Isma'il b. Imam as-Sadiq (a.)

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Ismāʿīl b. al-Imām al-Ṣādiq (a.) (Arabisch: اسماعیل بن الإمام الصادق) war der älteste Sohn von Imam as-Sadiq (a.). Die Gruppe der Ismailiten halten ihn oder seinen Sohn Muhammad für den Imam nach Imam as-Sadiq (a.). Aus Sicht der Zwölfershia und angesichts einer Überlieferung vom Propheten (s.) ist Musa b. Ja'far (a.) der Imam, der auf Imam as-Sadiq (a.) folgt. Der Glaube an das Imamat von Ismail zog eine Abspaltung von den Zwölferschiiten nach sich, worauf im Nachhinein die Ismailiya-Sekte gegründet wurde.

Über die Person Ismail gibt es Unstimmigkeiten, manche beziehen sich auf Überlieferungen und glauben, er hätte mit den Ghulat (Übertreiber) in Kontakt gestanden. Ayatullah Khui zieht zu diesen Überlieferungen andere heran, wonach Ismail eine ehrenwerte Person war, welcher vom Vater geliebt wurde.

Ismail starb schon zu Lebzeiten von Imam as-Sadiq (a.) und liegt im Baqi' Friedhof begraben. Imam as-Sadiq (a.) nahm öffentlich für ihn eine Bestattung vor und bestimmte einige Leute, die seinen Tod bezeugten, damit die Vermutungen bezüglich seines Imamats und seiner Verheißung ein Ende fanden. Doch einigen Überlieferungen zufolge gäbe es bezüglich ihm eine Beschlussänderung (Bada), aufgrund, dass einige Schiiten ihn für den Imam hielten, aber mit dem Zeugnis über seinen Tod wurde klar, dass er kein Imam war.

Leben und Familie

Ismail war der Sohn von Imam as-Sadiq (a.) und Fatima, der Enkelin von Imam as-Sajjad (a.).[1] Sein Geburtsdatum wird in den historischen Quellen nicht erwähnt. Trotzdem, wenn die Geburt von Imam al-Kazim (a.) im Jahre 127 n.H. [2] oder 128 n.H.[3] in Betracht gezogen wird und der Altersunterschied zwischen Imam al-Kazim (a.) und Ismail,[4] kann seine Geburt in den ersten Jahren des zweiten Jahrhunderts vermutet werden.[5] Ali b. Muhammad Alawi Umari berichtet, Ismail wäre im Jahre 138 n.H. geboren.[6] Währenddessen spricht at-Tabari, Autor des Werkes Tarikh at-Tabari (تاریخ الطبری) davon, dass Ismail im Jahre 140 n.H. noch lebte.[7] Auch die Jahre 143 n.H[8] und 145 n.H.[9] wurden als Todesdatum Ismails angegeben. Die Nachkommenschaft Ismails fand durch seine Söhne Muhammad und Ali Fortsetzung.[10] Muhammad hatte zwei Kinder mit Namen Ismail Thani und Ja'far Akbar.[11] und die Nachkommenschaft Ali b. Ismails wurde durch einen Sohn von ihm namens Muhammad fortgesetzt.[12] Die Enkelkinder von Ismail lebten in Gebieten wie Khorassan, Naischabur, Samara[13] Damaskus,[14] Ägypten,[15] Ahwaz, Kufa, Baqdad,[16] Yemen,[17] Sur,[18] Allepo[19] und Qom.[20]

Ismails Personalität

Laut Ayatullah Khui, schiitischer Rijali-Gelehrter liegen bezüglich der Personalität Ismails zwei Gruppen von Überlieferungen vor. In manchen von diesen wird er gelobt, in anderen getadelt.[21] Gemäß der Überlieferungen in denen er getadelt wird kann herausgelesen werden, er stünde in Kontakt mit den Ghulats wie beispielsweise Mufazzal b. Umar und Bassam Seirafi, worüber Imam as-Sadiq (a.) unzufrieden war.[22] Er soll demnach auch den Umgang mit bestimmten Kreisen pflegen, was zum Verdacht der moralischen Inkompetenz führte.[23] Ayatullah Khui hält die tadelnden Überlieferungen als in ihrer Überlieferungskette und auch was ihre Logik betrifft für schwach und bevorzugte die Ismail lobenden Überlieferungen. Deshalb stellt er Ismail als ehrwürdige und von seinem Vater wohlgeliebte Person vor.[24]

