Khawarij
Khawarij, (Arabisch: خوارج) eine Gruppe der Armee von Imam Ali (a.) in der Schlacht von Siffin, die Ali Ibn Abi Talib der Kofr beschuldigte und gegen ihn rebellierte. Sie wurden wegen ihres Aufbruchs gegen das muslimische Kalifat Khawarij (deutsch: Abtrünnige) genannt und betrachteten alle diejenigen, die die Angelegenheit der Weisheit akzeptierten und nicht an die Blasphemie von Ali glaubten als Ungläubige.
Gedichte gegen Imam Ali in der Moschee von Kufa und drohen ihn zu töten gehören zu den Eigenschaften der Khawarij. Nachdem sie das Schiedsverfahren durchführten wurden sie noch sturer in ihrem Widerstand gegen Imam Ali (a.) und schworten Treue zu Abdullah b. Wahab und auf dem Weg aus Kufa als sie zur Schlacht von Nahrwan gingen töteten sie Unschuldige. Nachdem Imam Ali den Beweis gegen sie vollendete trat er 38. AH in eine Schlacht mit ihnen und viele von ihnen wurden getötet. Eine Gruppe von ihnen überlebte jedoch. Verschiedene kharijitische Sekten sind im Laufe der Geschichte ausgestorben und nur die Abadhiah, deren Ansichten näher am Glauben anderer Muslime liegen sind in Gebieten wie Oman und Algerien präsent.
In islamischen Quellen werden für Khawarij unterschiedliche und teilweise widersprüchliche Eigenschaften genannt. Unter ihnen diejenigen, die den Koran auswendig lernten und rezitierten ohne darüber nachzudenken, Ignoranz und Engstirnigkeit, Arroganz und Stolz, Militanz sowie Vorurteile im Glauben. Sie gelten als erste Oppositionsgruppe und erste religiöse Sekte in der Geschichte des Islam. Laut Khawarij ist derjenige, der große Sünden begeht ein Ungläubiger. Die meisten Kharijiten waren gegen die Einsetzung des Kalifen durch den Propheten (s.) und glaubten dass der Kalif gewählt wurde. Sie lehnten auch Steinigung von Ehebrechern ab und waren in Wort und Tat gegen Taqiyyah (deutsch: Vorsichtsmaßnahme durch Verbergen der religiösen Überzeugung).
Die Neigung zu wissenschaftlichen Themen war bei den ersten Khawarij zwar sehr gering aber Arbeiten zu Koranwissenschaften, Theologie, Jurisprudenz und rechtswissenschaftlichen Prinzipien sowie über Monotheismus und Imamat wurden von ihnen zitiert. Laut Ibn Nadim versteckten die Khawarij ihre Werke wegen des Widerstands des Volkes. Über unabhängige und nicht unabhängige Schriften wurden in der Ablehnung von kharijitischen Gedanken und Handlungen berichtet. Unter den Erzählungen, die in der Ablehnung der Khawarij zitiert wurden sowie in Schriften von Koranexegeten wie Ibn Abi al-Hadid, die Zurückweisund des Glaubens derer, die große Sünden begehen und daher als Ungläubige angesehen werden.
