Imam Kazim (a.)

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Mūsā b. Ğaʿfar
Siebte Imam der Schiiten
al-Kāẓim
Heiligtum von Imam al-Kāẓim (a)
Kunia (Beinahme)Abu l-Ḥasan al-Awwal
Geburtsdatum7. Ṣafar 128 n.H
GeburtsortAbwā’ zwischen Mekka und Medina
Ort des GrabmalsIrak, Kāẓimīya
VorgängerImam aṣ-Ṣādiq (a.)
NachfolgerImam al-Riḍā (a.)
VaterImam aṣ-Ṣādiq (a.)
MutterḤamīda
SöhneImam al-Riḍā (a.)
TöchterFāṭima al-Maʿsūma (a.)
Die zwölf Imame
Ali, Hasan, Husein, Sajjad, Baqir, Sadiq, Kazim, Reza, Jawad, Hadi, Hasan al-Askari, Mahdi

'Mūsā b. Ğaʿfar (a.) (arabisch: موسی بن جعفر) mit den Titeln al-Kāḍim (الکاظم) und Bib al-Ḥawā'iğ (باب الحوائج) war der siebte Imam der Schiiten, geboren wurde er im Jahre 128/745 in dem Dorf Abwā’ (zwischen Mekka und Medina). Nach dem Märtyrertum seines Vaters, Imam Ğaʿfar aṣ-Ṣādiq (a.), wurde er der Imam der Schiiten. Die 35 Jahre seines Imamats fielen in die Zeit des Kalifats von al-Manṣūr, al-Hadī, al-Mahdī und Harūn al-Rašīd. Er wurde ständig von al-Mahdī und Harūn inhaftiert und schließlich 183/99 im Gefängnis von al-Sindī b. al-Šāhik gefoltert. Nach seinem Märtyrertod wurde sein Sohn, ʿAlī b. Mūsā (a.) sein Nachfolger. Imam al-Kāẓims (a.) Leben fiel mit dem Höhepunkt des Abbasiden-Kalifats zusammen. Er praktizierte die Taqīyya (Dispens von den Forderungen der Religion unter Zwang oder bei drohender Gefahr) gegenüber der Regierung und empfahl den Schiiten dasselbe zu tun. Daher gibt es keinen Bericht darüber, dass er sich explizit zu den abbasidischen Kalifen oder den alawitischen Aufständen, wie dem Aufstand von al-Faḫḫ, geäußert hat. In seinen Debatten und Dialogen mit abbasidischen Kalifen versuchte er jedoch, die Legitimität des abbasidischen Kalifats in Frage zu stellen. Von einigen Debatten und Dialogen zwischen Mūsā b. Ğaʿfar (a.) und jüdischen und christlichen Gelehrten wurde etwas in den Quellen der Geschichte und in den Hadiṯsen berichtet. Seine Dialoge mit den Gelehrten anderer Religionen wuden im Musnad al-Imam al-Kāẓim gesammelt, die zum Teil die "Leuten des Konsensus" (Aṣḫā al-Iğmāʿ) überlieferten. Er erweiterte auch das System von Wikāla (System der Verteidigung) und ernannte Menschen zu seinen Stellvertretern in den verschiedensten Bereichen. Zu seinen Lebzeiten fand auch die Spaltung innerhalb der schiitischen Gemeinschaft statt. Zu Beginn seines Imamats bildeten sich die Ismaʿīliyya, Faṭaḥiyya und Nawūsīyya, und nach seinem Märtyrertod entstand die Waqifīyya. Schiitische wie sunnitische Quellen lobten seine Praxis der Verehrung, Geduld und Großzügigkeit und bezeichneten ihn als „al-Kāẓim“ und „al-ʿAbd al- Ṣāliḥ“. Prominente sunnitische Persönlichkeiten verehrten den siebten schiitischen Imam als Religionswissenschaftler und besuchten gemeinsam mit den Schiiten sein Grab. Das Mausoleum von Imam al-Kāẓim (a.) und seines Enkels, Imam al-Ğawād (a.), befindet sich in der Nähe von Bagdad und ist als Schrein von Kāẓimain bekannt. Es wird von Muslimen insbesondere von den Schiiten besucht.

Abstammung, Kunyas und Titel

Er stammte von Mūsā b. Ğaʿfar (a.) b. Muḥammad b. ʿAlī b. Ḥussein b. ʿAlī b. Abi Ṭālib (a.) ab. Seine Mutter war Ḥamīda al-Barbarīyya. Seine Kunyas (Beinamen) waren Abu Ibrāhīm, Abu l-Ḥasan al-Awwal, Abu l-Ḥasan al-Madī und auch ʿAbu ʿAlī. Er (a.) wurde aufgrund seiner großen Frömmigkeit und seines ständigen Betens als al-ʿAbd al- Ṣāliḥ bekannt und auch als al-Kāẓim wegen seiner Toleranz gegenüber den Misshandlungen der anderen, die gegen ihn gerichtet waren. Ein weiterer Titel von ihm ist Bāb al-Ḥawā'iğ.

