Sure al-Bayyina
al-Qadr al-Bayyina az-Zalzala | |
Suren Nr | 98 |
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Ǧuz | 30 |
Offenbarung | |
Offenbarungsreihenfolge | 100 |
Mekkanisch/Medinensich | Medinensich |
Statistik | |
Versanzahl | 8 |
Wortanzahl | 94 |
Buchstabenanzahl | 404 |
Al-Bayyina (arabisch: البَیِّنه) oder Lam yakun (لَم یَکُن) oder Qayyima (قَیِّمه) ist die 98. Sure des Korans. Sie ist eine medinische Sure und befindet sich im 30. Juz'. Der Titel der Sure, al-Bayyina, bedeutet soviel wie «klarer Beweis» und ist dem ersten Vers der Sure entnommen.
Geschildert wird in dieser Sure die Animosität und die Skepsis der Ungläubigen der Ahl al-Kitāb (Leute der Schrift, Koranische Bezeichnung für die Juden und Christen) hinsichtlich der Wahrhaftigkeit des Islam und der prophetischen Mission Muḥammads (s.), wobei diese neben den Polytheisten (Mušrikīn), als die schlechtesten Geschöpfe vorgestellt werden, es seien welche, die das Höllenfeuer verdienen, aber andererseits den Gläubigen das ewige Leben und das Paradies versprochen wird.
Der siebte Vers dieser Sure, wohlbekannt als der Khair al-Bariyya Vers, sei nach schiitischen sowie sunnitischen Überlieferungen im Zusammenhang mit der Stellung Imam ᾽Alīs (a.) und der seiner Anhänger herabgesandt worden. Von dem Propheten (s.) wurde über die Vorzüglichkeit des Rezitation dieser Sure tradiert, dass, wenn die Menschen wüssten, welch großen Segen sie in sich birgt, sie ihre Familien und ihr Hab und Gut verlassen und sich dem Lernen dieser Sure widmen würden.
Vorstellung
- Benennung
Bayyina (bedeutet soviel wie «klarer Beweis») ist der bekannteste Titel dieser Sure, hergeleitet von dem im ersten und vierten Vers vorkommenden Wort «al-Bayyina». In älteren Quellen und Überlieferungen werden für diese Sure auch die Bezeichnungen «lam yakum» oder «lam yakun al-laḏīna kafarū» angegeben. «Ahl al-Kitāb», «Qayyima», «Munfakkīn» und «Infikāk» sind weitere Titel.[1] Doch «Lam yakun» und «Qayyima» gehören zu den bekannteren Namen.[2]
- Offenbarungsort und Reihenfolge der Suren
Die Sure al-Bayyina fällt in die Kategorie der medinischen Suren und ist in der Offenbarungsreihenfolge die 100., die auf den Prophet (s.) herabgesandt wurde. Sie ist jedoch in der heute vorliegenden Koranversion (Mushaf)[3] die 98. Sure, welche sich am Anfang des 4. Ḥizb des 30. bzw. letzten Ǧuz᾽ des Korans befindet.[4]
- Anzahl der Verse
Die Sure al-Bayyina enthält 8 Verse, 94 Wörter und 404 Buchstaben. Sie wird den Mufassalat Suren (Suren mit kurzen Versen) zugeordnet und zählt zu den verhältnismäßig kurzen Suren.[5]
Inhalt
Die Sure al-Bayyina verweist auf die globale Mission des rophet (s.), die mit klaren Evidenzen und Beweisen begründet ist.[6] Diese Sure enthält außer zwei Rechtssprüchen, welche die Unerlässlichkeit (wuǧūb) des Gebet und der Zakāt behandeln, auch Beschreibungen über die Feindseligkeit und die Skepsis der Ungläubigen der Ahl al-Kitāb gegenüber der Wahrhaftigkeit des Islam und der Mission des Propheten dieser Religion. In dem darauffolgenden Vers werden die Ungläubigen der Ahl al-Kitāb, neben den Polytheisten als die schlechtesten Geschöpfe, die das Höllenfeuer verdienen, vorgestellt und die Gläubigen und Tugendhaften als die besten Geschöpfe, die mit dem ewigen Paradies beschert werden.[7]
