Sure 'Abasa

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Sure 'Abasa
Naziʿāt
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Suren Nr80
Ǧuz30
Offenbarung
Offenbarungsreihenfolge24
Mekkanisch/MedinensichMekkanisch
Statistik
Versanzahl42
Wortanzahl133
Buchstabenanzahl553

Die Sure ᾽Abasa (arabisch: سورة عَبَسَ) ist die 80. Sure des Korans und eine der mekkanischen Suren dieses heiligen Buches. Ihr Titel bezieht sich auf den ersten Vers. In dieser Sure handelt es sich vornehmlich um die Wichtigkeit und Stellung des Korans, die Undankbarkeit des Menschens gegenüber Gottes Gaben und die heftigen angsteinflössenden Ereignisse am Jüngsten Tag, an dem jedermanns Taten beurteilt und über dessen endliches Schicksal bestimmt wird. Die ersten Verse kritisieren ein Fehlverhalten, welches in der sunnitischen Tradition fälschlicherweise dem Propheten (s.) zugeschrieben wird, während aus schiitischer Perspektive dieser Tadel an eine andere Person gerichtet ist.

Die Verse 34 bis 37 dieser Sure sind wohlbekannt. In diesen werden die schreckenerweckenden Verläufe am Tage der Auferstehung beschrieben. Dembezüglich heißt es, dass die Menschen an jenem Tag selbst vor ihren Verwandten und Angehörigen flüchten. Bezüglich der Vorzüglichkeit des Rezitierens dieser Sure heißt es in einer Überlieferung, wer die Sure ᾽Abas rezitiert, der wird am Tag der Auferstehung fröhlich und in voller Gelassenheit erscheinen.

Vorstellung

  • Benennung

᾽Abasa bedeutet er runzelt die Stirn und die Sure wird deshalb ᾽Abasa genannt, da dieses Wort in den ersten Versen dieser Sure vorkommt. Allerdings heißt sie auch A᾽mā (dieses Wort erscheint im zweiten Vers) und Safarah (15. Vers). A᾽mā bedeutet blind und Safarah ist die Pluralform von Safīr, was Gesandter bedeutet, womit jene Engel gemeint sind, welche beauftragt sind die Taten der Menschen zu registrieren.[1]

  • Offenbarungsort und Reihenfolge der Suren

Die Sure ᾽Abasa fällt in die Kategorie der mekkanischen Suren und ist in der Offenbarungsreihenfolge die 24., die auf den Propheten (s.) herabgesandt wurde. Sie ist jedoch in der heute vorliegenden Koranversion (Muṣḥaf) die 80. Sure[2] und befindet sich im 30. bzw. letzten Ǧuz᾽ des Korans.

  • Anzahl der Verse und weitere Eigenschaften

Die Sure ᾽Abasa enthält 42 Verse, 133 Wörter und 553 Buchstaben. Sie wird den Mufaṣṣalāt Suren (Suren mit kurzen Versen) zugeordnet und zählt demnach zu den kurzen Suren.[3]

Inhalt

Die Sure ᾽Abasa ist zwar kurz, sie greift jedoch verschiedene Fragen auf, wobei sie eine besondere Aufmerksamkeit der Auferstehung am Jüngsten Tag schenkt. Inhaltlich ist die Sure in folgende Gesichtspunkte zusammenzufassen:

  • Gottes heftige Kritik dem Fehlverhalten einer Person gegenüber, als ein Blinder sich belehren lassen wollte.
  • Die Wichtigkeit und die Stellung des Korans.
  • Die Undankbarkeit des Menschens gegenüber den Gaben Gottes
  • Die Erwähnung einiger Gaben Gottes um das Dankbarkeitsgefühl beim Menschen zu erwecken.
  • Die erschreckenden Ereignisse am Tage der Auferstehung und die erwartete Schicksalsbestimmung der Gläubigen und der Ungläubigen. [4]

Herabsendungsanlass

Unter den Koranexegesen bestehen bezüglich des Herabsendungsanlasses zwei verschiedene Ansichten:

Sunnitische Koranexegeten überliefern; als einige der Oberhäupter des Qureisch-Stammes sich beim Propheten (s .) aufhielten und er sie von seiner Botschaft zu überzeugen versuchte, kam ᾽Abdullah b. Umm Maktum, ein mittelloser Blinder zu ihm und bat ihn ihm einige Verse des Korans zu rezitieren und ihm diese beizubringen, denn er wolle sich gerne von ihm belehren lassen. Er wiederholte diese Bitte immer wieder, solange bis es den Propheten (s.) verärgerte, er sein Gesicht von ihm abwandte und seine Rede fortsetzte. Genau in diesem Moment wurden jene Verse offenbart, welche den Propheten (s.) wegen seiner falschen Handlung tadeln. Danach soll der Prophet (s.) ᾽Abdullah immer geehrt haben und ihn als denjenigen , für den er kritisiert wurde, gelobt [5]

Schiitische Koranexegeten hingegen überliefern eine etwas andere Version des Geschehens, in der es heißt, diese Verse wurden bezüglich eines Mitglieds des Banū Umayya-Stammes offenbart. Dieser saß bei dem Propheten (s.) als ᾽Abdullah hereinkam. Als Abdullah in seine Richtung schaute runzelte er sein Gesicht und rückte ein wenig weiter weg, um nicht mit diesem wegen Unsauberkeit in Berührung zu kommen, woraufhin er ihm schließlich den Rücken zuwandte. Er war derjenige, der aufgrund der erwähnten Verse getadelt worden war. In einer Überlieferung von Imam aṣ-Ṣādiq (a.) findet dieser Herabsendungsanlass Erwähnung.[6]

Die meisten schiitischen Großgelehrten, wie z.B. Sayyid Murtiḍā und ᾽Allāma Ṭabāṭabāī lehnen die sunnitische Darstellung hinsichtlich des Herabsendungsanlasses dieser Sure ab. ᾽Allāma Ṭabāṭabāī ist der Ansicht, dass diese Verse keinen deutlichen Hinweis darauf enthalten, dass sich die Kritik gegen den Propheten (s.) selbst richtet. Im Gegenteil, es muss sich um eine andere Person gehandelt haben, denn der Prophet (s.) verhielt sich nicht einmal den Ungläubigen gegenüber in einer solchen Art und Weise, geschweige denn gegenüber einem Gläubigen. Dazu kommt, dass vor der Sure ᾽Abasa die Sure al- Qalam herabgesandt worden war, in der das edle Gemüt des Propheten (s.) gepriesen wird. Ebenfalls ist anzumerken, dass Gott in den Versen davor dem Propheten (s.) befehligt gegenüber den Gläubigen demütig zu sein und dem Glanz des weltlichen Lebens keine Aufmerksamkeit zu schenken. Ein solches Verhalten, vorallem einem Bedürftigen gegenüber, gilt schon rein verstand esgemäß als verwerflich und verpönt, ist also dem Propheten (s.) auf keinen Fall zuzuschreiben.[7]

Bekannte Versen

Auf seine Nahrung schaue doch der Mensch, (24)

Laut Exegesen sei hier mit schauen, denken und Aufmerksamkeit schenken gemeint, darüber[8] auf welchem Wege die Nahrung des Menschen gewonnen wurde und ob sie ḥalāl (erlaubt) oder ḥarām (verboten) ist.[9] In einigen Überlieferungen heißt es, dass hier mit Nahrung viel mehr Wissen als Speise für die Seele bedeutet, weshalb der Muss darauf besonders achten muss, von vem er diese Nahrung bzw. dieses Wissen erhält.[10]

Am Tag, an dem der Mensch vor seinem Bruder flieht, seiner Mutter, seinem Vater, seiner Frau und seinen Söhnen... (34-37)

In diesem Vers wird über den Schrecken am Tage der Auferstehung gesprochen.[11], dass der Mensch nicht nur seine Verwandten vergisst, sondern sogar vor ihnen zu fliehen versucht. [12] Diese Ereignisse geschehen nachdem der Engel Isrāfīl das zweite Mal ins Horn stieß, was einen ohrenbetäubenden Ton auslöst. Das Wort Ṣāḫḫa im 33. Vers weist auf diesen hin.[13] Imam ᾽Alī (a.) rezitierte diese Verse in der Kufa Moschee während seiner Bittgebete, wobei er für jenen Tag um Gottes Schutz bat.[14]