Entstehung und Namensgebung
Die Entstehung der Kharijite-Gruppe hängt mit den Ereignissen zusammen, die sich in der Schlacht von Siffin ereigneten. Als Imam Ali (a.) sich der Verletzung der Frage der Weisheit widersetzte.[1] Obwohl die vorgenannte Gruppe am Anfang ein Schiedsverfahren vorschlug und es von Imam Ali (a.) zwangsweise akzeptiert wurde und der Kampf aufhörte gaben sie ihre Forderung auf und forderten Imam Ali (a.) wegen des Schidsgerichtes Buße zu tun.[2] Die Khawarij betrachteten die Akzeptanz von al-Hakamiat als Blasphemie und nach der Rückkehr von Imam Ali (a.) nach Kufa gingen sie nach Harura in der Nähe von Kufa.[3]
Im Gegensatz zu den Meinungen von Theologen und Historikern betrachteten die Khawarij ihre Abreise aus Trotz als eine Verweigerung Imam Alis (a.) der Regierung und Souveränität und verglichen daher ihre Aktion mit der Auswanderung des Propheten nach Medina.[4] Neben dem berühmten Namen Khawarij, der auch in den Worten von Imam Ali erwähnt wird,[5] wurden sie auch mit anderen Namen bezeichnet wie «Muhakkimah» abgeleitet von dem Slogan «LA Hukm Illa le-Allah» (arabisch: لا حکم الا لله/deutsch: Kein Gesetz aus des Gottes) im Gegensatz zu «Hakamiat»,[6] «Haruriyyah» was sich auf den Ort zu dem die Khawarij gingen bezieht,[7] und «Marqa» was «Perverse» bedeutet.[8]
Aufgrund ihrer Feindschaft mit Imam Ali (a.) werden Khawarij manchmal «Nasibi» oder «Nasba» genannt.[9] Und weil zum ersten Mal diejenigen, die große Sünden begangen hatten als Ungläubige bezeichnet wurden als «Mukaffirah» (arabisch: مکفِّرة) oder «Takfiri» benannt.[10] «Ahl al-Nahar» oder «Ahl al-Nahran» ist ein anderer Name für Khawarij.[11] Sie werden auch Shurat genannt, was «diejenigen, die ihre Seele dem Himmel verkauften» bedeutet.[12]
Zuerst waren Kufa und Basra die Hauptstützpunkte der Khawarij.[13] Die Zahl der Khawarij in Basra war größer als in Kufa weil sich viele der Kharijites von Kufa nach der Diskussion mit Imam Ali mit ihnen von den Khawarij trennten.[14] Danach zerstreuten sich die Kharijites in viele Städte und Regionen von Iran und Jemen bis Nordafrika und den Gebieten des islamischen Westens.[15] Verschiedene Sekten der Khawarij sind im Laufe der Geschichte ausgestorben und nur die Abadhiyya, deren Ansichten den Meinungen anderer Muslime nahe kommen gibt es noch in Oman, Siwa, Hadramaut, Djerba, Sansibar, Tripolis West und Algerien.[16]
Anklage der Blasphemie gegen Imam Ali (a.)
Nach der Opposition gegen Imam Ali (a.) zu ihrer Forderung nach der Rolle des Schiedsrichters, der Trennung von Imam Ali (a.) und den Bemühungen von Abdullah b. Abbas und Imam Ali (a.) um nach Kufa zurückzukehren,[17] widersetzten sie sich abermals in Kufa und betrachteten alle, die das Schiedsgericht akzeptierten und deswegen keine Buße taten und Ali nicht als Ungläubigen betrachteten als Ungläubige.[18] Sie lehnten nicht nur die Regierung ab sondern sogar die Existenz einer islamischen Regierung im Gesamten.[19] An öffentlichen Plätzen besonders in der Moschee von Kufa widersetzten sie sich offen der Weisheit und beschuldigten Imam Ali (a.) der Blasphemie und drohten sogar ihn zu töten und riefen Parolen während der Reden von Imam Ali (a.) um ihn zu überzeugen das Schiedsgericht abzulehnen und den Krieg fortzusetzen. Jedoch kämpfte Imam Ali (a.) nicht gegen sie bis sie sich selbst dem Krieg und dem Blutvergießen zuwandten.[20]
