Vers von Muharaba

Aus wikishia
(Weitergeleitet von Staatsfeindschafts-Vers)
In diesem Artikel geht es um den Vers von Moharebeh. Um mehr über das Konzept von Mohareb zu erfahren, Siehe: Staatsfeind

Der Vers von Muharaba (al-Ma'ida: 33) (Arabisch: آية المحاربة) handelt von der Bestrafung derjenigen, die gegen Gott und seine Gesandten kämpfen. Der Großteil der Exegeten glaubt, dieser Vers wurde über eine Gruppe von neu konvertierten Muslimen offenbart, die einige Muslime töteten und ihre Kamele stahlen, woraufhin der Prophet sie gemäß dieses Verses bestrafte.

Dieser Vers dient als Grundlage für die Ableitung von Rechtsurteilen bezüglich Muharaba in der islamischen Rechtslehre. Die Rechtsgelehrten sehen die Person, die ganz offen mit einer Waffe sich das Eigentum von anderen Menschen aneignet oder diese gefangen nimmt, als Muharib an, und sie glauben unter Berufung auf diesen Vers, dass die Strafe für einen Muharib den Tod durch die Kreuzigung (Anbinden an etwas ähnliches wie ein Kreuz) nach sich zieht oder das Abtrennung von Händen und Füßen wechselseitig oder die Verbannung. Eine Gruppe jedoch vertritt die Meinung, dass ein Richter jede dieser Strafen gegen einen Maharib verhängen darf, wobei eine andere Gruppe es abhängig macht von der Art des Verbrechens, dahingehend ob nur eine oder mehrere der vier Strafen angeordnet werden sollen.

Text und Übersetzung

Herabsendungsgrund

Die meisten Kommentatoren glauben, dass der Vers von Muharaba über das Volk von Urainian (arabisch: عُرینیان) offenbart wurde.[1] Die Urainian waren Polytheisten, die sich nach Medina begaben und den Islam annahmen.[2] Aber da das Wetter in Medina ihnen nicht zugute kam erkrankten sie und auf Befehl des Propheten (s.) tranken sie Kamelmilch, woraufhin sie gesund wurden. Danach wurden sie zu Abtrünnigen, sie töteten einige Muslime, stahlen ihre Kamele und flohen aus Medina.[3] Laut Allamah Tabataba'i nahm Imam Ali (a.) sie fest und brachte sie zum Propheten (s.).[4] Daraufhin wurde der Vers von Muharaba herabgesandt und der Prophet bestrafte sie gemäß dieses Verses.[5]

Manche glauben, dass die Urainian nur gestohlen haben. Aus diesem Grund hätte ihnen der Prophet (s.) dem Vers zufolge nur Hände und Füße abgetrennt.[6] Die Geschichte der Urainian wird auch von Imam as-Sadiq (a.) im Buch al-Kafi erzählt.[7] Für den Vers von Muharaba wurden auch andere Offenbarungsgründe angeführt.[8] Laut Fakhr ar-Razi wurde dieser Vers über das israelitische Volk offenbart, da sie bei der Tötung der Unheilstifter zu weit gegangen waren.[9] Andere Kommentatoren vermuteten weitere Herabsendungsgründe: Es ginge um Banditen, Plünderer der Hajj-und Pilger-karawanen, um Polytheisten und Vertragsbrecher.[10] Laut Allamah Tabatabai kommen die Herabsendungsgründe dieses Verses in sechs authentischen Büchern mit nur kleinen Unterschieden vor.[11]

Interpretation

Der dreiunddreißigste Vers der Sure Ma'ida ist als der Muharaba Vers bekannt[12] und den Kommentatoren zufolge ist jeder, der in der islamischen Gesellschaft Unsicherheit und Plünderung verursacht ein Muharib,[13] ein Muharib ist jemand der in der Tat Gott und dem Gesandten Gottes den Krieg erklärt hat.[14] Gemäß des Verses von Muharaba wird ein Muharib auf eine von vier Arten bestraft:[15]

