«Tawassul» (arabisch: توسّل) bedeutet wörtlich «etwas oder jemanden als Vermittlung nehmen». Im Islam wird dieser Begriff als «Vermittlung zu Gott (persisch: خدا) nehmen», um sich ihm zu nähern (persisch: تقرب ) und die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Es ist einer der gemeinsamen Glaubenssätze der Muslime und dessen Legitimität basiert auf Versen des Korans wie al-Wasila-Vers (persisch: آیه وسیله) sowie der Sunna des Propheten und dem Lebensweg der Muslime, Traditionen der Imame und der rationalen Vernunft (persisch: دلیل عقلی). Unter den Schiiten nimmt «Tawassul» einen besonderen Stellenwert ein und bezieht sich neben der Anrufung zum Propheten und der Imame auch auf Personen aus der Familie der Imame (a.) wie z.B. dessen Ehefrauen, Mütter und Nachfahren (persisch: امامزاده). Beim Gräber-Besuch (persisch: زیارت قبور) der Imame (a.s.) und dessen Kinder rezitieren Schiiten besondere Bittgebete und Begrüßungen und Bittgebete aus dem Pilgerbuch (persisch: زیارت‌نامه), in dem sie sich auf unterschiedliche Weise an die Besitzer dieser Schreine wenden.

Es wird gesagt, dass der Glaube an «Tawassul» bis zum achten Mondjahrhundert in allen muslimischen Sekten und Konfessionen verbreitet war. In diesem Jahrhundert wurden einige seiner Typen, wie die Berufung auf die Natur des Propheten (s.) und der rechtschaffenen Diener, Berufung auf den Status und Würde, die sie bei Gott haben und Tote als Mittler nehmen von einer Gruppe von salafistische Gelehrte infrage gestellt, besonders Ibn Taymiyyah (persisch: ابن‌تیمیه حرانی) und nach einigen Jahrhunderten mit der Verbreitung des Wahhabismus wurde der «Tawassul» abgelehnt.

Der Hauptgrund, den salafistische und wahhabische Gelehrte nennen ist, dass es keine Belege über solche Appelle unter den Gefährten des Propheten Muhammad (s.) gibt. Die Ansichten von Salafiten und Wahhabiten über «Tawassul» wurden von schiitischen und sunnitischen Gelehrten kritisiert. Sie verwiesen auf einige historische Berichte und Überlieferungen auf deren Grundlage die Gefährten des Propheten Muhammad (s.) solche Appelle machten.

Stellenwert des Tawassul für Muslime

Konsens der Muslime über Legitimität des Tawassul-Prinzips

«Tawassul» ist eine der Bittgebet-Arten in vielen Konfessionen und Sekten des Islam.[1] Ibn Taymiyyah (persisch: ابن‌تیمیه حرانی) betrachtete die Legitimität dieses Prinzips als für alle Muslime gültig.[2] Taqi al-Din Subaki (gestorben: 756 n. H.), Gelehrter der schafiitischen Konfession aus Ägypten, befasste sich in seinem Buch Shifaa al-Saqam fi Ziyarah Khair Al-Anam (Buch) (persisch:شفاء السقام فی زیارة خیر الانام (کتاب)) mit den Differenzen und Streitigkeiten darüber und hält Diskussionen und Analysen darüber für notwendig.[3] Auch der schiitische Theologe Jafar Sobhani (persisch: جعفر سبحانی) betrachtete das Prinzip des «Tawassul» im menschlichen Leben als natürlich (persisch: فطرت).[4]

Widerstand der Wahhabiten gegen Legitimität einiger Arten von Tawassul

Es wird gesagt, dass Tawassul unter islamischen Konfessionen verbreitet war, insbesondere unter der Imamiyya und in gewissem Maße unter den Sufi (persisch: خیراتیه در ابطال طریقه صوفیه (کتاب)) und seit dem 8. islamischen Mondjahrhundert stellten einige salafistische Gelehrte, insbesondere Ibn Taymiyyah, die Legitimität einiger seiner Typen infrage. Dieses Problem führte zu Streitigkeiten zwischen Schiiten, Sunniten und Salafis über die Legitimität von «Tawassul» im islamischen Recht und es wurden Werke verfasst, die ihre Ansichten widerlegten.[5] Zu diesen Werken gehörte das Buch «Schifa al-Saqam» von «Taqi al-Din Sobki», das die Meinung salafistischer Gelehrter widerlegte, insbesondere in Bezug auf «Tawassul».[6]