Bekannte Verse
Khair al-Bariyya Vers
- Hauptartikel: Khair al-Bariyya Vers
“ | إِنَّ الَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ أُولَـٰئِكَ هُمْ خَيْرُ الْبَرِيَّةِ
Siehe, die glauben und gute Werke tun, sie sind die besten Geschöpfe |
” |
— Sure Bayyina, Vers 7 |
Der siebte Vers der Sure al-Bayyina ist ebenfalls unter dem Titel "Ḫeir al-Bariyya Vers" bekannt. Vielzähligen Überlieferungen in den sunnitischen wie schiitischen Hadithe-Bücher und Exegesen nach, soll sich dieser Vers auf Imam ᾽Alī (a.) und seine Anhänger (Schiiten) beziehen. Ṭabāṭabā᾽ī beispielsweise führte von der Koranexegese ad-Durr al-Manthur[8] folgende Aussage an: Wir hielten uns bei dem Propheten (s.) auf, als ᾽Alī (a.) kam. Da sagte der Gesandte Gottes (s.): "Ich schwöre bei Gott, in dessen Händen mein Leben liegt, dass dieser Mann und seine Anhänger (Schia, Schiiten = Anhänger) die einzigen Tugendhaften am Jüngsten Tag sind." Daraufhin wurde folgender Vers herabgesandt: "Siehe, die glauben und gute Werke tun, sie sind die besten Geschöpfe." Von diesem Zeitpunkt an sagten die Gefährten des Propheten (s.) jedesmal wenn sie ᾽Alī (a.) kommen sahen, Ḫeir al-Bariyya (bestes Geschöpf) kommt.[9]
Ikhlas-Vers
- Hauptartikel: Ikhlas-Vers
Der fünfte Vers der Sure al-Bayyina zählt zu den Āyāt al-Aḥkām (Koranverse, die ein religiöses Gesetz enthalten oder aus dem ein solches erlassen wird.[10] Fazil Miqdad (gest. 826 n.H.) schreibt bezüglich dieses Verses, dass die Niyya (die Intention, das Vorhaben) bei gottesdienstlichen Ritualen wie das Gebet und das Fasten religiös bedingt obligatorisch sei (im Sinne, dass man seine Intention vor der Durchführung eines Gottesdienstes festlegen muß.).[11]
Moqaddas Ardibili (gest. 993 n.H.) lehnt diese Auffassung ab und schreibt, dass der erwähnte Vers lediglich aussagt, dass bei den gottesdienstlichen Ritualen Ikhlas (Aufrichtigkeit, beruhend auf einen ganz auf Gott eingestellten Glauben) vorhanden sein sollte.[12] Es heißt auch, dass dieser Vers darauf hinweist, Riya (religiöse Scheinheiligkeit) sei eine Art Širk (Beigesellung Gottes).[13]
Vorzüglichkeiten und Eigenschaften
- Hauptartikel: Vorzüglichkeiten der Sure
Von dem Propheten (s.) wurde überliefert, wie er einst sagte: «Wenn die Menschen wüssten, welch großen Segen sie in sich birgt, würden sie ihre Familien und ihr Hab und Gut verlassen und sich dem Lernen dieser Sure widmen.» Ein Mann vom Stamme der Khuza'a fragte: «O Gesandter Gottes! Welchen Lohn hat das Rezitieren dieser Sure?» Da entgegnete der Prophet (s.): «Kein Munāfiq (religiöser Heuchler) und keiner, der Zweifel in seinem Herzen trägt, rezitiert sie. Ich schwöre bei Gott, dass die nahestehenden Engel seit die Himmel und die Erde erschaffen wurden sie rezitieren und darin nicht einen Augenblick nachlassen. Jeder, der sie nachts liest, für den wird Gott die Engel beauftragen sein Diesseits und seine Religion zu schützen und für ihn um Vergebung und Gnade zu bitten. Und jeder, der sie tagsüber liest, er wird so belohnt wie das, was der Tag erhellt und das, was durch die Nacht verdunkelt wird.»[14]