  1. Die Todesstrafe erfolgt, wenn der Muharib einen Menschen getötet hat.[16] Fazil Miqdad, schiitischer Rechtsgelehrter und Exegete des 9. Jahrhunderts n.H. glaubt, dass das Urteil jedoch nicht wirksam wird wenn diejenigen, die das Recht haben Vergeltung für den Ermordeten zu fordern, dem Mörder vergeben.[17]
  2. Kreuzigung (das Fesseln der Hände und der Füße des Verbrechers an etwas Ähnliches wie ein Kreuz) ist die Strafe für jemanden, der neben der Tötung eines Menschen auch noch einen Diebstahl begangen hat.[18] Fazl b. Hasan at-Tabarsi, ein schiitischer Rechtsgelehrter und Kommentator des 6. Jahrhunderts n.H. glaubt, dass ein Muharib nach der Tötung dreimal aufgehängt wird.[19] Laut dem Buch Kaschf al-Asrar wird ein Muharib drei Tage vor oder nach der Tötung aufgehängt, und die Entscheidung liegt beim Imam.[20]
  3. Abtrennung von Händen und Füßen ist die Strafe für einen Muharib, der zusätzlich zu Muharaba Diebstahl begangen hat.[21] Imam as-Sadiq (a.) erklärte, dass damit die rechte Hand und der linke Fuß gemeint sind.[22] Einige jedoch sind der Ansicht, es ginge um das Abtrennen von vier Fingern einer Hand oder vier Zehen von einem Fuß.[23] Das Abtrennen eines Fingers oder einer Zehe erfolgt entsprechend der Höhe der gestohlenen Sache (wie diese im islamischen Recht definiert wird).[24]
  4. Exil oder eine Gefängnisstrafe wird verhängt, wenn jemand Angst und Unsicherheit unter den Menschen erzeugt.[25] Eine Gruppe von Kommentatoren interpretiert die Bedeutung von „oder dass sie aus dem Land verbannt werden“ mit dem Exil eines Muharib in eine andere Stadt, eine andere Gruppe interpretiert es mit Gefängnisstrafe.[26] Gesagt wird auch, dass ein Muharib daran gehindert werden sollte in die Städte verbannt zu werden, in denen Polytheisten leben.[27] In dem Buch Kanz al-Irfan, geschrieben von Fazil Miqdad, zitiert er Shafi'i, den Gründer einer der vier sunnitischen Rechtschulen: „Man sollte keinerlei Beziehung zu einem Muharib unterhalten, der ins Exil geschickt wurde, einschließlich Handel, Helfen und geselliges Beisammensein.“[28]

Laut muslimischen Exegeten werden die oben genannten Strafen im Verhältnis zur Schwere des Verbrechens eines Muharib festgelegt,[29] wie es von Imam al-Baqir (a.) und Imam as-Sadiq (a.) überliefert wurde.[30] Andere sehen die Modalität der Strafe abhängig von der Bestimmung des Herrschers[31] oder des Imams.[32] Gemäß dem Vers von Muharaba beziehen sich diese Strafen auf diese Welt und verhindern nicht die Bestrafung des Muharibs im Jenseits.[33]

Die Reue des Muharibs

Den Exegeten zufolge wird die Reue eines Muharibs akzeptiert und er wird nicht bestraft, wenn er Buße tut bevor er festgenommen wird.[34] Laut Suyuti, einem Hadith-Gelehrten aus dem 10. Jahrhundert n.H., richtete Harith b. Badr ein Schwert auf Menschen in Ägypten, aber er bereute es, woraufhin einige Muslime ihn zu Imam Ali (a.) brachten, der seine Reue annahm und ihm einen Schutzbrief ausstellte, nachdem er sich seiner Reue sicher war.[35] Allerdings wird die Reue eines Muharibs ignoriert, wenn sich sein Verbrechen nicht nur auf die Störung der öffentlichen Sicherheit bezieht, das heißt, wenn er zum Beispiel Raub oder Mord begangen hat, muss er dementsprechend bestraft werden.[36] Auch wenn ein Muharib erst nach seiner Festnahme bereut wird seine Strafe nicht aufgehoben.[37]

