Sayyid Husain Borujerdi

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Ayatollah Sayyid Husain Borujerdi Tabatabai

Sayyid Husain Borujerdi (persisch: سید حسین بروجردی) (geb. 1292/1875 – gest. 1380/1961) war einer der großen schiitischen Gelehrten des 20. Jahrhunderts. Er war 17 Jahre lang Leiter der schiitischen theologischen Hochschule von Qom und 15 Jahre lang offiziell der einzige religiöse Führer der Schiiten.

Sein Leben

Er wurde 1292/1875 in Borujerd im Monat Safar geboren. Sein Vater war Sayyid Ali Tabataba'i, ebenfalls ein Religionsgelehrter, und seine Mutter war Sayyida Agha Beygum, die Tochter von Sayyid Muhammad Ali Tabataba'i. Seine Linie geht 30 Generationen bis zu Imam Hasan al-Mujtaba (a.) zurück.[1]

Nach dem Eintritt in die Grundschule im Alter von sieben Jahren erkannte Sayyid Husains Vater sein Talent und schickte in zur theologischen Hochschule Nurbakhsh in Borujerd.

Im Alter von 18 Jahren verließ er Borujerd und ging nach Isfahan, um seine Ausbildung fortzusetzen. Dort besuchte er die Klassen von Sayyid Muhammad Baqir Durchih'i, Mirza Abu l-Ma'ali Kalbasi und Sayyid Mohammad Taqi Mudarris. Er profitierte auch vom Philosophieunterricht bei Akhund Kashi und Jahangir Khan Qashqa'i.[2] Nach vier Jahren Studium verließ er Isfahan und kehrte in seine Heimatstadt zurück.

Dann im Alter von 27 Jahren wanderte er nach Najaf aus und besuchte neun Jahre lang die Klassen von Akhund Khurasani. Er studierte auch bei Sayyid Kazim Yazdi und Shari'at Isfahani.

Familie

Er hatte fünf Kinder – zwei Söhne und drei Töchter – von seiner ersten Frau, vier von ihnen starben als sie noch klein waren. Seine verbliebene Tochter von dieser Frau starb zwei Jahre nach ihrer Heirat an den Folgen einer schwierigen Geburt. Von seiner zweiten Frau (der Tochter von Hajj Muhammad Ja'far Roughani Isfahani hatte er zwei Söhne und zwei Töchter. Seine dritte Frau war seine Cousine, die Tochter von Sayyid 'Abd al-Wahid Tabataba'i.[3]

Kinder

Einer seiner Söhne, Sayyid Muhammad Hasan Tabataba'i Borujerdi, wurde 1925 in Borujerd geboren und starb 1977 in Qom. Er war damit beauftragt, die offiziellen Rechtsurteile (Fatwas) seines Vaters zu schreiben. Sein zweiter Sohn, Sayyid Ahmad Tabataba'i, wurde 1937 in Borujerd geboren und starb im Alter von 19 Jahren in Qom.

Fatemeh Ahmadi Tabataba'i, seine älteste Tochter, die Ehefrau von Sayyid Ja'far Ahmadi, wurde 1913 geboren und starb im Alter von 80 Jahren. Sakina Ahmadi, seine zweite Tochter, wurde 1933 geboren und war mit Sayyid Muhammad Husain 'Alawi Tabataba'i verheiratet.

Das Leben in Najaf

In 1345/1926-7 ernannte der Vorsitzende einer Regierungsorganisation in Borujerd einen Bahai zu seinem Stellvertreter. Auch wurde zu dieser Zeit in der Stadt eine Demonstration von Frauen ohne Kopftuch organisiert. Als Borujerdi über diese Ereignisse informiert wurde beschloss er in die heiligen Städte des Iraks zu reisen, um damit seinen Widerspruch auszudrücken. Obwohl der Gouverneur von Borujerd diesen Vorsitzenden wegen seines unreligiösen Verhaltens seines Amtes enthob, wanderte Borujerdi nach Najaf aus.

