunder jedoch nur als einen der Wege, um die Wahrhaftigkeit der Aussagen von Propheten zu belegen.[3]

Die Diskussion über Wunder, deren Grenzen, Definitionen und Eigenschaften mit der Frage des Prophetentums und dem Beweis über die Wahrhaftigkeit der Aussagen des Propheten verknüpft ist, ist eine theologische.[4] Andererseits diskutieren Philosophen, unter Berücksichtigung der Frage über die Vereinbarkeit oder Unvereinbarkeit mit dem Kausalitätsprinzip, die Beziehung zwischen Wundern und diesem Prinzip.[5] Zudem, da Wunder als direkter Eingriff Gottes in die Natur betrachtet werden, wird in der modernen Kalam-Wissenschaft die Beziehung zwischen Wundern und Naturgesetzen erörtert.[6] In der neuen Theologie und der Wissenschaft des Kalam wird auf Wunder verwiesen, die als außergewöhnliche Handlungen Gottes in der Natur betrachtet werden, um die Existenz Gottes zu untermauern.[7]

Im Koran wird das Wort "Wunder" mit all seinen Ableitungen insgesamt 26 Mal in der Bedeutung von Unfähigkeit verwendet,[8], wobei jedoch nicht einmal die wortwörtliche Bedeutung des Begriffs angewendet wird. Dieser Fachbegriff wird häufig von Theologen verwendet.[9] Um die idiomatische Bedeutung von "Wunder" im Koran zu verdeutlichen, kommen Begriffe wie "Bayyina: klarer Beweis"[10], "Vers: klares Zeichen"[11], "Burhan: klarer Beweis"[12], "Sultan“[13]: solider Beweis", "Basirat"[14] und "Ajab“[15]: erstaunlich" zum Einsatz.[16]

Gemeinsamer Glaube in monotheistischen Religionen

Laut Michael Palmer (geb. 1945), ein britischer Religionswissenschaftler und Autor des Buches „Über Gott“, ist man in allen monotheistischen Religionen davon überzeugt, dass Wunder existieren und solche in den verschiedensten Epochen der Geschichte stattgefunden haben.[17] Morteza Motahhari bezeichnet den Glauben an Wunder und die Vollbringung dieser durch die Propheten Gottes, gestützt auf zahlreiche koranische Berichte,[18] als unbestreitbar und als einen essentiellen Glaubenssatz des Islam.[19]

Unterschied zwischen Wunder und Irhas und Karama

Hauptartikel: Irhas und Karamat

Der Begriff „Irhas“ ist in der Theologie verankert und weist Ähnlichkeit mit Wundern auf, da hier außergewöhnliche Taten miteingeschlossen werden; jedoch gibt es wesentliche Unterschiede.[20] Es heißt Irhas sind außergewöhnliche Handlungen, die schon vor der Berufung zum Propheten stattfinden und der Vorbereitung für die Verkündung der prophetischen Mission dienen.[21] Im Gegensatz dazu gehen Wunder stets mit einer Herausforderung bezüglich der Behauptung der Prophetie einher.[22]

Darüber hinaus unterscheidet sich das Konzept Wunder von dem des Karamat. Karamat bezeichnet das Vollbringen außergewöhnlicher Taten ohne den Anspruch auf das Prophetentum, während die Voraussetzung für ein Wunder darin besteht, dass eine außergewöhnliche Handlung als Beweis für ein göttliches Amt, wie das des Prophetentums oder des Imamats ausgeführt wird und stets mit einer Herausforderung (tahaddi) verbunden ist.[23]

Unterschied zwischen Wunder, Zauberei und Magie

Hauptartikel: Magie Im Kontext von Magie und Wunder lassen sich verschiedene Unterschiede feststellen, darunter folgende:

  • Magie basiert auf den begrenzten Fähigkeiten des Menschen, während Wunder aus der grenzenlosen und ewigen göttlichen Kraft resultieren.[24]
  • Zauberer sind in der Lage lediglich nur die Dinge auszuführen, für die sie auch intensiv trainiert haben. Sie sind nicht befähigt jede außergewöhnliche Handlung zu vollbringen, um die die Menschen sie bitten. Wunder dagegen entspringen göttlicher Macht, und Propheten konnten auch ohne vorherige Übung jede außergewöhnliche Tat, die von den Menschen gewünscht wurde, mit der Genehmigung Gottes natürlich, vollbringen.[25]
  • Wunder, die im Auftrage Gottes und mit seiner Genehmigung geschehen sind frei von korrupten Absichten. Im Gegensatz dazu sind die Taten der Zauberer oft von betrügerischen Motiven durchdrungen und zielen darauf ab die Menschen zu täuschen.[26]
  • Ein Wunder ist etwas, das den natürlichen Normen widerspricht, während Zauberei als gängige Praxis betrachtet wird, deren Methoden den meisten Menschen nicht bekannt sind.[27]

Ibn Sina betrachtete in seinem Werk al-Ischarat wa Tanbihat sowohl Wunder als auch die Zauberei als Folge von Kräften in starken Seelen, die Einfluss auf die Elemente der materiellen Welt nehmen können. Es bestehe jedoch ein wesentlicher Unterschied: Wunder entstammen reinen Seelen und dienen dem Guten, während Zauberei von bösen Seelen ausgeht, deren Anwender zu verwerflichen Taten verleiten.[28]

Herkunft und Ursachen von Wundern

Aus der Perspektive der Philosophie und Theologie verletzen Wunder nicht das Kausalitätsprinzip; kein Phänomen existiert ohne eine Ursache.[32] Allerdings gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, was die Ursachen von Wundern sind oder von wem sie ausgehen.[33]

Asch'ariten betrachten, basierend auf ihrer Auffassung vom Monotheismus des Aktes, Gott als einzige aktive Ursache für die Geschehnisse in der Welt.[34] Folglich sind Wunder, gemäß ihrer Sichtweise, direkte Handlungen Gottes in der Natur und Sein unmittelbares Wirken.[35]

Einige Philosophen, darunter Ibn Sina und Mulla Sadra, ordnen das Vollbringen von Wundern der Seele des Propheten zu.[36] Mulla Sadra argumentiert, dass die Seelen bestimmter Individuen göttliche Eigenschaften besitzen und über Kräfte verfügen, als würden sie die gesamte Naturwelt selbst sein. Ähnlich wie ihr Körper, der ihnen gehorcht, unterwerfen sich auch andere Elemente der Naturwelt ihrem Willen. Je immaterieller die Seele und je ähnlicher sie dem höchsten Grundprinzip der Existenz ist, desto ausgeprägter ist ihre Wirkkraft in der materiellen Welt.[37]

Philosophen wie Seyyed Muhammad Husain Tabatabai und Abdullah Jawadi Amoli vertreten die Ansicht, dass Wunder das Resultat außergewöhnlicher materieller Ursachen sind, die für die menschliche Denkfähigkeit und deren Umsetzung unzugänglich bleiben.[38] Andere wiederum behaupten, dass nur Propheten aufgrund ihrer Verbindung zur verborgenen Welt Kenntnis über solche außergewöhnlichen Mittel und Ursachen haben, die für andere verborgen sind.[39] Eine weitere Erklärung ist, das Wunder durch Engel ausgeführt werden, die im Koran mit „Mudabbirat“ bezeichnet werden.[40]

Verstoßen Wunder gegen die Gesetze der Natur?