Juristische Anwendung

Hauptartikel: Staatsfeind

In den Rechtsbüchern wird das Religionsgesetz bezüglich von Muharaba anhand des Verses von Muharaba dargelegt. Laut Ayatullah Meschkini ist, nach der Fatwa der Rechtsgelehrten, jeder ein Muharib, der sich offen und gewaltsam fremdes Eigentum aneignet oder Menschen gefangen nimmt.[38] Als Muharib zu gelten hängt von verschiedenen Bedingungen ab, wie etwa vom Ziehen einer Waffe, Angst stiften im Volk und Korruption.[39]

Option oder Anordnung (zur Bestrafung)

Gemäß des Verses von Muharaba gibt es vier Strafen für einen Muharib;[40] aber die Rechtsgelehrten sind unterschiedlicher Meinung darüber:[41] Scheich as-Saduq,[42] Scheich al-Mufid,[43] Allamah al-Hilli,[44] und Imam Khomeini[45] halten die Bestrafung für optional und glauben, dass der Richter eine der vier Strafen auswählen soll. Andererseits wurde gesagt, dass Scheich at-Tusi, Muhammad Hasan Najafi, Sahib Riaz und Seyyed Abul Qasim Khui glauben, dass die Bestrafung eines Muharib in geordneter Weise erfolgen soll und sie abhängig ist von dem ihm begangenen Verbrechen.[46]

Fußnoten

  1. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.291; Fakhr Razi, Al-Tafsir al-Kabir, B.11, S.345
  2. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.291; Khaje Abdullah Ansari, Kaschf al-Asrar, B.3, S.103
  3. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.291; Khaje Abdullah Ansari, Kaschf al-Asrar, B.3, S.103
  4. Tabatabaee, Al-Mizan, B.5, S.331
  5. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.291; Khaje Abdullah Ansari, Kaschf al-Asrar, B.3, S.103; Fakhr Razi, Al-Tafsir al-Kabir, B.11, S.345; Makarim Schirazi, Tafsir Nemune, B.4, S.359
  6. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.291; Tabatabaee, Al-Mizan, B.5, S.326
  7. Kulaini, Al-Kafi, B.7, S.245
  8. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.291; Khaje Abdullah Ansari, Kaschf al-Asrar, B.3, S.103; Fakhr Razi, Al-Tafsir al-Kabir, B.11, S.345
  9. Fakhr Razi, Al-Tafsir al-Kabir, B.11, S.345
  10. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.291; Khaje Abdullah Ansari, Kaschf al-Asrar, B.3, S.103; Fakhr Razi, Al-Tafsir al-Kabir, B.11, S.345
  11. Tabatabaee, Al-Mizan, B.5, S.333
  12. Salihi Najaf Abadi, «Tafsir Aye Muharaba wa Ahkam Fiqhi An», S.65
  13. Tabatabaee, Al-Mizan, B.5, S.326; Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.292
  14. Tabatabaee, Al-Mizan, B.5, S.326
  15. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.292; Khaje Abdullah Ansari, Kaschf al-Asrar, B.3, S.103
  16. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.292; Khaje Abdullah Ansari, Kaschf al-Asrar, B.3, S.103
  17. Fazel Miqdad, Kanz al-Irfan, B.2, S.352
  18. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.292
  19. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.292
  20. Khaje Abdullah Ansari, Kaschf al-Asrar, B.3, S.103
  21. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.292
  22. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.292
  23. Makarim Schirazi, Tafsir Nemune, B.4, S.360
  24. Schahid Thani, Al-Rauzat al-Bahiyya, B.9, S.256
  25. Abul-Futuh Razi, Rauz al-Janan, B.6, S.357
  26. Sayed Qutb, Fi Zalal al-Quran, B.2, S.880
  27. Abul-Futuh Razi, Rauz al-Janan, B.6, S.357; Fakhr Razi, Al-Tafsir al-Kabir, B.11, S.347
  28. Fazel Miqdad, Kanz al-Irfan, B.2, S.352
  29. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.292; Khaje Abdullah Ansari, Kaschf al-Asrar, B.3, S.103
  30. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.292
  31. Fakhr Razi, Al-Tafsir al-Kabir, B.11, S.346
  32. Tabatabaee, Al-Mizan, B.5, S.331
  33. Sure Baqara, Vers 33
  34. Tabrisi, Majma al-Bayan, B.3, S.291; Tabatabaee, Al-Mizan, B.5, S.328
  35. Soyuti, Al-Dorr al-Manthur, B.2, S.279
  36. Mohaqqiq Hilli, Scharaye al-Islam, B.4, S.168; Salihi Najaf Abadi, «Tafsir Aye Muharaba wa Ahkam Fiqhi An», S.79
  37. Mohaqqiq Hilli, Scharaye al-Islam, B.4, S.168
  38. Mischkini, Mustalahat al-Fiqh, S.475
  39. Musawi Ardabili, Fiqh al-Hodud wa al-Ta'zirat, B.3, S.511-524
  40. Sure Ma'ida, Vers 33
  41. Musawi Ardabili, Fiqh al-Hodud wa al-Ta'zirat, B.3, S.558
  42. Saduq, Al-Mughne', S.450
  43. Mofid, Al-Moghni'a, S.804
  44. Hilli, Mokhtalaf al-Schia, B.9, S.258
  45. Khomeini, Tahrar al-Wasila, B.2, S.493
  46. Musawi Ardabili, Fiqh al-Hodud wa al-Ta'zirat, B.3, S.562