Manche wiesen auf den Kontakt Ismails mit den Khatabiyas (arabisch: خطابیة) hin und auf ihre Rolle bei der Entstehung der Ismailiya-Sekte. Laut ihnen verfassten Abulkhattab und Ismail zusammen zur Lebzeit von Imam as-Sadiq (a.) Glaubensprinzipien, welche den Grundstein der Ismailiya-Sekte bilden.[25] Es heißt, diese Annahme sei unbegründet.[26] Louis Massignon, französicher Orientalist sieht Abulkhattab als spiritueller Vater Ismails.[27] Dennoch lehnt Qazi Nu'man, ismailitischer Rechtsgelehrter jegliche Rolle von Abulkhattab beim Zustandekommen der Ismailiya ab, sieht ihn als Neuerer und von Imam as-Sadiq (a.) als verflucht an.[28]

Kontakt mit Mansur Abbasi

Muhammad b. Jarir at-Tabari, Historiker des dritten Jahrhunderts n.H. überliefert, im Jahre 140 n.H. begab sich Mansur Abbasi zur Hajj nach Mekka, mit ihm versammelten sich dort auch einige Alawiten wie Muhammad Nafs Zakiyya und Ibrahim, die Kinder von Abdullah Mahz und noch einige Khorassanis von seinen Anhängern. Eine Gruppe entschied sich Mansur zu töten, aber Muhammad war dagegen. Esmail erfuhr davon und gab die Nachricht darüber an Mansur weiter, welcher Abdullah festnahm und von ihm seine Kinder verlangte, aber Abdullah widersetzte sich, kam daraufhin ins Gefängnis und sein Eigentum wurde enteignet.[29]

Der Anspruch Ismails auf das Imamat

Sicht der Zwölfershia

Die Gelehrten der Zwölfershia lehnen alles ab, was dazu führen könnte, dass man das Imamat von Ismail überhaupt in Betracht ziehen könnte und geben Überlieferungen wieder, die das Imamat von Ismail abstreiten.[30] Die Überlieferung Hadith Lauh (حدیث لوح)[31] und Hadith Jabir (حدیث جابر) [32] sind einige von diesen Überlieferungen, worin der Prophet (s.) die Namen der Zwölf Imame erwähnte und in denen Ja'far b. Muhammad seinen Sohn Musa vorstellt, nicht Ismail. Auch verkündete Imam as-Sadiq (a.) seinen nahen Anhängern bei zahlreichen Anlässen das Imamat von Musa b. Ja'far (a). In den Büchern al-Kafi,[33] al-Irschad,[34] A'lam al-Wara[35] und Bihar al-Anwar,[36] gibt es ein Kapitel über die klaren Beweise des Imamats von Musa b. Ja'far (a.), die in der Reihenfolge Überlieferung 16, 46, 12 und 14 angeführt sind.[37]

Offensichtlichmachung des Todes

Laut einer Überlieferung von Zurarat b. A'yan nahm Imam as-Sadiq (a.) nach dem Tod von Ismail, vor seiner Beerdigung etwa dreißig von seinen nahen Anhängern zu Zeugen über den Tod seines Sohnes.[38] Auch veranstaltete er die Totenwaschung, das Einwickeln mit dem Totentuch und eine öffentliche Beerdigung,[39] dazu befahl er, für ihn stellvertretend die Hajj zu vollziehen.[40] Ziel des Imams mit dieser Aktion war, den Glauben an das Imamat von Esmail zu beseitigen, denn manche glaubten wirklich, dass er der wahre Imam nach Imam as-Sadiq (a.) wäre.[41] Trotz alledem glaubten einige der Ismailiten Ismail selbst wäre nicht gestorben und die Beerdigung wäre nur eine Show zur Täuschung der Menschen und diente dem Schutz seines Lebens und seiner Nahstehenden.[42]