Vorzüglichkeit und Eigenschaften

Hauptartikel: Vorzüglichkeiten der Suren

Bezüglich der Vorzüglichkeit des Rezitierens der Sure ᾽Abas wurde vom Propheten (s.) überliefert, wer diese Sure rezitiert wird am Jüngsten Tag fröhlich und gelassen erscheinen.[15] Ebenfalls wurde von Imam as-Sadiq (a.) überliefert, wer diese Sure liest wird im Paradies Schutz im Schatten Gottes finden und für ewig darin weilen, denn für Ihn ist das eine leichte Aufgabe.[16] Des weiteren wurde vom Imam überliefert, wer diese Sure bei Regen rezitiert, dem wird Gott entsprechend der Anzahl der fallenden Regentropfen seine Sünden verzeihen.[17] In einigen Überlieferungen werden bestimmte Auswirkungen für das Rezitieren dieser Sure angeführt: Schutz für Reisende vor Gefahren[18] und das Wiederfinden von Verlorengegangenem.[19]

Übersetzung

Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers.

  1. Er blickte finster drein und wandte sich ab,
  2. dass der Blinde sich an ihn gewandt.
  3. Was lässt dich wissen, ob er sich vielleicht noch läutere
  4. oder sich mahnen lasse, dass ihm die Mahnung nütze?
  5. Wer aber sich auf seinen Reichtum stützt,
  6. dem schenkst du Beachtung,
  7. und es stört dich nicht, dass er sich nicht läutert.
  8. Der aber, der eilends zu dir kommt
  9. und der Gott fürchtet,
  10. dem schenkst du keine Aufmerksamkeit.
  11. Mitnichten! Siehe, es ist eine Mahnung
  12. – und wer will, gedenket seiner –
  13. auf geehrten Blättern,
  14. erhöhten und gereinigten,
  15. in Händen von Schreibern,
  16. edlen, frommen!
  17. Verflucht sei der Mensch, wie ist er udankbar!
  18. Aus welchem Stoff erschuf er ihn?
  19. Aus einem Tropfen schuf er ihn und setzte ihm ein Ziel,
  20. dann erleichterte er ihm den Weg,
  21. dann ließ er ihn sterben und begraben,
  22. dann, wenn er will, wird er ihn auferstehen lassen!
  23. O nein doch! Er brachte nicht zu Ende, was er ihm befahl.
  24. Auf seine Nahrung schaue doch der Mensch,
  25. dass wir das Wasser reichlich fließen lassen,
  26. dann die Erde aufbrechen lassen,
  27. dann auf ihr Korn wachsen lassen,
  28. Weinstöcke und Futterpflanzen,
  29. Ölbäume und Palmen
  30. und Gärten, reich beflanzt,
  31. und Früchte und Kräuter
  32. zum Genuss für euch und euer Vieh.
  33. Wenn der Donnerschlag kommt
  34. am Tag, an dem der Mensch vor seinem Bruder flieht,
  35. seiner Mutter, seinem Vater,
  36. seiner Frau und seinen Söhnen:
  37. An jenem Tage ist ein jeder auf sich selbst gestellt.
  38. An jenem Tage gibt es strahlende Gesichter,
  39. lachende, ausgelassene.
  40. An jenem Tage auch Gesichter, von Staub bedeckt,
  41. die Staubgewölk bedrückt.
  42. Das sind die Ungläubigen, die Gottesfernen.