Nach der Durchführung des Schiedsverfahrens im Monat Scha'ban oder Monat Ramadan 37 AH zwischen Abu Musa al-Ashari und Amr b. As endete es ohne Ergebnisse und danach Abu Musa wurde von Amr al-As getäuscht,[21] betrachtete Imam Ali (a.) das Schiedsgericht als gegen den Koran verstoßend und bereitete sich erneut auf einen Krieg mit Mu'awiyah vor und in einem Schreiben an Abdullah b. Wahb Rasbi und Yazid b. Hussain, zwei der Anführer der Khawarij, die sich in Nahrawan versammelt hatten bat er sie sich ihm anzuschließen um gegen Mu'awiyah b. Abi Sufyan zu kämpfen und die Schlacht von Siffin fortzusetzen. Als Antwort baten sie Imam Ali (a.) seinen Unglauben zu bekennen und zu bereuen sonst würden sie sich von ihm fernhalten. Nachdem das Ergebnis der Richter bekannt gegeben worden war wurden die Khawarij in ihrer Opposition gegen den Imam noch sturer.[22]
Am 10. Shawwal 37. AH einigten sich die Khawarij mit Abdullah b. Wahhab als Befehlshaber der Treue und einigten sich darauf Kufa zu verlassen und gingen nach Nahrawan.[23] Die Khawarij töteten unterwegs unschuldige Menschen. Nachdem er sie zur Wahrheit aufgerufen und den Streit beendete musste Imam Ali (a.) mit ihnen kämpfen und in der Schlacht von Nahrawan im Jahr 38. AH tötete er die meisten von ihnen. Eine Gruppe von ihnen, angeführt von Farwah b. Naufal zog sich von Anfang an aus dem Krieg zurück weil sie Zweifel an der Konfrontation mit Imam Ali (a.) hatten.[24]
Trotz des Sieges von Imam Ali (a.) blieben die Khawarij eine politische, intellektuelle und militärische Gruppe. Imam Ali (a.) verbot den Schiiten nach ihm gegen die Khawarij zu kämpfen.[25] Imam Hasan (a.) lehnte die Bitte Mu'awiays nach dem Friedensvertrag mit ihm ab gegen sie zu kämpfen.[26]
Eigenschaften und Charakterzüge
In historischen Büchern und Werken, die sich auf islamische Gruppen und Sekten beziehen werden unterschiedliche und manchmal widersprüchliche Merkmale für Khawarij erwähnt. Diese höchst verwerflichen Eigenschaften beschreiben die Khawarij als welche, die ein falsches Verständnis des Heiligenn Koran haben, unwissend und engstirnig, stolz und selbstherrlich sowie militant und bigott. Eine Liste dieser Merkmale, die in verschiedenen islamischen Werken einschließlich in Nahj al-Balaghah erwähnt werden sind wie folgt:
- extrem viel Gottesdienst aber ohne Glauben[27]
- sichtbares Vorgeben der Askese[28]
- Unvertrautheit mit der Sunna des Propheten und den Regeln der Religion.[29]
- Falsches Verständnis des Heiligen Qur'an und falsche Anwendung der Verse auf eigene Zwecke zusammen mit Oberflächlichkeit und übertriebener Einfachheit[30]
- Arroganz und Selbstgefälligkeit und alle Muslime außer sie selbst betrachten sie als Ungläubige und Irregeleitete[31]
- Tendenz zu argumentieren und zu debattieren wobei sie bei Protest schwach sind[32]
- Kampflust und Sturheit sowie Vorurteile und Extremismus in Einstellungen und Überzeugungen.[33]
- Freundliche und eloquente Rede zusammen mit schlechtem Benehmen kombiniert mit Gewalt.[34]
- Suche nach Gerechtigkeit und «Gebieten des Guten und Verbieten des Bösem» und des «Dschihad» mit den Herrschern als höchsten sozialen Idealen[35] in übetriebener Art so dass sogar das manchmal sogar das Nichtauftehen für «Gutes Gebieten und Böses verbieten» als Blasphemie angesehen wird.[36]
- Die Tugend des Dschihad gegen die Leute der Qibla und die Gefangennahme oder Tötung ihrer Kinder und Frauen und der sanfte Umgang mit den Leuten des Dhimma und den Polytheisten.[37]
- Desorganisation und Verzweigung.[38]
- Feindschaft mit Imam Ali und Hass gegen ihn auch nach seinem Märtyrium[39]