Geburt

Imam al-Kāẓim (a.) wurde am Sonntag, Ṣafar 7, 128 / 12. November 745 oder Ṣafar 7, 129 / 1. November 746 in dem Dorf Abwā’ zwischen Mekka und Medina geboren, als seine Eltern, Imam aṣ-Ṣādiq (a.) und Ḥamīda al-Barbarīyya, auf dem Rückweg von der Ḥağğ waren. Nach einigen Berichten war jedoch Medina sein Geburtsort. Mūsā b. Ğaʿfar (a.) wurde geboren, als die Macht der Umayyaden die Abbasiden übernahmen. Als er 4 Jahre alt war, kam der erste abbasidische Kalif an die Macht. Es gibt keine Informationen in den historischen Quellen über das Leben Imam al-Kāẓims (a.) vor seinem Imamat, abgesehen von einigen wenigen wissenschaftlichen Dialogen während seiner Kindheit, wie sein Dialog mit Abū Ḥanifa und Gelehrten anderer Religionen in Medina. Nach einem aus dem Manāqib (Preislieder auf Heilige) zitierten Ḫadīṯ betrat er anonym ein Dorf in Syrien und führte dort ein Gespäch mit einem Priester. Dieses Gespräch führte zur Bekehrung des Priesters und seiner Gefährten und sie konvertierten zum Islam. Es gibt Berichte über die Reisen des Imams (a.) nach Mekka zur Ḥağğ (Wallfahrt nach Mekka) oder zur ʿUmra (die kleine Wallfahrt nach Mekka, die zu jeder Jahreszeit durchgeführt werden kann). Der Imam (a.) wurde ständig von den abbasidischen Kalifen nach Bagdad gerufen. Abgesehen von diesen Reisen verbrachte er den größten Teil seines Lebens in Medina.

Kinder

Über die Kinder des Imams (a.) gibt es verschiedene historische Berichte. Laut Scheich Mufīd hatte Imam al-Kāẓim (a.) siebenunddreißig Kinder. Scheich Mufīd listete die Namen seiner achtzehn Söhne und neunzehn Töchter wie folgt auf:

In der obigen Liste der Kinder von Imam al-Kāẓim (a.) werden zwei Mädchen mit dem Namen Fātima (Fātima al-Kubrāʾ und Fātima al-Suġrāʾ) erwähnt. Das Grab von Fātima in Qom gehört zu den berühmten Wallfahrtsorten der Schiiten. Sie ist Fātima al-Kubrāʾ. In den Werken schiitischer Ḫadīṯ -Gelehrter (die kurz nach der Zeit der Unfehlbaren lebten, einschließlich al- Šeiḫ al- Ṣadūq und Ibn Qūlawaih al-Qummī), gibt es mehrere Überlieferungen über die Belohnung für den Besuch ihres Schreins. Darin wird sie als Fātima, Tochter von Mūsā (a.) angesprochen. Laut einigen Berichten ist Fātima al-Suġrāʾ in Baku begraben. Dort ist sie als Bībī Haibat bekannt.

Imamat

Nach dem Märtyrertod seines Vaters im Jahre 148/765, als er 20 Jahre alt war, wurde Mūsā b. Jaʿfar (a.) der Imam der Schiiten. Die Zeit von Imam al-Kāẓims (a.) Imamat fiel mit den Perioden der vier Abbasiden-Kalifen zusammen. Etwa 10 Jahre seines Imamats waren in der Zeit von Al-Mans ūrs Kalifat (Regierungszeit: 136 / 754-158 / 775); 11 Jahre davon in der Zeit des Kalifats von al-Mahdī al-ʿAbbāsī (Regierungszeit: 158 / 775-169 / 785); ein Jahr in der Zeit des Kalifats von al-Hādi al-ʿAbbāsī (Regierungszeit: 169 / 785-170 / 786); und 13 Jahre in der Zeit von Harūns Kalifat (Regierungszeit: 170 / 786-193 / 809). Mūsā b. Jaʿfars (a.) Imamat dauerte 35 Jahre, und ihm folgte sein Sohn, Imam al-Ridā (a.), nach seinem Märtyrertum in 183/99.

