Sure an-Nazi'at

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Sure an-Nazi'at
an-Nazi'at
Suren Nr79
Offenbarung
Offenbarungsreihenfolge81
Mekkanisch/MedinensichMekkanisch
Statistik
Versanzahl46
Wortanzahl133
Buchstabenanzahl553

Die Sure an-Naziʿāt (arabisch: سورة النازعات / Die Entreißenden) ist die 79. Sure des Korans. Sie ist eine mekkanische Sure und befindet sich in Juz' 30. Diese Sure wird an-Nazi'at genannt, weil sie mit dem Schwur Gottes auf an-Naziʿāt beginnt. «an-Naziʿāt» bezieht sich auf die Engel, die die Seelen von den Toten nehmen. Sure an-Naziʿāt beschreibt den Tag des Gerichts, seine entsetzlichen Szenen, das Schicksal der Rechtsschaffenen und Übeltäter an diesem Tag, die Geschichte des Propheten Moses (a.) und das Schicksal des Pharao. Schließlich wird die Tatsache betont, dass niemand weiß, wann der Tag des Gerichts stattfinden wird.

In der Sure an-Naziʿāt wird auch Dahw al-Ard (die Ausdehnung der Erde) erwähnt. Laut den Überlieferungen dehnt sich die Erde aus, angefangen mit dem Land von Mekka oder der Kaʿba. Über die Vorzüge der Rezitation dieser Sure wurde vom Propheten (s.) überliefert, dass jedem, der die Sure an-Naziʿāt rezitiert, sein Warten auf die Abrechnung seiner Taten am Tag des Gerichts so kurz erscheint wie die erforderliche Zeit, die für die Ausführung eines der obligatorischen Gebete gebraucht wird.

Vorstellung

  • Benennung

Diese Sure wird an-Naziʿāt genannt, weil sie mit dem Schwur Gottes auf an-Naziʿāt beginnt.[1] «an-Naziʿāt» bezieht sich auf die Engel, die die Seelen der Toten nehmen.[2]

  • Offenbarungsort und Reihenfolge der Suren

Die Sure al-Naziʿat zählt zu den mekkanischen Suren des Korans. Sie ist die 81. auf den Propheten (s.) herabgesandte Sure und die 79. der heute vorliegenden Koranversion (Mushaf)[3] und befindet sich in Juz' 30.

  • Anzahl der Verse und weitere Eigenschaften

Die Sure an-Naziʿat enthält 46 Verse, 133 Wörter und 553 Buchstaben. Sie zählt zu den al-Mufassalat-Suren (Suren mit kurzen Versen). Sie ist eine der Suren, welche mit einem Schwur beginnen, aber noch weitere vier aufeinanderfolgende enthält, also insgesamt fünf Schwüre.[4]

Inhalt

Nach dem Tafsir Nemuneh wird der Inhalt der Sure in sechs Teilen zusammengefasst:

  1. Betonung des Geschehens am Tag des Jüngsten Gerichts durch mehrere Schwüre;
  2. Erwähnung der schrecklichen Szenen am Tage des Gerichts;
  3. Ein kurzer Blick auf die Geschichte des Propheten Moses (a.) und das Schicksal des Pharaos, was sowohl eine Erleichterung für den Propheten (s.) und die Gläubigen anzeigt und als eine Warnung für die Polytheisten zu verstehen ist. Ebenso ist es ein Hinweis darauf, dass die Ablehnung des Menschen bezüglich des Jenseits ihn mit derartigen Sünden beflecken wird;
  4. Erwähnung von Beispielen bezüglich der Zeichen der Macht Gottes am Himmel und auf der Erde, die die Existenz des Jenseits und des Lebens nach dem Tod begründen;
  5. Erklärungen über einige andere Ereignisse am Tage des Gerichts und über das Schicksal der Missetäter gegenüber Gott sowie die Belohnung der Gerechten;
  6. Betonung des Aspekts, dass niemand weiß, wann der Tag des Gerichts stattfinden wird, aber dass er sicherlich nahe ist.[5]

Ausdehnung der Erde (Dahw al-Ard)