- Kämpflust, Tapferkeit sowie Geduld gegen Härten und militärische Disziplin[40] Dieses Merkmal wurde als Grund für den Sieg über die Umayyaden selbst mit einer geringeren Truppenstärke angesehen. Es gibt allerdings auch Berichte über Flucht von den Schlachtfeldern.[41] Die Kharijiten pflegten ihre Pferde zu besteigen, den Griff ihrer Schwerter zu zerbrechen, die Armee ihres Feindes kühn und im Einklang anzugreifen und in der Luft des Himmels in den Tod zu eilen.[42] Aus diesem Grund wurden sie für ihre ungewöhnlichen Angriffseigenschaften berühmt. Früher rasierten sie sich den Kopf als Zeichen der Knechtschaft und bereiteten sich auf den Tod und den Militärdienst vor. Deshalb kürzen Muslime ihre Haare nicht mehr aus Grund der Opposition gegen sie.[43] Manchmal rasierten sie auch nur die Mitte ihres Kopfes und behielten die Haare drumherum.[44]
- Unwissenheit, Versteinerung, Stolz, Engstirnigkeit und Meinungswandel.[45]
Rolle der Khawarij in der Geschichte des Islam
Khawarij hatten wichtige Einflüsse in der Geschichte des Islam einschließlich der Erzeugung von Spaltung in der Armee von Imam Ali,[46] was zur Entstehung der ersten Oppositionsgruppe und religiösen Sekte in der Geschichte des Islam führte.[47] Anfangs hatten die Khawarij einen politischen Ansatz aber während des Kalifats von Abdul Malik b. Marwan vermischten sie ihre Lehren mit islamischen und theologischen Debatten.[48]
Historikern wie Tabari und Ibn A'tham zufolge bot die Konfrontation der Khawarij mit Imam Ali (a.) und seine Ermordung die Gelegenheit für Mu'awiya b. Abi Sufyan die Regierung an sich zu reissen.[49] Die Kharijiten schlossen sich jedoch der Armee von Imam Hassan (a.) an um gegen Mu'awiya zu kämpfen.[50] Nach dem Friedensvertrag von Imam Hassan setzten sie den Kampf gegen Muawiya und die Umayyaden fort.[51] Sie betrachteten die Umayyaden und ihre Anhänger als Ungläubige und glaubten dass man den Dschihad gegen die Ungläubigen führen muss um Unterdrückung zu beseitigen.[52]
Die Khawarij schlossen sich den wichtigen Aufständen gegen die Umayyaden an und halfen aus diesem Grund Abdullah b. Zubair, Zayd b. Ali und Abu Muslim Khorasani.[53] In einigen Fällen gingen sie jedoch Kompromisse mit den Kalifen der Umayyaden ein und übernahmen in ihrem Namen die Verwaltung eines Distriktes oder Amtes.[54] Manchmal übernahmen sie in einigen Städten selbstständig die Macht und wurden mit Titeln wie Imam, Kommandant der Gläubigen oder Kalif bezeichnet.[55] Die Umayyaden besonders im Irak und Iran versuchten mit aller Intensität und Gewalt die Khawarij zu unterdrücken.[56] Diese Kriege wurden als wichtige Gründe für die Schwäche und den Sturz der Umayyaden-Regierung angesehen.[57]
Glauben und Überzeugung
Einer der wichtigsten Überzeugungen der Kharijiten ist der Glaube an Blasphemie von jemandem, der große Sünden begeht. Dieser Glaube wurde als wirksam bei der Entstehung und Entwicklung ihrer Theologie angesehen.[58] Einige der Überzeugungen und Glaubenseinstellungen der Kharijiten wie folgt:
- Ungläubiger im Falle einer großen Sünde: Der erste Gedanke auf den sich die Kharijiten einigten war die Exkommunikation einer Person, die große Sünden beging.[59] Eine Sekte der Kharijiten namens Azaraqah gab sich dieser Idee hin und glaubten dass der Täter einer großen Sünde den Glauben nicht wiedererlangen kann und zusammen mit seinen Kindern wegen Apostasie hingerichtet werden muss durch Feuer.[60] Als Grund dafür weisen sie die Khawarij für den Unglauben des Täters einer großen Sünde auf den Vers Nr. 44 der Sure al-Ma'idah.[61]