Fußnoten

  1. Dānešnāme-ie Qur᾽ān wa Qur᾽ānpažūhī, 1377 n.i.S., 2:1261.
  2. Ma᾽refat, Āmūzeš-e ᾽Ulūm-e Qur᾽ān, 1371 n.i.S., 1:166.
  3. Dānešnāme-ie Qur᾽ān wa Qur᾽ānpažūhī, 1377 n.i.S., B.2:1261.
  4. Makārem Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, 1382 n.i.S., 26:121.
  5. aṭ-Ṭabarī, Ǧāmi᾽ al-Bayān fī Tafsīr al-Qur᾽ān, 1412 n.H., 30:33.
  6. aṭ-Ṭabarsī, Maǧma᾽ al-Bayān, 1406 n.H., 9:384.
  7. Ṭabāṭabāī, al-Mīzān, 1974, 20:203.
  8. Makārem Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, 1382 n.i.S.,26:145.
  9. Makārem Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, 1382 n.i.S.,26:145.
  10. Baḥrānī, al-Burhān, 1415 n.H., 5:584.
  11. Ṭabāṭabāī, al-Mīzān, 1974, 20:210.
  12. Makārem Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, 1371 n.i.S.,26:157-158.
  13. Makārem Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, 1382 n.i.S.,26:157.
  14. Mafātīḥ al-Ǧanān, 3. Kapitel, Faḍīlat Masǧid Kufeh wa A᾽māl ān, Monāǧāt-e Amīr al-Mu᾽minīn, S.576.
  15. aṭ-Ṭabarsī, Maǧma᾽ al-Bayān, 1372 n.i.S., 10:661.
  16. Scheich Ṣadūq, Ṯawāb al-A᾽māl, 1382 n.i.S., 121.
  17. Nūrī, Mustadrak al-Wasā᾽il, 1408 n.H., 6:210.
  18. Baḥrānī, al-Burhān, 1415 n.H., 5:581.
  19. Kaf᾽amī, Miṣbāḥ, 1423 n.H., S.182.

Quellenverzeichnis

  • Qur᾽ān Karīm, Übersetzung: Muḥammad Mahdī Fulādwand, Teheran, Dār al-Qur᾽ān al-Karīm, 1418 n.H.
  • Baḥrānī, Sayyid Hāšim, al-Burhān fī Tafsīr al-Qur᾽ān, Forschung: Qism ad-Dirāsāt al-Islāmiya Mu᾽asisa al-Bi᾽ṯa Qum, Teheran, Buniyād Bi᾽ṯat, 1. Auflage, 1416 n.H.
  • Dānešnāme Qur᾽ān wa Qur᾽ānpažūhī, Bahā᾽ ad-Dīn Ḫoramšāhī, Dustān-Nāhīd, 1377 n.i.S.
  • Scheich Ṣadūq, Muḥammad b. ᾽Alī, Ṯawāb al-A᾽māl wa ᾽Iqāb al-A᾽māl, Qum, Dār aš-Šarīf ar-Raḍī, 2. Auflage, 1406 n.H.
  • Ṭabāṭabāī, Sayyid Muḥammad Ḥusain, al-Mīzān fī Tafsīr al-Qur᾽ān, Beirut, Mu᾽asisa al-A᾽lamī lil Maṭbū᾽āt, 2. Auflage, 1974.
  • Aṭ-Ṭabarsī, Faḍl b. Ḥasan, Maǧma᾽ al-Bayān fī Tafsīr al-Qur᾽ān, Forschung und Vorwort von Muḥammad Ǧawād Balāġī, Teheran, Nāṣer Ḫosrow
  • Kaf᾽amī, Ibrāhīm b. ᾽Alī, al-Miṣbāḥ lil Kaf᾽amī, Qum, Muḥibīn, 1423 n.H.
  • Ma᾽refat, Moḥammad Hādī, Āmūzeš-e ᾽Ulūm-e Qur᾽ān, Markaz Čāp wa Našr-e Sazmān Tablīġāt Eslāmī, 1. Auflage, 1371 n.i.S.
  • Qumī, Scheich ᾽Abbās, Mafātīḥ al-Ǧanān, Qum, Mu᾽asese-ie Anṣāriyān, 1382 n.i.S.
  • Makārem Šīrāzī, Nāṣer, Tafsīr Nemūneh, Aḥmad ᾽Alī Bābāī, Teheran, Dār al-Kutub al-Islāmiya, 1382 n.i.S