Textliche Beweise für sein Imamat

Aus schiitischer Sicht kann ein Imam nur vom vorherigen Imam eingesetzt werden. Das heißt, jeder Imam sollte seinen Nachfolger explizit auswählen und vorstellen. Bei mehreren Anlässen gab Imam al-Ṣādiq (a.) seinen nahen Gefährten das Imamat seines Sohnes Mūsā bekannt. Es gibt Berichte über die Bezeichnung/ Benennung des Imamats von Mūsā b. Jaʿfar (a.) in al-Kāfī, Biḥār al-Anwār, al-Iršād und Iʿlām al-Wara, die in dieser Hinsicht jeweils 16, 46, 12 und 14 Ḫadīṯ e zitierten, einige davon sind:

  • Al-Feiḍ b. Muḫtar fragte Imam al-Ṣādiq (a.) nach dem nächsten Imam. Genau in diesem Moment trat sein Sohn Mūsā ein und Imam al-Ṣādiq (a.) stellte ihn als den nächsten Imam vor.
  • Nach einem Ḫadīṯ von ʿAli b. Jaʿfar sagte Imam al-Ṣādiq (a.)über Mūsā b. Jaʿfar (a.) : "Er ist mein bestes Kind und derjenige, der mir nachfolgen wird. Er wird meinen Platz einnehmen. Und er ist der Huğğa (Beweis) des Erhabenen Gottes für alle Geschöpfe nach mir."

Laut einem Bericht aus ʿUyūn aḫbār al-Riḍa (a.), sagte Harūn al-Rašid seinem Sohn, dass Mūsā b. Jaʿfar (a.) der richtige Imam und die fähigste Person als der Nachfolger des Propheten (s) sei. Er beschrieb sein eigenes Kalifat bzw. seine Herrschaft als eine Farce, erobert durch Gewalt.

Schiitische Sekten zur Zeit des Imams

Einige Schiiten aus der Zeit von Imam al-Ṣādiq (a.) glaubten an das Imamat von Ismaʿīl. Selbst als er noch zu Lebzeiten Imam al-Ṣādiqs (a.) starb, wollten sie seinen Tod nicht wahrhaben, und betrachteten ihn immer noch als den nächsten Imam. Nach dem Märtyrertod Imam al-Ṣādiqs (a.) erhoben einige, die nicht mehr glaubten, dass Ismaʿīl wirklich am Leben war, seinen Sohn Muhammad b. Ismaʿil zum Imam. Sie wurden später als die Ismailiten bekannt. Nach dem Märtyrertum von Imam al-Ṣādiq (a.) folgten einige andere ʿAbd Allah al-Afṭaḥ und wurden als die Faṭaḥiyya bekannt. Weitere Sekten aus der Zeit des Imams (a.) waren die Nawusiyya, die einer Person namens Nawus folgten und Imam al-Ṣādiq (a.) als den letzten Imam betrachteten, wobei eine andere Gruppe, die als die al-Dībağ bekannt war an das Imamat von Muhammad b. Jaʿfar (a.) glaubten. Nach dem Märtyrertum von Imam al-Karim (a.) glaubten einige nicht mehr an das Imamat von Imam al-Riḍa (a.) und folgten niemandem mehr. Sie glaubten, dass er der al-Mahdī war. Genannt wurden sie die Waqifites. Der Mahdismus gehört zu den grundlegenden Prinzipien der Schiiten, die aus den Überlieferungen der Unfehlbaren (a.) übernommen wurden. Sie glauben, dass eine Person aus der Nachkommenschaft des Propheten (s) namens "al-Qa'im" [der „Aufstehende“] oder "Mahdi" sich erheben wird, um Gerechtigkeit in der Welt zu verbreiten.

Die Aktivitäten der Ġālīs

Die Ġālīs/ Ġulat (Menschen, die die Verehrung der Imame übertrieben) waren während des Imamats von Imam al-Kāẓim (a.) aktiv. Die Bašīrīyya-Sekte formierte sich auch während dieser Zeit. Diese Sekte wird Muhammad b. Bašīr, einem Gefährten von Mūsā b. Jaʿfar (a.), zugeschrieben, welcher über manche Bemerkungen des Imams (a.) in dessen Lebenszeit falsche Aussagen machte. Imam al-Kāẓim (a.) erachtete Muhammad b. Bašīr in religiöser Hinsicht als unrein und verwarf seine Aussagen.

Wissenschaftliche Aktivitäten

Es gibt viele Berichte über die wissenschaftlichen Aktivitäten von Imam al-Kāẓim (a.). Seine Ḫadīṯ e, Debatten und Dialoge befinden sich in den schiitischen Ḫadīṯ e – Sammlungen.