- Imamat: Die Meinungen der Khawarij über Imamat wurden ihrer Meinung gemäß des Unglaubens bei großen Sünbden entnommen. Auf dieser Grundlage sollte eine Person, die eine große Sünde beging nicht die Führung der muslimischen Gemeinschaft übernehmen und wenn sie auf dem Posten eines Imamats ist so ist es für die Gläubigen obligatorisch gegen ihn vorzugehen und ihn von diesem Posten zu vertreiben.[62] Die meisten Khawarij lehnen die Einsetzung des Kalifen durch den Propheten Muhammad (s.) ab und glauben dass jeder, der dem Koran und der Sunna folgt des Imamats würdig ist und das Imamat wird mit dem Treueschwur zweier Personen abgeschlossen.[63] Sie glaubten an die Wahl des Imams[64] und entgegen der damals verbreiteten Meinung wurde auch ein Kalifat außerhalb der Quraysh für möglich gehalten.[65]
- Rashidin-Kalifen: Gemäß den Ereignissen während der Zeit der ersten vier Kalifen akzeptieren die Kharijiten Umar bin Khattab und Abu Bakr b. Abi Qahafa als Kalifen nach dem Gesandten Gottes aber im Fall von Uthman b. Affan nur die ersten 6 Jahre seiner Herrschaft und im Fall von Imam Ali (a.) hielten sie sein Imamat bis zum Schiedsgericht für gültig und ab diesem wurde er für den Rest seiner Herrschaft exkommuniziert und daher sein Imamat nicht mehr akzeptiert.[66]
- Rechtswissenschaftliche Gedanken: Einige rechtswissenschaftliche Meinungen wurden von einigen kharijitischen Sekten zitiert einschließlich der Ablehnung der Steinung von Ehebrechern (unter Berufung darauf, dass es im Heiligen Koran nicht erwähnt wird), Erlaubnis Kinder und Ehefrauen von Gegnern zu töten, Glaube dass Kinder von Polytheisten mit ihren Vätern auch im Feuer sein werden und Widerstand gegen «Taqiya» (deutsch: Vorsichtsmaßnahme mittels Verheimlichung des Glaubens) in Wort und Tat.[67] Laut den Azaraqa sollten Muslime, die nicht zu Khawarij gehören hingerichtet werden aber das Töten von Christen, Zoroastriern oder Juden ist verboten.[68]
Wissenschaftliche und literarische Werke
Ab der Mitte des zweiten Jahrhunderts wandte sich die Khawarij nach und nach dem Verfassen religiöser, rechtswissenschaftlicher und historischer Werke zu und unter ihnen entstanden Schriftsteller, Gelehrte und Jurisprudente.[69] Sie überlieferten weder vom Propheten (s.) noch von den Gefährten oder Imamen und betrachteten den Inhalt des Korans als einzige rechtswissenschaftliche Quelle.[70] Unter ihnen gibt es keine umfassende und kohärente Schule der Philosophie und Rechtswissenschaft. Lediglich eine ihrer Sekten namens Abadhiyyah verfasste Werke über Glauben und Rechtsprechung.[71]
Ibn Nadim gibt in seinem Buch «Al-Fehrest» an dass die Khawarij ihre Werke aufgrund des Widerstands und des Drucks der Menschen versteckten.[72] Er erwähnte jedoch mehrere Gelehrte der Khawarij, die Arbeiten über Koranwissenschaften, Theologie, Jurisprudenz und Prinzipien der Jurisprudenz verfassten.[73] Andere Werke über Monotheismus und Imamat sowie Widerlegungen ihrer Gegner darunter Mu'tazila, Murja'e, Schia und Ghalian wurden von den Khawarij verfasst.[74]
Die Khawarij hatte auch viele Redner und Dichter und einige von ihnen erlangten Berühmtheit.[75] Die meisten Gedichte von Khawarij sind als Sloganss in Form von Reimen bekannt die in Kriegen gerufen wurden.[76] Es wurden auch einige Predigten und Schreiben der Khawarij zitiert, die 18 ihrer Anführer zugeschrieben werden und über religiöse und politische Berufung und Verhalten der Khawarij berichten sowie sie zu Auswanderung und Jihad sowie zu «Gutes Gebieten und böses verbieten» zu drängen.[77]