Quellenverzeichnis

  • Abul-Futuh Razi, Hossein b. Ali, Rauz al-Janan wa Ruh al-Janan, Maschhad, Astan Quds Razawi, 1408 n.H
  • Fakhr Razi, Muhammad b. Umar, Al-Tafsir al-Kabir, Beirut, Dar Ihya al-Turath al-Arabi, 1420 n.H
  • Fazel Miqdad, Kanz al-Irfan fi Fiqh al-Quran, Teheran, Mortazawi, 1373 n.i.S
  • Hilli, Hasan b. Yusof, Mokhtalaf al-Schia, Qom, Jame'e Modarisin, 1413 n.H
  • Khaje Abdullah Ansari, Kaschf al-Asrar, Teheran, Amir Kabir, 1371 n.i.S
  • Khomeini, Sayed Ruhollah, Tahrar al-Wasila, Qom, Dar al-Ilm, o.H
  • Kulaini, Moahammad b. Ya'ghub, Al-Kafi, Teheran, Maktab al-Islamiyya, 1407 n.H
  • Makarim Schirazi, Naser, Tafsir Nemune, Teheran, Dar al-Kotob al-Islamiyya, 1371 n.i.S
  • Mischkini, Ali, Mustalahat al-Fiqh, Beirut, Manschurat al-Riza, 1431 n.H
  • Mofid, Mohammad b. Mohammad, Al-Moghni'a, Qom, Kongere Scheich Mofid, 1413 n.H
  • Mohaqqiq Hilli, Ja'far b. Hasan, Scharaye al-Islam, Qom, Ismailian, 1408 n.H
  • Musawi Ardabili, Abdul-Karim, Fiqh al-Hodud wa al-Ta'zirat, Qom, Daneschgah Mofid, 1427 n.H
  • Saduq, Mohammad b. Ali, Al-Mughne', Qom, Muassisa Imam Hadi, 1415 n.H
  • Salihi Najaf Abadi, «Tafsir Aye Muharaba wa Ahkam Fiqhi An»
  • Schahid Thani, Zain al-Din b. Ali, Al-Rauzat al-Bahiyya, Qom, Dawari, 1410 n.H
  • Soyuti, Al-Dorr al-Manthur, Qom, Kitabkhane Ayatullah Mar'aschi, 1404 n.H
  • Tabatabaee, Sayed Mohammad Hossein, Al-Mizan, Beirut, Muassisa A'lami, 1390 n.H
  • Tabrisi, Fazl b. Hasan, Majma al-Bayan, Teheran, Naser Khosro, 1372 n.i.S