Heute, im 15. Mondjahrhundert, bezweifeln Wahhabiten (persisch: وهابیت), die dem Salafismus folgen, auch die Legitimität einiger Arten von «Tawassul». Daher wurde die Diskussion über «Tawassul» von schiitischen und sunnitischen Gelehrten erneut Aufmerksamkeit geschenkt und es wurden Essays geschrieben, in denen der wahhabitische Standpunkt kritisiert wurde.[7]

Besonderes Interesse der Schiiten an «Tawassul»

Unter den Schiiten nimmt «Tawassul» einen besonderen Stellenwert ein und bezieht sich neben der Vermittlung durch den Propheten (s.) und den 12 Imamen auch auf Mitglieder der Familie der Imame (a.s.) wie z.B. Ehefrauen, Mütter und Nachfahren (persisch: امامزاده).[8] Beim Besuch der Gräber der Imame (a.s.) und deren Nachfahren (persisch: زیارت قبور|زیارت قبور ائمه(ع) و امامزادگان) rezitieren Schiiten das aus dem Pilgerbuch, in dem sie auf verschiedene Weise an die Besitzer dieser Schreine wenden.[9]

«Tawassul» erfolgt sowohl individuell als auch gruppenweise. Dua Tawassul (persisch: دعای توسل) ist eines der «Tawassul»-Bittgebete unter den Schiiten. Vor allem im Iran wird dieses jede Woche gemeinsam rezitiert, oft Mittwochabend, bei Hausversammlungen oder in Moscheen, Schreinen und Husseiniyas und darin wird auf die Unfehlbaren verwiesen. [10] Manchmal wird eine Zeremonie abgehalten, um die Erfüllung einiger Bedürfnisse zu erreichen, zum Beispiel decken einige Leute im Iran einen Tisch im Namen von [[Imam Sajjad (a.)] und Verteilung von Speisen (persisch: اطعام).[11] Außerdem ist es bei einigen Iranern üblich nach persönlichen Wünschen wie Heirat, Kindern, finanziellen Bedürfnissen und anderen Bedürfnissen zu fragen.

Natürlich wurden auch Fälle von «Tawassul» unter Sunniten berichtet. Zum Beispiel besuchte Samani, Historiker, Muhaddith und Jurist der schafiitischen Religion des sechsten Jahrhunderts n. H., das Grab von Imam Kazim (a.) und appellierte an ihn.[12] Abu Ali Khalal, einer der anderen sunnitischen Gelehrten im 3. Jahrhundert n. H., sagte, wann immer ich ein Problem hätte, würde ich das Grab von Musa bin Jafar besuchen und mich an ihn wenden und mein Problem würde gelöst werden.[13] Auch Muhammad bin Idris Shafi'i, einer der vier sunnitischen Konfessionen (persisch: مذاهب چهارگانه اهل سنت), wurde zitiert als er das Grab von Musa bin Jafar als «heilende Medizin» beschrieb.[14]

Begriffserklärung und Legitimität

«Tawassul» bedeutet, dass das jemand Person oder etwas, das in Gottes Augen einen besonderen Platz einnimmt, als Mittler zur Erhörung eines Gebets, bzw. Lösung eines Problems gebeten wird.[15] «Tawassul» hat den gleichen lexikalischen Stamm wie «وسيلة» =«wasile».[16] «Wasile» ist alles, was dazu dient, sich etwas anderem zu nähern.[17]

Manche sehen «Tawassul» und Istaratha (persisch: استغاثه) als Synonyme an[18]. Einige für unterschiedlich und sagen, dass «Istaghatha» nur für schwere und schwierige Situationen gedacht sei, «Tawassul» jedoch nur speziell auf Schwierigkeiten, sondern Erleichterung auch einschließt.[19]