Als die Gelehrten von Qom beschloss Reza Schah Pahlavi zu kritisieren, indem sie ein Sit-In abhielten, entschieden sich die Gelehrten von Najaf ebenfalls ihre Missbilligung gegenüber Reza Shah zu zeigen und wählten Borujerdi und Scheikh Ahmad Shahroudi aus, um sich mit den Gelehrten in Qom zu treffen. Borujerdi und sein Kollege wurden jedoch von Agenten Reza Schahs in Qasr-e Shirin festgenommen und nach Teheran geschickt, wo Ayatollah Borujerdi sich mit dem Schah traf. Er riet Reza Schah in seinem Verhalten rechtschaffen zu sein und reiste dann nach Mashhad, dort blieb er acht Monate. Ayatollah Muhammad Kifa'i (Sohn von Akhund Khurasani) und Ayatollah Sayyid Husain Tabataba'i Qomi baten ihn die Gemeinschaftsgebete in der Goharshad-Moschee des heiligen Schreins von Imam ar-Reza (a.) zu leiten.

Nach acht Monaten beschloss er nach Borujerd zurückzukehren. Auf seinem Weg dorthin besuchte er Qom und wurde von Scheich 'Abd al-Karim al-Ha'iri gedrängt zu bleiben und in der theologischen Hochschule (hawza) von Qom zu unterrichten.

Auswanderung nach Borudjerd

Aufgrund des Drängens verschiedener Gruppen verließ Borujerdi Qom und kehrte in seine Heimatstadt zurück. Kurze Zeit später ging er zur medizinischen Behandlung nach Teheran. Dort besuchten ihn Imam Khomeini und andere Gelehrte aus Qom und luden ihn ein die religiöse Führung und Leitung der Hawza von Qom anzunehmen.[4]

Aufenthalt in Qom

Schließlich zog er 1945 nach Qom. Einige Gelehrten, darunter Imam Khomeini, Sayyid Muhaqqiq Damad, Murtada Ha'iri und Sayyid Muhammad Taqi Khonsari, besuchten seinen Unterricht zusammen mit ihren Schülern, um seine herausragende Position zu zeigen und andere Schüler zu ermutigen, an seinen Klassen teilzunehmen.[5]

Sayyid Sadr ud-Din as-Sadr, der die Gemeinschaftsgebete im Heiligen Schrein von Sayyida Fatima al-Ma'suma (a.) in Qom leitete, verließ seine Position zugunsten von Ayatollah Borujerdi. Außerdem unterließ Sayyid Muhammad Hujjat das Unterrichten in seiner Klasse, damit Borujerdi übernimmt.[6]

Da viele Menschen Sayyid Borujerdi in Bezug auf religiöse Gesetze folgten, begann er nun auch offiziell mit seiner religiösen Führung (Marja'iyyat), nachdem er sein praktisches Buch der islamischen Gesetze (Risala 'Amaliyya) veröffentlicht hatte. Danach forderten auch andere Gelehrte ihre Anhänger auf, ihn als einzige religiöse Autorität (Marja'-i Taqlid) zu akzeptieren. Ein Jahr nach dem Tod von Sayyid Abu l-Hasan Isfahani wandten sich viele seiner Anhänger Borujerdi zu, und nach dem Tod von Sayyid Husain Tabataba'i Qomi war er der einzige offizielle religiöse Führer (Marja'-i Taqlid) für die Schiiten weltweit.

Erlaubnis zum Überliefern von Hadithen

Er wurde von seinen herausragenden Lehrern Akhund Khurasani, Scheich al-Shari'a Isfahani und Sayyid Abu l-Qasim Dihkurdi zum Mujtahid autorisiert. Er erhielt auch von denselben Lehrern die Erlaubnis Hadithe zu überliefern, sowie von Scheich Muhammad Taqi Isfahani (bekannt als Aqa Najafi Isfahani), Agha Buzurg Tihrani und 'Alam al-Huda Malayiri.

Lehrmethode

Er verwendete im Unterricht eine sehr einfache Sprache und vermied unnötige Diskussionen. Wie frühe schiitische 'Ulama wie Scheich al-Mufid, Sayyid Murtada, Scheich at-Tusi, Scheich at-Tabarsi und Allama Bahr al-'Ulum hatte er ein umfassendes Wissen über viele verschiedene Themen.