Faktoren der Entstehung der Khawarij
Islamische Quellen sehen verschiedene Faktoren einschließlich des Beduinengeistes als entscheidend bei der Bildung der Khawarij an. Einige Schriftsteller sehen die Hauptfiguren der Khawarij als Arme und Wüstenaraber der vorislamischen Ära an die gegen die Häupter ihrer Stämme und Stammestraditionen und -werte rebellierten, sich aufregten und für die kleinsten Dinge kämpften und aus ihrem Stamm vertrieben wurden.[78] Die meisten prominenten Persönlichkeiten der Khawarij stammten von diesen Arabern und gehörten keinem der bekannteren arabischen Stämme an.[79] Dementsprechend schloss sich keiner der Gefährten des Propheten (s.) einschließlich der Auswanderer (Muhajerin) von Mekka und den Helfern (Ansar) in Medina den Khawarij an.[80]
Einige andere Forscher betrachten die Entstehung der Khawarij zusammen mit der Rebellion gegen Uthman b. Affan.[81] Sie sind der Ansicht dass die Geschichte von der Ermordung von Uthman und Meinungsverschiedenheit der Gefährten in Bezug auf die Frage des Kalifats zu der Einstellung führte dass der Kalif abgesetzt oder gar hingerichtet werden kann wenn das Volk mit seiner Meinung im Bezug auf Religionsregeln nicht einverstanden ist sowie bei Misswirtschaft und Nichtbeachtung der Gerechtigkeit.[82] Laut islamischen Quellen wie der Geschichte von Tabari waren die Anführer der etwa 30-köpfigen Demonstranten gegen Uthman später als die Hauptfiguren der Khawarij bekannt.[83]
Hinzu kommen weitere wirksame Faktoren bei ihrer Bildung angesehen wie Unzufriedenheit mit dem Verhalten von Imam Ali (a.) bei der gleichberechtigten Aufteilung der Beute sowie das Auftreten von Bürgerkriegen wie die Kamelschlacht und die Schlacht bei Siffin in denen sich erstmals Muslime gegenüberstanden.[84]
Kritik an Theologie der Khawarij
Seit Beginn des Erscheinens der Kharijiten in der Geschichte des Islam wurden verschiedene Werke geschrieben um ihren Glauben zu widerlegen oder in Überlieferungs-Werken wurden Berichte erwähnt, die den Glauben und Handlungen der Kharijiten verurteilen. Unter den Berichten, die die Prophezeiungen des edlen Muhammed (s.) über die Khawarij und ihre Abkehr von der Religion anzeigen wurde die Art der Religiosität und das Verhalten der Khawarij verurteilt und mit ihnen zu kämpfen und sie zu töten wurde gar als Belohnung angesehen.[85] Auch die schiitischen Gelehrten bezogen sich auf eine Überlieferung vom Prophet Muhammad (s.) dass diejenigen, die mit Imam Ali kämpften einschließlich der Khawarij als Ungläubige betrachtetet. Gemäß der erwähnten Überlieferung ist derjenige, der gegen Imam Ali kämpft wie derjenige, der gegen den Propheten kämpfte.[86]
Werke der Koranexegese kritisieren und wiederlegen die Art und Weise ihres Hinweises auf den Koran zum Beweis ihres Glaubens darunter die Gedanken dass Täter großer Sünden Ungläubige sind. Die Khawarij stützen sich auf Vers 97 der Sure Al 'Imran und denken dass jeder, der die rituelle Pilgerfahrt nicht durchführte eine große Sünde beging und daher ebenfalls ein Ungläubiger ist weil das Begehen großer Sünden zu Unglauben führt. Als Antwort auf dieses Argument wurde gesagt, dass Blasphemie in religiösen Texten eine weitreichende Bedeutung hat und jede Opposition gegen das Recht umfasst sowohl auf der Ebene des Glaubens als auch auf untergeordneten Ebenen. Unglaube im Vers 97 der Sure Al 'Imran bedeutet, dass derjenige der mit legalen Mitteln fähig aber die legale Pilgerfahrt nicht durchführte eine Sünde begiong aber nicht das Verlassen des Islams wie die Khawarij denken.[87] Ibn Hazm wies die diesbezügliche Behauptung der Khawarij zurück indem er sich auf andere Verse des Heiligen Koran bezog.[88]