Belege der Legitimität von «Tawassul»

Folgend angeführte Belege der Legitimität und Rechtmäßigkeit von «Tawassul»:

  • Koran: Gott befahl den Gläubigen im [[Vers der Mittlung] nach Mittel zu suchen, um sich Gott zu nähern.[20] Auch in Vers 64 der Sure Nisa wird Sündern geraten, den Propheten (sas) zu bitten, um von Gott Verzeihung zu erbeten.[21] Zu den weiteren Versen, die auf Legitimität von «Tawassul» hinweisen, gehört Vers 9 der Sure Yusuf[22], wonach die Söhne von Yaqub (Prophet) ihren Vater baten, Vergebung von Gott für sie zu bitten.[23]
  • Überlieferungen: Viele Überlieferungen wurden aus schiitischen und sunnitischen Quellen aufgeführt[24], die auf Legitimität und Zulässigkeit von «Tawssul» im Islam hinweisen[25].
  • Biographie der Muslime: Biographie der Muslime in den Anfängen des Islams und Gefährten des Propheten Muhammad (s.) zeigen, dass Berufung auf den Propheten (Friede sei mit ihm) korrekt und akzeptabel war.[26] Zum Beispiel wurde in Sahih al-Bukhari (Buch) ein Abschnitt mit dem Titel «استسقاء/Istisqa»=«Kapitel des Regengebets» zusammengestellt, in dem verschiedene Überlieferungen der Gefährten, die den Propheten (Friede sei mit ihm) baten das Regengebet (persisch: استسقاء) zu verrichten, aufgeführt sind.[27]
  • Rationale Vernunft: Der Rückgriff auf «Rawassul» bringt den Diener Gott näher und Nähe ist der ultimative Zweck und Wunsch der Menschen bei ihren gottesdienstlichen Handlungen! Denn ohne die Nähe zu Gott wird dem Menschen Glück und Erlösung weder in der Welt noch im Jenseits gewährt. Andererseits kann diese Annäherung nicht ohne «Tawassul» erreicht werden, daher hängen Glück und Erlösung in dieser Welt und im [[Jenseits] von «Tawassul» und Wegen der Näherung zu Gott ab.[28]

Widerstand der Wahhabiten gegen Legitimität, sich an den Propheten (sas und rechtschaffene Diener zu wenden

Tawassul über den Propheten und rechtschaffener Diener lautet wie folgt: Der Appellierende sagt zum Beispiel:

«Gott, ich bitte dich durch deinen Propheten Muhammad (sas) mein Bedürfnis zu erfüllen.»[29][Arabisch 1]

Basierend auf ägyptischer Fatwa Dar al-Ifta über Tawassul

Tawassul mittels Propheten, Heilige und rechtschaffene Diener an Gottes zu richten und von ihnen Segen und Hilfe zu erbitten, ist zulässig.» und empfohlen und es gibt Belege für dessen Legitimität und Akzeptanz aus dem Koran, der Sunna und Praktiken der Gefährten des Propheten Muhammad (s.). Ebenso wie es legitim ist sich an sie zu wenden, ist es auch zulässig und legitim, sich auf ihre Position und Würde zu berufen, und der Widerstand einer kleinen Gruppe in dieser Angelegenheit ist ungültig. [30]

Laut Issa bin Abdullah Hamiri, Gelehrter der Maliki aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, lehnte eine Gruppe salafistischer Gelehrter aus dem 7. Jahrhundert n. H. diese Art des «Tawassul» ab und in dieser Ära bestanden muslimischer Gelehrte und gaben eine endgültige Antwort gegen Laugner dieser Art «Tawassul». Doch später wurde dieser Streit vom Wahhabismus erneut aufgeworfen und diese Art des «Tawassul» wurde wieder als ungültig angesehen.[31] Beispielsweise erklärte Muhammad Nasib Rafa'i (gestorben: 1412 n. H.), einer der Wahhabiten aus Syrien, die Näherung zu Gott mittels «Tawassul» über Propheten und Heilige Gottes (natürlich erschaffene) für ungültig und betrachtete dieses als Unglaube (persisch: کفر) und Heräsie [32] Um die Häresie dieser Art von «Tawassul» zum Ausdruck zu bringen, sagte Rifa'i, dass es keinen Beleg aus Koran und Sunna für dessen Legitimität gebe.[33]