Anschauungen der Ismailiyya

Hauptartikel: Ismailiya

Ismailiya ist eine Bezeichnung für jene Sekten, die nach Imam as-Sadiq (a.) an das Imamat seines Sohnes Ismail oder an das seines Enkelsohnes Muhammad b. Ismail glaubten.[43] Laut dem Glauben der Mubarakiya (arabisch: مبارکیة) und Qaramatiya (arabisch: قرامطة) (ismailitische Sekten) ist der Imam nach Ja'far b. Muhammad, Muhammad b. Ismail, denn Ismail war der Nachfolger von Imam as-Sadiqs (a.) und da er zu Lebzeit seines Vaters gestorben ist, hätte Imam as-Sadiq (a.) das Imamat seinem Sohn Muhammad überlassen. Sie sind der Überzeugung, nach dem Imamat von al-Hasan (a.) und al-Husain (a.) wäre es nicht erlaubt das Imamat von einem Bruder zum anderen weiterzugeben.[44] Sa'd b. Abdullah Asch'ari schreibt diese Überzeugung den Khalisa (arabisch: خالصة) Ismailiya oder den Khatabiya (arabisch: خطابیة) zu.[45] Einige der Ismailiten glaubten auch, Ismail b. Ja'far wäre nicht gestorben und er wäre der verheissende al-Mahdi.[46] Trotzdem gibt es in den ismailitischen Quellen und den Werken von Qazi Nu'man keine handfeste Überlieferung über das Imamat von Ismail.[47] Ja'far b. Mansur al-Yaman ismailitischer Dai Ende des dritten und Anfang des vierten Jahrhunderts stellte über das Imamat Ismails Hadithe zusammen ohne die Überlieferungsketten zu erwähnen.[48] In einigen Quellen heißt es auch, dass die fatimidischen Kalifen vor Ismail, seinen Bruder Abdullah Aftah als Imam vorstellten, liessen jedoch davon ab und griffen das Imamat von Ismail auf.[49]

Bada (Beschlussveränderung) in Bezug auf Ismail

Gemäß einiger Überlieferungen erfolgte hinsichtlich der Todeszeit von Ismail Bada, damit die Menschen wissen, dass er nach seinem Vater nicht der Imam ist,[50] denn eine Gruppe von den Schiiten glaubte, Ismail sei der nachfolgende Imam von Imam as-Sadiq (a.), aber mit seinem Tod zu Lebzeit seines Vaters wurde offensichtlich, dass er es nicht war und der nächste Imam Musa b. Ja'far (a.) ist.[51] Nichtdestotrotz werden in den ismailitischen Quellen die Überlieferungen bezüglich Bada mit dem Imamat Ismails verbunden.[52]

Grab

Ismail starb in einer Gegend namens Uraiz unweit von Medina und wurde in Baqi' begraben.[53] In der Zeit des Kalifats der Fatimiden (297-567 n.H.) wurde auf seinem Grab ein Mausoleum errichtet.[54] Sein Grabmal befand sich außerhalb des Baqi-Friedhofes, 15 Meter entfernt von der Friedhofsmauer, westlich gegenüber den Grabmalen der Imame.[55] Das Grab Ismails wird von Schiiten und von den Ismailiten besucht.[56] Laut Muhammad Sadeq Najmi wurde beim Bau der westlichen Straße von Baqi, das Gelände rund um das Grab Ismails herum zerstört und es verbreitete sich das Gerücht, dass sein Leichnam nach Jahrhunderten unversehrt sichtbar wurde. Sein Leichnam wurde in den Baqi Friedhof verlegt und befindet sich nun auf der östlichen Seite der Märtyrer von Harrah, 10 Meter vom Grab Halimeh Sa'diyas entfernt.[57]