Ḫadīṯe

Viele Ḫadīṯe von Imam al-Kāẓim (a.) wurden durch schiitische Ḫadīṯesammlungen übermittelt. Sie befassen sich hauptsächlich mit theologischen Fragen wie Monotheismus, Badā‘, und religiösem Glauben aber auch mit moralischen Fragen. Einige Bittgebete, wie al-Ğawšan al-Kabīr, wurden ebenfalls durch ihn übermittelt. In den Überlieferungen dieser Ḫadīṯe wurde der Imam (a.) mit "al-Kāẓim", "Abu l-Hasan", "Abu l-Hasan al-Awwal", "Abu l- Ḥasan al-Māḍi ", "al-ʿĀlim", und "al-ʿAbd al-Ṣālih" bezeichnet. ʿAziz Allah ʿAtārudī sammelte 3,134 Ḫadīṯe von ihm in seinem "Musnad al-Imam al-Kāẓim" . Abū ʿImran al-Marwzī, ein sunnitischer Gelehrter, stellte auch einige der Ḫadīṯe des Imams in seinem "Musnad al-Imam Mūsā b. Jaʿfar" zusammen. Andere Werke von Mūsā b. Jaʿfar (a.) waren:

  • Eine Abhandlung über den Intellekt oder den Verstand (al-ʿAql) an Hīšam b. Ḥakam.
  • Eine Abhandlung über den Monotheismus als Antwort auf die Fragen von Fatḥ b.ʿAbd Allah.

ʿAli b. Yaqṭīn sammelte auch einige seiner Fragen und Antworten mit Mūsā b. Jaʿfar (a.) in einem Buch unter dem Namen "Masāʾil ʿan Abī l-Ḥasan Mūsā b. Jaʿfar".

Debatten und Dialoge

Es gibt auch Debatten und Dialoge von Imam al-Kāẓim (a.) mit einigen abbasidischen Kalifen, jüdischen und christlichen Gelehrten, wie Abū Ḥanifa und anderen, die überliefert wurden. Bāqir Šarīf al-Qarašī sammelte acht Dialoge von Imam al-Kāẓim (a.) . Imam al-Kāẓim (a.) debattierte mit al-Mahdī al-ʿAbbasī in Bezug auf Fadak und das Verbot von Wein im Koran. Er debattierte auch mit Harūn al-ʿAbbasī. Da Harūn sich selbst als einen Verwandten des des Propheten (s) betrachtete, machte Imam al-Kāẓim (a.) ihm klar, dass er selbst die engste Beziehung zu dem Propheten (s) unterhielt. Mūsā b. Ğaʿfars (a.) Dialoge mit Gelehrten anderer Religionen hatten gewöhnlich die Form von Antworten auf ihre Fragen, die immer zu ihrer Konvertierung zum Islam führten.

Verhalten

Imam al-Kāẓim s (a.) Praxis in seiner Beziehung zu Gott war anders als seine Praxis in seinen Interaktionen mit Menschen und Herrschern seiner Zeit. Seine Handlungen werden als Praxis der Anbetung, Ethik und Politik beschrieben. Man kann sie in drei Gruppen einteilen, nämlich Anbetungsmodus, moralisches Verhalten und politisches Verhalten.

Anbetungsmodus

Nach schiitischen und sunnitischen Quellen praktizierte Imam al-Kāẓim (a.) häufig die Verehrung Gottes. So wurde er bekannt als "al-ʿAbd al- Ṣāliḥ" (der rechtschaffene Anbeter oder Diener Gottes). Einigen Berichten zufolge betete Imam al-Kāẓim (a.) so sehr, dass er seine Gefängniswärter tief beeindruckte. Laut al- Šeiḫ al-Mufīd, war Mūsā b. Ğaʿfar (a.) der größte Verehrer seiner Zeit und er weinte aus Furcht vor Gott so sehr, dass sein Bart nass wurde. In seinen Suğud (Verbeugungen) wiederholte er flehendlich: "Wenn die Sünde deines Dieners groß ist, dann ist deine Vergebung die Beste" (عَظُمَ الذَّنْبُ مِنْ عَبْدِكَ فَلْيَحْسُنِ الْعَفْوُ مِنْ عِنْدِكَ) und : "O Gott! Ich bitte dich um Trost zur Zeit des Todes und der Vergebung zur Zeit des Gerichts" (اللَّهُمَّ إِنِّي أَسْأَلُكَ الرَّاحَةَ عِنْدَ الْمَوْتِ وَ الْعَفْوَ عِنْدَ الْحِسَابِ). Selbst als er auf Befehl von Harūn eingesperrt wurde, dankte er Gott dafür, dass er endlich die Gelegenheit hatte, Ihn anzubeten: "Ich habe Dich immer gebeten mir die Gelegenheit zu geben Dich zu verehren, und Du hast es mir gegeben, also danke ich Dir, O Gott."