In der Diskussion über Wunder und ihr Verhältnis zum Kausalitätsprinzip entwickelten Kalam-Gelehrte und Philosophen einige grundlegende Perspektiven, unter anderem folgende:

Interpretationsansatz

Die Anhänger dieses Ansatzes erkennen Wunder an, deuten sie jedoch so, dass diese in der natürlichen Welt durch gewöhnliche und natürliche Mittel geschehen und somit nicht gegen die konstanten Prinzipien der Natur verstoßen. Sie vertreten die Auffassung, dass das Schöpfungssystem im Koran mit „Gottes Traditionen“ bezeichnet wird. In Versen wie "Und du wirst in Allahs Gesetzmäßigkeit keine Änderung finden" wird deutlich, dass Gottes Gesetzmäßigkeiten unveränderlich sind. Daher kann ein Wunder nicht mehr sein als ein Ereignis, das innerhalb der Naturgesetze stattfindet, denn sonst würde es eine Veränderung der Systematik Gottes darstellen, was undenkbar ist. Morteza Motahhari bezog sich auf diese Sichtweise als „Interpretationsansatz“ und stellte Seyyed Ahmad Khan Hindi als einen Vertreter dieser Auffassung vor.

Perspektive der Asch'ariyya

Laut der Ash'ariyya ist ein Wunder eine Handlung, die den natürlichen Gewohnheiten widerspricht und ihren gewöhnlichen Ablauf unterbricht. Aus ihrer Sicht ist Gott die alleinige Ursache und Wirkung in den Angelegenheiten der Welt, und seine Vorherbestimmung zielt darauf ab das Weltsystem gemäß seiner festgelegten Gesetze zu gestalten. Daher kann er auch jederzeit in diese Gesetze eingreifen und Handlungen vollbringen, die kontraintuitiv sind oder dem normalen naturgesetzlichen Verlauf widersprechen; solche Handlungen werden als Wunder betrachtet.[46]

Perspektive der Philosophen

Morteza Motahhari vertrat die Auffassung der Philosophen, dass es in der Natur unveränderliche Gesetze gibt, die sich aus der Kausalitätsregel und dem Prinzip von Ursache und Wirkung ableiten, und die niemals verletzt werden. Daher können Wunder nicht im Widerspruch zur Natur oder ihren Gesetzen stehen.[47] Motahhari akzeptierte diesen Standpunkt[48] und erläuterte, dass ein Wunder nicht die Aufhebung der Naturgesetze bedeutet; vielmehr handelt es sich um die Überlegenheit eines Gesetzes über ein anderes.[49]

Die Wunder und ihre Kategorien

Wunder werden in verschiedene Kategorien eingeteilt : Khawaja Nasir ad-Din Tussi differenzierte in seinem Werk Scharh al-Ischarat wa at-Tanbihat zwischen zwei Hauptarten: verbale Wunder und praktische Wunder. Er betrachtete verbale Wunder als besonders geeignet für gebildete Menschen, während praktische Wunder für das allgemeine Volk gedacht sind. Der Heilige Koran wird als das verbale Wunder des Propheten (s.) angesehen. Wobei aber auch praktische Wunder von ihm dokumentiert wurden. Abdullah Jawadi Amoli stellte fest, dass der Prophet (s.) das einfache Volk durch seine praktischen Wunder überzeugte, während sich die Elite seiner Gefährten mit dem Koran als verbales Wunder begnügten und keine praktischen Wunder forderten.


Einige Klassifikationen unterscheiden zudem zwischen sinnlich wahrnehmbaren und intellektuellen Wundern. Jalal ad-Din Suyuti, ein asch'aritischer Kommentator und Jurist, stellte in seinem Buch al-Itqan fi Ulum al-Qur'an fest, dass die Wunder, die die israelitischen Propheten ihrem Volk präsentierten aufgrund des Mangels an intellektueller Entwicklung als Sinneswunder betrachtet werden, wohingegen die Wunder, die der Prophet (s.) den Muslimen aufgrund ihres Reifegrades und ihrer intellektuellen Entwicklung vermittelte, als intellektuelle Wunder klassifiziert wurden. Scheich Hurr Amili beschrieb drei Arten von Wundern.[57] Diese sind:

  • Verkündung von Botschaften aus der verborgenen Welt,
  • Erhörung der Gebete,
  • Außergewöhnliche Handlungen, die außerhalb des menschlichen Verstehens liegen.[58]