Fußnoten

  1. Mufid, Al-Irschad, b.2, S.209
  2. Tabari, Dala'il al-imamah, S.303
  3. Tabrisi, I'lam al-Wara, B.2, S.6
  4. Abu Hatam al-Razi, Al-Zinah, S.288, zitiert aus: Habibi Mazahirir, "Isma'il b. Ja'far", S.648
  5. Habibi Mazahirir, "Isma'il b. Ja'far", S.648
  6. Amri, Al-Majdi, B.1, S.100
  7. Tabari, Tarikh al-Umam wa al-Muluk, B.7, S.524
  8. Zirikli, Al-A'lam, B.1, S.311
  9. Sobhani, Farhange Aghauid wa Mazahib Islami, B.7, S.296
  10. Fakhr al-Razi, Al-Schajarat al-Mubaraka, S.101
  11. Fakhr al-Razi, Al-Schajarat al-Mubaraka, S.101
  12. Fakhr al-Razi, Al-Schajarat al-Mubaraka, S.103
  13. Bukhari, Sir al-Silsilat al-Alawiyya, S.36
  14. Hamawi, Mu'jam al-Buldan, B.2, S.469
  15. Hamawi, Mu'jam al-Buldan, B.2, S.142
  16. Amri, Al-Majdi, B.1, S.103
  17. Zahabi, Tarikh al-Islam, B.20, S.37
  18. Zahabi, Tarikh al-Islam, B.20, S.309
  19. Zahabi, Tarikh al-Islam, B.20, S.40
  20. Sehen Sie: Nuri, Khatamh al-Mustadrak, B.4, S.485
  21. Sehen Sie: Khui, Mu'jam al-Rija al-Hadith, B.3, S.124-127
  22. Kischi, Rijal al-Kischi, S.245; Khui, Mu'jam al-Rija al-Hadith, B.3, S.125
  23. Sehen Sie: Saduq, Kamal al-Din, B.1, S.70
  24. Khui, Mu'jam al-Rija al-Hadith, B.3, S.127
  25. Lewis, The Origins of Isma'ilism, zitiert aus: Habibi Mazahirir, "Isma'il b. Ja'far", S.650
  26. Habibi Mazahirir, "Isma'il b. Ja'far", S.650
  27. Badawi, Schakhsiat Qalqa fi al-Islam, S.19, zitiert aus: Habibi Mazahirir, "Isma'il b. Ja'far", S.650
  28. Qazi Nu'man, Da'aim al-Islam, B.1, S.49-50
  29. Tabari, Tarikh al-Umam wa al-Muluk, B.7, S.524
  30. Sehen Sie: Saduq, Kamal al-Din, B.1, S.70-71
  31. Sehen Sie: Kulaini, Al-Kafi, S.527-528
  32. Tabrisi, A'lam al-Wara, B.2, S.182
  33. Kulaini, Al-Kafi, B.1, S.307-311
  34. Mufid, Al-Irschad, B.2, S.216-222
  35. Tabrisi, A'lam al-Wara, B.2, S.7-16
  36. Majlisi, Bihar al-Anwar, B.48, S.12-29
  37. Eine Gruppe von Schriftstellern, Majmu'e Maghalat Sire wa Zamane Imam Kazim, B.2, S.79&81
  38. Nu'mani, Al-Ghaiba, S.328
  39. Nu'mani, Al-Ghaiba, S.328
  40. Ibn Schahr Aschub, Al-Manaqib, B.1, S.266
  41. Sehen Sie: Tabrisi, A'lam al-Wara, B.1, S.546; Ibn Schahr Aschub, Al-Manaqib, B.1, S.266
  42. Sehen Sie: Schahristani, Al-Milal wa al-Nihal, B.1, S.226; Juwaini, Tarikh Jahangoscha, B.3, S.146
  43. Sehen Sie: Mufid, Al-Fusul al-Mukhtarah, S.306
  44. Sehen Sie: Mufid, Al-Fusul al-Mukhtarah, S.306
  45. Asch'ari, Al-Maqalat wa al-Firaq, S.81
  46. Asch'ari, Al-Maqalat wa al-Firaq, S.79
  47. Habibi Mazahirir, "Isma'il b. Ja'far", S.650
  48. Ja'far b. Mansur al-Yaman, Sar'ir wa Asrar al-Nutaqa, S.256
  49. Ibn Hazm, Jumhurat Ansab al-Arab, S.59
  50. Saduq, Kitab al-Tauhid, S.336
  51. Sobhani, Al-Bada Ala Zaue al-Kitab wa al-Sunna, S.131
  52. Ja'far b. Mansur al-Yaman, Sar'ir wa Asrar al-Nutaqa, S.246-247
  53. Amri, Al-Majdi, B.1, S.99-100
  54. Matri, Al-Ta'rif Bima Anasat al-Hijra, S.121
  55. Najmi, Tarikhe Haram A'ime Baqi', S.289-290
  56. Ayyaschi, Al-Madina al-Munawara fi Rahlat al-Ayyaschi, S.175
  57. Najmi, Tarikhe Haram A'ime Baqi', S.300-302