Moralische Handlungsweise

Es gibt Berichte über Imam al-Kāẓims (a.) Geduld und Großzügigkeit in schiitischen und sunnitischen Quellen. Al- Šeiḫ al-Mufīd glaubte, dass der Imam (a.) der großzügigste Mann seiner Zeit war, der nachts heimlich Lebensmittel für die Armen in Medina brachte. Ibn ʿInaba sagte über Mūsā b. Ğaʿfars (a.) Großzügigkeit: "Nachts verließ er das Haus mit Taschen voll von Dirhams und gab sie jeder bedürftigen Person, die er traf." Seine Taschen gefüllt mit Dirhams waren unter den Leuten gut bekannt. Es wird ebenfalls berichtet, dass Mūsā b. Ğaʿfar (a.) auch großzügig war gegenüber denen, die ihn störten und wann immer er erfuhr, dass jemand versuchte ihn zu belästigen, schickte er ihm Geschenke. Nach Al- Šeiḫ al-Mufīd war Silat al-Raḥimdie (Familienbande) für Imam al-Kāẓim (a.) sehr wichtig. Der Imam (a.) wurde als "Kāẓim" bekannt, weil er seine Wut stark kontrollieren konnte. Es gibt verschiedene Berichte, die bezeugen, dass er seinen Zorn gegen seine Feinde und Leute, die ihn verletzten, gut unter Kontrolle hatte. Als, zum Beispiel, ein Mann von der Nachkommenschaft ʿUmar b. al- Ḫaṭṭābs in Anwesenheit von Imam al-Kāẓim (a.) Imam ʿAli (a.) beleidigte und die Gefährten des Imams (a.) ihn angreifen wollten, erlaubte der Imam (a.) es ihnen nicht. Dann ging er auf den Bauernhof des Mannes. Als der Mann Imam al-Kāẓim (a.) sah, weinte er und bat den Imam (a.) seine Felder nicht zu betreten. Der Imam (a.) näherte sich ihm und fragte freundlich: „Wieviel haben Sie auf ihrem Hof ausgegeben?“ Der Mann antwortete: "100 Dinar". Dann fragte ihn der Imam (a.): "Wieviel werden Sie verdienen?“ Der Mann sagte: "Ich habe kein Wissen über das Verborgene." Imam al-Kāẓim (a.) fragte weiter: „Wieviel hoffen Sie zu verdienen?“ Der Mann antwortete: "200 Dinar." Der Imam (a.) gab ihm 300 Dinar und sagte: "Diese 300 Dinar gehören Ihnen und Sie können Ihre Ernte behalten." Der Imam (a.) ging dann zur Moschee. Der Mann eilte ihm nach und kam ihm zuvor. Als er den Imam (a.) sah, rezitierte er den Koranvers: "Allah weiß am besten, wo Er Seine Botschaft anbringt" (6: 124). Al-Bušr al-Ḥafī war sehr beeindruckt von den Äußerungen und den moralischen Handlungen des Imams (a.), er kehrte zu Gott zurück und wurde Sufi-Meister.

Politisches Verhalten

Einigen Quellen zufolge betonte Imam al-Kāẓim (a.) die Illegitimität der abbassidischen Kalifen auf unterschiedliche Weise, indem er Debatten gegen sie führte und sich weigerte mit ihnen zusammenzuarbeiten. So versuchte er das Vertrauen der Menschen in sie zu unterminieren und die Legitimität der Abbassiden in Frage zu stellen: In einigen Fällen, in denen die abbassidischen Kalifen versuchten ihre Regierung durch ihre Blutsbande zum Propheten (s) zu legitimieren, verwies Imam al-Kāẓim (a.) darauf, dass er dem Propheten (s) näher stünde als die Abbassiden. Wobei er sich in einem Dialog mit Hārūn al-ʿAbbasi auf einige koranische Verse, wie den Vers von Mubāhala bezog, um zu zeigen, dass seine Abstammung durch seine Urgroßmutter, Fāṭima al-Zahrā (a.), auf den Propheten (s) zurückgeht. Als al-Mahdī al-'Abbasī begann, das usurpierte Eigentum an ihre Besitzer zurückzugeben, bat Imam al-Kāẓim (a.) ihn um Fadak. Als al-Mahdī ihn bat, die Grenzen von Fadak anzugeben, akzeptierte der Imam (a.) die gleichen Grenzen welche die abbassidische Regierung gezogen hatten. Der 7. schiitische Imam (a.) verlangte von seinen Gefährten nie mit den Abbassiden zusammenzuarbeiten. Zum Beispiel verbot er Ṣafwān al-Ğamāl seine Kamele an Hārūn zu vermieten. Allerdings bat er seinen Gefährten, ʿAlī b. Yaqṭīn, welcher ein Minister in Hārūn al-Rašīds Regierung war, im Palast zu bleiben und den Schiiten zu dienen. Es gibt jedoch keine Berichte über einen ausdrücklichen Widerspruch von Mūsā b. Ğaʿfar (a.) gegen die abbassidische Regierung. Er praktizierte die Taqīyya (Dispens von den Forderungen der Religion bei Zwang oder Bedrohung) und empfahl den Schiiten das gleiche zu tun. Zum Beispiel schrieb der Imam (a.) einen Brief an Ḫaizarān, der Mutter von al-Hadī al-ʿAbbasī, um sie über den Tod von al-Hadī hinweg zu trösten. Als er von Hārūn gerufen wurde, sagte er einem Hadīṯ zufolge: "Ich werde zu Hārūn gehen, weil es eine Pflicht ist, die Taqīyya in Bezug auf den Herrscher auszuüben." Er schrieb sogar einen Brief an ʿAlī b. Yaqṭīn und bat ihn, sein Wuḍu‘ (rituelle Waschung) so durchzuführen, wie es von sunnitischen Muslimen durchgeführt wird, um nicht in Gefahr zu geraten.