Das Wunderdokument

Siehe Hauptartikel: Wunderdokument Einige betrachten besondere Ereignisse wie Wunder und die Erhörung des Gebets als Beweise für die Existenz Gottes.[59] Es wird auch behauptet, dass diese Beweise den Argumenten in der westlichen philosophischen und theologischen Tradition über die Existenz Gottes dienlich sind.[60] Mohammad Mahdi Naraghi führt dieses Argument in seinem Buch Anis al-Mowahhedin als Beweis für die Existenz Gottes an.[61] Naraghi schreibt, dass gemäß der Erzählung Wunder und außergewöhnliche Dinge von Propheten und Heiligen vollbracht wurden, und diese außergewöhnlichen Phänomene können von normalen Menschen nicht nachgeahmt werden. Daher muss ein weiser Schöpfer existieren, der solche Angelegenheiten aufgrund seiner vollendeten Macht und Weisheit regelt.[62]

Die Wunder der Propheten im Koran

Gemäß dem Koran war das Leben bestimmter Propheten von Wundern und außergewöhnlichen Taten geprägt, von denen einige wie folgt aufgeführt werden:

  • Das Feuer blieb für Ibrahim (Abraham) kalt, wie in Vers 69 der Sure al-Anbiya und Vers 24 der Sure al-'Ankabut beschrieben wird, aber auch die Wiederbelebung eines zerstückelten Vogels, erwähnt in Vers 260 der Sure al-Baghara, gehört zu den Wundern und den außergewöhnlichen Ereignissen in Ibrahims Leben.[63]
  • Durch den Vers "Und Wir gaben Mūsā neun deutlich erkennbare Zeichen" wird deutlich, dass Gott Moses (a.) neun eindeutige Wunder vollbringen ließ.[64] Zu diesen Wundern zählen: die Verwandlung des Stocks von Musa in eine Schlange,[65] Yadd Baitha',[66] ein Sturm, ein Regen von Heuschrecken und Blut, eine Hungersnot, Mangel an Früchten, [67] die Teilung des Meeres und der Durchzug der Israeliten,[68] das Sprudeln von zwölf Quellen,[69] die Wiedererweckung eines ermordeten Israeliten,[70] schattenspendende Wolken[71] und das Sich-Begeben des Bergs über die Köpfe der Israeliten.[72]
  • In Vers 49 der Sure Al-i Imran werden Wunder erwähnt, wie die Auferweckung der Toten, das Heilen von Blinden, Tauben und Menschen mit Scheckhaut, Übermittlung von Nachrichten aus der unsichtbaren Welt sowie die Belebung einer Vogelstatue und die außergewöhnlichen Taten und Wunder Jesu.[73]
  • Der Koran wird als das ewige Wunder des Propheten (s.) betrachtet.[74] Einige Fachleute betrachten dies als das einzig wirkliche Wunder, das ihm zugeschrieben wird.[75] Im Gegensatz dazu sprechen die meisten Gelehrten [76] in Anlehnung an die Verse 1 bis 5 der Sure al-Qamar das Wunder des Schaq al-Qamar (Spaltung des Mondes) dem Propheten (s.) zu.[77] Morteza Motahhari zählt auch die Himmelfahrt des Propheten (s.) zu seinen Wundern oder außergewöhnlichen Handlungen.[78]


Unterschiede bei den Wundern der Propheten

Einige Gelehrte argumentieren, dass die Unterschiede bei den Wundern der Propheten auf die jeweiligen zeitlichen und kulturellen Kontexte zurückzuführen sind, in denen die Propheten auftraten. In dieser Art und Weise, also durch Wunder, wurde die Wahrhaftigkeit der Propheten gegenüber dem Volk untermauert. Gelehrte verschiedener Epochen erkennen an, dass solche außergewöhnlichen Taten nicht aus menschlicher Kraft resultieren können.[79]