Kritik an wahhabitischen Ansichten durch muslimische Gelehrte

Taqi al-Din Subaki, Gelehrter der schafiitischen Konfession im 8. islamischen Jahrhundert, sagte, dass die Tawatur[Anmerkung 1] (persisch: تواتر ) und Fülle an Überlieferungen die Legitimität des «Tawassul» oder «Istighatha» über den Propheten Gottes oder Fromme belegt.[34] Ali Ibn Abdullah Samhoudi (gestorben: 911 n. Chr.), Gelehrter der schafiitischen Konfession aus Ägypten, sagte in seinem Buch «Wafa al-Wafa», dass es legitim ist sich an den Propheten (sas) und Rechtschaffenen zu wenden.[35] Er zitierte dazu einige Überlieferungen in authentischen sunnitischen Überliegfeunge-Quellen.[36] Unter anderem, basierend auf einer Überlieferung in Sahih al-Bukhari (persisch: صحیح البخاری (کتاب)), wand Umar bin Khattab sich an Abbas bin Abdul Muttalib (Onkel des Propheten), um um Regen zu bitten. [37]

Von den schiitischen Imamen wurden auch viele Überlieferungen über die Legitimität des «Tawassul» über den Propheten und Gottes Vertraute (persisch: ولی خدا) überliefert. In einigen dieser Überlieferungen wurden die Ahl al-Bait (a.) als Vermittler zur Annäherung an Gott erwähnt.[38] Beispielsweise ist Dua Tawassull eines der Bitt-Gebete, in denen man sich an die vierzehn Unfehlbaren wendet, um von Gott Erfüllung von Bedürfnissen zu bitten.[39]

Bezichtigung der Heräsie wegen «Tawassul» über Verstorbene durch Ibn Taymiyyah und Wahhabiten

Hauptartikel: Tawassul über Verstorbene (persisch: توسل به مردگان) Laut Ibn Taymiyyah ist «Tawassul» über Propheten und Heilige Gottes nach ihrem Tod illegitim und eine Bid'a. Ihm zufolge beging keiner der Gefährten des Propheten Muhammad (s.) und Juristen der Vergangenheit solches und es gibt keinen Beleg für Legitimität und Zulässigkeit.[40] Auch Muhammad bin Abdul-Wahhab, Begründer des Wahhabismus[41] und Anhänger wahhabitischer Gelehrte sehen «Tawassul» über Propheten und Heilige nach ihrem Tod als Polytheismus und Häresie an.[42] ]

Legitimität von «Tawassul»über Verstorbene aus Sicht muslimischer Gelehrter

Die Sichtweise des Wahhabismus wurde von schiitischen und sunnitischen Gelehrten kritisiert. Muhammad bin Ali Shukani (gestorben: 1250 n.H.), zaiditischer Jurist, zitierte den Konsens der Gefährten über die Legitimität, sich sowohl zu Lebzeiten als auch nach dem Tod des Propheten (s) an ihn zu wenden und sagte, dass keiner der Gefährten des Propheten Muhammad (s.) die Legitimität dieser Art von «Tawassul» bestritt.[43] Auch Ahmad bin Muhammad Qastalani (gestorben: 923 n. Chr.), ägyptischer Historiker und Überlieferungs-Spezialilist der Schafi'iiten sagte, dass die Berichte und Auswirkungen des «Tawassul» über den Propheten (Friede sei mit ihm) nach seinem Leben unzählig viel sind.[44] Laut Samhoudi gibt es keinen Unterschied zwischen dem «Tawassul» über den Propheten (sas) zu seinen Lebzeiten oder danach.[45] Er erwähnte einige Überlieferungen aus sunnitischen Überlieferungs-Quellen, auf deren Grundlage sich die Gefährten nach dem Tod des Propheten (Friede sei mit ihm) in verschiedenen Angelegenheiten an ihn wandten.[46]