Text und Übersetzung
Übersetzung | Der text der Sure |
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen | بِسْمِ اللَّـهِ الرَّحْمَـٰنِ الرَّحِيمِ |
Diejenigen von den Leuten der Schrift und den Götzendienern, die ungläubig sind, werden sich nicht (eher von ihrem Unglauben) lösen, bis (daß) der klare Beweis zu ihnen kommt, (1) | لَمْ يَكُنِ الَّذِينَ كَفَرُوا مِنْ أَهْلِ الْكِتَابِ وَالْمُشْرِكِينَ مُنْفَكِّينَ حَتَّى تَأْتِيَهُمُ الْبَيِّنَةُ ﴿1﴾ |
Ein Gesandter von Allah, der gereinigte Blätter verliest, (2) | رَسُولٌ مِنَ اللَّهِ يَتْلُو صُحُفاً مُطَهَّرَةً ﴿2﴾ |
In denen rechte Schriften sind. (3) | فِيهَا كُتُبٌ قَيِّمَةٌ ﴿3﴾ |
Und diejenigen, denen die Schrift gegeben wurde, haben sich nicht eher gespalten, als bis der klare Beweis zu ihnen gekommen ist. (4) | وَمَا تَفَرَّقَ الَّذِينَ أُوتُوا الْكِتَابَ إِلاَّ مِنْ بَعْدِ مَا جَاءَتْهُمُ الْبَيِّنَةُ ﴿4﴾ |
Und nichts anderes wurde ihnen befohlen, als nur Allah zu dienen und (dabei) Ihm gegenüber aufrichtig in der Religion (zu sein), als Anhänger des rechten Glaubens, und das Gebet zu verrichten und die Abgabe zu entrichten; das ist die Religion des rechten Verhaltens. (5) | وَمَا أُمِرُوا إِلاَّ لِيَعْبُدُوا اللَّهَ مُخْلِصِينَ لَهُ الدِّينَ حُنَفَاءَ وَيُقِيمُوا الصَّلاَةَ وَيُؤْتُوا الزَّكَاةَ وَذٰلِكَ دِينُ الْقَيِّمَةِ ﴿5﴾ |
Gewiß, diejenigen unter den Leuten der Schrift und den Götzendienern, die ungläubig sind, werden im Feuer der Hölle sein, ewig darin zu bleiben. Das sind die schlechtesten Geschöpfe. (6) | إِنَّ الَّذِينَ كَفَرُوا مِنْ أَهْلِ الْكِتَابِ وَالْمُشْرِكِينَ فِي نَارِ جَهَنَّمَ خَالِدِينَ فِيهَا أُولٰئِكَ هُمْ شَرُّ الْبَرِيَّةِ ﴿6﴾ |
Gewiß, diejenigen aber, die glauben und rechtschaffene Werke tun, das sind die besten Geschöpfe. (7) | إِنَّ الَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ أُولٰئِكَ هُمْ خَيْرُ الْبَرِيَّةِ ﴿7﴾ |
Ihr Lohn bei ihrem Herrn sind die Gärten Edens, durcheilt von Bächen, ewig und auf immer darin zu bleiben. Allah hat Wohlgefallen an ihnen, und sie haben Wohlgefallen an Ihm; das ist für jemanden, der seinen Herrn fürchtet. (8)[15] | جَزَاؤُهُمْ عِنْدَ رَبِّهِمْ جَنَّاتُ عَدْنٍ تَجْرِي مِنْ تَحْتِهَا الْأَنْهَارُ خَالِدِينَ فِيهَا أَبَداً رَضِيَ اللَّهُ عَنْهُمْ وَرَضُوا عَنْهُ ذٰلِكَ لِمَنْ خَشِيَ رَبَّهُ ﴿8﴾ |
Fußnoten
- ↑ Dā᾽erat ul-Ma᾽āref Qur᾽ān-e Karīm, 1382, 6:430.
- ↑ Makārem Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, 1371 niS, 27:196.
- ↑ Ma᾽refat, Āmūzeš-e ᾽Ulūm-e Qur᾽ān, 1371 niS, 1:168.
- ↑ Dānešnāme-ie Qur᾽ān wa Qur᾽ān Pažūhī, 1377, 2:1266.
- ↑ Dānešnāme-ie Qur᾽ān wa Qur᾽ān Pažūhī, 1377, 2:1266.
- ↑ Makārem Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, 1371 niS, 27:196.