Alawitenaufstände

Mūsā b. Ğaʿfars (a.) Leben fiel mit dem Höhepunkt der abbassidischen Macht und einer Reihe von alawitischen Aufständen gegen sie zusammen. Die Abbassiden übernahmen die Macht unter dem Leitmotiv, die Ahl al-Bait (a.) des Propheten (s) zu unterstützen. Aber es sollte nicht lange dauern bis sie sich zu glühenden Feinden der Alawiten entwickelt hatten und viele von ihnen töteten oder inhaftierten. Die Feindseligkeit der abbassidischen Herrscher gegenüber den Alawiten veranlasste einige prominente Alawiten sich gegen sie zu erheben. Beispiele für diese Aufstände sind der Aufstand von al-Nafs al-Zakīyya, die Gründung der Idrisiden und der Aufstand von al-Faḫḫ. Der Aufstand von al-Faḫḫ fand 169/85 in der Zeit von Mūsā b. Ğaʿfars (a.) Imamat und Hārūn al-ʿAbbasīs Kalifat statt. Der Imam (a.) nahm an diesen Aufständen nicht teil und den Berichten zufolge nahm er auch nicht Stellung dazu. Selbst Yaḥyā b. ʿAbd Allah schrieb einen Brief und beklagte sich über das Schweigen des Imams bezüglich seines Aufstandes in Ṭabaristān. Es gibt zwei Ansichten über die Position des Imams (a.) in Bezug auf den Aufstand von al- Faḫḫ, der in Medina stattfand: • Einige Leute glauben, dass der Imam (a.) dem Aufstand zustimmte und ihn unterstützte. Sie berufen sich auf eine Bemerkung des Imams (a.) an Šahīd al- Faḫḫ: "Also, sei ernst mit dem, was du tust, da diese Menschen den Glauben mit ihrer Zunge ausdrücken, aber Polytheisten in ihren Herzen sind." • Andere glauben, dass die Aufstände nicht von dem Imam (a.) unterstützt wurden. Als jedoch der Imam (a.) den Kopf von Šahīd al- Faḫḫ sah, rezitierte er den Vers von "al-Istirğaʿ" und bewunderte ihn. Al-Hadī al-ʿAbbasī glaubte, dass Imam al-Kāẓim (a.) den Aufstand von al- Faḫḫ befohlen hatte, drohte er ihn zu töten.