Verwandte Abfragen
Fußnoten
- ↑ Ibn Mozahim, Waq'at al-Siffain, S.513-514; Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.114,122; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.62,73,78; Masoudi, Muruj az-Zahab, B.3, S.144
- ↑ Ibn Mozahim, Waq'at al-Siffain, S.484; Baladhuri, Jima min Ansab al-Aschraf, B.3, S.111-112
- ↑ Ibn Mozahim, Waq'at al-Siffain, S.513-514; Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.114,122; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.62,73,78; Masoudi, Muruj az-Zahab, B.3, S.144
- ↑ Ibn Qutaibah, Al-Imama wa as-Siyasa, B.1, S.121; Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.8, S.59; San'ani, Al-Musannaf, B.10, S.152; Dinawari, Akhbar al-Tiwal, S.269
- ↑ Nahj al-Balaqa, Khutba 62; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.76
- ↑ Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.110-112; Schahristani, Al-Milal wa al-Nihal, B.1, S.133; Ibn Kathir, Al-Bidaya wa al-Nihaya, B.7, S.277
- ↑ Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.114,122; Hamawi, Mu'jam al-Buldan, Eintrag «Harura»; Sam'ani, Schi'r al-Khawarij, B.2, S.207
- ↑ Saduq, Al-Amali, S.464; Maqdesi, Al-Bod' wa al-Tarikh, B.5, S.135,224; Ibn Kathir, Al-Bidaya wa al-Nihaya, B.7, S.304 und B.8, S.127; Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.149; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.91
- ↑ Miqrizi, Al-Mawaiz, B.4, S.428
- ↑ Ibn Taymiyyah, Majmu al-Fatawa, B.4, S.261 und B.13, S.208-209
- ↑ Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.115,247; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.83,166
- ↑ Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.9, S.272
- ↑ Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.76
- ↑ Ameli, Ali wa al-Khawarij, B.2, S.104
- ↑ Khalifa b. Khayyat, Tarikh Khalifa bin Khayyat, S.252; Masoudi, Muruj az-Zahab, B.4, S.27; Maqdesi, Ahsan al-Taghasim, S.323; Himyari, Al-Hur al-Ain, S.202-203
- ↑ Ameli, Ali wa al-Khawarij, B.2, S.110,270; Amin, Dhuha al-Islam, B.3, S.336; Sobhani, Bohuth fi al-Milal wa al-Nihal, B.5, S.181
- ↑ Iskafi, Al-Mi'yar wa al-Muwazana, S.120-198; Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.122-123 und 133-135; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.64-66 und 73; Ibn Kathir, Al-Bidaya wa al-Nihaya, b.7, S.278
- ↑ Masoudi, Muruj az-Zahab, B.3, S.34
- ↑ Ibn Mozahim, Waq'at al-Siffain, S.489,517; Ibn Abi Schayba, Al-Musannaf, B.8, S.735,741; Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.122,126,134,151; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.66 und 72-74
- ↑ Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.126,133; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.72-74; Masoudi, Muruj az-Zahab, B.3, S.144; Ibn Athir, Al-Kamel fi al-Tarikh, B.3, S.335
- ↑ Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.117-126 und 133; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.57,67,71; Masoudi, Muruj az-Zahab, B.3, S.145-150
- ↑ Nahj al-Balaqa, Khutba 35; Dinawari, Akhbar al-Tiwal, S.206; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.77-78; Ma'ruf, Al-Khawarij fi al-Asr al-Umawi, S.85
- ↑ Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.74-75; Ibn Athir, Al-Kamel fi al-Tarikh, B.3, S.335-336