Ja'far Sobhani sagte auch: Muslime baten ihn zu Lebzeiten und so baten sie ihn auch nach seinem Tod Mittler zu Gott für sie zu sein.[47] Muhammad bin Zahid Kothari (gestorben: 1371 n. H.), Gelehrter der Hanafiten aus der Türkei, sagte, dass Leugnung des «Tawassul» über Propheten und Rechtschaffene nach ihrem Tod, den Glauben der Vernichtung der Seelen nach ihrem Tod nach sich zieht und somit nicht an das Auferstehung und Leben nach dem Tod glaubt.[48] Er betrachtete die Exklusivität der Legitimität des «Tawassul» auf die Lebenszeit der Mittler als Verzerrung dieser und unbegründete Deutung.[49]

«Tawassul» über Status und Orte des Propheten (s) und Gottes-Vertraute als polytheistisch diffamieren

«Tawassul» und «Istaghatha» über den Propheten (sas) ist zulässig und gut und ihre Zulässigkeit und Vorzug in jeder Religion bekannt, und waren Taten und Aktion der Propheten, Gesandten und den Weg der Rechtschaffenen, Gelehrten und Muslime ist zu jedem Zeitpunkt und in keiner Religion leugnete jemand dieses, bis Ibn Taymiyyah kam und mit seinen Worten den schwachen Menschen diesen schlecht machte. [Anmerkung 2]

Taqaluddin Sobki

und sieht dies als Häresie, die es in keiner Zeit gab.

«Tawassul» über Stellung und Würde des Propheten (Friede sei mit ihm) erfolgt so, dass man z.B. sagt sagt: «Gott, ich flehe bitte dich im Namen Muhammads (sas) und seiner Heiligkeit um die Erfüllung meiner Bedürfnisse.»[Arabisch 2][51]

Muhammad Nasib Rafa'i, einer der Wahhabiten, ist der Meinung, dass es keinen Beleg für die Legitimität der «Näherung zu Gott» durch den Status und Respekt des Propheten (sas) und der Heiligen Gottes gibt und keiner der Gefährten des Propheten einen solche Bitte erbracht hatte.[52] Abdul Aziz Bin Baz (gestorben: 1420 n. Chr.), wahhabitischer Mufti aus Saudi-Arabien, betrachtete diese Art von «TAwassul» ebenfalls als Bid'a und Polytheismus und erließ eine Fatwa über deren Verbot.[53]

Kritik an wahhabitischen Ansichten durch muslimische Gelehrte

Diese Ansicht wurde von schiitischen und sunnitischen Gelehrten kritisiert. Laut Samhoudi ist «Tawassul» über den Status des Propheten (sas) und Segnung seiner Gegenwart bei Gott der Weg der Propheten und rechtschaffenen Vorgänger und das zu jeder Zeit! Sei es vor der Schöpfung, während seines Lebens oder nach seinem Tod.[54] Shahab al-Din Alousi (gestorben: 1270 n. H.), Koran-Exeget der Schafiiten, hielt es auch für legitim sich auf Stellung und Würde des Propheten (sas) und Rechtschaffener zu berufen, die in Augen Gottes Würde haben.[55]

Jafar Sobhani (persisch: جعفر سبحانی) von den schiitischen Gelehrten sagt: Sich auf das Recht und Würde der Propheten und Rechtschaffenen zu berufen bedeutet nicht, dass sie ein inhärentes Recht über Gott benötigen, um als Polytheismus zu gelten. Vielmehr gehören alle Rechte Gott und aus seiner Gnade und Würde und um sie zu ehren, verlieh er einigen Dienern besonderen Status und besondere Würde.[56]