Gefängnis

Während seines Imamats wurde Imam al-Kāẓim (a.) wiederholt von den Abbassiden-Kalifen eingesperrt. Zum ersten Mal wurde er auf Befehl von al-Mahdī al-ʿAbbāsī von Medina nach Bagdad verbracht. Hārūn verhaftete den Imam (a.) zweimal. Das Datum seiner ersten Verhaftung und des ersten Gefängnisses wird in den Quellen nicht erwähnt. Die zweite Festnahme ereignete sich am 20. Šawwāl 179 (10. Januar 796), er wurde in Medina verhaftet und in Baṣra im Haus von ʿIsā b. Ğaʿfar am 7. Ḏu l-Hağğa (5. März) eingesperrt . Laut al-Schaich al-Mufīd, schrieb Hārūn einen Brief an ʿIsā b. Ğaʿfar im Jahre 180/797 und bat ihn den Imam (a.) zu töten, aber dieser weigerte sich. Nach einiger Zeit wurde der Imam (a.) in das Gefängnis von Faḍl b. Rabīʿ verlegt. Imam al-Kāẓim (a.) verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in den Gefängnissen von Faḍl b. Yaḥyā und al-Sindī b. al-Šāhik. In Imam al-Kāẓims (a.) Ziyaratnāma (Gebete, die auf einer Wallfahrt oder in einem Schrein gesprochen werden) wird er als "Gefolterter in den Tiefen der Gefängnisse" begrüßt ("al-muʿaḏḏab fī qaʿr al-suğūn": الْمُعَذَّبِ فِي قَعْرِ السُّجُون) Es gibt verschiedene Berichte darüber, warum Imam al-Kāẓim (a.) von den abbassidischen Kalifen festgenommen und inhaftiert wurde. Nach einigen Berichten wurde er von Hārūn wegen Yaḥyā al-Barmakīs Eifersucht auf den Imam (a.) und wegen der Verleumdungen von ʿAli b. Ismāʿīl b. Ğaʿfar verhaftet. Es heißt, dass Hārūn misstrauisch gegenüber Imam al-Kāẓims (a.) Beziehungen zu den Schiiten war und befürchtete, dass der schiitische Glaube an sein (a.) Imamat seine Regierung untergraben würde. Nach anderen Berichten wurde der Imam (a.) eingesperrt, weil einige Schiiten, wie Hišām b. Ḥakam trotz der Befehle des Imams (a.), die Taqīyya nicht praktizierte. Ebenso trugen Hišām b. Ḥakams Debatten zur Inhaftierung des Imams bei.

Märtyrertum

Märtyrertum von Imam al-Kāẓim (a.) in Kazimain

Imam al-Kāẓim (a.) verbrachte die letzten Tage seines Lebens im Gefängnis von al-Sindī b. al-Šāhik. Laut al-Schaich al-Mufīd vergiftete al-Sindī den Imam (a.) auf Befehl von Hārūn al-Raschīd, worauf drei Tage später der Imam (a.) den Märtyrertod erlitt. Er starb am 25. Rağab, 183 (5. September 799). Es gibt aber auch andere Berichte über die Zeit und den Ort seines Todes. Als Mūsā b. Ğaʿfar (a.) Märtyrer geworden war, legte man seine Leiche auf Befehl von al-Sindī b. al-Šāhik auf Bagdads Brücke, wobei die Nachricht verbreitet wurde, Mūsā b. Ğaʿfar (a.) wäre eines natürlichen Todes gestorben. Es gibt verschiedene Berichte darüber wie er zum Märtyrer wurde. Die Mehrheit der Historiker stellte fest, dass er von Yahyā b. Ḫālid und al-Sindī b. al-Šāhik vergiftet wurde. Nach einem anderen Bericht wurde der Imam (a.) erstickt, indem man ihn in einen Teppich rollte. Hamd Allah al-Mustaufī verbreitete unter den Schiiten die Meinung, Mūsā b. Ğaʿfar (a.) wäre Märtyrer geworden, indem man ihm heißes Blei in seine Kehle gegossen hätte. Er nannte aber keine Quellen für seine Behauptung. Zwei Gründe wurden dafür angegeben, warum der Leichnam des Imams an einem öffentlichen Ort gefunden wurde. Erstens wollte man damit zeigen, dass der Imam (a.) eines natürlichen Todes starb und zweitens sollte die Sicht jener Leute widerlegt werden, die an die Mahdawiyya – die schiitische Doktrin über das Wiederauftauchen von Imam al-Mahdi (a.), dem zwölften unfehlbaren Imam aus der Nachkommenschaft des Propheten (s) – von Imam al-Kāẓim (a.) glaubten. Mūsā b. Ğaʿfars (a.) Leichnam wurde in der Gegend von Šūniziyya im Familienmausoleum al-Mansūrs, bekannt als die Gräber der Quraisch, begraben. Dieser Platz ist als der Schrein von Kāẓimain bekannt. Man sagt, dass die Abbassiden die Leiche des Imams dort begraben haben, damit sich die Schiiten nicht um sein Grab versammeln konnten.

Ein altes Bild des Schreins von Kāẓimain

Grabstätte und die Belohnung für die Ziyarah (Besuch von Gräbern und Heiligtümern)

Nachdem die Schiiten vom Märtyrertum des Imams (a.) erfahren hatten, versammelten sie sich und begruben seine Leiche auf dem Quraisch Friedhof von Kāẓimīya. Imam al-Riḍā (a.) sagte: "Wer das Grab meines Vaters besucht, ist wie derjenige, der die Gräber des Propheten (s) und Alī b. Abī Ṭālib (a.) besucht." Nach einer anderen Überlieferung von ihm wird erzählt, dass die Belohnung für den Besuch des Grabes seines Vaters der Belohnung für den Besuch des Grabes von Imam al-Hussain (a.) entspräche.