Er verwendete eine einzigartige Studienmethode bezüglich 'Ilm al-Rijal, in dem er die Übertragungsketten der Hadithe in den Vier Büchern unabhängig von den Überlieferungen studierte. Durch diese Methode leistete er einen großen Beitrag hinsichtlich zukünftiger Forschungen.

Werke

Hauptartikel: Liste der Werke von Sayyid Husain Borujerdi

Ayatullah Borujerdi verfasste mehr als 20 Werke auf Arabisch und Persisch. Seine Werke befassen sich mit ar-Rijal, den Hadithen, der Rechtslehre und den Prinzipien der Rechtslehre. Jami' Ahadith al-Shi'a über rechtswissenschaftliche Überlieferungen ist sein berühmtestes Werk. Es wurde in 31 Bänden veröffentlicht.

Studenten

Moralische Tugenden

Er war stets ein aufrichtiger Gläubiger. Wann immer er von anderen für seine Beiträge zur schiitischen Gemeinschaft gelobt wurde, sagte er: "Reinige deine Taten von Heuchelei, denn der Beobachter (Gott) ist sehr scharfsichtig."

Ayatollah Borujerdi hatte bis zum letzten Augenblick seines Lebens nicht aufgehört sich Wissen anzueignen. Er pflegte zu sagen: "Ich werde des Lernens nie müde, sondern wenn ich müde werde, entspanne ich mich beim Lernen."[7]

Er würde selbst das respektlose Verhalten seiner Kritiker tolerieren und verzeihen.

In den letzten Tagen seines Lebens kam Professor Muris (ein französischer Arzt) aus Paris, um ihn zu behandeln. Bevor er den Professor empfing bat er um einen Kamm, um seinen Bart in Ordnung zu bringen. Seine Freunde sagten ihm, dass dies doch nicht nötig sei, da er krank wäre, er aber antwortete: "Ich bin das religiöse Oberhaupt der Schiiten und es ist nicht akzeptabel, dass ich einen Nicht-Muslimen mit unordentlichem Aussehen empfange.[8]

Er hatte auch keine Angst davor sich offen gegen einige abergläubische Bräuche bezüglich der Trauerzeremonien von Imam al-Husain (a.) zu wehren.[9] Ayatollah Borujerdi schwor, dass er ein Jahr lang fasten würde, wenn er wütend werden sollte.[10]

Wie von Ayatollah Gulpaiegani berichtet, "äußerte Ayatollah Borujerdi häufig sein Bedauern darüber, dass er keine Gelegenheit fand den Märtyrertod zu erleiden."[11]

Wohltätige Werke

Blaue Moschee Hamburg
Azam-Moschee, errichtet auf die Anordnung von Ayatollah Borjerdi

Laut des Märtyrers Mutahhari war Ayatollah Borujerdi bestrebt, Schulen unter religiöser Leitung zu eröffnen, damit auch zukünftige Generationen religiös und sachkundig werden. Er gab daher eine beträchtliche Menge an religiösen Steuern aus, um dieser Aufgabe gerecht zu werden.[12]

Ayatullah Borujerdi lud auch berühmte Persönlichkeiten und Geschäftsleute in sein Haus ein und bat sie den Bedürftigen finanziell zu helfen. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges waren die Lebensmittelpreise auch in Borujerd gestiegen und die Menschen litten Not. Er selbst gab viel von seinem Vermögen für diese Sache aus.

Auch fehlte es in der Stadt Borujerd an Strom, aber auf Befehl von Ayatollah Borujerdi und mit Hilfe einiger religiöser Menschen wurde ein Kraftwerk gebaut, um das Problem zu beheben. Unter seiner Führung fanden viele politische und soziale Veränderungen statt, darunter auch in der Verwaltung von theologischen Hochschulen und bei der Veröffentlichung von religiösen Büchern. Darüber hinaus wurden viele Religionsgelehrte in andere Städte und Länder geschickt, um religiöse Überzeugungen zu predigen und die religiösen Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen.