Dar al-Ifta aus Ägypten, antwortete auf Anfrage des Urteils sich auf Stellung und Würde des Propheten (sas) zu berufen unter Berufung auf den Vers 35 der Sure Ma'ida (persisch: آیه وسیله) und den Vers 57 von Surah Isra sowie einige Überlieferungen mit Herausgabe folgender Fatwa: Es gibt keinen Unterschied zwischen Berufung auf Autorität des Propheten (sas) und Berufung auf ihn selbst und Berufung auf den Status und Autorität des Propheten (sas) und anderer Propheten und dies ist legitim! Dessen Legitimität ist im Koran und Sunna eindeutig belegt.[57]

Konsens der Muslime über Legitimität des «Tawassul» über den Koran und Namen Gottes

«Tawassul» über Namen und Attribute Gottes

«Tawassul» über Namen und Eigenschaften Gottes erfolgt in der Art, dass man z.B. sagt:

„Gott, ich bitte dich im Namen Gottes! Gott! Allerbarmer! Barmherziger! ... Erlöse uns aus dem Feuer, Herr!»[58][Arabisch 3]

Es wird gesagt, dass es zwischen Muslimen keinen Unterschied in der Legitimität dieser Art von «Tawassul» gibt.[59] In Vers 80 der Sure Al-A'raf befahl Gott, dass man ihn durch seine schönsten Namen rufen soll.[60] Es wird auch gesagt, dass viele Überlieferungen des Propheten (sas) und der Imame[61] die Legitimität dieser Art von «Tawassul» belegen.[62] Das Jauschan Kabir-Gebet besteht aus einhundert Strophen und darin wird Gott mit über 1001 Namen und Attribute Gottes gerufen.[63] Laut Überlieferungen wird auch empfohlen, dieses Gebet in Nacht der Bestimmung zu zitieren.[64]

«Tawassul» über den Koran

Sich auf den Koran zu berufen geschieht beispielsweise indem man sagt: Gott! Ich bitte dich mittels deines offenbarten Buches und was darin steht, und darin ist dein größter Name und deine schönsten Namen ...dass du uns vor dem Feuer befreist»[Anmerkung 3][65] In einigen Überlieferungen die sowohl in sunnitischen als auch schiitischen Überlieferungs-Quellen zu finden sind,[66] wurde es als legitim angesehen sich auf den Koran zu berufen, um Gott nahe zu kommen (persisch: تقرب) oder ihn um etwas zu bitten.[67] Auch in Überlieferungen von der sündlosen Imame (a.s.) wurde empfohlen den Koran während der Zeremonien zu Lailat al-Qadr auf den Kopf zu platzieren.[68]

«Tawassul» über fromme Taten wurde als eine andere Art von «Tawassul» betrachtet.[69] In einer Überlieferung von Imam Ali (a.) sind Taten wie Glaube an Gott und dem Propheten (Friede sei mit ihm), Dschihad auf dem Weg Gottes, Verrichten des Gebets und Entrichten von Almosen, Fasten, Hajj, Aufrechterhalten der Verwandtschaft (persisch: صله رحم) und Spenden (persich: صدقه) aus Nächstenliebe als beste Mittel zur Annäherung an Gott beschrieben.[70] Die Bitte um Gebet von einer Person, die dank des Segens ihrer Existenz Hoffnung auf Erfüllung des Bittgebets hat, gilt als eine der anderen Arten des «Tawassul», deren Legitimität muslimische Gelehrte aufgrund Kommentare und Erklärungungen einiger Verse des Korans und Überlieferungen als belegt sehen.[71]

Monographie

Viele Werke wurden von muslimischen Gelehrten zum Thema «Tawassul» verfasst, einige davon wie folgt:

  • «Al-Tawassul Mafhume , Aqsamuhu wa Hukmuhu fi al-Schariat Ul-Islamiat AlGharra» verfasst von Jafar Sobhani. In diesem Buch erwähnte der Autor Beweise aus dem Koran und Überlieferungen zur Belegung der Legitimität jeder Art von «Tawassul» und untersucht und kritisiert Ansichten der Gegner.[72]
  • «Al=Taamal fi Haqigat al-Tawassul», geschrieben von Isa bin Abdullah Hamiri. Dieses Buch besteht aus zwei Kapiteln. In diesem Buch untersuchte der Autor die Argumente der Gegner des «Tawassul» und kritisiert diese sowie legte die Legitimität gemäß Koran und Überlieferungen aus sunnitischen Quellen der Überlieferungen sowie Ansichten der Gelehrten dar.[73] Dieses Buch wurde von Seyed Morteza Hosseini Fazel ins Persische übersetzt und im Mashaar-Verlag unter dem Titel «derang dar Haqiqat Tawassul» veröffentlicht.[74]
  • «Mihaqq al-Taqul fi laalat ul-Tawassul», geschrieben von Muhammad Zahid Kauthari (gestorben: 1371 n. H.), einem Gelehrten der Hanafiten und Kritiker und Gegner der Gedanken von Ibn Taymiyyah und der Salafiten. In diesem Buch beschäftigt sich der Autor auf 22 Seiten über das «Tawassul» und der Fürbitte und belegt die Legitimität unter Bezugnahme auf den Koran, Sunna und Gefährten[75].

Fußnoten

Anmerkungen

  1. Unter «Tawatur» versteht man Überlieferungen, die so oft in unterschiedlichen Berichterstatter-Ketten überliefert sind, dass praktisch kein Zweifel and er Authentizität besteht.
  2. Ibn Taymiyyah teilte in einem Buch mit dem Titel «Qa'ida Jalila fi al-Tawassul wa Al-Wasilah» «Tawassul» in drei Arten:
    1. Tawassul bedeutet, sich Gott zu nähern, indem man ihm und seinem Propheten gehorcht. Er hält diese Art von «Tawassul» für das Prinzip der Religion und glaubt, dass keiner der Muslime dies leugnete
    2. «Tawassul» als Bitte für Bittgebete des Propheten (sas) zu seinen Lebzeiten und auf seine Fürsprache bei der Auferstehung. Er glaubt, dass diese Art von «Taswassul» unter den Gefährten zu finden ist;
    3. «Tawassul» über das Wesen des Propheten (Friede sei mit ihm) und etwas von ihm erbitten. Ibn Taymiyyah betrachtete diese Art von «Tawassul» als unzulässig und glaubt, dass keiner der Gefährten dies taten. (Ibn Taymiyey, Qa’idatu Dschalitat fi al-Tawassul wa Al-Wasila, 1422 n.H. S. 87-88)
  3. «اللّٰهُمَّ إِنِّی أَسْأَلُکَ بِکِتابِکَ الْمُنْزَلِ وَمَا فِیهِ وَفِیهِ اسْمُکَ الْأَکْبَرُ وَأَسْماؤُکَ الْحُسْنیٰ...أَنْ تَجْعَلَنِی مِنْ عُتَقائِکَ مِنَ النّارِ؛
    Allahumma Inni Asaluka BiKitabika AlMunzali wa ma fihi Hsmuka hg-Akbaru wa Asmauka Hg-Husna … An Tadschalni min utaqaika min al-Nar

Arabisch

  1. «اللهمَّ انّی أتوسلُ إلیک بنبیکَ محمد(ص) اَن تقضی حاجتی
    Allahumma Inni Atawassulu Ilaika biNebiika Muhammad (sallahu aleihi wa alihi) An Taqda Hajati
  2. اللهمَّ إنّي أتوسل إليک بجاه محمدٍ(ص) و حُرمته أن تقضی حاجتي؛
    Allahumma Inni Atawassul Ilaika BiDschaHu Muhammad (Friede und Segen sei mit ihm und seiner Familie) wa Hurramatuhu An Taqdha Hadschati
  3. «اللّهُمَّ إِنِّی أَسْأَلُک بِاسْمِک یا اللّهُ، یا رَحْمنُ، یا رَحِیمُ...خَلِّصْنا مِنَ النَّارِ یا رَبِّ؛
    Allahumma Inni Alaluka BiIsmika! Gott! Barmherziger! Allerbarmer! … Erlpse us vor dem Feuer! Herr!

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