Begleiter und Stellvertreter

Es gibt keine genauen Zahlen über die Gefährten von Imam al-Kāẓim. Verschiedene Ansichten und verschiedene Zahlen wie folgt:

Einige der Gefährten von Imam al-Kāẓim (a.) waren Folgende: ʿAli b. Yaqtīn, Hišām b. Ḫakam, Hišām b. Sālim, Muḥammad b. Abī ʿUmair, Hammad b. ʿIsā, Yūnis b. ʿAbd al-Raḥmān, Ṣafwān b. Yaḥyā und Ṣafwān al- Ğamāl. Davon gehörten wieder einige zu den "Leuten des Konsensus" (Aṣḫā al-Iğmāʿ). Nach Imam al-Kāẓims (a.) Märtyrertum akzeptierte eine Anzahl seiner Gefährten, wie ʿAli b. Abī Ḥamza al-Baṭāʾinī, Ziyad b. Marwān und 'Uṯman b. Isā das Imamat von ʿAli b. Mūsā al- Riḍa (a.) nicht und "hörten auf" beim Imamat von Mūsā b. Ğaʿfar (a.), den sie als den letzten Imam ansahen. Sie wurden als die "al-Waqifiyya" (wörtlich: "Menschen, die aufhörten") bekannt. Doch nach einer Weile änderten einige von ihnen ihre Meinung und akzeptierten das Imamat von Imam al-Riḍa (a.).

Organisation der Vertretern

Um bessere Kontakte zu den Schiiten pflegen zu können und um ihre wirtschaftliche Macht zu stärken, erweiterte Imam al-Kāẓim (a.) die Organisation von Repräsentanten und Abgeordneten, die in der Zeit von Imam al- Ṣādiq (a.) gegründet wurde. Er schickte einige seiner Gefährten als seine Vertreter oder Agenten in verschiedene Gebiete. Einige Quellen nennen 13 seiner Vertreter. Anderen Quellen zufolge gehörten zu seinen Vertretern 'Ali b. Yaqtīn und Mufaḍḍal b. 'Umar in Kufa, 'Abd al-Raḫman b. al-Hağğağ in Baghdad, Zīyad b. Marwān in Kandahar, 'Uṯmān b. 'Isa in Ägypten, Ibrahīm b. Salām in Nishabur, und 'Abd Allah b. Ğundab in Ahvaz. Es gibt verschiedene Berichte , nach denen die Schiiten die Ḫums (ein Fünftel des Jahresüberschusses) ihres Geldes und Besitzes dem Imam (a.) oder seinen Vertretern gaben. Al- Schaich al-Tūsī glaubt, dass der Grund, warum einige Vertreter des Imams (a.) an die Waqifiyya glaubten, ihre Verliebtheit in das von ihnen gesammelte Geld war. Ein Bericht von Ali b. Ismā'īl b. Ğa'far an Hārūn, der zu Imam al-Kāẓims (a.) Verhaftung führte, besagt: „Ihm wird eine Menge Geld aus dem Osten und dem Westen geschickt und er hat eine eigene Schatzkammer, in der verschiedene Arten von Münzen in großen Mengen zu finden sind.” Die andere Art, mit der der Imam (a.) die Schiiten kontaktierte, war die Korrespondenz. Briefe wurden zwischen ihm und den Schiiten in Bezug auf Rechtsfragen, Glauben, Predigten, Gebete und Fragen durch seine Vertreter ausgetauscht. Es wird berichtet, daß er selbst nach seiner Verhaftung in ständigem Kontakt mit seinen Gefährten war, ihnen Briefe schrieb und ihre Fragen beantwortete.

Seine Position in den Augen sunnitischer Muslime

Name des Imam al-Kāẓim (a.) al-Nabi-Moschee

Sunnitische Muslime ehren Imam al-Kāẓim (a.) als religiösen Gelehrten. Einige sunnitische Persönlichkeiten bewunderten das Wissen und den moralischen Charakter des Imams (a.) und wiesen auf seine Geduld, seine Großzügigkeit, sein Gebet/Gotteslob und dergleichen hin. Das was in schiitischen Quellen über die Geduld und die gottesdienstlichen Handlungen Imam al-Kāẓims (a.) zu finden ist, gibt es auch in sunnitischen Quellen. Sunnitische Gelehrte, wie al-Sam'ani, besuchten Imam al-Kāẓims (a.) Grab und verlangten Tawassul (Flehen zu Gott) von ihm. Von Abū 'Ali al- Ḫilal, ein sunnitischer Gelehrter, wird berichtet ,wie er sagte, dass bei jedem Tawassul am Grabe Mūsa b. Ğa'far sein Problem gelöst worden war. Auch Al- Šafi'ī soll gesagt haben, Mūsa b. Ğa'fars Grab sei eine „Heilungskur“.