- ↑ Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.169; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.80-92; Khatib Baghdadi, Tarikh Baghdad, B.1, S.528
- ↑ Nahj al-Balaqa, Khutba 60; Ibn Abi al-Hadid, Scharh Nahj al-Balagha, B.5, S.14,73
- ↑ Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.5, S.78-79; Ameli, Dirasat wa Buhuth fi Tarikh al-Islam, B.1, S.37
- ↑ Ibn Mozahim, Waq'at al-Siffain, S.491; Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.5, S.212 und 417-418; Hakim Naischaburi, Al-Mostadrak ala al-Sahihain, B.2, S.147-148; Salihi Schami, Sobol al-Huda, B.10, S.131-132
- ↑ Ibn Mozahim, Waq'at al-Siffain, S.491; Ibn Makula, Al-Ikmal fi Raf' al-Irtiab, B.7, S.251-252; Ibn Kathir, Al-Bidaya wa al-Nihaya, B.9, S.11
- ↑ Nahj al-Balaqa, Khutba 36; Himyari, Al-Hur al-Ain, S.385; Ibn Taymiyyah, Majmu al-Fatawa, B.11, S.39-40; Ameli, Ali wa al-Khawarij, B.2, S.13,137-141,167-171
- ↑ Bukhari, Sahih al-Bukhari, B.8, S.51; Ibn Taymiyyah, Majmu al-Fatawa, B.8, S.16; Abu Schabab, Al-Khawarij, S.59-61; Najjar, Al-Khawarij, S.142
- ↑ Ibn Taymiyyah, Majmu al-Fatawa, B.16, S.221; Aql, Al-Khawarij, S.32-33
- ↑ Ibn Abi al-Hadid, Scharh Nahj al-Balagha, B.4, S.136-139 und 169
- ↑ Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.145; Dinawari, Akhbar al-Tiwal, S.207-208; Najjar, Al-Khawarij, S.141-142; Abu Schabab, Al-Khawarij, S.57-59
- ↑ Ibn Mozahim, Waq'at al-Siffain, S.394; Ibn Hanbal, Musnad al-Imam Ahmad bin Hanbal, B.3, S.224 und B.5, S.36
- ↑ Ibn Qutaibah, Al-Imama wa as-Siyasa, B.1, S.121; Dinawari, Akhbar al-Tiwal, S.202; Baghdadi, Al-Farq Bain al-Firaq, S.45; Ibn Hazm, Al-Fasl, S.204
- ↑ Ibn Athir, Al-Kamel fi al-Tarikh, B.4, S.167; Ibn Hajar Asghalani, Fath al-Bari, B.12, S.251
- ↑ Fazl b. Schazan, Al-izah, S.48; Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.7, S.144; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.5, S.174 und B.6, S.124
- ↑ Fazl b. Schazan, Al-izah, S.48; Ameli, Ali wa al-Khawarij, B.2, S.17,24-26,150-152; Abu Schabab, Al-Khawarij, S.68-69; Najjar, Al-Khawarij, S.143
- ↑ Baladhuri, Jumal min Ansab al-Aschraf, B.3, S.128-129 und 257-258
- ↑ Jahiz, Rasail al-Jahiz, B.1, S.41-46; Jahiz, Kitab al-Hayawan, B.1, S.136,185-187; Jahiz, Al-Bayan wa al-Tabyyin, B.1, S.126-129; Ibn Qutaibah, Al-Imama wa as-Siyasa, B.1, S.128; Dinawari, Akhbar al-Tiwal, S.279; Tabari, Tarikh al-Tabari, B.6, S.302; Ibn Abd Rabbeh, Al-Aghd al-Farid, B.1, S.183; Beihaghi, Al-Mahasin wa al-Masawi, B.1, S.217 und B.2, S.391; Ibn Kathir, Al-Bidaya wa al-Nihaya, B.9, S.12
- ↑ Ameli, Ali wa al-Khawarij, B.2, S.77-82 und 152-153
- ↑ Jahiz, Kitab al-Hayawan, B.1, S.185-187; Ibn Qutaibah, Al-Imama wa as-Siyasa, B.1, S.128; Dinawari, Akhbar al-Tiwal, S.279
- ↑ Ibn Hanbal, Musnad al-Imam Ahmad bin Hanbal, B.3, S.64,197; Ibn Manzur, Lisan al-Arab, Wort «Sabt» und «Sabd»; Ibn Hajar Asghalani, Fath al-Bari, B.8, S.54; Aini, Umda al-Qari, B.22, S.68 und B.25, S.301-302
- ↑ Ibn Abi al-Hadid, Scharh Nahj al-Balagha, B.8, S.123
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- ↑ Abu Hatam Razi, Kitab az-Zina, Teil 3, S.276; Ibn Hazm, Al-Fasl, B.4, S.161; Ibn Abi al-Hadid, Scharh Nahj al-Balagha, B.2, S.265-267
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- ↑ Ibn Abi al-Hadid, Scharh Nahj al-Balagha, B.8, S.114; Jorjani, Scharh al-Mawaqif, B.8, S.335; Makarim Schirazi, Tafsir Nemune, B.3, S.18
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Quellenverzeichnis
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