Einige der karitativen und religiösen Zentren, die während seiner Zeit errichtet wurden, sind:

A'zam-Moschee im Heiligen Schrein von Sayyida Fatima al-Ma'suma (a) in Qom, Bagdad-Moschee, ein Krankenhaus in Najaf, das Neku'i-Krankenhaus in Qom und das Islamische Zentrum Hamburg in Deutschland.

Politik

Wie aus seiner Unterstützung für Ayatollah Sayyid Abu l-Qasim Kashani hervorgeht, glaubte Ayatullah Borujerdi an die Teilnahme bei politischen Aktivitäten zum Zwecke der Verteidigung der Religion. Er vertrat eine feste und klare Position gegenüber Israel. 1948 gab er eine Ankündigung heraus, in der er die Besetzung Palästinas verurteilte und dem palästinensischen Volk den Sieg wünschte.[13]

Tod

Ayatollah Borujerdi starb am 12. Schawwal 1380 (30. März 1961). Sein Sohn, Muhammad Hasan Tabataba'i, leitete sein Totengebet. Nach seinem Tod drückten die Botschafter vieler islamischer Länder ihr Beileid aus, und sogar die Botschaften einiger nicht-islamischer Länder hissten ihre Flaggen auf Halbmast, um ihren Respekt auszudrücken. Sein Leichnam ist im heiligen Schrein von Sayyida Fatima al-Ma'suma (a.) in Qom begraben.[14]

Fußnoten

  1. Dawani. ‘Ali. Mafakhir. B. 12. S. 69-95
  2. Tamri, Muhammad Rida. Shukuh-i shi’a. S. 20
  3. Dawani. ‘Ali. Mafakhir. B. 12. S. 538
  4. Wa’iz zadi, Muhammad. zindigi ayatollah burujirdi. S. 53.
  5. Ali abadi. Ulgu-yi zi’amat. p. 44. Majalli-yi hawza. Nr 23. S. 42.
  6. ‘Alavi. Khatirat zindigani ayatullah burujirdi. S. 119-120
  7. Majalli-yi hawza. Nr 23-24. S. 262
  8. ‘Alavi. Khatirat zindigani ayatullah burujirdi. S. 36
  9. Majalli-yi hawza. Nr 23-24. S. 267
  10. Majalli-yi hawza. Nr 23-24. S. 66 & 268
  11. shukuh fiqahat. S. 28
  12. Mutahari. mazaya wa khadamat ayatullah burujirdi. S. 263
  13. Dawani. Mafakhir. B. 12. S. 362
  14. Dawani, Mafakhir, B. 12. S. 532

Quellenverzeichnis

  • Das Material für diesen Artikel ist meist von dem حسین بروجردی in Farsi Wikishia entnommen.
  • Tamri, Muhammad rida. "shukuh shi'a'". markaz asnad inqilab islami, Tehran, 1387 n.i.S
  • Davvani,'ali. khatirat wa mubarizat hujat al-islam falsafi. markaz asnad inqilab islami, Tehran, 1376 n.i.S/ 1997
  • Davvani, 'ali, mafakhir islam. bunyad farhangi imam Rida(a), Tehran
  • 'Ali abadi, Muhammad, ulgu-iy zi'amat, intisharat Honaris
  • 'Alavi, sayyid Muhammad husayn, Khatirat zindigani ayatullah burujirdi, intisharat itila'at, *Teheran, 1341 n.i.S/ 1962
  • Majalih hawzih, Nr 43-44
  • Markaz intisharat daftar tablighat islami hawza-iy 'ilmiya-iy Qom, shukuh fiqahat, Qom, 1379 n.i.S/ 2000
  • Mutahari, Murtada, mazaya wa khadamat ayatollah burujirdi. intisharat sadra, Teheran, 1380 n.i.S/ 2001
  • Wa'iz zadi khurasani, Muhammad, zindigi ayatullah burujirdi. nashr majma' taqrib mazahib islami, Teheran, 1379 n.i.S/2000