Hauptartikel: Dahw al-Ard

In Vers 30 der Sure an-Naziʿāt wird die Ausdehnung der Erde (Dahw al-Ard) erwähnt. Es bezieht sich auf das Erscheinen der Länder der Erde aus dem Wasser.[6] Nach einigen Überlieferungen und alten islamischen Quellen waren alle Länder der Erde zuerst unter Wasser, dann tauchten sie langsam aus dem Wasser auf.[7] Auch in einigen Hadithen und historischen Büchern wird erwähnt, dass der erste Ort auf der Erde, der aus dem Wasser auftauchte, das Land von Mekka oder der Kaʿba war.[8] Laut Hadithen und Rechtsbüchern geschah Dahw al-Ard am 25. Ḏu al-Qa'da und es wird empfohlen, an diesem Tag zu fasten.[9]

Bekannte Verse

In diesen Versen wird das Schicksal der Bewohner des Paradieses und der Hölle beschrieben. In der Auslegung dieser Verse wird erwähnt, dass die Bevorzugung dieser Welt gegenüber dem Jenseits und die Befolgung der fleischlichen Begierden zu den Zeichen der Rebellion gegen Gott gehören und der Kampf gegen die fleischlichen Begierden ein Zeichen der Furcht vor dem Status Gottes ist.[10]

Gesagt wird auch, dass der Grund für den Ungehorsam des Menschen gegenüber Gott die Eitelkeit ist, entstanden durch den Mangel an Wissen über Gott und über seine Position. Im Gegensatz dazu führt die Kenntnis über Gott zu Furcht vor dem Ungehorsam gegenüber ihm und zur Herrschaft über fleischliche Begierden.[11] In den Hadithen von Imam as-Sadiq (a.) wird über den Vers "der, der Ehrfurcht hat, vor seinem Herrn zu stehen", erwähnt, «eine Person, die weiß, dass Gott sieht und hört, was er sagt und tut, es hindert ihn daran, schlechte Taten zu begehen, und er ist die Person, die die Stellung seines Herrn ehrt».[12]

Vorzug der Sure

Hauptartikel: Vorzüglichkeiten der Sure

In den Überlieferungen werden viele Verdienste für das Rezitieren der Sure an-Naziʿāt erwähnt, einschließlich des Punktes, dass die Berechnung der Taten des Rezitators am Tage des Gerichts so kurz sein wird wie die Zeit, die benötigt wird, um eines der obligatorischen Gebete zu verrichten und er ins Paradies eintreten kann[13] und dass er nicht allein im Grab und am Tage des Gerichts ist; vielmehr wird diese Sure stets sein Begleiter sein, solange bis er das Paradies betritt.[14] Er wird diese Welt zufrieden verlassen, wird zufrieden auferstehen und wird zufrieden ins Paradies eintreten.[15] In einigen Hadithen werden auch Vorteile für das Rezitieren dieser Sure erwähnt, wie zum Beispiel, dass er bei seiner Begegnung mit dem Feind ungesehen bleibt. Sicherheit vor den Übeln bösartiger Menschen zu haben[16] und Gift aus seinem Körper auszuscheiden.[17]

Fußnoten

  1. Dānešnāmeh Qurʿān wa Qurʿānpajūhī, 1377 n.i.S., B.2, S.1261.
  2. Rāġib Iṣfahānī, Mufradāt Alfaẓ Qurʿān, "nazaʿa".
  3. Maʿrefat, Āmūzeš-e ʿUlūm-e Qurʿān, 1371 n.i.S., B.2, S.166.
  4. Dānešnāmeh Qurʿān wa Qurʿānpajūhī, 1377 n.i.S., B.2, S.1261.
  5. Makārem Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, 1371 n.i.S., B.26, S.71.
  6. Makārem Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, 1371 n.i.S, B.26, S.100-101.
  7. Marzūqī Iṣfahānī, Kitāb al-Azimna wa al-Amkina, 1417 n.H., S.35.
  8. Siehe: Ibn Ḥayūn, Šarḥ al-Aḫbār, 1409 n.H., B.3, S.477; Scheich aṣ-Ṣadūq, Man lā Yaḥaḍaruhu al-Faqīh, 1413 n.H., B.2, S.241; Furāt Kūfī, Tafsīr Furāt, 1410 n.H., S.185; Fākahī, Aḫbār Makka fī Qadīm ad-Dahr wa Ḥadīṯa, 1424 n.H., B.2, S.295; Qazw
  9. Scheich aṣ-Ṣadūq, Miṣbāḥ al-Mutahağğid, 1411 n.H., S.669; Scheich at-Tūsī, an-Nihāya, Beirut, 169.
  10. Tabātabāī, al-Mīzān, 1390 n.H., B.20, S.192.
  11. Makārem Šīrāzī, Tafsīr Nemūneh, 1371 n.i.S., B.26, S.126.
  12. Baḥrānī, al-Burhān, 1415 n.H., B.5, S.578.
  13. at-Tabrisī, Mağmaʿ al-Bayān, 1390 n.i.S., B.10, S.250.
  14. Muḥaddiṯ Nūrī, Mustadrak al-Wasāʿil, 1408 n.H., B.4, S.35.
  15. Scheich aṣ-Ṣadūq, Ṯawāb al-Aʿmāl, 1382 n.i.S., S.121.
  16. Siehe: at-Tabrisī, Makārim al-Aḫlāq, 1370 n.i.S., S.365.
  17. at-Tabrisī, Makārim al-Aḫlāq, 1370 n.i.S., S.365.