- ↑ Dānešnāme-ie Qur᾽ān wa Qur᾽ān Pažūhī, 1377, 2:1266.
- ↑ as-Suyūṭī, ad-Durr al-Manṯūr, 1404 n.H., 6:379.
- ↑ Ṭabāṭabā᾽ī, al-Mīzān, 1974 Ch., 20:341.
- ↑ Fāḍil Miqdād, Kanz al-᾽Irfān, Murtaḍawī Verlag, 1:32; Muqaddas Ardibīlī, Zubdat al-Bayān, Maktabat al-Murtaḍawiya, S.28; Astarābādī, Āyāt al-Aḥkām, Mi᾽rāǧī Verlag, 1:54.
- ↑ Fāḍil Miqdād, Kanz al-᾽Irfān, Murtaḍawī Verlag, 1:32.
- ↑ Moqaddas Ardabīlī, Zubdat al-Bayān, Maktabat al-Murtaḍawiya, S.28.
- ↑ Astarābādī, Āyāt al-Aḥkām, Mi᾽rāǧī Verlag, 1:54.
- ↑ Makārim Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, 1371 niS, 27:196; Ṭabarsī, Maǧma᾽ al-Bayān, 1372 niS, 10:791.
- ↑ Islam.de/13827.php?sura=98
Quellenverzeichnis
- Qur᾽ān Karīm, Übersetzung von Muḥammad Mahdī Fūlādwand, Teheran, Dār al-Qur᾽ān, 1418 n.H./1376 niS.
- Istarābādī, Muḥammad b. ᾽Alī, Āyāt al-Aḥkām, Korrektur: Muḥammad Bāqer Šarīfzādeh, Teheran, Mi᾽rāǧī Verlag, 1. Auflage.
- Dā᾽erat ul-Ma᾽āref Qur᾽ān-e Karīm, Pažūhešgāh ᾽Ulūm wa Farhang Eslāmī, Markaz Farhang wa Ma᾽āref Qur᾽ān, Qom, Būstān Ketāb Institut, 1382 niS.
- Dānešnāme-ie Qur᾽ān wa Qur᾽ān Pažūhī, B.2, Bahā᾽ ad-Dīn Ḫoramšāhī, Teheran, Dustān-Nāhīd, 1377 niS.
- As-Suyūṭī, Ǧalāl ad-Dīn ᾽Abdurraḥmān, ad-Durr al-Manṯūr fī at-Tafsīr bil Ma᾽ṯūr, Qum, Āyatullah Mar᾽ašī Naǧafī Bibliothek, 1. Auflage, 1404 n.H.
- Ṭabāṭabā᾽ī, Sayyid Muḥammad Ḥusein, al-Mīzān fī Tafsīr al-Qur᾽ān, Beirut, Mu᾽asisa al-A᾽lamī lil Maṭbū᾽āt, 2. Auflage, 1974 n,Ch.
- Ṭabarsī, Faḍl b. Ḥasan, Maǧma᾽ al-Bayān fī Tafsīr al-Qur᾽ān, Präambel von Muḥammad Ǧawād Balāġī, Teheran, Naṣer Ḫosrwo Verlag, 3. Auflage, 1372 niS.
- Fāḍil Miqdād, Miqdād b. ᾽Abdullah, Kanz al-᾽Irfān fī Fiqh al-Qur᾽ān, Korrektur: Muḥammad Bāqer Šarīfzādeh und Muḥammad Bāqer Behbūdī, Teheran, Murtaḍawī Verlag, 1. Auflage.
- Ma᾽refat, Muḥammad Hādī, Āmūzeš-e ᾽Ulūm Qur᾽ān, Markaz Čāp wa Našr Sāzmān Tablīġāt Eslāmī, 1. Auflage, 1371 niS.
- Moqaddas Ardabīlī, Aḥmad b, Muḥammad, Zubdat al-Bayān fī Aḥkām al-Qur᾽ān, Forschung: Muḥammad Bāqer Behbūdī, Teheran, Maktabat al-Murtaḍawiya Verlag. 1. Auflage.
- Makārem Šīrāzī, Nāṣer, Tafsīr Nemūneh, Teheran, Dār al-Kutub al-Islāmiya, 10. Auflage, 1371 niS.