Im Tarikh Ya'qubi wird eine Überlieferung von Imam Sadiq (a.) wiedergegeben, die besagt, dass Gott keinen Propheten entsandte, ohne dass dieser entsprechend den Gegebenheiten seines Volkes handelte. Musa b. Imran wurde zu einem Volk gesandt, in dem viele Menschen mit der Magie vertraut waren. Er sollte durch die Zeichen Gottes ihre Magie entkräften, Zeichen wie der Stock, Yadd Baitha' und die Teilung des Meeres. David wurde in eine Zeit entsandt, in der die Mehrheit seiner Leute Handwerker waren und die Fähigkeit hatten mit Eisen zu arbeiten. Salomon wurde zu einer Zeit berufen, als sein Volk mit Architektur, Zauberei und Wundern vertraut war. So erhielt er die Herrschaft über die Winde und die Jinns.

Jesus wurde in eine Zeit entsandt, in der das Volk hauptsächlich in der Medizin tätig war. So wurde er befähigt als Gesandter aufzutreten, welcher Tote zum Leben erweckt, Blinde heilt und Lepra-Kranke. Muhammad (s.) wurde mit dem Wunder des Korans berufen, als die Menschen seines Volkes für ihre Wortgewandheit bekannt waren.[80]


Die Wunder der unfehlbaren Imame (a.)

In den schiitischen Überlieferungen werden auch den unfehlbaren Imamen (a.) außergewöhnliche Taten zugeschrieben, einige Gelehrte bewerten diese Überlieferungen als mutawatir.[81] Scheich Hurr al-Amili trug einige dieser Wunder in seinem Werk "Ithbat al-Hudat bi an-Nusus wa al-Mu'jizat" zusammen und betrachtet diese als Beleg für ihr Imamat.[82] Seyyed Haschim Bahrani dokumentierte zudem rund 2066 Wunder in den zwölf Kapiteln des Buches "Madinah Ma'ajiz al-A'imat al-ithna Aschar".[83]

Hurr al-Amili zählte auch ihr umfangreiches Wissen und ihre Botschaften aus der unsichtbaren Welt zu ihren Wundern und zu Karamat.[84] Schiitische Gelehrte definieren Wunder als außergewöhnliche Ereignisse, die durch Gottes Gnade und mit Seiner Erlaubnis geschehen und deren Ziel es ist göttliche Ämter wie das Prophetentum und das Imamat zu belegen.[85]

Laut einer Überlieferung von Imam Sadiq (a.s.), die in Ilal asch-Scharayi' festgehalten wurde, gewährte Gott seinen Propheten außergewöhnliche Beweise, um die Wahrhaftigkeit ihrer Ansprüche zu untermauern.[86] In diesem Zusammenhang betrachtet man die außergewöhnlichen Taten der unfehlbaren Imame (a.) ebenfalls als Wunder, da sie deren Imamat beweisen.[87] Ein Beispiel hierfür ist die Bezeugung des Imamats von Imam Sajjad (a.) durch den Hajar al-Aswad, ein Wunder als Beweis für sein Imamat.[88]

Nach einer Überlieferung im Buch Dalai al-Imama kam es zwischen Muhammad Ibn Hanafiyah und Imam Sajjad (a.) zu einem Streit über die Imamat-Position. Imam Sajjad (a.) suchte das Gespräch mit ihm, doch Muhammad Ibn Hanafiyah fand keinen Anlass zur Annahme. Letztendlich entschieden sie sich den Hajar al-Aswad als Schiedsrichter zu konsultieren. Mit der Erlaubnis Gottes bezeugte der Hajar al-Aswad das Imamat von Imam Sajjad (a.).[89]

In zahlreichen schiitisch theologischen Schriften werden Ereignisse wie das Herausreißen des Tores von Khaibar, die Auseinandersetzung mit einer Gruppe von Dämonen, die den Propheten (s.) belästigten, sowie Radd asch-Schams als Beispiele für die wundersamen Taten von Imam Ali (a.) aufgeführt. Diese werden zitiert, um sein Imamat zu belegen.[90]