Quellenverzeichnis

  • Baḥrānī, Ḥāšim b. Sulaimān, al-Burhān fī Tafsīr al-Qurʾān, Qom, Muʾassise-ie Beʿṯat, 1415 n.H.
  • Furāt al-Kūfī, Tafsīr Furāt al-Kūfī, Muḥammad Kāẓim, Teheran, Wizārat-e Farhang wa Eršād-e Islāmī, 1410 n.H.
  • Ḫurramšāhī, Bahāʾ ad-Dīn, Dānešnāme-ie Qurʾān wa Qurʾānpajūhī, Teheran, Dūstān-Nāhīd, 1377 n.i.S.
  • Makārim Šīrāzī, Nāṣer, Tafsīr-e Nemūneh, Teheran, Dār al-Kutub al-Islāmīyya, 1371 n.i.S.
  • Maʿrefat, Muḥammad Hādī, Āmūzeš-e ʿUlūm-e Qurʾān, Qom, Markaz-e Chāp wa Našr-e Sāzmān-e Tablīġāt-e Eslāmī, 1371 n.i.S.
  • Marzūqī Iṣfahānī, Aḥmad b. Muḥammad, Kitāb al-Azmina wa al-Amkina, Khalīl ʿImrān Manṣūr, Beirut, Dār al-Kutub al-ʿIlmīyya, 1417 n.H.
  • Nūrī, Mīrzā Ḥusain, Mustadrak al-Wasāʾil, Beirut, Muʾassisat Āl al-Bait li-Iḥyāʾ at-Turaṯ, 1408 n.H.
  • Qazwīnī, Āthār al-Bilād wa Aḫbār al-ʿIbād, Beirut, Dār as-Ṣādir, 1998.
  • Aṣ-Ṣadūq, Muḥammad b. ʿAlī, Man lā yaḥḍuruh al-Faqīh, ʿAlī Akbar Ġaffārī, 2. Auflg. Qom, Daftar-e Našr-e Eslāmī, 1413 n.H.
  • Aṣ-Ṣadūq, Muḥammad b. ʿAlī, Ṯawāb al-Aʿmal wa ʿIqāb al-Aʿmāl, Ṣādiq Ḥasanzāda, Teheran, Armaġān-e Ṭūbā, 1382 n.i.S.
  • Tabātabāī, Muḥammad Ḥusain, al-Mīzān fī Tafsīr al-Qurʾān, 2. Auflg. Beirut, Muʾassisat al-Aʿlamī li-l-Maṭbūʿāt, 1390 n.H.
  • At-Tabrisī, Faḍl b. al-Ḥasan, Mağmaʿ al-Bayān, übersetzt ins Persische von Bīstūnī, Mashhad, Āstan-e Quds-e Raḍawī, 1390 n.i.S.
  • At-Tabrisī, Ḥasan b. Faḍl, Makārem al-Aḫlāq, 4. Auflg., Qom, aš-Šarīf ar-Raḍī, 1370 n.i.S.
  • At-Tūsī, Muḥammad b. al-Ḥasan, Miṣbāḥ al-Mutahajjid, Beirut, Muʾassisat Fiqh aš-Šīʿa, 1411 n.H.